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Josef Kraus, ein Schulleiter gegen die Rechtschreibreform

 
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Freitag, 04. Aug. 2006 22:59    Titel: Josef Kraus, ein Schulleiter gegen die Rechtschreibreform Antworten mit Zitat

Josef Kraus (* 4. August 1949 in Kipfenberg, Kreis Eichstätt) ist Oberstudiendirektor und Gymnasiallehrer mit den Fächern Deutsch und Sport sowie Diplom-Psychologe. Seit 1987 ist er Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL), der größten Lehrerorganisation in Deutschland außerhalb des DGB. Er lebt in Ergolding bei Landshut, ist verheiratet und hat einen Sohn.

Beruflicher Werdegang

Josef Kraus bestand 1969 am Willibald-Gymnasium Eichstätt sein Abitur. Danach leistete er zwei Jahre Wehrdienst und studierte anschließend an der Universität Würzburg von 1971 bis 1977 Germanistik und Sportwissenschaft für das Lehramt an Gymnasien. 1977 legte er sein Erstes Staatsexamen ab. 1978 bestand er in Würzburg das Examen als Diplom-Psychologe. Sein Zweites Staatsexamen absolvierte er 1980 in Ingolstadt. Ab 1980 unterrichtete Josef Kraus 15 Jahre als Gymnasiallehrer in Landshut. Außerdem war er Fach-Seminarlehrer für angehende Schulpsychologen sowie fachübergreifend für Pädagogische Psychologie und zugleich als Schulpsychologe für den Regierungsbezirk Niederbayern zuständig. Seit Februar 1995 ist er als Oberstudiendirektor am Maximilian-von-Montgelas-Gymnasium in Vilsbiburg bei Landshut tätig.

Kraus bekleidete im Deutschen Philologenverband zwischen 1979 und 1987 auf Landes- und Bundesebene verschiedene Vorstandsämter. Seit 1987 ist er ehrenamtlicher Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL). Somit ist er der am längsten amtierende Vorsitzende eines Lehrerverbandes auf Bundesebene. Der DL ist eine Dachorganisation der Bundesverbände der Philologen, Realschullehrer, Lehrer an beruflichen Schulen und Lehrer an Wirtschaftsschulen mit rund 160 000 Mitgliedern.

Mit der Konrad-Adenauer-Stiftung rief Kraus die Initiative „Bildung der Persönlichkeit“ ins Leben. In Veröffentlichungen geht es darum, deutlich zu machen, daß die Bildungspolitik ein umfassendes Menschenbild braucht und „Bildung“ nicht auf das Ökonomische, Utilitaristische, Meßbare und Verwertbare reduziert werden darf.

Seit 1990 gehörte Kraus dem Beirat für Fragen der Inneren Führung des Bundesministers der Verteidigung an. Von 1997 bis 2005 war er Stellvertretender Vorsitzender der bundesweiten „Initiative Hauptschule“ (http://www.lehrerverband.de/ihstart.htm ).

Kraus ist vielfältig publizistisch tätig. Zu schulpolitischen Themen schreibt Kraus regelmäßig im „Rheinischen Merkur“ und in der „Welt am Sonntag“ sowie in Schriftenreihen, u.a. für „Die Politische Meinung“, „MUT“ und „Universitas“. Siehe dazu das Archiv des DL ab 1997 - http://www.lehrerverband.de/aktuell.htm -. In den aktuellen schulpolitischen Debatten gilt Kraus als Verfechter einer klar strukturierten Schullandschaft, eines wissensorientierten Unterrichts, eines altersgerechten Leistungsprinzips und zentraler Abschlußprüfungen bei allen Schulabschlüssen. Im Wahlkampf zur Wahl des hessischen Landtags im Februar 1995 wirkte Kraus in der Mannschaft des damaligen CDU-Spitzenkandidaten Manfred Kanther als Schattenkultusminister mit. Seine Bücher, in denen er das deutsche Schul- und Bildungssystem konstruktiv kritisiert, wurden viel beachtet: Ende 1998 ,,Spaßpädagogik - Sackgassen deutscher Schulpolitik“. 2005 fordert Kraus in seinem Buch „Der PISA-Schwindel“ eine „Offensive für muttersprachliche Bildung“ und zeigt einen Ausweg aus den zahlreichen Mißständen im Bildungswesen. Das lesenswerteste Kapitel darin widmet Kraus der Rechtschreibreform. Er entlarvt sie als Ausgeburt des zeitgenössischen Treibens unausrottbarer Dummheit. Konsequenterweise ist sein Buch in der traditionellen Orthographie gedruckt. Die beiden Bücher „Spaßpädagogik“ und „PISA-Schwindel“ erfuhren jeweils über 50 Rezensionen, darunter beide in der Rubrik „Politisches Buch“ in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ).

Engagement als Sprachkritiker, Spracherzieher und Sprachpfleger

Als Deutschlehrer - und damit als Fachmann - beobachtet Kraus den Verfall der deutschen Sprache und versucht, von seinem Erziehungsauftrag her spracherzieherisch zu wirken. Zu diesem Zweck tritt er auch öffentlich sprachkritisch als Rechtschreibreformkritiker und Mahner gegen die Anglizismen auf.

So mahnt Kraus zur Pflege der Muttersprache: „Kulturnationen legen deshalb zu Recht großen Wert auf die Pflege ihrer Sprache bzw. ihrer Sprachen. Demgegenüber hat sich in der Gesellschaft und im Bildungswesen Deutschlands eher ein nachlässiger Sprachgebrauch breit gemacht. Diese Tendenzen beeinträchtigen die Entwicklung junger Menschen und leisten zudem einer allgemeinen Dekultivierung Vorschub.“ (Josef Kraus: Wir brauchen eine schulische Offensive für die deutsche Sprache. Thesen von DL-Präsident Josef Kraus zum Internationalen Tag der Muttersprache am 21. Februar 2006 - http://www.lehrerverband.de/sprache.htm )

Auf Grund seines Erziehungsauftrages scheut sich Kraus auch nicht, in konservativen Zeitungen wie der „Jungen Freiheit“ und der „Deutschen Sprachwelt“ zu schreiben, die der traditionellen Orthographie treu blieben und kein Blatt vor den Mund nehmen, aber von extrem linken Blättern als „rechtsextrem“ diskreditiert werden. Ideologisch geprägte Gegner der Sprachpflege empfinden Sprachpflege negativ als nationalistisch. Ein solches Denken in Extremen dient einer politischen Diffamierung und führt zu einer Abwertung der Spracherziehung, so daß das Unterrichtsfach Deutsch nicht mehr entsprechend ernst genommen wird. Die PISA-Studie, die auch zur Sprachkritik beiträgt, hat mehrmals bestätigt, was seit langem bekannt ist, daß das Fach Deutsch nicht den notwendigen Stellenwert besitzt.

Rechtschreibreform

Ein besonderer Schwerpunkt war und ist für Josef Kraus die kritische Beobachtung der Rechtschreibreform, obwohl er im hessischen Wahlkampf 1995 für Bundesinnenminister Manfred Kanther, der ja die Rechtschreibreform auf Bundesebene gegen den Widerstand aus der CDU durchsetzte, als Schattenkultusminister fungierte und insofern in einer Interessenkollision stand.

Kritik an der Rechtschreibreform übte Josef Kraus bereits anläßlich der Anhörung der Kultusministerkonferenz (KMK) zur Rechtschreibreform am 4. Mai 1993 in Bonn. Damals ging es vor allem darum, die radikale Kleinschreibung, die Einebnung von „das/daß“ sowie die radikale Fremdworteindeutschung zu verhindern. Zwei markante Zitate aus dieser Zeit: „Die Rechtschreibreform ist der Kniefall vor der fortschreitenden Legasthenisierung der Gesellschaft.“ „Die Rechtschreibreform ist Kulturbarbarei.“

Im Juni 1997 wies Kraus den CSU-Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises Landshut, Dr. Wolfgang Götzer, auf zahlreiche Schwachstellen der Reform hin. Er kritisierte die durch die Reform entstandenen neuen Unklarheiten, die zur Folge hätten, daß Wörterbücher jetzt in tausenden Fällen voneinander abweichende Regelungen enthielten. Vor allem müßten sinnentstellende Eingriffe in den Wortschatz vermieden werden. (Kritik an der Rechtschreibreform. MdB Dr. Wolfgang Götzer im Gespräch mit Josef Kraus. In: Landshuter Zeitung vom 26. Juni 1997)

Durch die Rückkehr der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zur traditionellen Orthographie im August 2000 wurde Kraus in seiner Kritik bestätigt. „Wenn sich bei Schülern die Vorstellung breitmachte, das, was mir der Lehrer beibringt, ist nicht unumstritten, dann wird sich auch die Einstellung festsetzen, man könne die Schreibung ein bißchen locker handhaben. Das ist das Ende einer exakten Diktatbenotung.“ (Josef Kraus: „Die Schule wird zum Rechtschreib-Elfenbeinturm“. Die neue und alte Orthographie, Berufswandel und Fächerkanon: Fragen an Josef Kraus, den Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 6. August 2000 http://www.lehrerverband.de/rechtsch.htm )

Schützenhilfe erhielt Kraus durch zahlreiche Leserbriefe von Lehrern, darunter einer sogar in der Bayerischen Staatszeitung vom Leiter des Gymnasiums Fürstenried-West München, Oberstudiendirektor Willi Eisele. (Willi Eisele: „Grob mißachtetes Sprachgefühl“. In: Bayerische Staatszeitung Nr. 34, 25. August 2000, S. 4)

In einem wohldurchdachten Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung widerlegte Josef Kraus die Scheinargumente der Reformer und die Märchen der „viel versprechenden“ Kultusminister über die „Rechtschreibreform“: „Wenn in Deutschland etwas im Gewande „moderner“ Pädagogik, zumal im Gewande der Erleichterungspädagogik daherkommt, dann ist es nahezu sakrosankt. Nun kam die Rechtschreibung in den Genuß solcher Immunität. Seit den „Achtundsechzigern“ gilt sie als „Herrschaftsinstrument“. Was Wunder, daß sich Reformer aufmachten, diese Bastion zu schleifen. Dabei hätte es eine andere Möglichkeit gegeben: die Rechtschreibung in den Schulen konsequent zu üben, anstatt sie zu diskreditieren und anstatt das Schreiben auf das Ausfüllen von Lückentexten zu reduzieren. Jedenfalls sei die These gewagt, daß mit einem ernsteren Orthographieunterricht bessere Rechtschreibergebnisse erzielt worden wären als mit der „Reform“.“ Und dann folgten seine Argumente, denen die Kultusminister nichts entgegenzusetzen hatten. (Josef Kraus: Verlierer in Schulbänken. Die schulischen Argumente der Schreibreformer tragen nicht. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 28. August 2000, Feuilleton. Wiederabdruck in: Frankfurter Allgemeine Zeitung für Deutschland: Die Reform als Diktat. Zur Auseinandersetzung über die deutsche Rechtschreibung. Hrsg. von der Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. Auflage, Frankfurt am Main, Oktober 2000, 120 Seiten, hier: Seite 87-89 - http://www.lehrerverband.de/reform.htm )

Das Resümee von Josef Kraus:
Man solle die 1997 eingesetzte Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung entlassen und dafür einen Deutschlehrer, einen Journalisten sowie einen Lektor für eine Woche in ein Kloster sperren, dann komme mehr und Sinnvolleres dabei heraus. „Mit einer Instrumentalisierung der Kinder für eine unausgegorene Sprachreform, mit einer Vergrundschulung des Deutschen aber verarmt die deutsche Sprache. [...] Und es gibt eine Sprache außerhalb der Schule, und die ist ebenfalls komplexer, als es Erleichterungspädagogen annehmen möchten. Wohldurchdacht und vielversprechend jedenfalls war die Reform auch nach zehnjähriger Kommissionsarbeit nie; sie könnte allenfalls von sich behaupten, wohl durchdacht und viel versprechend zu sein. Aber behaupten kann man viel.“ (Josef Kraus: „Wohl durchdacht und viel versprechend, aber nicht wohldurchdacht und vielversprechend“. In: MedienDialog Nr. 8, September 2000 http://www.lehrerverband.de/medien.htm )

Kraus beklagte im Dezember 2001 in der Deutschen Sprachwelt (DSW) eine „Leseverhinderungserziehung“. Kraus legte die Ursachen für eine „Jugend der Sprachlosigkeit“ dar und zeigte Wege auf, die aus der derzeitigen Krise des Deutschunterrichts führen können. (Josef Kraus: Sprachpflege statt Geschwätzigkeit. Der Deutschunterricht muß der sprachlichen und literarischen Bildung endlich mehr Aufmerksamkeit widmen. In: Deutsche Sprachwelt, Ausgabe 6, vom 20. November 2001, S. 3)

Josef Kraus nahm den nationalen Ländervergleich der Pisa-Studie genau unter die Lupe: „Die Rechtschreibreform hat das ihre dazugetan, um schulische Leistungen zu senken.“ Untersuchungen hätten gezeigt, daß in einigen wenigen Bereichen die Fehlerquote im Rechtschreiben zwar sank, dafür aber insgesamt eine wesentlich höhere Anzahl von Fehlern hinzukam. (Peter Baier: Lehrerverbands-Präsident Josef Kraus über PISA. Mit mehr Deutschunterricht zum Erfolg. In: Bayernkurier, Jahrgang 53, Ausgabe Nr. 27, 4. Juli 2002)

Josef Kraus befürchtet angesichts des Streits um die Rechtschreibreform eine „Zwei-Klassen-Schreibung“. Die Beschlüsse der Kultusministerkonferenz (KMK) seien nur verbindlich für Schulen und Behörden, sagte Kraus im WDR-5-„Morgenecho“. „Jeder Staatsbürger, jeder Journalist, jeder Autor kann schreiben, wie er will“, betonte er. Dies könne zu einer anerkannten und einer weniger anerkannten Schreibung führen. Es sei auch eine „Belastung für die Schulen“, daß es zeitgenössische Autoren gebe, die im Unterricht gern behandelt würden, ihre Werke aber nicht in neuer Schreibweise verfaßten. Er klagt: „Das Prinzip der Beliebigkeit breitet sich immer mehr aus. Wir erwarten ein Machtwort von der Politik.“ Er fordert ein Moratorium und eine Untersuchung der bisherigen Auswirkungen der Reform. Anschließend müsse ein „vorsichtiger Rückbau hin zu den alten Regeln“ erfolgen. (Thomas Paulwitz: Neue Pfuschereien und Phantasien. Umerziehungsversuche der Rechtschreibkommissare: Zum vierten Bericht der Zwischenstaatlichen Kommission. In: Junge Freiheit vom 13. Februar 2004 - Wiederabdruck in: Stein, Dieter (Hrsg.): Rettet die deutsche Sprache. Beiträge, Interviews und Materialien zum Kampf gegen Rechtschreibreform und Anglizismen. Reihe Dokumentation, Band 9, Berlin: Edition JF, Oktober 2004, S. 84-88)

Am 6. August 2004 kündigten der Springer-Konzern, der Spiegel und die Süddeutsche Zeitung an, zur traditionellen Orthographie zurückkehren zu wollen. Der „Welt am Sonntag“ sagte Kraus, die Rechtschreibreform werde in breiten Schichten der Bevölkerung nicht akzeptiert. Die Frage der Rechtschreibreform werde an der Schule vorbei vom Medienmarkt entschieden. Die Rechtschreibung sei durch die Reform „kaum leichter“ geworden und es habe sich „eine gewisse Beliebigkeit“ eingeschlichen. (Volker Corsten: Und was passiert in den Schulen? Die Basis: Was Lehrer von einer Reform der Reform halten. In: Welt am Sonntag vom 8. August 2004 - http://www.wams.de/data/2004/08/08/316308.html )

Josef Kraus sagte der „Bild“-Zeitung, die genannte Zahl über die Kosten einer Rücknahme der Reform sei „aufgebauscht“. Die Kosten für eine Rückkehr zur alten Schreibweise seien „nicht gigantisch“. Ein Austausch der Lehrmaterialien an Schulen sei kein Problem, da viele Bücher „sowieso nach fünf bis sechs Jahren zerfleddert“ seien und ausgetauscht werden müßten. Kraus erwartet keine Probleme bei einer möglichen Rückkehr zu den klassischen Rechtschreibregeln. Ein Stopp der Rechtschreibreform sei „durchaus“ Lehrern und Schülern zumutbar, sagte Kraus. „Von den 700 Wörtern Grundwortschatz, den Viertkläßler schriftlich beherrschen müssen, brauchen sie gerade einmal 20 Wörter neu zu lernen.“ Ein „viel größeres Chaos gibt es, wenn wir weiter eine Orthographie lehren, die außerhalb der Schule immer weniger praktiziert wird“. (Rechtschreibung: Krieg der Argumente. Fernsehsender N24 vom 10. August 2004 - http://www.n24.de/politik/inland/index.php/a2004081014491260287 9

In BILD am SONNTAG zeigte Josef Kraus, in welch geringem Umfang die Grundschüler von der neuen Rechtschreibung betroffen seien und daß es vornehmlich um die fehlerträchtige ss-Regelung gehe. Nur „Pseudopädagogen“ behaupteten, daß die Schüler wegen der Rücknahme der Rechtschreibreform Leidtragende seien. (Josef Kraus: In der Grundschule geht es nur um 24 Wörter. BILD am SONNTAG Nr. 33 vom 15. August 2004, S. 47. - Josef Kraus: Grundwortschatz der Grundschule in Bayern - http://www.lehrerverband.de/grundw.htm )

Kraus: „Zu hoffen ist schließlich, daß Lehrer den Mut haben, herkömmliche Schreibungen weiterhin ohne Sanktionen durchgehen zu lassen. Ansonsten mögen sich sprachanalytische Köpfe mit der Perspektive trösten, daß die Sprache und ihr Volk viel zu vital sind, als daß sie sich von „Experten“ und Kultusministern in ein dilettantisch geflochtenes Netz verstricken ließen.“ (Josef Kraus: Realismus statt Purismus. In: Rheinischer Merkur Nr. 9 vom 2. März 2006 - http://www.lehrerverband.de/rschreib.htm )

Angesichts der neuen Auflage des Duden zum 1. August 2006 sprach Josef Kraus von einer „großen Enttäuschung“ in der Lehrerschaft. Das Wörterbuch werde seinem Anspruch, Klarheit zu schaffen, nicht gerecht. So seien etwa die Empfehlungen zur Getrennt- und Zusammenschreibung „unausgegoren“. Laut Kraus müssen die Lehrer trotz Empfehlungen alle möglichen Schreibweisen akzeptieren. Es gebe eine „Inflation an Varianten“, die den Deutsch-Unterricht nicht leichter mache. ( AFP: Sitzenbleiben ist nicht gleich sitzen bleiben. In: Yahoo-Nachrichten vom 26. Juli 2006 - http://de.news.yahoo.com/26072006/286/sitzenbleiben-gleich-sitzen.html )

Damit unterscheidet Kraus sich wieder einmal von anderen Lehrerverbandsvorsitzenden, die Nichtfachleute sind und die sich entweder in „politischer Solidarität“ bzw. in Stillschweigen und Wohlverhalten gegenüber den Kultusministern übten oder als Sprachrohre ihres Kultusministers auftraten, z.B. der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes Heinz Durner, ein Mathematik- und Physiklehrer(!) und sein Nachfolger Heinz-Peter Meidinger als Parteigänger von Kultusminister Hans Zehetmair. Kraus stand somit in Opposition zur gesamten Lehrerverbands- und Funktionärs-Lobby der Kultusminister. Im Saarländischen Rundfunk verwahrte sich Kraus Ende Januar 1998 gegen eine weitere Erschwerung der Arbeit der Schulen. Längst breite sich im Schulalltag eine „fatalistische Haltung“ aus; Lehrer scheuten sich zunehmend, Rechtschreibung überhaupt noch zu bewerten, und die Schüler nähmen die Regeln nicht mehr ernst. (Hans Krieger: Die Reformruine wankt. Rechtschreibkommission: Neuverhandlung wird unumgänglich. In: Bayerische Staatszeitung Nr. 5 vom 30. Januar 1998, S. 19).

Seit diesem Interview im Saarländischen Rundfunk inszenierte die Zehetmair-Lobby eine Kampagne gegen Kraus. Heinz Durner hinderte Josef Kraus daran, vor dem Bundesverfassungsgericht am 12. Mai 1998 in Karlsruhe als Zeuge aufzutreten. Der Deutsche Beamtenbund schloß sich sogar gegenüber dem Bundesverfassungsgericht nur der Stellungnahme des Philologenverbandes an, ohne diese überhaupt gesehen zu haben. Die GEW entsandte sogar eine Verlagsinhaberin nach Mannheim! Weil die Lehrerverbände total versagt hatten, waren zehn Lehrerinitiativen entstanden.

Josef Kraus hielt beim Vertretertag 2000 des Philologenverbandes Niedersachsen den Festvortrag. In dem Titel „Gymnasium zwischen kulturellem Auftrag und Nützlichkeitsdenken“ brachte er das Dilemma der Lehrer zum Ausdruck. (Gymnasium zwischen kulturellem Auftrag und Nützlichkeitsdenken. Festvortrag des Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, beim Vertretertag 2000 des Philologenverbandes Niedersachsen - Goslar, 6. Dezember 2000 - http://www.lehrerverband.de/fest.htm )

Anglizismen

Kraus gehört auch zu den Gründern der Aktion „Lebendiges Deutsch“ zusammen mit dem Autor und Journalistenausbilder Wolf Schneider und dem Vorsitzenden des Vereins deutsche Sprache, Professor Walter Krämer. Ihre Initiative richtet sich nicht gegen alle Importe aus dem Englischen, sondern „allein gegen die schiere Anglomanie, gegen das Übermaß“. (Aktion „Lebendiges Deutsch“ - http://www.aktionlebendigesdeutsch.de/ )

Werke

* ''Berufsinformation für Gymnasiasten: Aktion des Deutschen Philologenverbandes e.V.; Neue Wege einer praxisnahen Information zum Übergang von der Schule in Ausbildung und Beschäftigung''; Ergebnisbericht der Tagung vom 14. - 15. Oktober 1983 im IHK-Bildungszentrum in Westerham bei München (Vorträge, Arbeitsgruppenergebnisse, Maßnahmen); [Tagungsbericht] Arbeitskreis Gymnasium und Wirtschaft. [Red.: Josef Kraus]. [München]: Arbeitskreis Gymnasium und Wirtschaft, 1983, 108 S.
* ''Alternative Arbeitsmärkte für Lehrer. Erfahrungen, Untersuchungen, Ratschläge''. [Bearb.: Josef Kraus]. Bundesarbeitsgemeinschaft der Referendare und Studienräte im DPhV, Deutschen. Philologenverband, Verband der Lehrer an Gymnasien. Landshut: Bundesarbeitsgemeinschaft der Referendare und Studienräte, 1984, 60 S.; 2. Auflage, 1986, 64 S.
* ''Schule und Lehrerberuf in der Bundesrepublik Deutschland. Eine Materialien- und Aufsatzsammlung für Lehrer und Bildungspolitiker in der DDR''. Deutscher Lehrerverband. Josef Kraus (Hg.). 2. Auflage. Bonn: Deutscher Lehrerverband ,1990, 320 S.
* ''Schule und Lehrerberuf. Eine Materialien- und Aufsatzsammlung für Lehrer und Bildungspolitiker in den neuen deutschen Ländern''. Deutscher Lehrerverband. Josef Kraus (Hg.). 3. Auflage. Bonn: Deutscher Lehrerverband, 1990, 352 S.
* ''Spaßpädagogik. Sackgassen deutscher Schulpolitik''. München: Universitas, 1998, 268 S.; 2., erg. Auflage, 1998, 278 S., ISBN 3-8004-1374-4
* Streitfall „Kein Zurück zur alten Rechtschreibung“. In: DIE WOCHE vom 4. August 2000 - http://www.lehrerverband.de/streit.htm
* ''Lehrerimage, Lehrernachwuchs und Lehrerbildung''. Vortrag, 18. Juni 2003 in Berlin. Bund Freiheit der Wissenschaft. Berlin-Mitte: Bund Freiheit der Wissenschaft, 2003, 28 S.
* Von PISA erneut aufgedeckt: Die zwölf Lebenslügen deutscher Schulpolitik. In: Claudia Ludwig, Astrid Mannes (Hrsg.): Mit der Spaßgesellschaft in den Bildungsnotstand. Mit einem Vorwort von Gertrud Höhler. Goar: Leibniz-Verlag, 2003, 336 Seiten, ISBN 3-931155-20-X
* Josef Kraus; Heike Schmoll; Jörg-Dieter Gauger: ''Von TIMSS zu IGLU. Eine Nation wird vermessen''. [Konrad-Adenauer-Stiftung]. Redaktionelle Bearbeitung: Jörg-Dieter Gauger. Sankt Augustin : Konrad-Adenauer-Stiftung, 2003, 147 S., ISBN 3-933714-94-X (Zukunftsforum Politik; Nr. 56)
* Gunnar Schellenberger / Josef Kraus: PRO&CONTRA. „Anstand und Benehmen“ in der Schule unterrichten? In: JUNGE FREIHEIT Nr. 36 vom 29. August 2003 - http://www.jf-archiv.de/archiv03/363yy07.htm
* Kultusminister und die Kommissare für Rechtschreibung. In: Bayerische Staatszeitung - Aktuell , Ausgabe 24 vom 11. Juni 2004 - Leitartikel - http://www.lehrerverband.de/rskultus.htm
* „Den Schulen droht das orthographische Abseits“. Lehrerverbandspräsident Kraus zur Rückkehr der Häuser „Springer“ und „Spiegel“ zur herkömmlichen Rechtschreibung, Bonn, 6. August 2004 - http://www.lehrerverband.de/rsreform.htm
* Lehrerverband fordert schnelle Entscheidung über Rechtschreibreform. Interview mit Josef Kraus , Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL). In: Deutschlandfunk vom 9. August 2004 - http://www.lehrerverband.de/dlfreform.htm
* Müssen Schüler wirklich leiden, Herr Lehrer-Präsident? Aus „BILD“ vom 10. August 2004 - http://www.lehrerverband.de/bireform.htm
* Längere Übergangsfrist nötig. Schüler dürfen bei der Rechtschreibreform keinen Nachteil haben. In: NORDKURIER vom 28. August 2004 - http://www.lehrerverband.de/nordk.htm
* ''Der Pisa-Schwindel. Unsere Kinder sind besser als ihr Ruf. Wie Eltern und Schule Potentiale fördern können''. Wien: Signum-Verlag, 2005, 247 S., ISBN 3-85436-376-1
* ''Schule im Würgegriff der PISA-Kampagne?'' [Hrsg. CDU-Fraktion des Sächsischen Landtages]. Dresden: CDU-Fraktion des Sächsischen Landtages, 2005, 30 S. (Schriftenreihe zu Grundlagen, Zielen und Ergebnissen der parlamentarischen Arbeit der CDU-Fraktion des Sächsischen Landtages; Bd. 37) (Johann-Amos-Comenius-Club Sachsen)
* Realismus statt Purismus. In: Rheinischer Merkur Nr. 9 vom 2. März 2006 - http://www.lehrerverband.de/rschreib.htm
* Gesucht: Deutsches Wort für den „Blackout“. In: Nürnberger Zeitung Nr. 54 vom 6. März 2006, S. 6
* Deutschgebot an Schulen „pädagogisch sinnvoll“. In: Deutsche Sprachwelt AUSGABE 23, Frühling 2006

Literatur- Biographisches

* Josef Kraus. In: Wer ist wer? Das deutsche Who's who, 2005
* Kürschners Deutscher Literatur-Kalender 2005
* Hermann Zabel (Hrsg.): Keine Wüteriche am Werk. Berichte und Dokumente zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung. In Verbindung mit der Gesellschaft für Deutsche Sprache zusammengestellt und kommentiert von Hermann Zabel. Hagen: Reiner Padligur Verlag, 1996, 448 Seiten, ISBN 3-922957-46-3. Hier: Seiten 70 f., 78 ff.

Literatur - Medienecho (Auswahl)

* Vor der Reform der Reform - Die Unzufriedenheit mit der neuen Rechtschreibung wächst. In: WELT am SONNTAG Nr. 30 vom Sonntag, den 25. Juli 2004, S. 4 - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=1660#1660
* Christine Burtscheidt: Die Entzauberung von Pisa. In wenigen Tagen werden die Ergebnisse einer neuen Pisa-Studie veröffentlicht. Warum ein Lehrer die Untersuchung schon jetzt für „Täuschung“ und „reine Propaganda“ hält. In: Süddeutsche Zeitung vom 7. Juli 2005 (Zu Kraus: „Der Pisa-Schwindel“) - http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/berufstudium/artikel/276/56220/
* Jan Fleischhauer und Christoph Schmitz: Hit und Top, Tipp und Stopp. In: DER SPIEGEL 1/2006 vom 2. Januar 2006, S. 124-132

Netzverweise
* Josef Kraus - http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Kraus
* Maximilian-von-Montgelas-Gymnasium http://www.gymnasium-vilsbiburg.de/
* Deutscher Lehrerverband - http://www.lehrerverband.de
* Deutscher Lehrerverband (DL) - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=294
* Josef Kraus, Kurzbiographie. Akademie für politische Bildung, Tutzing - http://www.apb-tutzing.de/veranstaltungen/20061/24-1/24-1.pdf
* Waltraud Fuchs, DL: Lehrerverbandspräsident Josef Kraus wird 50. In: DL-Presseerklärung, Bonn, 3. August 1999 - http://www.lehrerverband.de/geburtst.htm
* Aktion "Lebendiges Deutsch" -http://www.aktionlebendigesdeutsch.de/
* Sprachpflege - http://de.wikipedia.org/wiki/Sprachpflege
http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=3076#3076
* Sprachpfleger / in - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=4698#4698
* Sprachkritik - http://de.wikipedia.org/wiki/Sprachkritik
* Josef Kraus. In: Prominente Mitglieder des Vereins Deutsche Sprache - http://www.vds-ev.de/ verein/prominente-mitglieder.php
* Autoren der Wochenzeitung Junge Freiheit - http://www.jungefreiheit.de/jf_aut.htm
* Kraus, Josef. In: Who is who, Wer ist wer in der reformdiskussion? Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR) - http://www.sprache.org/bvr/biwhois.htm
* Josef Kraus: Renovatio linguae latinae - In: Altphilologenverband.de http://www.altphilologenverband.de/renovatio4.html
* Lebenslauf und Foto. In: BayernOnline-Kongress GbR - http://bayernonline2004.fast.de/BayernOnline/Kongress/Lebenslauf/Forum4/Josef_Kraus.htm
* Trendy wie die neueste Mode. Wie die Sprache der Pädagogik auf den Hund kommt. In: Bayerische Staatszeitung vom 20. Februar 2004 - http://www.lehrerverband.de/trendy.htm
* Frankfurter Allgemeine Zeitung für Deutschland: Die Reform als Diktat - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=3085#3085
* Aktion „Lebendiges Deutsch“ - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=4521#4521
* Autoren der Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT - http://www.jungefreiheit.de/jf_aut.htm
* Interviewpartner der Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT - http://www.jungefreiheit.de/jf_ges.htm
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