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Peter Lüber
Registriert seit: 01.06.2004 Beiträge: 72
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: Montag, 10. Jul. 2006 22:56 Titel: Grundsätzliches zur Rechtschreibreform |
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Es scheint nun soweit gekommen zu sein, daß wir mit dass und daß zu leben haben, mit so genannt und sogenannt, mit muss und muß.
Ein Mensch namens Bastian Sick, den ich für einen Verräter der deutschen Kultur halte, einer, der den Kultusministern zu gefallen redet – ganz gemäß dem Motto, „Wes' Brot ich ess, des Lied ich sing“ – anstatt dem Volk aufs Maul zu schauen, der, laut dpa, als Superstar der [deutschen?] Sprache gilt, hat es geschafft, 500 Schulklassen in eine Arena zu locken, um sie auf Deutsch in Deutsch zu unterrichten. Den Vorwurf, ein Papagei der Kultusminister zu sein, muß er sich gefallen lassen, allein schon aufgrund seines schriftlichen Beitrags, den er im Spiegel veröffentlichte. Wortwörtlich schrieb er darin: „Es ist beileibe nicht einfach, ein jahrhundertealtes Kulturgut zu bearbeiten, noch dazu ein so heiliges wie unsere Rechtschreibung. Um die Regeln der Schriftsprache vereinfachen zu können, muss man sie sehr genau kennen. Das ist bei den Mitgliedern der Kommission zweifellos der Fall - bei ihren Kritikern hingegen nicht immer.“ Ja, ja – muss oder muß, damit müssen wir leben, in Zeiten versickernder Kultur. Verzeiht mir diesen Kopfstoß: denn er war gewollt – entgegen meines Grundsatzes, Personennamen niemals zu verballhornen. Und ein Bindestrich ist kein Gedankenstrich, um etwas zu sagen, das ich, als Kritiker der Rechtschreibreformreformreform, ganz genau kenne.
Unsere Rechtschreibung ist heilig? Was würde unser unfehlbarer sechzehnte Benedikt dazu wohl sagen, hätte er Kenntnis von der Unverfrorenheit der Kultusminister und ihrer Vasallen, welche sich an Heiligtümern von solch kultureller Bedeutung vergehen? Exkommunizieren würde er sie, dessen bin ich mir sicher, und ins Land Babylon schicken.
Anstatt sich über Univerbierung, Substantivierung und andere „Ierungen“ weitläufig auszulassen, hätten die Sprachgewaltigen der unter uns Lebenden die soziologischen Aspekte des von den Kultusministern begangenen Verbrechens (denn nicht anders kann die sogenannte Rechtschreibreform genannt werden, um unter Eid die Wahrheit zu sagen) genauer betrachten sollen.
Was Menschen ehemals einte, trennt heute sie: Die Muttersprache, weil sie verstümmelt worden ist. |
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Peter Lüber
Registriert seit: 01.06.2004 Beiträge: 72
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: Donnerstag, 13. Jul. 2006 15:18 Titel: Anstatt Fasnacht zu feiern |
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Angehörige von Buchgemeinschaften, Archivare, Bibliophile, Bibliothekare, Buchantiquare, Buchbinder, Buchhändler, Deutschlehrer, deutschsprechende und deutschschreibende Mütter und Väter, Germanisten, Journalisten, Juristen, Lektoren, Lexikographen, Liebhaber der Literatur, Linguisten, Mitglieder von Bibliotheken und Lesegesellschaften, Philologen, Philosophen, Redaktoren, Sachbuchautoren, Sekretärinnen, Typographen, Verleger, Zeitungs- und Zeitschriftenleser – sie alle hätten auf die Straße gehen sollen, um gegen den Rechtschreibreformschwachsinn der Kultusminister aufzubegehren; und die weltbekannten, weltberühmten, preisgekrönten deutschen Schriftsteller und Schriftstellerinnen hätten den Protestzug anführen sollen, gefolgt von den Doktoren und Professoren und ihren Studenten. Aber nichts dergleichen ist geschehen. Dies halte ich hier mit großem Bedauern fest. |
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