Günter Schmickler
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: Dienstag, 10. Okt. 2006 17:19 Titel: Bibel in "gerechter" Sprache |
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Eine “Bibel in gerechter Sprache“ wurde am 5. Oktober 2006 auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt und soll in einigen Tagen auf den Markt kommen.
Mehr als fünfzig Übersetzerinnen und Übersetzer haben fünf Jahre lang an einer neuen Fassung des Alten und des Neuen Testaments gearbeitet, die frei sein soll von Formulierungen, mit denen Frauen oder Juden diskriminiert werden.
In „traditionellen“ Übersetzungen, wie der von Martin Luther, wird Gott meist als „Herr“ oder „Vater“ bezeichnet. In der aus feministischer Sicht „gerechten“ Übersetzung wechseln die Gottesbezeichnungen von Seite zu Seite: der Ewige, die Ewige, die Lebendige, der Eine, die Heilige.
In der Schöpfungsgeschichte, übersetzt von Martin Luther, wird die Erschaffung des Menschen beschrieben (Genesis 1,27): “Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Weib.“ Kaum wiederzuerkennen ist dieser Text in der feministischen Bearbeitung: „Da schuf Gott die Menschen als göttliches Bild, als Bild Gottes wurden sie geschaffen, männlich und weiblich, hat er, hat sie, hat Gott sie geschaffen.“
Der 23. Psalm beginnt in der Übersetzung Luthers mit dem Vers: “Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Das hört sich in der „gerechten Bibel“ so an: “Adonaj weidet mich, mir fehlt es an nichts.“
Im Neuen Testament stellen die feministischen Übersetzerinnen und Übersetzer den Aposteln und den Jüngern Jesu auch „Apostelinnen“ und „Jüngerinnen“ zur Seite. Selbst eine recht unsympathische Personengruppe, die bislang dem männlichen Geschlecht vorbehalten war, wird um der Gerechtigkeit willen auf beide Geschlechter verteilt: “Auf dem Stuhl des Moses sitzen Thoragelehrte und pharisäische Männer und Frauen.“ (Matthäus 23,2)
Aus den neutestamentlichen „Brüdern“ werden in der gerechten Übersetzung durchweg „Geschwister“, das kennt man ja schon von der weltlichen Frauensprache her. In der Bergpredigt (Matthäus 5) sagt Jesus: “Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig.“ (Luther) In der „modernen“ Fassung: “Wer das eigene Leben der eigenen Geschwister im Zorn beschädigt, wird vor Gott schuldig werden.“
Kann es wundernehmen, daß die „Bibel in gerechter Sprache“ in kirchlichen und in außerkirchlichen Kreisen heftig kritisiert, gelegentlich auch bespöttelt wird?
Für das Projekt der geschlechtergerechten Übersetzung brachten etwa 1200 Spender die stolze Summe vom 350000 € auf. Die Übersetzerinnen und Übersetzer haben ohne Honorar gearbeitet. Eigentlich schade um das Heidengeld und die Heidenarbeit.
Zuletzt bearbeitet von Günter Schmickler am Mittwoch, 05. Sep. 2007 17:57, insgesamt 2mal bearbeitet |
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