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Günter Schmickler
Registriert seit: 11.05.2003 Beiträge: 310 Wohnort: 53842 Troisdorf
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: Dienstag, 03. Okt. 2006 23:11 Titel: Das Problem mit den Problemen |
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In vergangenen Zeiten wurde unser Nachbar und Kollege, nennen wir ihn hier der Einfachheit halber „Herrn Müller“, des öfteren von Bauchschmerzen oder Zahnschmerzen heimgesucht. Heutzutage hat Herr Müller “Probleme mit dem Magen“ oder “Probleme mit den Zähnen“. Früher hing bei Müllers gelegentlich „der Haussegen schief“, man sagte dann auch, Müller „habe mal wieder Krach mit seiner Alten“. Der „Sprachwandel“ brachte es mit sich, daß die banalen Reibereien, zu denen es nicht nur bei Müllers, sondern auch in „besseren Familien“ immer wieder mal kommt, zu “Partnerschaftsproblemen“ aufgeblasen werden.
Ach ja, der Sprachwandel, nur wenige unserer Mitmenschen ahnen, was wir dem alles zu verdanken haben! Früher waren Müllers, wenn ´s auf Ultimo zuging, schlicht und einfach „knapp bei Kasse“. Heutzutage müssen Müllers regelmäßig im letzten Monatsdrittel ihre “Finanzprobleme überbrücken“. Dem leeren Portemonnaie wird durch das Zauberwort „Problem“ gewissermaßen der Armeleutegeruch genommen. „Problem“ – dem früher eher in der Wissenschaft beheimateten Wort haftet immer noch etwas „Erhabenes“ an. Noch vor 20 Jahren sagten meine Nachbarn in taktloser Direktheit, Frau Müller habe „auf den Pobacken ein paar Pfunde zuviel“. Heute drückt man das diskreter aus: Das etwas zu füllig geratene Hinterteil wird den “Problemzonen“ des Körpers zugeordnet. Die davon betroffenen Damen, so auch Frau Müller, müssen ihre Hot pants in Klamottenläden kaufen, die auch “Problemgrößen“ auf Lager haben.
Probleme, Probleme und nichts als Probleme, wohin man auch sieht und was immer man hört. Fast jede Stadt hat ihr Problemviertel, das von Menschen mit „Migrationshintergrund“ bewohnt ist. Kinder, die in der Schule “Probleme mit Deutsch und Matte“ haben, werden schnell zu “Problemkids“. Vor einigen Monaten trieb im bayrisch-österreichischen Grenzgebiet sogar ein “Problembär“ sein Unwesen. Und wenn man keine Probleme hat, so schafft man sich halt welche (siehe Rechtschreibreform). Schließlich müssen ja ungezählte „Arbeitskreise“ und „Expertengruppen“ mit Problemanalysen“ beschäftigt werden. Häufig kommt allerdings nichts als ein “Problemlösungsansatz“ zustande.
Nun habe ich – ehrlich gesagt mit einer gewissen Genugtuung – erfahren, daß es das „Problem mit den Problemen“ nicht nur im deutschen, sondern auch im englischen Sprachraum gibt. Die Monatszeitschrift „Spotlight“ hat in ihrer jüngsten Ausgabe (Oktober 2006) dem „problem“ einen Artikel gewidmet. Der Autor Robert Parr sagt der abgenutzten Floskel „It´s a problem“ den Kampf an und macht einige sinnvolle Vorschläge:
“Hassle“, wenn etwas unbequem ist und viel Mühe verursacht, im Deutschen könnte man etwa sagen „Das macht zuviel Umstände“,
“Catch“ – für ein mit böser Absicht verschwiegenes Problem, entspricht etwa dem deutschen “Haken”,
“Stumbling block“ = Stolperstein, Hürde, Hindernis,
"Snag", für ein kleines, unerwartetes Problem,
“Hiccup“, auch “hiccough” geschrieben, für ein kleines Problem oder eine Verzögerung,
"Without a hitch“ = ohne Stocken,
"Challenge" = Herausforderung
Ob Robert Parr mit seiner Mahnung >Avoid the phrase „It ´s a problem!“ < Gehör findet, bleibt abzuwarten. Es wäre zweifellos schon viel gewonnen, wenn, in englischsprachigen wie in deutschsprachigen Ländern, Journalisten, Nachrichtensprecher und andere Multiplikatoren mit gutem Beispiel vorangingen und uns nicht jeden Tag „bis zum Abwinken“ mit „Problemen“ eindeckten.
Zuletzt bearbeitet von Günter Schmickler am Freitag, 06. Okt. 2006 17:24, insgesamt 1mal bearbeitet |
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Erika Ciesla
Registriert seit: 27.11.2005 Beiträge: 32 Wohnort: 68167 Mannheim
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: Mittwoch, 04. Okt. 2006 10:24 Titel: Alles so schön glatt hier! |
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Uns fehlen die Worte!
Ach, eigentlich ist auch das Problem mit den Problemen doch nur ein Symptom von vielen, und alle erinnern sie mehr oder weniger an den Roman »1984« von George Orwell. Wer diesen Roman kennt, der weiß worum es geht: ein allfürsorglicher Staat, von dem man aber nicht ganz genau weiß ob er nun faschistisch oder stalinistisch ist (das ist wohl beliebig austauschbar) errichtet ein allgegenwärtiges Überwachungssystem, die Privatsphäre ist vollständig abgeschafft.
Parallelen zu heute? Aber ja doch! Jeder von uns hinterläßt Spuren, ob er einkauft, ob er telefoniert oder im Internet agiert, et cetera, und alle diese Spuren werden eifrig gesammelt um daraus Profile zu erstellen. Und wenn demnächst die RFID-Technik in jedem Ausweis, in jeder Plastikkarte und in jeder Banknote enthalten ist, dann kann man uns sogar bis auf das Klo verfolgen und dort nachzählen wie viele Pfürze wir lassen.
Um die Kontrolle vollständig zu machen, ließ »der große Bruder«, der im Roman so dargestellt wurde daß er sowohl Hitler als auch Stalin sein könnte, eine neue Sprache erfinden, das sogenannte »Neusprech« (und damit sind wir bei unserem Thema), welches sich dadurch auszeichnete, daß bestimmte Dinge gar nicht mehr gesagt werden konnten, weil man einfach die Wörter dafür aus der Sprache entfernt hat. Über Dinge die man nicht benennen kann, kann man auch nicht nachdenken, noch kann man sich dazu äußern. So kann man zum Beispiel auch den Widerstand gegen den »großen Bruder« nicht organisieren, wenn nämlich alle Wörter aus der Sprache entfernt wurden, die für den Widerstand nötig sind.
Parallelen zu heute? Aber ja doch! Die Rechtschreibreform im verein mit der sogenannten »Political correctness« generieren uns genau dieses ganz und gar rundgelutschte »Neusprech«, in dem wir über unsere Angelegenheiten nicht mehr reden können weil man uns die Worte vergällte, mit denen wir die Dinge benennen.
Daß ich Probleme mit dem Magen habe, statt Magenkrämpfe, ist ja noch ganz niedlich, aber wenn im Krieg keine Zivilisten mehr getötet werden, weil das jetzt (ach wie nett!) »Kollateralschäden« sind, dann ist das schon bedenklich. Daß man sich auf deutschen Autobahnen beliebig das Hirn einrennen kann (und zwar nur noch in Deutschland), ist auch kein Wahnsinn, sondern »freie Fahrt für freie Bürger«. Und die Kernkraftwerke (einschließlich dem in Tschernobyl) sind ja auch gar nicht gefährlich, sie haben (nur?) ein »Restrisiko«, nicht wahr? Und wenn man die Alten, die man jetzt »Senioren« nennt, aus reiner Habgier (Geiz ist geil!) nur noch unzureichend medizinisch versorgt, dann ist das nicht »verrecken lassen«, sondern »sozialverträgliches Frühableben«, so wie Menschen ja auch überhaupt gar keine Menschen mehr sind, sondern »Humankapital«, also Nutzvieh.
Und Vieh spricht bekanntlich nicht, sondern blökt nur dumm rum. Ist es das, warum man uns erst die Bildung klaut (»PISA« lautet das Stichwort) und dann auch noch die Sprache versaut? Sollen wir viehbar gemacht werden, beliebig nutz- und wegwerfbar, brav das Fertigfutter aus der Dose fressend und maulhaltend?
Grüßchen,
Erika Ciesla
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Günter Schmickler
Registriert seit: 11.05.2003 Beiträge: 310 Wohnort: 53842 Troisdorf
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: Mittwoch, 04. Okt. 2006 15:06 Titel: Das Problem mit den Problemen |
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Frau Ciesla hat recht, wenn sie darauf hinweist, daß in zunehmendem Maße Wörter aus der Sprache entfernt werden. Ich habe ja das Wort „Problem“ und die mit ihm gebildeten Redensarten als Beispiel dafür genommen, wie ein farbloses Modewort Dutzende von Wörtern verdrängt, die wesentlich präziser, anschaulicher, klangvoller, manchmal auch witziger sind. Weitere, besonders auffällige Beispiele für die moderne „Sprachverflachung“ sind „sorgen für“, „super“, „echt?“, „geil“ oder „voll“ als Steigerung. Aber ich würde nicht einseitig der „bösen Obrigkeit“ die Schuld an dieser Entwicklung geben. Bei aller berechtigten Kritik – ganz so schlimm wie die „Big-Brother-Diktatur“ in Orwells „1984“ ist unser Staat ja mitnichten, zumindest noch nicht.
Niemand zwingt doch uns „kleine Leute“ dazu, hundertmal oder öfter am Tage Sprechblasen abzulassen wie „Null problemo“, „Ich hab ´n Problem“, „Das könnte problematisch werden“, „Wo liegt denn da das Problem?“, „Da kommen noch jede Menge Probleme auf uns zu“, „Find ich super“, „Ääächt?“, „Logo!“, „Find ich voll geil! Aber welche Philosophie steckt dahinter?“
All diese Allerweltsfloskeln haben einen unleugbaren Vorteil: Sie sind außerordentlich bequem. Sie ersparen uns gewissermaßen die Mühe, beim Sprechen oder beim Schreiben nebenher das Gehirn zu beanspruchen. Nun wird dieser „Hang zur Bequemlichkeit“ von manchen Sprachexperten, Sprachgesellschaften, Verbänden und Pädagogen, die sich gern „fortschrittlich“ geben, geradezu gefördert. Wodurch? Indem sie die Verarmung des Wortschatzes schlicht leugnen. Ein schwindender Wortschatz, so behaupten die Fortschrittsgläubigen, werde hauptsächlich von alten Schulmeistern beklagt, also von grämlichen Menschen, die von jeher an der Jugend herumnörgeln. Dann wird, fast reflexartig, diese Redensart bemüht: „Die Sprache entwickelt sich weiter. Heute sagt ja auch niemand mehr >sintemalen<!“ So kann man mit Halbwahrheiten trefflich am Thema vorbei diskutieren.
Wer also ist schuld daran, daß unsere Sprache – wie auch viele unserer Innenstädte – allmählich zur Strukturwandel-Wüste verkommt? Es mag ja machtgierige Potentaten geben,
denen eine Untertanenschaft mit verkümmertem Sprach- und Denkvermögen zupaß käme.
Gezielte Sprachmanipulation mit dieser „Stoßrichtung“ möchte ich eigentlich keinem unserer demokratischen Politiker unterstellen. Es kann jedoch nicht schaden, auf der Hut zu sein. Ideologen, die Spracherziehung als „spätbürgerliches Repressionsinstrument“ diskreditieren, zugleich aber der Sprachgemeinschaft konstruierte Regeln und Regelungen aufzuzwingen versuchen, ebnen – vielleicht ungewollt und sogar in guter Absicht – den Weg für eine Aushöhlung unserer Demokratie. Am Ende dieses Weges könnte im schlimmsten Falle eine Staatsform stehen, vor der Orwell gewarnt hat. |
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Erika Ciesla
Registriert seit: 27.11.2005 Beiträge: 32 Wohnort: 68167 Mannheim
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: Dienstag, 10. Okt. 2006 17:56 Titel: Re: Das Problem mit den Problemen |
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Günter Schmickler hat folgendes geschrieben: | Frau Ciesla hat recht, wenn sie darauf hinweist, daß in zunehmendem Maße Wörter aus der Sprache entfernt werden. (...). Aber ich würde nicht einseitig der »bösen Obrigkeit« die Schuld an dieser Entwicklung geben. Bei aller berechtigten Kritik, ganz so schlimm wie die »Big-Brother-Diktatur« in Orwells »1984« ist unser Staat ja (...) nicht. |
Es lag mir fern mit dem Bezug auf Orwell anzudueten, daß wir just in einer solchen Diktatur lebten, wohl aber liegt mir daran darauf hinzuweisen, daß die Rechtschreibreform durchaus signifikante Ähnlichkeiten zu dem im Roman beschriebenen »Neusprech« (Newspeak) hat und daß diese Reform mit Methoden durchgeknüppelt wurde die einer orwellschen Diktatur würdig, ergo einer Demokratie unwürdig sind.
Und was die »böse Obrigkeit« betrifft, wer oder was sind eigentlich Kultusminister? Zu wem oder was gehören die? Gewiß, weder religiöse noch weltliche Institutionen haben heute das Recht, unliebsame Geister nach Gutdünken zu exekutieren, aber daß auch in der Demokratie dem Volk Macht angetan werden kann, das haben sie uns mit dieser Reform doch bewiesen!
Günter Schmickler hat folgendes geschrieben: | Niemand zwingt doch uns »kleine Leute« dazu, hundertmal oder öfter am Tage Sprechblasen abzulassen (...) Aber welche Philosophie steckt dahinter?
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Die Philosophie der totalen Globalisierung (Sprich: Amerikanisierung), in der das gemeine Volk nur noch als »Humankapital« (also Nutzvieh!) existiert, das pariert, das ohne murren sein Fertigfutter aus der Dose frißt und das niemals fragen stellt und stets das Maul hält! Und wie erreicht man letzteres? Entweder durch Einschüchterung und Demotivierung oder durch vorsätzliche Verdummung.
Nun, Einschüchterung ist eher die Methode der Diktatoren, aber Demotivation und Verdummung funktionieren auch in der Demokratie. Und was’n Glück, daß es »PISA« gibt, denn sonst wäre es wohl noch gar nicht aufgefallen, wie weit die allgemeine Verdummung schon fortgeschritten ist.
Günter Schmickler hat folgendes geschrieben: | Ein schwindender Wortschatz, so behaupten die Fortschrittsgläubigen, werde hauptsächlich von alten Schulmeistern beklagt, also von grämlichen Menschen, die von jeher an der Jugend herumnörgeln.
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Nun gut, diese Klage kennen wir schon seit den alten Griechen, darüber brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Wenn ein Jugendlicher heute etwas »voll fett« findet, stört mich das relativ wenig, wir hatten damals™ schließlich auch so unsere »Kraftausdrücke«, das ist also nicht unser Problem. Aber wenn zum Beispiel so ein fundamental wichtiges Wort wie »Gefahr« enfach verschwindet und gegen ein föllig belangloses »Restrisiko« ersetezt werden soll (darüber klagte ich ja schon in meinem vorherigen Text), dann ist die Kacke am dampfen!
Günter Schmickler hat folgendes geschrieben: | Dann wird, fast reflexartig, diese Redensart bemüht: »Die Sprache entwickelt sich weiter.«
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Na ja, das tut sie ja auch, schließlich schreiben wir schon längst nicht mehr »Bureau« sondern »Büro«, et cetera. Aber daß man absichtsvoll an der Sprache herumfummelt, das ist neu, und das erinnert mich (siehe oben) in der Tat an Orwells Roman.
Günter Schmickler hat folgendes geschrieben: | Wer also ist schuld daran, daß (...)
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Ich glaube nicht, daß das so einfach ist, daß man sagen könnte: der da, der war’s! Ich glaube eher, daß es viele Verursacher hat, die zwar recht wenig gemein haben, sich gleichwohl aber in der Geringschätzung des Deutschen einig sind. Da sind auf der einen Seite die eher konservativen »Globalisten«, für die der »american way of life« die einzig seeligmachende Heilslehre ist, aber auf der anderen Seite auch die eher linksorientierte »nie-wieder-Deutschland-Fraktion«, für die sich die ganze Geschichte Deutschlands auf jene zwölf Jahre des Dritten Reiches beschränkt, so als hätte es sonst nie was anderes gegeben. Die einen mögen das Deutsche nicht sonderlich, die anderen hassen es geradezu. Das ist freilich nicht dasselbe, aber es läßt sich arrangieren.
Und als drittes im Bunde gibt es da noch die von Dir weier unten angesprochenen Ideologen, zumeist ganz linke solche, für die Spracherziehung nur der Rest einer feudalen bzw. bürglerichen Repressalie darstellt, die lediglich dazu bestimmt ist, Klassenunterschiede zu manifestiren. Dieser Personenkreis wünscht sich eine radikale Vereinfachung aller sprachlichen Normen, also eine synchronisation auf niedrigtem niveau, will heißen, keinem soll die Möglichkeit gewährt werden, aus einer höheren Intelligenz auch noch einen Vorteil ziehen zu können. Dumm gesagt: wenn einer in der Klasse blöd ist, dann haben gefälligst alle blöd zu sein.
Natürlich könnte man auch den einen Blöden fürdern, damit der eine Chance hat dem Unterricht zu folgen, aber das wäre dann ja schon wieder elitär, also igittigitt und bäh-bäh.
Günter Schmickler hat folgendes geschrieben: | Gezielte Sprachmanipulation mit dieser »Stoßrichtung« möchte ich eigentlich keinem unserer demokratischen Politiker unterstellen.
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Oh doch, die tun das auch. Wenn ein Politiker zum Beispiel sagt, daß Arbeit sich wieder lohnen müsse, dann meint der nicht, daß die Löhne zu niedrig, sondern daß die Arbeitslosenhilfe zu hoch ist. Hört sich im ersten Augenblick aber gut an, so wie der das sagt, nicht wahr!?
Aber wenn das Werk der Manipulation gelingen soll, dann braucht es dazu mindestens zwei:
1. der, der manipuliert, und
2. der, der sich manipuliren läßt.
Und wenn der zweite nicht mitmacht, kann der erste sich seine Manipulation rectal applicieren.
Grüßchen!
Erika Ciesla
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Erika Ciesla
Registriert seit: 27.11.2005 Beiträge: 32 Wohnort: 68167 Mannheim
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: Freitag, 20. Okt. 2006 11:20 Titel: So sollen wir »sprachlos« emacht werden! |
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Und schon wieder verschwindet ein ganzes Wort aus unserer Sprache
Wer in diesen Tagen aufmerksam das Fernsehen verfolgt, der kann geradezu in Echtzeit mitverfolgen, wie ein weiteres Wort aus unserer Sprache verschwindet, weil die Politik das Problem, das man mit diesem Wort anspricht, nicht lösen, sondern leugnen will. Genau wie in dem von mir schoneinmal zitierten Roman »1984« von G. Orwell wird dem Volk das Wort geraubt, so daß man das Problem nicht mehr benennen kann.
Was ist passiert, bzw. was passiert da gerade? Die SPD-nahe Friedrich Ebert-Stiftung hat vor kurzem erkannt, daß wir in Deutschland eine (piep!) haben, doch diese (piep!) stört unsere Politiker jedweder Coleur ganz ungemein. Eigentlich ist es ja auch eine Schande, daß es in einem der reichsten Länder der Welt so eine (piep!) hat, eben darum haben sich Politiker aller Parteien stante pede darauf geeinigt, daß es diese (piep!) gar nicht gibt. Konkret gesagt, wir haben in Deutschland also eine glückliche Oberschicht, eine zufriedene Mittelschicht, aber wir haben keine (piep!), das ward so beschlossen. Da sind sich sogar der Münte und das Angie ganz und gar einig, daß das so ist, und alle anderen haben gefälligst das Maul zu halten.
Aber was zum Teufel ist denn diese (piep!), die da nicht benannt werden darf? Ist das etwa eine Unterschicht? Upps, jetzt habe ich das böse Wort ja doch noch geschrieben, das sollte ich doch nicht! Wird Münte mir das je verzeihen? Na ja, die besagte SPD-nahe Friedrich Ebert-Stiftung hat es wohl auch so benannt, nämlich bei seinem richtigen Namen, was aber von ganz oben sofort dementiert wurde. Selbstverständlich gibt es in Deutschland keine Unterschicht, denn gäb’s eine, dann müßte man sich ja darum kümmern. Man kümmert sich aber nicht, also gibts auch keine, so einfach ist das. Statt dessen haben wir jetzt ein »abgehängtes Prekatiat«, was immer das auch sein soll. Aber selbst das ist unser aller Münte noch immer viel zu deutlich, für ihn gibt es allenfalls »Menschen die es etwas schwerer haben«, schon darf die Sonne wieder über Deutschland scheinen.
Danke, Münte!
Erika Ciesla
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Günter Schmickler
Registriert seit: 11.05.2003 Beiträge: 310 Wohnort: 53842 Troisdorf
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: Montag, 23. Okt. 2006 12:45 Titel: Das Problem mit den Problemen |
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Nochmals: Wohin mit all den “Problemen”?
Gestern habe ich im Ersten die sonntagmittägliche Diskussion des Presseclubs verfolgt. Thema des Tages war die „Unterschicht“. Dieser Begriff steht ja neuerdings ganz oben auf der Liste unserer „Probleme“. Nun habe ich mir allen Ernstes vorgenommen, bei nächster Gelegenheit einmal mitzuzählen, wie oft während einer Diskussion das Wort „Problem“ aus den Mündern der Beteiligten schlüpft. Dürfte ich für jedes nichtssagende „Problem“ einen Euro kassieren, so käme das mindestens 4 Richtigen im Lotto gleich, bei Sabine Christiansen locker doppelt soviel.
Bei dieser Gelegenheit fielen mir unwillkürlich Worte aus einer Rede Churchills ein: „Blut, Schweiß und Tränen“ stellte er seinem Volk nach Ausbruch des Krieges in Aussicht. Heute würde er sicherlich sagen: „In diesem Krieg werden noch jede Menge Probleme – a lot of problems – auf uns zukommen.“ |
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Peter Lüber
Registriert seit: 01.06.2004 Beiträge: 72
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: Dienstag, 24. Okt. 2006 13:25 Titel: Unterschicht |
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