Hilfe Zurück zur Hauptseite
Hilfe Beiträge der letzten 14 Tage zeigen
Hilfe Hilfe
Suchen Suchen
Benutzerliste Benutzerliste
Benutzergruppen Benutzergruppen
Profil Profil
Einloggen Einloggen
Registrieren Registrieren

Was ist nur aus der deutschen Rechtschreibung geworden? [1]

 
Neuen Beitrag schreiben   Auf Beitrag antworten    VRS Foren-Übersicht -> Literatur
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Dietrich Beck



Registriert seit: 07.03.2004
Beiträge: 4

Beitrag: Dienstag, 23. Okt. 2007 16:33    Titel: Was ist nur aus der deutschen Rechtschreibung geworden? [1] Antworten mit Zitat

Was ist nur aus der deutschen Rechtschreibung geworden … ?

Lieber Onkel Eric
, vor kurzem las ich das Buch „Die zahlreichen Leben der Seele“ von Brian Weiss (Goldmann-Verlag), und nach einer Weile entdeckte ich den Grund, warum das Lesen so flüssig und angenehm war: es war in der guten alten Rechtschreibung gedruckt. Zum Weiterverleihen bestellte ich mir ein weiteres – doch siehe da: dies war nun in der neuen Rechtschreibung erstellt, da es sich um eine spätere Edition handelte (ebenfalls Goldmann-Verlag). Schon bei dem ersten „dass“ war ich irritiert und enttäuscht. Und weitere Vergleiche der beiden Ausgaben bestätigten etwas, was ich schon vor einiger Zeit entdeckt hatte: die Rechtschreibung vor der Reform war nahezu genial, obwohl auch noch verbesserungswürdig. Gerade Sinn und Hintergrund der Zusammenschreibungen wurden mir beim Lesen nun noch bewußter, denn die richten sich schlicht nach der Betonung bzw. der beabsichtigten Akzentuierung.

Weshalb nur wurde dies bei den Reformbemühungen nicht erkannt? Da las man so oft lange und komplizierte Abhandlungen über „großschreiben“ und „groß schreiben“, „zusammensetzen“ oder „zusammen setzen“ usw., dabei ist es doch so einfach: aus der Betonung beim Sprechen ergibt sich die jeweilige Schreibweise, und dadurch ist dann auch sichergestellt, daß es entsprechend zurückgelesen wird. Ich hätte nun auch „sicher gestellt“ schreiben können, aber dann hätte ich ja zwei separat zu betonende Wörter gehabt, also auch mit Betonung auf „gestellt“.

Bitte gib mir eine Nachricht.

Liebe Chris, da hast Du absolut recht, und auch ich habe bei vielen Gelegenheiten wiederholt auf diese kausalen Zusammenhänge hingewiesen. Nur aus dem inneren Sprach- oder Sprechgefühl heraus kann man die korrekte Schreibweise ableiten. Genaue Regeln sind hierbei eigentlich nur Hilfsmaßnahmen, solange der Schreiber dies nicht erkannt hat. Denn sobald man auf die beim Sprechen erfolgende Betonung achtet, führt dies fast automatisch zur entsprechenden Schreibweise – vorausgesetzt, daß man korrekt gesprochen hat. Fast könnte man sagen, daß es sich hierbei um einen Bewußtseinsprozeß handelt.

Wo wir gerade beim „ß“ sind: ich vermute, daß Du auch diese Feinheit beim Lesen erkannt hast oder als nächstes danach gefragt hättest. Das kleine Wörtchen „daß“ springt einem wie ein Symbol als Ganzes schnell ins Auge und bewirkt, daß man flüssig weiterliest, ohne über das neue Doppel-s bei „dass“ zu stolpern. Und noch heftiger passiert letzteres ja bei Wörtern wie „Einlassschluss“ und sogar bei „bisschen“. Diese neue Schreibweise erinnert eher an das plattdeutsche „büschen“.

Ich würde mich freuen, wenn Du mir mal die beiden erwähnten unterschiedlichen Ausgaben ausleihen kannst, damit ich sie vergleichen kann. Irritationen oder Verzögerungen und Unterbrechungen beim Lesen sind eigentlich das schlimmste, was einem Editor passieren kann. Die nun neu vorgegebenen Schreibweisen haben aber genau das ausgelöst, ohne die angeblich davor vorhandenen Unsicherheiten beim Schreiben zu beseitigen; im Gegenteil: „das“ und „dass“ werden noch mehr als vorher verwechselt, und beim Lesen vermisse ich stets aufs neue das vertraute „ß“, was diesem Verwässern eine Grenze gesetzt hatte. Weshalb hatten da die Reformer so viele Probleme gesehen? Nun – weil sie sich vielleicht nie darum bemüht hatten und deshalb selbst nie herausfanden, wie all dies zusammenhängt. Oder waren sie einfach zu bequem dazu und setzten sich stattdessen mit mentalen Oberflächlichkeiten auseinander? Dennoch traurig und schade, denn unsere schöne deutsche Schrift oder Sprachschrift hat hierbei viel verloren …

Nimm doch mal in obigem Satz das Verb „zusammenhängt“ und schreib es auseinander: „zusammen hängt“ … na – siehst Du? Fast automatische wandert nun die ursprüngliche und in diesem Zusammenhang korrekte Betonung von zusammen auf zusammen und hängt …, was natürlich einen anderen Sinn ergibt. Hierbei muß ich also als Schreiber sehr auf der Hut sein, um durch jeweilige Zusammen- oder Auseinanderschreibung dem Leser zu signalisieren, welche Betonung hier angedacht ist. Unsere deutsche Schrift – ich meine diejenige vor der Reform – war hierbei so nuancenreich in ihrer Vielfalt. Daher gestatte mir den Hinweis: Laß Dich durch diejenigen neuen Regeln, die schlechter sind als es zuvor war, bitte nicht entmutigen und schreibe bitte so, wie Du es für richtig hältst.

Eigentlich impliziert jede korrekte Aussprache bereits die korrekte adäquate Schreibweise, und jeder, der korrekt ausspricht, könnte eigentlich auf sein Sprachgefühl vertrauen. Am besten macht man die Stichprobe und versucht, das Geschriebene noch einmal laut (!) zu lesen; hierbei kann man am besten erkennen, ob die Rechtschreibung mit der Sprechweise stimmig ist …

Bis zum nächsten Mal, Dein Onkel Eric

Lieber Onkel Eric, heißen Dank für Deine schnelle Antwort, dann bin ich also mit meiner Meinung doch nicht so allein und könnte fast vermuten, daß sehr viele Deutschschreibende da ihre kleinen oder großen Probleme haben. Wäre es denn utopisch, auch andere zu ermutigen, sich weiterhin auf ihr Sprach- und Schreibgefühl zu verlassen und nicht auf die z.T. doch etwas absurden neuen Regeln? Meine Freundin meinte, das ginge nicht, denn die neue Rechtschreibung sei ein Gesetz … und ich dachte, es handele sich lediglich um Richtlinien und Regeln für die Schulen – leider …

Also, die beiden Bücher leihe ich Dir gerne, sie sind ohnehin vom Inhalt her revolutionär, sodaß man sie in wenigen Tagen durch hat. Und wie bereits gesagt: es ist so angenehm, wieder in der guten alten Schreibweise zu lesen. Weißt Du – ich mag mir gar keine Bücher mehr kaufen, die ausschließlich in der neuen Rechtschreibung geschrieben sind, und ich halte Ausschau nach Verlagen, die sich bislang da noch nicht politisch dirigieren lassen. Mir fiel auch auf, daß sehr viele Ausländer und auch ausländische Schulen durch die neue Rechtschreibung sehr irritiert und in einem erheblichen Maße verunsichert sind. Zumal ja nun viele Werke in zweierlei Schreibweisen auf dem Markt sind – sogar alte Schriftsteller, die doch da außen vor bleiben sollten …

In Deiner Antwort hattest Du das neu gelegentlich erscheinende dreifach-s erwähnt – also ich denke, daß das ganz schöner Quatsch ist; das hier früher verwendete „ß“ diente doch schon rein optisch zur Differenzierung (merke: das Auge ißt nicht nur mit, es liest auch mit – kleiner Scherz …) und führte automatisch zur richtigen Aussprache. Und auch zur richtigen flüssigen Lesweise, denke an die doofen (Entschuldigung) dreifach-l oder dreifach-f usw.; ich sehe gerade meinen Rolladen vor mir und überlege, weshalb ich nun Roll-laden sprechen soll oder etwa nicht? Denn die drei „l“ signalisieren mir dies, und wenn doch nicht, weshalb beließ man es dann nicht bei den zweien? Denn vor und hinter ihnen steht doch ein Vokal !?

Also bitte kläre mich und meine Freunde und Freundinnen hier auf, denn wir sind erneut in einige heiße Diskussionen eingetreten.

Bis bald, Deine Chris

Liebe Chris, paß auf, daß Du da Dir nicht auch Kritiker oder gar Feinde zuziehst, denn es ist doch erstaunlich, wie viele die neuen Schreibweisen gut oder (in Eurer Sprache) „cool“ finden, wohl aber nach meinen Beobachtungen vor allem, weil es dann so bequem ist: bereits jedes Handy hat ein sog. Rechtschreibprogramm – von Computern ganz abgesehen. Bei meinem PC habe ich es ausgeschaltet, und es ist lustig anzusehen, wenn dann die neuen Schreibweisen als falsch rot unterkringelt werden … doch geht dies bei neueren PC-Programmen auch noch?

Ferner spielt da eine gewisse Alibi-Funktion in der Allgemeinheit eine Rolle, denn trotz allen inneren Protestes kommt dann gelegentlich eine gewisse Angst vor der Obrigkeit zum Zuge oder gar Resignation: Wir können da ja doch nichts dran ändern. Daher nochmals mein Apell: Zivilcourage ist gefragt, um die guten Werte zu erhalten und zu bewahren. Kläre Deine Freunde über diese Zusammenhänge auf, und wer dann instinktiv spürt, wie er dieses oder jenes schreiben müßte, sollte dies sich zur Richtlinie machen. Letztlich kommt keiner ins Gefängnis, wenn er „falsch“ schreibt, denn dann wäre ja schon fast die ganze deutschsprachige Bevölkerung im Knast … (kleiner Scherz).

Sei behutsam bei Deiner Vorgehensweise, die geniale „alte“ Rechtschreibung zu verteidigen, aber sei auch konsequent! Denn von politischer Seite beobachtet man jetzt genau die Akzeptanz der „neuen“, nachdem man eigene Fehler bei der Durchsetzung erkannt hat – wenn auch kaum zugegeben oder eingestanden.

Und berichte mir gerne über Deine Ergebnisse, Dein Onkel Eric.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden
Beiträge vom vorherigen Thema anzeigen:   
Neuen Beitrag schreiben   Auf Beitrag antworten    VRS Foren-Übersicht -> Literatur Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Seite 1 von 1

 
Gehe zu:  







Powered by phpBB © 2001, 2002 phpBB Group