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Frankfurter Allgemeine Zeitung
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
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Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Dienstag, 04. Apr. 2006 18:29    Titel: Weit entfernt von der Einheitlichkeit der Sprache Antworten mit Zitat

Briefe an die Herausgeber

Weit entfernt von der Einheitlichkeit der Sprache

Zur Rechtschreibreform: Zweifellos ist durch die jüngsten Beschlüsse der Kultusministerkonferenz unter ungeheurem Aufwand eine nicht unwesentliche Milderung der Neuschriebgroteske bewirkt worden. Doch ist es ebensowenig zu bezweifeln, daß eine einigermaßen tolerable Lösung damit noch nicht erreicht ist; eine Lösung, die Aussicht hat, einer neuen Einheitlichkeit der deutschen Schreibung den Weg zu bahnen. Vielerlei Unfug „gilt“ nach wie vor; bei Groß- und Kleinschreibung (Du hast ganz Recht), bei der Dreikonsonantenschreibung, den idiotischen Volksetymologien (um von den auch im neuen Beschluß nicht behobenen Mängeln bei Zeichensetzung und Silbentrennung zu schweigen): Wollen wir künftig Gussstahl oder Flussschifffahrt schreiben? Schneuzen Sie sich durch die Schnauze? Kurz nach Ihrer Rückumstellung schrieb die F.A.Z. das Wort Missstand groß auf eine ganze Seite - als Beleg dafür, daß es so nicht gehe. Soll es auf Ihren Seiten nun fröhliche Wiederkehr feiern?

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat seinerzeit einen Kompromißvorschlag erarbeitet, angesichts der Machtverhältnisse, in dem ausgelotet worden ist, was zu ändern wäre, wenn es gälte, die Einheitlichkeit der deutschen Schreibung wiederherzustellen. Davon sind wir beim gegenwärtigen Stand noch weit entfernt. Es ist doch entweder Ignoranz oder Feigheit (oder beides), was den „Spiegel“ zu der Ausflucht brachte, von der „neuen, weitgehend alten“ Schreibung zu sprechen. Nach allem, was ich höre, werden sich die meisten (und vor allem die herausragenden) Schriftsteller und Wissenschaftler auch weiterhin an die bewährte Rechtschreibung halten. Vom Gros der Schreiber ganz abzusehen (falls sie sich nicht einem Schreibprogramm anheimgeben).

Ich halte es für sehr gefährlich, jetzt in den Chor derer einzustimmen, die meinen (oder zu meinen vorgeben), jetzt sei alles gut. Und ich finde die F.A.Z. hat eine besondere Verantwortung in dieser Frage, als die führende deutsche Tageszeitung und nach Ihrer frühzeitigen Rückumstellung. Wenn Sie jetzt den Pressionen. denen Sie sich vermutlich ausgesetzt sehen, nachgeben und einknicken, schrumpfen die Aussichten auf Wiederherstellung einer einigermaßen passablen und einheitlichen Schreibung, was die absehbare Zeit angeht - und der Prozeß der allmählichen Rückbildung, der ja ständig im Gange ist, verlängert sich weiter ins Unendliche.

Professor Dr. Christian Meier, ehemaliger Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Hohenschäftlarn

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom Dienstag, 4. April 2006
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Erika Ciesla



Registriert seit: 27.11.2005
Beiträge: 32
Wohnort: 68167 Mannheim

Beitrag: Samstag, 08. Apr. 2006 17:29    Titel: Ausgerechnet die »SS-Runen« sollen gut sein? Antworten mit Zitat

Mitnichten ist diese angeblich neue S-Schreibung Nach Heyse (von 1829, frühes 19. Jahrhundert) das Sahnestückchen der RSR, denn gerade diese S-Schreibung führt, allen Dementi zum Trotz, zu einer erhöhten Fehlerhaftigkeit. Falsche Schreibungen wie Hinderniss und Blaßmusik oder Erlaubniss und Graßnarbe, et cetera, sind hierfür geradezu symptomatisch. Auch dieser Aspekt der RSR ist darum wert, daß er auf dem Kompost entsorgt wird, denn er tauget nicht!

Daß dennoch (unter anderem auch) der Herr Zehetmair in stoischer Sturheit diese sogenannte neue (alte!) S-Schreibung für gut hält, und schon jetzt lauthals proklamiert, daß diese niemals zurückgenommen werden wird, hat allerdings Methode. Wie kein anderes Merkmal ist diese S-Schreibung signifikant für die RSR, sie ist sozusagen das Parteiabzeichen der Reformisten; damit bekennen und daran erkennen sie sich.

Und umgekehrt? Ja, auch ich lese einen Text für gewöhnlich nicht weiter als bis zum ersten »dass, dann werf’ ich’s weg, ohne den Rest gelesen zu haben. Alle anderen Reformelemente kümmern mich relativ wenig, denn nach mittlerweile fünf Korrekturen ist das meiste davon ohnehin schon längst wieder kassiert, oder zumindest der Beliebigkeit anheim gegeben. In diesem Kontext, Die nächste Sitzung des Rates ist für September angesetzt, weitere Korrekturen sind also zu erwarten. Nur um die (pardon!) »SS-Runen« wird, das glaube ich, ein heißer und widerlicher Kampf entbrennen, denn wie gesagt, das ist die Fahne, die von den Reformisten selbst auf die Gefahr des eigenen Untergangs bissig verteidigt wird.

Aber als denkender Mensch fragt man sich natürlich: warum? Wäre es denn nicht logisch, daß man verwirft, was sich nicht bewährt? Im Prinzip ja, aber, gerade weil diese S-Schreibung eine so hohe Signalwirkung hat, steht und fällt mit dieser die Reform im ganzen, denn an dem Tag, an dem die heysesche S-Schreibung fällt, ist diese Reform daselbst sowas von tot, töter geht es gar nicht mehr.

Der Herr Zehetmair, der sich heute (ach wie nett!) als sanfter Kritiker aufplustert, war selbst maßgebend am Zustandekommen dieser Reform beteiligt. Auch ihn wird man im Falle eines Falles also fragen müssen, warum man das alles getan, wofür man das viele Geld verplempert hat, und ob es nicht klüger gewesen wäre, die Knete statt dessen in die Schulen zu stecken, damit sich unsere Schüler bei PISA nicht so hundserbärmlich blamieren müssen!?

Herzliche Grüße aus Mannheim, ... Erika Ciesla


PS. Ich wohne nur hier, ich war das nicht!

Guckstdu: http://www.erika-ciesla.de/rsr-v6.html
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Ulrich Brosinsky



Registriert seit: 09.08.2004
Beiträge: 155
Wohnort: Weinstadt

Beitrag: Mittwoch, 12. Apr. 2006 00:54    Titel: Glosse: Ein Fiasko Antworten mit Zitat

Glosse Politik
Ein Fiasko


30. März 2006 Nm. Der "Rat für deutsche Rechtschreibung" ist berufen worden, um die völlig mißglückte Rechtschreibreform von 1996 zu reformieren mit dem Ziel, "die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren und die Rechtschreibung .. . im unerläßlichen Umfang weiterzuentwickeln". An diesen Zielen gemessen, ist er gescheitert. Zwar wurde ein Teil des groben Unfugs aus dem Jahr 1996 verhindert, aber der Preis dafür sind immer mehr Varianten - von einer einheitlichen Rechtschreibung kann keine Rede mehr sein. Warum die Neuschreibungen in der jetzt von den Ministerpräsidenten verabschiedeten Reform der Reform "unerläßlich" sein sollen, bleibt das Geheimnis der Reformer. Für die Politik ging es nur noch darum, ein Projekt durchzuboxen, das irgendwann einmal begonnen wurde - niemand weiß oder versteht heute mehr, warum dies eigentlich geschah. Der Ministerpräsident von Niedersachsen, Wulff, beklagt "ein einziges Fiasko" und will die Politik aus der Weiterentwicklung der Rechtschreibung künftig heraushalten. Das sind richtige Einsichten. Die einzig richtige Konsequenz daraus wäre allerdings gewesen, das ganze Unternehmen abzublasen.

Text: F.A.Z., 31.03.2006, Nr. 77 / Seite 12

Gefunden in FAZ.NET
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Manfred Riebe



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Beitrag: Freitag, 14. Jul. 2006 15:15    Titel: Wechselt die FAZ zum 1. August die Rechtschreibung? Antworten mit Zitat

Wechselt die FAZ zum 1. August die Rechtschreibung?

Wird die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 1. August 2006 zur sogenannten Neuregelung zurückkehren?

Da die FAZ selber noch nichts hat verlauten lassen, handelt es ich bei allen bisherigen Meldungen wohl doch nur um Spekulationen.


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Dienstag, 18. Jul. 2006 08:27, insgesamt 7mal bearbeitet
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Sigmar Salzburg



Registriert seit: 30.06.2004
Beiträge: 42

Beitrag: Samstag, 15. Jul. 2006 07:42    Titel: Appell an die FAZ Antworten mit Zitat

Appell an die FAZ, bei der klassischen Rechtschreibung zu bleiben

Die Bürgerinitiative „WIR gegen die Rechtschreibreform“, Landesgruppe Schleswig-Holstein, appelliert an die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, bei klassischen Rechtschreibung zu bleiben.
Unterstützt wird der Aufruf von Schriftstellern, Literaturwissenschaftlern und Lehrern, u.a. dem Schriftsteller Günter Kunert, auch als Präsident des PEN-Clubs deutschsprachiger Autoren im Ausland.
Gerichtet ist der Appell an die Herausgeber Werner D’Inka, Berthold Kohler, Günther Nonnenmacher, Frank Schirrmacher, Holger Steltzner.

Er hat folgenden Wortlaut:


Sehr geehrte Herren,

mit Sorge verfolgen wir Gerüchte, nach denen die Frankfurter Allgemeine Zeitung, bisher ein Bollwerk gegen die unsägliche „Rechtschreibreform“, diese nun doch in der Gestalt des Trojanischen Pferdes übernehmen könnte, das der Ex-Kultusminister Zehetmair mit dem Rat für deutsche Rechtschreibung aufgezäumt hat. Als Wortführer der Mehrheit der 885511 Bürgerinnen und Bürger in Schleswig-Holstein, die im Volksentscheid die Rechtschreibreform abgelehnt haben, bitten wir Sie, diesen Schritt nicht zu unternehmen.

Bisher begegneten sich Ihre Texte mit denen unserer großen Schriftsteller und Literaten auf gleicher Augenhöhe. Der Beifall der gebildeten Nation anläßlich Ihrer Rückkehr zur Kulturrechtschreibung war überwältigend. Wollen Sie Ihren klugen Autoren und Lesern noch einmal jene staatlich verordnete Orthographie zumuten, die von der großen Mehrheit der deutschsprachigen Intellektuellen und zugleich auch von der großen Mehrheit des deutschen Volkes weiterhin abgelehnt wird?

Eine Orthographie, die von in- und ausländischen Schriftstellern wie Enzensberger, Goldschmidt, Grass, Gustafsson, Jelinek, Konrad, Kunert, Lenz, Mulisch, Muschg, Nadolny, Nooteboom, Süskind, Walser mit dem Urteil verworfen wird, sie sei „minderwertig und erschwer(e) den präzisen sprachlichen Ausdruck“.

Eine von Ideologen, Bürokraten und Verlagen aus durchsichtigen Gründen propagierte und schließlich aus angeblicher „Staatsräson“ durchgesetzte Orthographie, die – weil ohne Überzeugungskraft und Stringenz – zu immer neuen Varianten und damit weiteren Verwirrungen führt und die mittlerweile die für eine Kultursprache so lebenswichtige Einheitlichkeit, Verläßlichkeit und Kontinuität der Rechtschreibung zerstört hat.

Das Bundesverfassunggericht urteilte 1998: „Das Ziel, das Erlernen richtigen Schreibens durch Vereinfachung der Rechtschreibregeln und Schreibweisen zu erleichtern, ist ein Gemeinwohlbelang, durch den die Neuregelung verfassungsrechtlich hinreichend gerechtfertigt ist“.

Die „Erleichterungen“ sind nicht eingetreten, und die Bürger haben dieser „Reform“ auch keinen Gemeinwohlbelang zuerkannt. Spätestens seit dem 27. September 1998, dem Tag des repräsentativen Volksentscheids in Schleswig-Holstein, waren daher die Betriebsamkeiten der Länderregierungen zur Durchsetzung der Rechtschreibreform – einschließlich der Annullierung des Volksentscheids – „verfassungsrechtlich“ nicht „hinreichend gerechtfertigt“. Dies werden auch unsere noch laufenden Gerichtsverfahren erkennen lassen. Ihre Standhaftigkeit wäre dabei eine Hilfe. Das Verbot des traditionellen Schreibens an den Schulen kann keinen Bestand haben.

Ihr sichtbares Eintreten für die bewährte Rechtschreibung verdient größte Hochachtung. Es wäre ein weiterer großer Verlust für die deutsche Sprachkultur, wenn Sie sich durch die halbherzigen Zugeständnisse des Rechtschreibrates veranlaßt sehen könnten, die von Anfang an und in all ihren Teilen mißlungene und darum fortzeugend immer neue Varianten und Verschlimmbesserungen gebärende Reform doch noch zu übernehmen.

Wir bitten Sie daher im Namen der deutschen Sprachkultur nachdrücklich:
Bleiben Sie bei der klassischen Rechtschreibung!

Für die Bürgerinitiative „WIR gegen die Rechtschreibreform“ Schleswig-Holstein:

Prof. Dr. Heinz-Günter Schmitz, Prof. Dr. Hubertus Menke, Dr. Walter Rix, Dr. Ulrich Kliegis, Anneliese Djalili, Ralf Joachimi, Sigmar Salzburg,

sowie die Literaturwissenschaftler Dr. Jörg Joost, Dr. Gerhard Schildberg-Schroth

und der Schriftsteller Günter Kunert, auch als Präsident des PEN-Clubs deutschsprachiger Autoren im Ausland.
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Manfred Riebe



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Beitrag: Freitag, 21. Jul. 2006 10:58    Titel: F.A.Z. vertagt offenbar Einführung der Rechtschreibreform Antworten mit Zitat

F.A.Z. vertagt offenbar Einführung der Rechtschreibreform

Offenbar ist die F.A.Z. davon abgerückt, ab dem 1. August dieses Jahres reformiert zu schreiben, und hat den neuen Stichtag auf den 1. Januar 2007 verlegt. Das lassen Kreise verlauten, die gewöhnlich gut unterrichtet sind. In den letzten Tagen hatte es zahlreiche Appelle an die F.A.Z. gegeben, nicht den Widerstand gegen die mißglückte Reform aufzugeben. Eine Flut von Abonnementkündigungen war erwartet worden. Heute und morgen erscheinen im Feuilleton der F.A.Z. sorgfältige Besprechungen der neuen Wörterbücher von Bertelsmann und Duden. Verfasser ist der Reformkritiker Theodor Ickler.

Deutsche Sprachwelt vom 20. Juli 2006
_______________________________

Anmerkungen:

Die ganzseitigen Artikel von Theodor Ickler in der gestrigen und heutigen FAZ werden hoffentlich einigen Verantwortlichen die Augen öffnen.
Heute auf
Seite 1: Neue Wörterbücher sind für die Schule nicht geeignet.
Seite 10: Fremde Federn - Christian Meier: Erster August
Seite 37: Theodor Ickler: Noch nicht einmal der Duden hält sich an den Duden

Warum kommt mir nur an das Bild der drei Affen in den Kopf, wenn ich an das Gros der Politiker und Journalisten denke? Die FAZ hat sich dagegen ihre kritische Haltung bisher bewahrt.
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Manfred Riebe



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Beitrag: Montag, 24. Jul. 2006 18:58    Titel: Christian Meier: Erster August Antworten mit Zitat

FREMDE FEDERN: Christian Meier

Erster August

Der erste August, einstmals im Gedächtnis der Deutschen als Beginn des Ersten Weltkriegs, ist seit 1998 ein Datum, an dem die Rechtschreib“reform“ sei es an der Schule eingeführt (1998), sei es von Zeitungen übernommen (1999), sei es von Zeitungen verabschiedet (2000) wird. 2005 wurden die meisten der neuen Schreibungen für die Schulen verbindlich gemacht. Jetzt geschieht dies mit dem Rest. Und auch der Springerverlag stellt wieder einmal um.

Die Bilanz der „Reform“ ist niederschmetternd. Geht man in eine Buchhandlung und treibt sich dort nicht gerade unter Schul- oder Kochbüchern herum, sondern unter Schriftstellern und Gelehrten, so findet man nach wie vor überwiegend die bewährte Schreibung, und es ist nicht abzusehen, daß sich daran so bald etwas ändert.

Eigentlich sollte die „Reform“ inzwischen weniger anstößig geworden sein. So hatte es sich jedenfalls der Vorsitzende des Rats für Rechtschreibung, Hans Zehetmair, vorgenommen. Einiges, so die Getrennt- und Zusammenschreibung, hat er ja auch verändert. Anderes, so die Groß- und Kleinschreibung, steht noch aus. Und zweifellos harren noch haarsträubende Mißgriffe wie die Drei-Konsonanten-Regelung (Flussschifffahrt, Schlammmassen etc.), die vor 150 Jahren dank Jacob Grimm schon einmal abgeschafft wurden, sowie die „belämmerten“ Volksetymologien ihrer Revision. Man hätte darauf warten können. Denn der Beschluß der Kultusministerkonferenz (KMK) vom 30. November/ 1. Dezember 1995 sieht ausdrücklich vor: „Sollte sich herausstellen, daß die Übergangsfrist zu großzügig oder zu eng bemessen ist, wird eine Veränderung der Frist durch die KMK in Aussicht genommen.“

Rückblickend wird deutlich, welch raffiniertes Manöver da über die Bühne gegangen ist. Man ersetzt die bisherige Kommission durch eine neue, wobei zahlreiche Mitglieder der alten auch in der neuen sitzen. Man trifft Vorsorge, daß die Mehrheit aus Reformanhängern besteht. Um deren Position noch besser abzusichern, müssen Beschlüsse mit Zweidrittelmehrheit angenommen werden. Um gelten zu können, müssen sie dann noch von der KMK gebilligt werden.

So können einige besonders anstößige Gravamina behoben werden - als erster Schritt zur Reform der Reform. Der Ratsvorsitzende läßt sich auf einen weiteren Trick ein. Es wird verfügt, Anfang März müsse klar sein, was nun gilt; strittig sei nur die Getrennt- und Zusammenschreibung, und die ist geregelt. (Womit die Minister gut demokratisch nicht nur darüber, „verfügen“, was gilt, sondern auch darüber, was strittig ist.)

So wird die unvollständige „Reform der Reform“ zum Ganzen gemacht. Der Ratsvorsitzende und etwa die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, auf die er sich unwidersprochen in aller Öffentlichkeit beruft, merken gar nicht, daß der erste schon der letzte Schritt sein soll, soweit es nach den Ministern geht. Und sie wissen natürlich auch nicht, daß die beschlossenen Änderungen im jetzt erscheinenden Duden zum Teil schon wieder zurückgenommen werden.

Der Ratsvorsitzende, der offenbar doch weniger ein reuiger Sünder als ein, wie landesüblich, wenig couragierter Politiker ist, kann erklären, was er will. Die Zeichen sind eindeutig: Soweit es nach den Ministern geht, soll die Schreibung so, wie sie jetzt ist, bleiben. Gleichwohl entblödet er sich nicht, überall herumzuschreiben und herumzutelefonieren, damit alle Zeitungen und alle Schriftsteller sich künftig darauf einlassen.

Die Akademie versucht Schadensbegrenzung, beschließt am 11. Mai eine kurze Resolution: „Die inzwischen erfolgte Reform der Rechtschreib,reform` ist zwar zu begrüßen. Doch enthält die neue Schreibung noch so viele gravierende Mängel, daß auf ihrer Basis die Wiederherstellung einer überwiegend einheitlichen Schreibung nicht gelingen kann. Es empfiehlt sich daher keineswegs, diese durchaus unbefriedigende Lösung als die längerfristig gültige anzusehen. Es würden dadurch die notwendigen weiteren Reformen sehr erschwert.“

Da nun aber die vorliegende Version der „Reform“ die endgültige sein soll, besteht gar keine Aussicht darauf, daß die Einheitlichkeit der deutschen Schreibung in absehbarer Zeit sich wieder einstellen wird. Weithin werden die alten und, wie deren Erklärung zeigt, die wichtigsten jungen Schriftsteller wie die meisten Wissenschaftler an der bewährten Schreibung festhalten. Und ohnehin werden noch lange 99 Prozent der deutschen Literatur ihren Lesern in dieser Schreibung erscheinen.

Das Bundesverfassungsgericht hat in der Begründung seiner, gelinde gesagt: nicht unproblematischen Entscheidung zur „Reform“ 1998 erklärt, „nach derzeitigem Kenntnisstand“ sei die ministerielle „Prognose, daß die Rechtschreibreform die notwendige allgemeine Akzeptanz finden werde“, nicht zu beanstanden. Was immer es für Kenntnisse hatte: An prognostischer Kapazität hat es offenkundig gehapert. Aber eben wegen der fortgesetzten Beratungsresistenz und Unbelehrbarkeit der Minister ist ganz ausgeschlossen, daß diese Schreibung, so wie sie ist, sich durchsetzen wird. Der Rat für Rechtschreibung muß, auch wenn es nicht genehm ist, seine Arbeit wiederaufnehmen oder durch einen anderen Rat ersetzt werden. Ganz an der Wissenschaft und ganz an Schriftstellern, Gelehrten und der Mehrheit der Schreiber kann man solche Schreibung auf die Dauer nicht behaupten. Es wird also immer wieder neue Umstellungen geben, immer wieder neue völlig überflüssige Kosten und Arbeit - bis am Ende vielleicht doch eine Schreibung sich herausstellt, die Zukunft hat.

Der Verfasser ist Althistoriker und ehemaliger Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 167 vom 21. Juli 2006, Seite 10 - Fremde Federn
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Manfred Riebe



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Beitrag: Samstag, 02. Dez. 2006 10:53    Titel: Die neue Hausorthographie der FAZ Antworten mit Zitat

Die neue Hausorthographie der FAZ

Pressespiegel
____________

F.A.Z. paßt Rechtschreibung an

F.A.Z. FRANKFURT, 1. Dezember. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung und FAZ.NET werden ihre Rechtschreibung zum 1. Januar 2007 den in den Schulen gebräuchlichen Schreibweisen weitgehend anpassen. Die Redaktion wird dabei nach Möglichkeit die wieder zugelassenen Schreibweisen der bewährten Rechtschreibung verwenden. Dieser Schritt dient der Einheitlichkeit der Rechtschreibung. Er wurde möglich, weil Einwände der Reformgegner im reformierten Regelwerk berücksichtigt wurden. Diese Entscheidung ist mit dem „Spiegel“ und mit der „Süddeutschen Zeitung“ abgestimmt.
Die Reform der Rechtschreibreform erlaubt in den meisten Fällen wieder die Verwendung bewährter Schreibweisen, wie sie vor der Reform gebräuchlich waren und außerhalb der Schulen immer noch gebräuchlich sind. In zahlreichen Fällen nennen die Wörterbücher mehrere zulässige Varianten, wobei die Redaktion des „Wahrig“ in der Regel die bewährten Schreibweisen empfiehlt, während die Duden-Redaktion entgegen den Empfehlungen des Rates für Rechtschreibung überwiegend der reformierten Schreibweise den Vorzug gibt. In Zweifelsfällen werden sich die F.A.Z. und FAZ.NET deshalb künftig vor allem an Wahrigs Wörterbuch „Die deutsche Rechtschreibung“ orientieren.

Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 281 vom Samstag, den 2. Dezember 2006, Seite 1

Die Ausnahmen

Aber auch dieses Nachschlagewerk hat leider nicht alle Unsinnigkeiten der Reform rückgängig gemacht. So sollen zum Beispiel „Greuel“ und „greulich“ künftig ausschließlich mit „äu“ geschrieben werden. Eine Unterscheidung zwischen einer ins Gräuliche spielenden Farbgebung und einer greulichen, also Abscheu erregenden Tat wäre damit nicht mehr möglich. Die Reformer verweisen zur Begründung ihrer Fehlentscheidung auf die sogenannten Volks-Etymologien. Ihrer Ansicht nach haben sich irrtümliche Herleitungen eingebürgert, so daß nun falsche Schreibweisen zu folgen hätten.
Derartige Begründungen - und ihre Auswirkungen auf die Rechtschreibung - sind jedoch so unsinnig, daß wir in einigen Ausnahmefällen beschlossen haben, dem reformierten Regelwerk nicht zu folgen. Die Tabelle gibt eine knappe Übersicht über jene Fälle, in denen die Redaktion auch künftig von der reformierten Schreibweise abweichen wird. (F.A.Z.)

Nicht alles ändert sich

Reformierte Schreibweise > F.A.Z.-Schreibweise

behände > behende
einbläuen und verbläuen > einbleuen und verbleuen
gräulich und Gräuel > greulich und Greuel
leidtun > leid tun
nummerieren > numerieren
platzieren > plazieren
rau >rauh
Quäntchen > Quentchen
schnäuzen > schneuzen
Stängel > Stengel
Tollpatsch > Tolpatsch

Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 281 vom Samstag, den 2. Dezember 2006, Seite 2
_____________________________________________________

Kommentar
Um der Einheitlichkeit willen

Von Hubert Spiegel

Seit dem 1. August dieses Jahres gilt die reformierte Rechtschreibung an den deutschen Schulen. Ein großer Teil der Reformbefürworter betrachtet die Reform damit als abgeschlossen. Die Mannheimer Dudenredaktion wirbt für die neueste Ausgabe ihres Nachschlagewerkes mit dem Versprechen, die Neuregelung sei endgültig, und auf dem neuen Wahrig prangt der Ausruf „Endlich Sicherheit!“ Die Beteiligten wissen, daß dies nicht die ganze Wahrheit ist, aber sie wissen genau, wie der größte Wunsch der Sprachgemeinschaft beschaffen ist: Jeder, der mit Fragen der Rechtschreibung zu tun hat, wünscht sich nach langen Jahren des Streits und der Verwirrung nichts sehnlicher als ein klares und einheitliches Regelwerk. Das Hin und Her muß endlich ein Ende haben.

Dieser Wunsch geht über alle Gräben hinweg, er eint trotz allen Meinungsverschiedenheiten die Reformer wie die Anhänger der über Jahrzehnten bewährten Rechtschreibung. Erfüllen kann er sich jedoch nur, wenn alle Beteiligten die Einheitlichkeit der Rechtschreibung über die Einzelheiten stellen, die nach wie vor strittig sind. Deshalb wird diese Zeitung vom 1. Januar 2007 an ihre Rechtschreibung weitgehend dem Schulgebrauch angleichen. Sie tut dies, weil die Reform der Reform die bewährte Schreibweise in wesentlichen Teilen wieder für zulässig erklärt hat. Wer will, kann also weiterhin weitgehend der bewährten Rechtschreibung folgen, und diese Zeitung wird dies tun. Wo immer es möglich ist, wird sie auch in Zukunft die bewährten Schreibweisen anwenden. Damit ist gewährleistet, daß die Redaktion ihr wichtigstes Handwerkszeug, die Sprache und die Rechtschreibung, weiterhin so nutzen und einsetzen kann, wie ihre Arbeit es verlangt und wie unsere Leser es gewohnt sind.

Theorie und Praxis

Als diese Zeitung vor sechs Jahren von der 1999 eingeführten reformierten Schreibweise zur bewährten zurückkehrte, zog sie die Konsequenz aus den Erfahrungen, die sie ein Jahr lang mit der untauglichen neuen Rechtschreibung gesammelt hatte. Die Entscheidung war aber auch ein Zeichen, das sich gegen die Willkür richtete, mit der die Kultusminister und die von ihr in der zwischenstaatlichen Kommission inthronisierten Experten die Sprachgemeinschaft behandelten. Die Reform, die ohne jede Not, aber mit großem Ehrgeiz betrieben wurde, ignorierte vollständig, daß Sprache und Rechtschreibung sich organisch entwickeln und sich dabei nicht um die Vorgaben der Sprachwissenschaft kümmern. Daß es im Deutschen Schreibweisen gibt, deren Entstehung der Linguist nicht zu erklären vermag, ist ein Problem der Sprachwissenschaften und hätte es bleiben sollen. Es war ein Problem der Theorie. Durch die Reform wurde es jedoch zu einem Problem der Praxis: Plötzlich schien es jedermann zu betreffen.

Keine Reform, die in den letzten Jahrzehnten in diesem Land begonnen wurde, war so unnötig wie die Rechtschreibreform. Daher hat sie wie wenige andere Reformen die Gemüter erhitzt. Gibt es ein anderes Land der Welt, dessen Dichter darauf bestehen, daß ihre Texte in den Schulbüchern einer anderen Rechtschreibung folgen als jener, die in den Schulen gelehrt wird? Die ursprüngliche Reform hat sich weder bei den Schriftstellern noch in der Bevölkerung durchsetzen können.

Der größte Ansehensverlust

Deshalb haben die Kultusminister, ihre Niederlage insgeheim eingestehend, den Rat für Rechtschreibung ins Leben gerufen. Er sollte die gravierenden Mängel der Reform beheben und hat dies auch weitgehend getan, obwohl er überwiegend mit Reformbefürwortern besetzt wurde, die nun revidieren mußten, was sie zuvor beschlossen hatten. Die Einsicht, die hier vorliegt, ist jedoch vor allem die Einsicht in die Grenzen dessen, was Politik verfügen kann: Die Sprache liegt außerhalb der Zuständigkeit der Politik. Daß die Kultusministerkonferenz dies nicht hinnimmt, hat ihr den größten Ansehensverlust eingetragen.

Und noch immer ist die Einheitlichkeit unserer Rechtschreibung, die uns als Ergebnis der Reform der Reform versprochen wurde, nicht wiederhergestellt, denn die Wörterbücher verzeichnen zahlreiche Varianten. So erlaubt der Duden zum Beispiel die Schreibweise „heute Früh“ ebenso wie die bewährte Schreibung „heute früh“.

Verantwortung gegenüber den Kindern

Der anhaltende Widerstand der meisten deutschen Schriftsteller und ihrer Verlage, die Not von Schülern, Lehrern und Eltern, die Proteste in den Medien und nicht zuletzt die Empörung in weiten Teilen der Öffentlichkeit - all dies hat dazu geführt, daß die Rechtschreibreform mehrfach reformiert wurde. Dies wäre ohne die unnachgiebige Haltung der Öffentlichkeit nie geschehen, und wir wissen, daß viele unserer Leser nach wie vor jeden Kompromiß in dieser Frage ablehnen. Im Privatleben ist eine solche rigorose Haltung aufrechtzuerhalten, denn privat kann auch weiterhin jedermann schreiben, wie er es für richtig hält.

Aber für eine Zeitung verhält sich die Sache anders: Wir fühlen uns auch den Kindern gegenüber in der Verantwortung, die in der Schule die reformierten Regeln erlernen müssen. Ihnen und allen anderen sind wir es schuldig, daß wir für die Einheitlichkeit der Rechtschreibung alles tun, was in unserer Macht steht. Deshalb hat diese Zeitung ebenso wie andere Blätter beschlossen, den Weg des Kompromisses zu gehen. Unsinnigen Regeln werden wir auch in Zukunft nicht folgen: Schreibweisen wie Stängel statt Stengel oder Tollpatsch statt Tolpatsch wird es auch in Zukunft in dieser Zeitung nicht geben. Nach jahrelangem Streit ist die Reform mit großem Aufwand meist wieder bei dem angelangt, was zu verbieten ihre Verfechter vor langen Jahren einmal angetreten waren: bei den bewährten Schreibweisen. Das ist beileibe kein Verdienst der Reformer.

Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 281 vom Samstag, den 2. Dezember 2006, Seite 1
http://www.faz.net/s/Rub7FC5BF30C45B402F96E964EF8CE790E1/Doc~E047E965CC4454EA7B2E8A813CAAC5061~ATpl~Ecommon~Scontent.html
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Manfred Riebe



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Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Samstag, 02. Dez. 2006 13:48    Titel: Eine schöne (Weihnachts)Bescherung der FAZ Antworten mit Zitat

Eine schöne (Weihnachts)Bescherung der FAZ
Die Kinder als lebender Schutzschild – ein geistiges Armutszeugnis und ein alter Hut
„Ein jahrelanger Rechtschreibkrieg“ steht bevor

Die kümmerlichen neuen F.A.Z.-Schreibweisen sind ein schnell und mit heißer Nadel gestrickter fauler Kompromiß als Alibi, d.h. eine neue Beliebigkeitsschreibung.

Die permanente „Rechtschreibreform“, ein Gaunerstück mit künstlichem Bedarf

Die WELT schrieb: „Politik gleicht eben der Rechtschreibreform: Ein Fehler, den alle begehen, wird schließlich als Regel und Wahrheit anerkannt.“(5) Die WELT warnte schon 1999 vor der Illusion, wir seien ein reiches Land und wies auf die Schuldenlast von 2,23 Billionen Mark hin, für die 81,1 Mrd. Mark Zinsen gezahlt werden müssen. Wie kommt es zu solch einer Schuldenlast? Gebhard Ohnesorge, der Geschäftsführer des Verbandes der hessischen Zeitungsverleger, nennt als Beispiel die „Rechtschreibreform“ und beklagt, daß die Politiker „Hunderte von Millionen Mark für eine völlig überflüssige Sache“ (6) zum Fenster hinauswerfen, anstatt zu sparen.

Wie geht solch ein Volksbetrug vor sich? Ein Beispiel: Zu Beginn der 30er Jahre schloß der Gangster Al Capone mit Tankstellen Verträge ab, wonach ihm ab einem bestimmten Datum von allen verkauften Autoreifen eine Provision zu zahlen war. Er schickte dann seine Komplizen los und ließ nachts bei Tausenden von Autos die Reifen durchschneiden. Die Autobesitzer waren gezwungen, neue Reifen zu kaufen. Al Capone kassierte Millionen. Er hatte „künstlich“ einen Bedarf geschaffen.

Dieses Gaunerstück wird noch weit übertroffen durch die sog. Rechtschreibreform, bei der scheinbar legal - aber ohne Rechtschreibgesetz - mit Hilfe der Schulen und der Zeitungen nicht nur ein ganzes Volk, sondern die ganze Welt gezwungen wird, neue Wörterbücher, neue Lexika, andere neue Bücher, Software usw. zu kaufen. Vgl. Kosten und finanzielle Hintergründe der Rechtschreibreform - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=433

Die deutsche Presse im orthographischen Stalingrad

Von 1996 bis 1999 waren viele Zeitungen und Magazine zu blöd, sich mit der Rechtschreibreform zu beschäftigen, obwohl es um ihr Handwerkszeug geht. Sie waren auf die Täuschungsmanöver der Rechtschreibreformer, der Kultusbürokraten und der Verlagslobby hereingefallen und hatten nicht sofort gemerkt, welchem Unsinn sie zugestimmt hatten, ohne die Leser zu fragen.

Da immer wieder von einem Rechtschreibkrieg gesprochen wird, von Glaubenskriegen, Kreuzzügen, einem orthographischen Waterloo bis zu einem Stalingrad, ein bildhafter Vergleich aus der Kriegsgeschichte: 1999 hatte der Marsch der deutschen Presse in das orthographische Stalingrad begonnen.

Dann kam bis 2000 allmählich das große Erwachen, als die Journalisten die Blödsinnigkeiten in die Praxis umsetzen mußten wie z.B. „Urin-stinkt“. Als die FAZ daraufhin zum 1. August 2000 rückumstellte, wurde der mögliche Erfolg der Presse über die Kultusminister leichtfertig verspielt, obwohl die erst jetzt nachgeholten Leserbefragungen die mangelnde Akzeptanz der Reform erneut vor Augen führten. Doch die anderen großen Zeitungen wollten in ihrem orthographischen Stalingrad aushalten. Man erinnert sich an das Jahr 1942/43: „Stalingrad grüßt die Heimat!“ Dann erfolgte am 6. August 2004 ein zunächst vielversprechender Ausbruchsversuch aus dem selbstverschuldeten Kessel, als der Springer-Konzern, der Spiegel und die Süddeutsche Zeitung ankündigten, auf die traditionelle Orthographie rückumzustellen, was aber nur der Springer-Konzern tat.

Dann kippte plötzlich der Springer-Konzern zum 1. August 2006 wieder um. Vgl.
Romanus Otte, Stellvertretender Chefredakteur: Wie wir künftig schreiben. In: WELT am SONNTAG Nr. 31 vom 30. Juli 2006 http://www.wams.de/data/2006/07/30/979175.html
Mathias Döpfner erhielt als Schmerzensgeld und Trostpflaster ein „großzügiges Geldgeschenk“ von der Mehrheitsaktionärin Friede Springer in Form von 680.000 Springer-Aktien, die sie ihm zum Vorzugspreis von 77 Euro pro Stück verkaufte: ein Geschenk von 19 Millionen Euro.
http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=4717#4717
Bestimmt heute ein Kaffeekränzchen aus Angela Merkel, Friede Springer und Liz Mohn über die deutsche Orthographie?
Vgl. David Korn: Wem dient Merkel wirklich? Mit ausführlichen Informationen über die Kreuz- und Querverbindungen der Kanzlerin und ihres engen Stabes zu Hintergrundkräften. 2. Auflage, München: FZ-Verlag, 2006, 127 S., ISBN 3-924309-76-0
Sind die Zeitungen deren Hampelmänner und Marionetten? Einen Wackelpudding kann man bekanntlich nicht an die Wand nageln.

Nun will auch die FAZ kapitulieren. Die Herausgeber der FAZ haben mit ihrer freiwilligen Selbstgleichschaltung „in eigener Sache“ nach dem Spruch: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?“ (Konrad Adenauer) ihren bisherigen Widerstand ad absurdum geführt und ihre Glaubwürdigkeit eingebüßt. Wo bleibt die Unabhängigkeit bzw. die Autonomie der FAZ-Herausgeber? Wie im Krieg mißbraucht man auch hier erneut die Kinder als lebenden Schutzschild. Sechs Jahre lang fühlte man sich nicht für die Kinder verantwortlich. Eine dümmere Ausrede als das Kindermärchen konnte man sich nicht einfallen lassen, um das Umfallen zu entschuldigen, ein geistiges Armutszeugnis. Spielen etwa die Interessen der großen Anzeigenkunden und finanzielle Abhängigkeiten eine Rolle? Dann könnte man auch hier sagen: Kommerz geht vor Kultur. Die Interessen der Leser, des Rechtschreibvolkes und sehr wahrscheinlich auch die Interessen der Journalisten wurden wieder einmal mißachtet.

Außerhalb des Kessels aber schreibt das Rechtschreibvolk und schreiben einige Zeitungen und viele Zeitschriften weiter wie bisher. Vgl.
* „Medien in traditioneller Orthographie“ - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=993 und
* „Zur Rolle der Medien“ - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=400 -.

„Ein jahrelanger Rechtschreibkrieg“ steht bevor

Der Rechtschreibreformer Horst Haider Munske mahnte: „Noch ist es nicht zu spät zu einer politischen Wende, zur Einsicht, daß die neuen Schreibregeln für Autoren und Leser unzumutbar sind und auch für Schüler nur Verwirrung stiften. Diese Reform ist mißlungen, weil sie die Träger deutscher Schriftkultur nicht beteiligt hat. Eine Pause tut not und eine gründliche Überarbeitung. Andernfalls steht uns ein jahrelanger Rechtschreibkrieg bevor. Dabei wird das noch verbliebene Ansehen deutscher Sprache außerhalb der deutschen Grenzen auf den Stand von Drittsprachen sinken.

Das Deutsche wird den Stempel der Europa-Untauglichkeit erhalten. Lieber werden sich Sprachlerner in aller Welt mit der viel schwierigeren Orthographie des Englischen und Französischen herumschlagen, da diese wenigstens eindeutig kodifiziert ist und ihre Tradition über Jahrhunderte bewahrt hat.“

Vgl. Munske, Horst Haider: Verfehlte Kulturpolitik - Rechtschreibreform: Wird die deutsche Sprache den Stempel der Europa-Untauglichkeit erhalten?. In: Kunst + Kultur vom 23. Januar 1998 - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=497#497

Die FAZ will kapitulieren. Dann aber wären die Sprachwahrerpreise der DSW unverdiente Vorschußlorbeeren. Ich meine, jetzt sollten die von der FAZ getäuschten Leser, die sie abonnierten, protestieren und notfalls ihre Abonnements kündigen.

Auf dem Markt der Rechtschreib-Beliebigkeiten werden seit 1996 Wörter von Verlagen im Rahmen permanenter gewinnbringender Rechtschreibreformen nach eigenem Gutdünken geändert. Politiker, Wörterbuchverlage und die Presse haben die einheitliche Orthographie Konrad Dudens zerstört. Die sogenannte Rechtschreibreform ist bereits seit 1998 auf Grund ihrer Mängel immer wieder implodiert, wie es auch die neue Beliebigkeitsschreibung - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=105 - zeigt u.a. auch in Gestalt der immer wieder geänderten Wörterbücher und der vielen Hausorthographien, und sie wird weiter implodieren.

Mit der Fokussierung auf die sprachlichen Aspekte der neuen Beliebigkeitsschreibung lenkt man ab von den demokratischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten der sogenannten Rechtschreibreform. Das Rechtschreibvolk ist der Souverän. Ein Beschluß des Deutschen Bundestages vom 26. März 1998 lautet: „Die Sprache gehört dem Volk.“ Die sogenannte Rechtschreibreform wurde an den den Parlamenten, d.h. den Volksvertretungen, und deren Haushaltsausschüssen vorbeigemogelt. Es gibt daher auch kein Rechtschreibgesetz. Jeder kann laut Urteil des Bundesverfassungsgerichtes vom 14. Juli 1998 so weiterschreiben wie bisher. Auch die FAZ könnte es. Das hat sie am 1. August 2000 bewiesen, als sie auf die traditionelle Orthographie rückumstellte. Warum vernageln die FAZ-Kanoniere plötzlich das Rohr ihres Sturmgeschütz der Demokratie, um den Geßlerhut der ss-Schreibung zu grüßen? Wir leben in einer Wirtschaftsdiktatur, einer Diktatur des Geldes.

Anstatt „orthographisches Stalingrad“ könnte man auch „Bankrott“ sagen. Die den Schulen aufgezwungene Rechtschreibreform bedeutet einen orthographischen, intellektuellen, demokratischen, ökonomischen und moralischen Bankrott. Die Ziele der Rechtschreibreformer wurden verfehlt:
1. Es gibt keine Vereinfachung der Rechtschreibung; denn die Fehlerzahl ist gestiegen.
2. An die Stelle einer „einheitlichen Rechtschreibung im deutschen Sprachraum“, wie sie in der Wiener Absichtserklärung http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=374 versprochen wurde, ist eine Beliebigkeitsschreibung getreten.

* „Es ist nie zu spät, Natur-, Kultur- und Sprachzerstörung, Entdemokratisierung, Korruption und Steuerverschwendung zu stoppen!“ (VRS)

* „Wenn andere glauben, man sei am Ende, muß man erst richtig anfangen!“ (Konrad Adenauer)

* „Im übrigen bin ich der Meinung, daß Karthago vernichtet werden muß.“ Ceterum censeo Carthaginem esse delendam. (Cato der Ältere)

* „Wer kämpft, kann verlieren! Wer nicht kämpft, hat schon verloren!“ (Bertolt Brecht)

* Ich sage: Es gibt mehr Leute, die kapitulieren, als solche, die scheitern. Erfolg hat man auf Dauer nur, wenn man nie aufgibt! Das Leben auf der Oppositionsbank erfordert Geduld.


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Mittwoch, 06. Dez. 2006 21:42, insgesamt 6mal bearbeitet
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Manfred Riebe



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Beitrag: Sonntag, 03. Dez. 2006 00:05    Titel: Kündigung eines FAZ-Abonnements Antworten mit Zitat

Kündigung eines FAZ-Abonnements: Wir lesen keine Gammelzeitungen
__________________________________________________________________________________________

Dietrich und Hilde Barth .......................................................................................... den 2. Dezember 2006
Markwiesenweg 46
72800 Eningen

Herrn
Frank Schirrmacher
- Herausgeber -
Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH

60267 Frankfurt am Main


Kundennummer: 5600383725; Auftragsnummer: 945590
Betrifft die fristlose, bereits am 27. März 2006 ausgesprochene „vorsorgliche“ Kündigung der Abonnements F.A.Z. und F.A.S. zum 1. Januar 2007


Liebe Herren Herausgeber der F.A.Z. und der F.A.S.,

unter Berufung auf unsere „vorsorgliche Kündigung zum Zeitpunkt eines „Schwenks“ der F.A.Z.-Redaktion von der klassischen Rechtschreibung zu einer reformierten Kompromi s s s chreibung“ kündigen wir hiermit endgültig beide Abonnements zum 01.01.2007. Da wir gewöhnlich keine verdorbenen Waren kaufen, werden wir auch keine Gammelzeitungen lesen, geschweige denn mit insgesamt 500 € im Jahr bezahlen!

Unser Abonnementsauftrag vom 27.07.2000 bezog sich auf eine der besten deutschen Zeitungen in der klassischen Orthographie, die auch Sie immer gut begründet angewandt haben. Wenn Sie mit den fadenscheinigen, schizophrenen Begründungen eines offensichtlichen Wendehalses Hubert Spiegel die Orthographie verderben und damit unseren Auftrag pervertieren, dann haben wir das Recht, von unserem Vertrag mit Ihnen fristlos zurückzutreten, zumal Ihre Handlung verfassungswidrig ist gemäß Urteil des BVerfG vom 14.07.1998 und gemäß Landesverfassung Artikel 58 des Landes Baden-Württemberg:
„Niemand kann zu einer Handlung, Unterlassung oder Duldung gezwungen werden,
wenn nicht ein Gesetz oder eine auf Gesetz beruhende Bestimmung es verlangt oder zuläßt.“

Ihren Werbeslogan „dahinter verbirgt sich immer ein kluger Kopf“ haben Sie ja nun mit der Berücksichtigung der Schulkinder gründlich ad absurdum geführt. Was ist denn das für ein „Kopf“ der sich hinter pisageschädigten, rechtschreibverwirrten Schulkindern „verbirgt“ und selber noch zur Verwirrung beiträgt mit willkürlicher Hausorthographie abseits der Schulschreibung bzw. des Wahrig? Es ist eine Schande, daß Sie „resignierend den Verfall kultureller Werte hinnehmen“ (Nonnenmacher in faz-net zum 1. August 2006) und vor allem mittragen.

Wir bitten Sie um die Bestätigung unserer Kündigung.

gezeichnet:
Dietrich Barth / Hilde Barth
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Manfred Riebe



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Beitrag: Sonntag, 03. Dez. 2006 19:12    Titel: In eigener Sache Antworten mit Zitat

Presseschau
__________

In eigener Sache

F.A.S. Frankfurt. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung wird ihre Rechtschreibung zum 7. Januar 2007 den in den Schulen gebräuchlichen Schreibweisen anpassen. Die Redaktion wird dabei, wo immer es möglich ist, die wieder zugelassenen Schreibweisen der bewährten Rechtschreibung verwenden. Dieser Schritt wurde möglich, weil der Rat für Rechtschreibung berechtigte Einwände der Reformgegner berücksichtigt hat. In einigen Fäillen, in denen dies bisher nicht geschehen ist, behält sich die Redaktion vor, weiterhin der bewährten Rechtschreibung zu folgen. Auch künftig wird es also weder „Stängel“ noch „Quäntchen“, sondern nur „Stengel“ und „Quentchen“ in der Zeitung geben. Diese' Entscheidung ist mit dem „Spiegel“ und mit der Süddeutschen Zeitung“ abgestimmt.

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) Nr. 48 vom Sonntag, den 3. Dezember 2006, Seite 2
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Manfred Riebe



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Beitrag: Sonntag, 03. Dez. 2006 19:36    Titel: Das Diktat der FAZ für Deutschland Antworten mit Zitat

Das Diktat der FAZ für Deutschland

Die FAZ scheint alles vergessen zu haben, auch ihre blaue Broschüre:

* Frankfurter Allgemeine Zeitung für Deutschland: Die Reform als Diktat. Zur Auseinandersetzung über die deutsche Rechtschreibung.
http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=3085#3085

Nun macht die FAZ das, was sie anprangerte, sie zwingt ihren Lesern eine Rechtschreibung auf, ein Rechtschreibdiktat der FAZ für Deutschland. Das ist blamabel. Was einheitlich ist, ist nun die Wirrschreibung, die Beliebigkeitsschreibung. Damit begeht die FAZ auch einen Verrat an ihren Autoren, z.B. Theodor Ickler und Christian Meier und ihren Redakteuren Kurt Reumann, Thomas Steinfeld und Heike Schmoll. Schade. Aber ihre Mühe war nicht ganz umsonst. Denn nun weiß man, daß die FAZ nicht mehr das Flaggschiff der deutschen Sprache sein wird, sondern daß die FAZ-Herausgeber sich opportunistisch verhalten und die Interessen der Leser und Redakteure verraten.

* Leserbriefe

Leserbriefe zur Rechtschreibreform wurden seit Monaten kaum noch abgedruckt. Man erhält keine Antwort. Werden die Leserbriefe als Ausdruck des Diktates künftig wieder in den Neuschrieb umgefälscht? Macht sich die große FAZ noch kleiner?

* Publikationen der FAZ-Herausgeber

Man kann auch fragen, bei welchen Verlagen die Publikationen der FAZ-Herausgeber erschienen und in welcher Orthographie. Es ist ja bekannt, daß Verlage hin und wieder ihre Autoren zum Druck in Neuschrieb nötigten....

* Frank Schirrmacher - http://de.wikipedia.org/wiki/Frank_Schirrmacher

Karl Blessing Verlag bei Random House = Bertelsmann

„Zum 1. Februar 1996 gründete Verleger Dr. Karl H. Blessing mit der Bertelsmann Buch AG den Verlag seines Namens. ... Am 12. März 2005 verstarb Karl Blessing ... Um diese Einzigartigkeit zu bewahren, hat die Verlagsgruppe Random House die verlegerische Verantwortung Ulrich Genzler übertragen, der den Verlag - neben seiner verlegerischen Tätigkeit in den Heyne Verlagen - im Sinne Karl Blessings weiterführen wird.“
http://www.randomhouse.de/blessing/about.jsp?men=459

Nun wäre noch zu prüfen, ob Schirrmacher sich jeweils die traditionelle Orthographie ausbedungen hat oder ob er sich den Bertelsmann-Vorschriften beugte.

* Geschäfte und Verbindungen der FAZ mit Bertelsmann

Die FAZ verkaufte im Zuge der Konzentration auf die Kernkompetenz im September 2005 ihre Buchverlage Kösel-Verlag und Deutsche Verlags-Anstalt mit dem Manesse Verlag an Random House.
http://de.wikipedia.org/wiki/Frankfurter_Allgemeine_Zeitung#Profil

Nicht immer verläuft das Ringen um die Wahrheit und das Profil ganz konfliktfrei. Im Oktober 2005 wurde Kritik laut, einer der Herausgeber, Günther Nonnenmacher habe den langjährigen festen freien Mitarbeiter und Brüssel-Korrespondenten der FAZ, Hajo Friedrich, dahingehend sanktioniert, dass dieser nicht mehr für das Politikressort schreiben durfte, wie er es bisher gelegentlich getan hatte, sondern nur noch für das Wirtschaftsressort, für das er ursprünglich engagiert worden war. Hajo Friedrich hatte in einem Artikel "Nebeneinnahmen im Zwielicht" vom 11.01.2005 den Europa-Parlamentarier Elmar Brok (CDU) und dessen Lobbyarbeit für den Medienkonzern Bertelsmann kritisiert. Nach einem Anruf von Brok bei Nonnenmacher habe der FAZ-Herausgeber und Leiter des Politikressorts mit der Redaktion in Brüssel gesprochen und darum gebeten "sich an die Aufgabenteilung zu halten." Quelle: http://www.eu-media.info/documents/S034-040.PDF

Dieser Eintrag gefiel nicht und wurde sofort von Nodutschke gelöscht.
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Frankfurter_Allgemeine_Zeitung&diff=24776690&oldid=24774967

Reaktion des Benutzers:62.206.18.218: „Augenscheinlich kommen dir andere WIKIPEDIA-User auf die Schliche! Es ist schon bemerkenswert, wie du dich im Sinne Bertelsmanns engagierst. Erhältst du einen monatlichen Scheck aus Gütersloh?“
http://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer_Diskussion:Nodutschke#Privatfeldz.C3.BCge_gegen_Bertelsmann_2


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Samstag, 09. Dez. 2006 12:43, insgesamt 3mal bearbeitet
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Manfred Riebe



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Beitrag: Mittwoch, 06. Dez. 2006 11:25    Titel: FAZ knickt ein Antworten mit Zitat

FAZ knickt ein

Wie von Beobachtern seit langem befürchtet, knickt die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ in der Frage der Rechtschreibung ein. Ab dem nächsten Jahr erscheint sie in einer Hausorthographie, die einer der derzeit kursierenden Varianten der Rechtschreibreform folgt. Das kündigte die Zeitung am 2. Dezember an. Diese Entscheidung sei mit dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ und mit dem Konkurrenten „Süddeutsche Zeitung“ abgestimmt worden, hieß es. Als letztes Ballen der Faust in der Hosentasche behält sich die FAZ vor, elf Wörter wie „behende“ oder „rauh“ im Widerspruch zur Reform nach bewährter Weise zu schreiben. Stolz präsentierte die Redaktion eine Tabelle mit diesen elf Widerstandswörtern. Die fehlerträchtige Heysesche Doppel-s-Regelung, als „Geßler-Hut“ der Reformschreibung bezeichnet, übernimmt die FAZ jedoch.

Mittlerweile erreicht die Abonnentenverwaltung in Frankfurt eine Welle von Kündigungen. Der DEUTSCHEN SPRACHWELT liegen zahlreiche Kündigungsschreiben enttäuschter Leser vor. Gegner der Rechtschreibreform bedauern, daß es mit dem Umfallen der FAZ nun schwieriger werde, Kritik an der Reform zu üben, da ein wichtiges Sprachrohr verlorengehe. Es wird erwartet, daß sich der Protest nun wieder stärker in alternativen Medien und in unabhängigen Wochenzeitungen äußern wird.

Besonders betroffen sind die Kritiker der Rechtschreibreform, daß sich die FAZ die Propaganda der Kultusminister zu eigen macht, aus Rücksicht auf die Kinder müsse man nun reformiert schreiben. Die Rechtschreibreformer hatten die Schüler gewissermaßen als Geiseln genommen, um die Reform in der gesamten Gesellschaft durchzusetzen. Mit der Einführung der Rechtschreibreform und dem darauffolgenden Chaos hatten sich die Rechtschreibleistungen in den Schulen weiter verschlechtert.

Mit dem Einknicken der FAZ ist dieses Chaos nicht vorbei. Nach wie vor gibt es keine einheitliche Regelung. Selbst die führenden Reformwörterbücher Duden und Wahrig widersprechen sich immer noch. Seit der letzten Nachbesserung der Reform im Namen Hans Zehetmairs haben sich die Widersprüche zwischen den Wörterbüchern sogar noch verstärkt. Zahlreiche Variantenschreibungen in Tausenden Fällen lassen den ratlos zurück, der sich nach den reformierten Regeln richten muß.

Der weitere Rückbau der Reform gilt als unausweichlich. Der Möglichkeit, diesen Prozeß als glaubwürdige Diskussionsplattform zu begleiten, hat sich die FAZ nun ohne Not beraubt.

pau (= Thomas Paulwitz), Deutsche Sprachwelt vom 5. Dezember 2006
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Beitrag: Mittwoch, 06. Dez. 2006 20:28    Titel: FAZ-Herausgeber verteidigt sich Antworten mit Zitat

FAZ-Herausgeber verteidigt sich

Zahlreiche Protestbriefe erreichen die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) für ihre Entscheidung, in der Frage der Rechtschreibreform einzuknicken. Der FAZ-Herausgeber Werner D’Inka verteidigt sich gegenüber den Lesern mit folgenden Worten:

Den Schritt, die Rechtschreibung in der Zeitung zum 1. Januar 2007 den in den Schulen gebräuchlichen Schreibweisen anzupassen, haben wir uns wirklich nicht leicht gemacht. Allerdings sind wir nach sorgsamer Abwägung davon überzeugt, daß wir die richtige Entscheidung getroffen haben.

Was wird sich in der Zeitung ändern? Am sichtbarsten wird die Doppel-S-Schreibung in Wörtern wie „dass“, „muss“ oder „Schluss“ sein. „Mess-Ergebnis“ läßt als Kuppelwort kein Mißverständnis zu, und ich persönlich ziehe es ohnehin vor, von der „Erhaltung des Schlosses“ zu schreiben als von der „Schlosserhaltung“. Zudem werden wir der Regel folgen, daß drei Konsonanten auch in den Fällen geschrieben werden, in denen es bisher zweien blieb (am „helllichten“ Tag) – Regeln also, die eher Konventionen sind. Ich darf darauf hinweisen, daß in den Konstellationen, da ein weiterer Konsonant folgte, wie in „Sauerstoffflasche“ oder „fetttriefend“, auch nach den „alten“ Regeln drei Konsonanten aufeinandertrafen. Wo es aber um Sinn und um Sprachnuancen geht, bleiben wir bei den bewährten Schreibweisen. Deshalb werden wir auch künftig auf dem Unterschied zwischen einem „vielversprechenden“ und einem „viel versprechenden Politiker“ bestehen. Denn nach jahrelangen Auseinandersetzungen haben die Reformgegner erreicht, daß der von der Kultusministerkonferenz eingesetzte Rat für Rechtschreibung zahlreiche Fehlentscheidungen der Reformer korrigiert hat. Es ist also wieder in vielen, ja sogar in den allermeisten Fällen möglich, die bewährten Schreibweisen anzuwenden. Das ist ein großer Erfolg, und er ist größer, als man nach dem Verlauf der Debatte in den letzten Jahren erhoffen durfte.

Der anhaltende Widerstand der meisten deutschen Schriftsteller und ihrer Verlage, die Not von Schülern, Lehrern und Eltern, die Proteste in den Medien, nicht zuletzt die Empörung in weiten Teilen der Öffentlichkeit angesichts einer anmaßenden Kultusbürokratie – all dies hat dazu geführt, daß die Reform mehrfach reformiert wurde. Deshalb scheint uns jetzt, ein halbes Jahr bevor die Übergangsfrist in den Schulen am 31. Juli 2007 abläuft, der Zeitpunkt gekommen, die Rechtschreibung in der Zeitung der Rechtschreibung in den Schulen anzugleichen. Unsinnigen Regeln werden wir freilich auch in Zukunft nicht folgen. Auch künftig wird es also weder „Stängel“ noch „Quäntchen“, sondern nur Stengel und Quentchen in Ihrer Zeitung geben. Desgleichen werden wir an einer Silbentrennung festhalten, die beispielsweise bei Fremd- oder Lehnwörtern deren Herkunft erkennen läßt: „Sub-stanz“, „Inter-esse“. Leute, die der „alten“ Rechtschreibung durchaus gewogen sind, sagen, daß es unter diesen Auspizien – also abgesehen von „ss“ oder „ß“ – beispielsweise im „Spiegel“ nur auf jeder dritten Seite zu einer neuen Schreibweise komme.

Wir wissen, daß viele unserer Leser jeden Kompromiß in dieser Frage strikt ablehnen. Im Privatleben ist eine solche rigorose Haltung möglich, denn privat kann zum Glück nach wie vor jedermann so schreiben, wie er es für richtig hält. Aber für eine Zeitung verhält sich die Sache anders: Wir tragen eine Verantwortung der Öffentlichkeit gegenüber, und zu dieser Öffentlichkeit zählen auch die Schüler. Wir sind den jungen Menschen schuldig, daß wir für die Einheitlichkeit der Rechtschreibung alles tun, was in unserer Macht steht.

Deshalb hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung sich gemeinsam mit den Redaktionen des „Spiegels“ und der „Süddeutschen Zeitung“ zu diesem Schritt entschlossen. Er entspringt dem Wunsch, endlich einen Schlußpunkt hinter diese überflüssigsten aller Reformen zu setzen. Unser Entschluß dient den Lesern ebenso wie der Redaktion. Er dient den Schülern, Lehrern und Eltern, und er dient der Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung, die von den Reformern ohne Not aufs Spiel gesetzt wurde.

Werner D’Inka
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Herausgeber

Deutsche Sprachwelt vom 6. Dezember 2006
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Günter Schmickler



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Beitrag: Dienstag, 26. Dez. 2006 11:12    Titel: Empfindsame Leser Antworten mit Zitat

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Ausgabe vom 24. Dezember 2006

Leserbrief von Karl Olbricht, Weimar

Empfindsame Leser

Zur angekündigten Anpassung der Rechtschreibung in dieser Zeitung

Es gab und gibt gute Gründe, Ihre Sonntagszeitung zu abonnieren und auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung fallweise zu kaufen. Ein solcher Grund entfällt demnächst, wenn die in den Schulen vorgeschriebene Schreibweise auch von Ihrem Blatt übernommen wird. Groß hatten Sie angekündigt, sich dagegen zu wehren. Jetzt drucken Sie schamhaft klein, daß Sie übernehmen, was – als Skandal für sich – vom Staat verordnet wurde. Nicht, daß die vorherige Orthographie ein Ideal hergäbe – eine Reform ist fraglos nötig, aber keine Pseudoreform. „Alt“ oder „neu“: man ist weit hinter vielem zurückgeblieben, was zum Beispiel 1974 und später zur besseren Neugestaltung in Betracht gezogen wurde. Ähnlich den DIN-Regeln in der Technik sind für die lebendige Sprache sicher – in Abständen zu ändernde – Normen vernünftig, deren Einhaltung allgemein zweckmäßig ist, doch sind ministerielle Schreibweisen-Vorschriften im wörtlichsten Sinne schwachsinnig, wie die tägliche Praxis ja beweist.
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