Hilfe Zurück zur Hauptseite
Hilfe Beiträge der letzten 14 Tage zeigen
Hilfe Hilfe
Suchen Suchen
Benutzerliste Benutzerliste
Benutzergruppen Benutzergruppen
Profil Profil
Einloggen Einloggen
Registrieren Registrieren

DER TAGESSPIEGEL

 
Neuen Beitrag schreiben   Auf Beitrag antworten    VRS Foren-Übersicht -> Aktionen
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Mittwoch, 04. Feb. 2004 09:50    Titel: DER TAGESSPIEGEL Antworten mit Zitat

<b>DER TAGESSPIEGEL
__________________________________

Goethe kann sich nicht mehr wehren</b>

VON HORST HAIDER MUNSKE

Als im Mai 1993 die deutschen Kultusminister eine öffentliche Anhörung zur Rechtschreibreform veranstalteten, war das Echo bei den Verbänden und in der Presse wohlwollend bis desinteressiert. Die Argumente der Rechtschreibkommission für eine systematische Neudarstellung und behutsame Reform der Rechtschreibung hatten auch die Mitglieder des Schulausschusses der Kultusministerkonferenz, die mit der Prüfung der Vorschläge betraut waren, weitgehend überzeugt. Allein von der Abschaffung der Großschreibung und der Unterscheidung zwischen das und daß wollten sie nichts wissen. Damit schien dem Übereifer der Reformer die Spitze genommen. Schon 1989 hatten sie weitgehende Vorschläge (Keiser, Bot) abgelehnt, und noch im November 1995 gelang es dem bayerischen Kultusminister, einige ungewöhnliche Fremdwortschreibungen zu streichen.

War damit nicht genug Sorgfalt geübt worden?

Wie kommt es vier Jahre später zu einer unaufhaltsamen Protestwelle gegen die am 1. Juli 1996 entgültig beschlossene Rechtschreibreform? Die Schriftsteller waren die ersten, organisiert von Friedrich Denk, der sich als Gymnasiallehrer und Vater betroffen sah. Inzwischen streben Bürgerinitiativen in drei Bundesländern einen Volksentscheid an. Juristen aller Parteien erzwangen eine parlamentarische Behandlung in fünf Bundestagsausschüssen. Linguisten geben ihren Widerspruch zu Protokoll.

Woher die überraschende Wende?

Auslöser der Proteste war zweierlei: Die neuen Rechtschreibwörterbücher, die nach dem Reformbeschluß der Kultusministerkonferenz in Millionenauflage auf den Markt kamen, sowie die sofortige Einführung der Reform an den Schulen Bayerns und anderer Bundesländer, zwei Jahre vor dem vereinbarten Termin im Herbst 1998.
Die Überraschung war total. Auf einmal sollten völlig ungewohnte Schreibweisen gelten. Leidtun, wiedersehen, schwerbehindert, menschenverachtend künftig getrennt: Leid tun, wieder sehen, schwer behindert, Menschen verachtend (warum bloß?), Stengel und behende mit ä, das Adjektiv spinnefeind wird zum groß geschriebenen Substantiv, die neue Silbentrennung schient ein Chaos, und überdies gab es Tausende von Unterschieden in den konkurrierenden Wörterbüchern: eine Fundgrube für Spott und Polemik, eine Qual für Lehrer und Verleger.

Ist das neue Regelwerk so miserabel oder sind die Lexikographen so unfähig?

Linguistische Kritiker verdammen das neue Regelwerk als Ganzes oder in Teilen. Am schwersten wiegen die Einwände gegen die Ausrichtung der Reform: Für vermehrte Großschreibung und vermehrte Getrenntschreibung, die - nach meiner Meinung - gegen die Grundstruktur unserer Orthographie und gegen die Sprachentwicklung verstoßen und darum intuitiv Ablehnung erfahren. Hier ist die Reform keineswegs behutsam. Man kann über die Brauchbarkeit einzelner neuer Regeln streiten, eines aber steht außer Zweifel: Ihre Umsetzung in den Rechtschreibwörterbüchern hat - gemessen an der Eindeutigkeit des guten alten Duden - zu einem orthographischen Chaos geführt. Liegt das an den Regeln oder an den Lexikographen? Erste Analysen haben gezeigt, daß überall dort, wo neue Regeln in bester Absicht einen liberalen Spielraum lassen, die Wörterbücher verschieden entscheiden. Eines verzeichnet sämtliche Versionen der Silbentrennung, ein anderes wählt nach eigener Interpretation aus.

Bereits beim Ausarbeiten der Wörterbücher traten offensichtliche Mängel des Regelwerks zutage. Weniger auffällig wäre dies geblieben, hätten wir nur ein einziges Rechtschreibwörterbuch. Der Verzicht auf den Duden als Leitwörterbuch aber hat eine Büchse der Pandora geöffnet - auch wenn es gute Gründe gegeben haben mag, das Verlagsmonopol auf die deutsche Rechtschreibung aufzuheben.

Rückblickend erkennt man, was erforderlich gewesen wäre: eine Absprache und Kooperation der Rechtschreibkommission mit den Lexikographen. Hierfür hatten die Rechtschreibkommissionen den Kultusministern zwar das Bilden einer zwischenstaatlichen Kommission empfohlen. Sie sollten die Einführung der neuen Rechtschreibung mit Rat und Tat begleiten, die Verlage beraten, Auskünfte erteilen und auch die Einführung der neuen Rechtschreibung in den Schulen unterstützen. Auf der Wiener Rechtschreibkonferenz im November 1994 wurde das Einrichten einer solchen Kommission von Deutschland, Österreich und der Schweiz auch vereinbart. Berufen wurde sie jedoch erst im März 1997 - nachdem schon alle Wörterbücher auf dem Markt waren und in den Schulen einiger Bundesländer die neue Rechtschreibung bereits unterrichtet wurde.

Alle Fragen der Umsetzung der Rechtschreibreform behielten sich die einzelnen Kultusministerien vor. Sie verfuhren mit der neuen Rechtschreibung, als ginge es um die Einführung neuer Lehrpläne oder revidierter Schulbücher. So kam es auch nirgends zu einem Probelauf in den Schulen, kein Lehrer konnte vor Einführung der Reform Erfahrungen mitteilen. Erst in der Praxis allerdings zeigt sich, daß zum Beispiel die liberale Kommaregelung bei Infinitiv und Partizip durchaus unerwartete und unerwünschte Auswirkungen hat: „Die Schüler lassen die Kommata einfach weg. Eine wunderbare Vereinfachung, aber ein Verlust an Eindeutigkeit und Differenzierung in geschriebenen und gedruckten Texten. Völlig unnötigerweise wurden solche Vereinfachungen alsbald auch auf Texte deutscher Schriftsteller in den Schulbüchern angewandt. Erst der entschiedene Protest der Autoren hat dem Einhalt geboten. Doch Goethe und Schiller können sich nicht mehr wehren. So stehen in den Schulbüchern nun alte und neue Rechtschreibung nebeneinander.

Wer eigentlich hat die deutschen Kultusminister legitimiert, ohne hinreichende Vorbereitung eine unerprobte neue Rechtschreibung zwei Jahre vor dem vereinbarten Termin in den Schulen einzuführen und damit zugleich einen Verkaufsboom unkoordiniert neuer Rechtschreibwörterbücher auszulösen? In höchster Eile mußten Kinder- und Jugendbuchverlage ihre Programme auf die Reform umstellen. Dem gleichen Zwang unterlagen die Schulbuchverlage.

Anfangs ließen die Kultusminister noch erklären, es gehe ja nur um die Rechtschreibung in Schulen und Behörden. Im übrigen aber könne jeder schreiben, wie es ihm beliebe. Heute, nachdem offensichtlich geworden ist, daß sich der Schulorthographie auf kurze oder lange Sicht niemand entziehen kann, ist dieses Argument seltener zu hören.
Der Protest der Schriftsteller, der gebildeten Öffentlichkeit, der Einspruch von Linguisten, Juristen, Verlegern und Lehrern richtet sich jedoch nicht allein gegen bestimmte Mängel der Rechtschreibreform, sondern vor allem dagegen, daß diese Interessengruppen vor der Willensbildung um eine Reform ausgeschlossen waren. Denn die Rechtschreibung einer Sprache ist Besitz der ganzen Sprachgemeinschaft, Ausdruck kultureller Tradition und Medium unserer Identifikation mit der eigenen Sprache. Rechtschreibreformen sind deshalb immer ein Gegenstand öffentlicher Debatte. Sie können nur erfolgreich sein, wenn sie hinreichend legitimiert sind und zumindest von einer Mehrheit der gebildeten Öffentlichkeit akzeptiert werden.

Andere Länder - etwa Frankreich - haben angesehene nationale Akademien, die bei solchen Fragen zuständig sind. Könnte man mit der Rechtschreibreform von vorne beginnen, wäre ein repräsentatives, beratendes Gremium beim Bundespräsidenten das geeignete Instrument, die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung aus der Sicht aller Betroffenen zu prüfen. Das scheint gegenwärtig utopisch. Die Kultusminister beharren auf ihren Beschlüssen und ihren Vereinbarungen mit Österreich und der Schweiz. Jetzt soll vielmehr die endlich - vor drei Monaten - einberufene zwischenstaatliche Kommission für die deutsche Rechtschreibung im Eiltempo, möglichst noch vor Beginn des nächsten Schuljahres, alle Zweifelsfälle der neuen Rechtschreibung durch eine Wörterliste beseitigen. Das Regelwerk selbst soll dabei sakrosankt bleiben: ein schier unerfüllbares Verlangen. Die Prozedur soll im übrigen, nahezu lächerlich, das zu berichten, „keine Mark“ kosten. Wie gehabt sollen die Experten - allesamt Hochschullehrer im Massenfach Deutsch - ehrenamtlich, nur organisatorisch unterstützt vom Mannheimer Institut für deutsche Sprache, mit den mageren Ressourcen ihrer Lehrstühle die Arbeit verrichten. Bereits die ersten Beratungen haben gezeigt, daß der Vergleich der neuen Wörterbücher, eine Würdigung der Kritik und der zahlreichen Anfragen viel Zeitaufwand bedeutet. Selbst wenn man die Kritik mißachtet - was in meinen Augen unverantwortlich wäre - und allein die über tausend lexikalischen Abweichungen der neuen Wörterbücher auszugleichen versucht, kann das Regelwerk nicht bleiben, wie es ist. So oder so: Die neuen Rechtschreibwörterbücher, Schulbücher und Textsammlungen werden in wenigen Jahren als Grundlage der neuen Rechtschreibung überholt sein. Das ist das fatale Resultat einer sachlich umstrittenen, mangelhaft legitimierten, unvorbereiteten und überhastet eingeführten Reform.

„Die Reform ist tot“, meldet die „Bayerische Staatszeitung“ vom 6. Juni, „Die Reform ist nicht mehr aufzuhalten“, behauptet der Präsident der Kultusministerkonferenz, Professor Wernstedt („Frankfurter Allgemeine Zeitung“ vom 19. Juni). Kontroverse Prognosen. Besonnene Beobachter raten zu einem Moratorium, zu einem Aussetzen der Reform. Dies ist den meisten Kritikern zu wenig. Sie fordern das Ende dieser - und jeglicher - Reform der Rechtschreibung. Den Kultusministern wiederum geht das Moratorium zu weit. Sie fürchten den schleichenden Tod ihres Projekts, weshalb sie jeder offenen Debatte ausweichen. Wer aber eine Reform will, muß jetzt die versäumte Debatte mit den Hauptbetroffenen nachholen, Fehler eingestehen und daraus lernen. Sonst bleibt allein der zweifelhafte Trost, daß die Geschichte der Rechtschreibreform die Geschichte von deren Scheitern ist.


Horst Haider Munske ist Professor für Germanische und Deutsche Sprachwissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg. Er ist Mitglied der zwischenstaatlichen Kommission für die deutsche Rechtschreibung.

Zuletzt veröffentlichte er „Orthographie als Sprachkultur“ (Peter Lang GmbH, Eurpäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main, 1997)

Der Tagesspiegel vom 5. Juli 1997

Grüne Schleife - Gegen die Rechtschreibreform
http://members.aol.com/JUiP/rsr-0797.htm
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Webseite dieses Benutzers besuchen
Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Samstag, 12. Jun. 2004 08:10    Titel: Legasthenikerin Antworten mit Zitat

Eine Legasthenikerin
Abby Cohen, eine Studentin, meldet sich im Diskussionsforum des TAGESSPIEGEL, Berlin, zu Wort:

Der Tagesspiegel
meinberlin.de - Forum Foren-Übersicht -> Innenpolitik > Rechtschreibreform pro & contra:
http://archiv.tagesspiegel.de/forum/viewtopic.php?t=338&postdays=0&postorder=asc&start=15&sid=bf724b44753375b4c88d4992e57f5f70

Ich habe ihren ersten Beitrag in das VRS-Forum in die Rubrik „Schule“ in den Strang „Legasthenie und Rechtschreibung“ - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=358 - übertragen.

Interessant sind ihre Methoden, ihre Behinderung zu verbergen.

Womöglich steckt hinter der Rechtschreibreform als Motiv auch die Legasthenie eines Reformers. Dann könnte man sich erklären, daß die Sitzungen der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung nichtöffentlich stattfanden und daß es keine Sitzungsprotokolle gibt.

Leider haben noch viel zu wenig Reformkritiker erkannt, daß es wichtiger ist, Beiträge zugleich auch in fremde Foren und Gästebücher zu stellen, z.B. Partei- und Zeitungsforen, anstatt nur in den eigenen Seiten sich gegenseitig etwas vorzujammern.

Beiträge in Partei- und Zeitungsforen müßten unter Klarnamen erfolgen, damit sie ernstgenommen werden und einen Wert und Gewicht haben. Die Zeitungen bringen anonyme Leserbriefe nicht, weil diese Zeitgenossen nicht mit ihrem Namen zu dem stehen, was sie schreiben.

Gleichzeitig sollten wertvolle Beiträge auch in die eigenen Foren gesetzt werden, da sie häufig von Parteien und Zeitungen als politisch nicht korrekt gelöscht bzw. gesperrt werden.

Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Webseite dieses Benutzers besuchen
Peter Lüber



Registriert seit: 01.06.2004
Beiträge: 72

Beitrag: Dienstag, 20. Jun. 2006 19:56    Titel: Wichtige Änderungen Antworten mit Zitat

Forum des Tagesspiegels

Im obengenannten Forum werden heute wichtige Änderungen mitgeteilt.

Zitat:
Liebe Nutzer dieses Forums,

Tagesspiegel Online und meinberlin.de haben diverse "Umbauarbeiten" an diesem Forum vorgenommen. So wurden beispielsweise einige wenig besuchte Bereiche geschlossen, die Struktur wurde übersichtlicher gestaltet.

Einschneidender ist allerdings eine weitere Änderung: Wie bei anderen Medien schon lange üblich werden künftig neue Themen nur noch durch die Redaktion angelegt.

Die Redaktionen von Tagesspiegel Online und meinberlin.de werden sich bemühen, zu allen wichtigen kontroversen Themen Diskussionen zu eröffnen. Wir werden darüber hinaus darauf achten, dass das Diskussionsniveau angemessen bleibt und keine Postings mit beleidigenden, verbotenen oder obszönen Inhalten eingestellt werden. Sollten Sie ein Diskussionsthema vermissen, können Sie dieses unter folgender E-Mail-Adresse vorschlagen: forum@meinberlin.net

Tagesspiegel Online und meinberlin.de


Zu den „wenig besuchten Bereichen“, die geschlossen worden sind, gehört auch jener von Manfred Riebe über die Rechtschreibreform (der in Wahrheit am häufigsten besuchte). Wahr ist weiter, daß schätzungsweise 99 Prozent der Beiträge in den Orkus geschickt worden sind.

Zitat:
Unsere Benutzer haben insgesamt 319 Beiträge geschrieben.
Wir haben 2587 registrierte Benutzer.*


*Heute, um 20:40 Uhr.


Zuletzt bearbeitet von Peter Lüber am Dienstag, 20. Jun. 2006 20:32, insgesamt 1mal bearbeitet
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Peter Lüber



Registriert seit: 01.06.2004
Beiträge: 72

Beitrag: Dienstag, 20. Jun. 2006 20:23    Titel: Re: Wichtige Änderungen Antworten mit Zitat

Erste Reaktionen:

HARDtalk
Anmeldungsdatum: 30.08.2005
Beiträge: 877
Wohnort: Berlin
Verfasst am: 20.06.06, 20:52 Titel: Ich bin ehrlich entsetzt und stark enttäuscht.

Zitat:
Ich habe viel gute Werbung gemacht für dieses ehemals vorbildliche Forum, und nun so etwas.

Hoffentlich finde ich noch Kybelines und Sobieskis Foren.

Gute Nacht, Freunde.

Ich denke, aus der uns bekannten "Ecke" wird der "Druck" gegen die ehemalige Freiheit hier gekommen sein; im ehemaligen Forum einer großen deutschen überregionalen Tageszeitung war ´s nicht anders. Dort wurde massiv aus dem islamistischen Lager gegen unsere freie Meinungsäußerungen gedroht. Daraufhin wurde das Forum GESCHLOSSEN !!!

Man beachte in diesem Zusammenhange ganz besonders meine Hinweise am Ende oder unten.



Sybilla84
Anmeldungsdatum: 07.08.2004
Beiträge: 212
Verfasst am: 20.06.06, 20:53 Titel:

Zitat:
ich fürchte das nun auch dieses Forum "Gleichgeschaltet" wurde und Kritik an den Neoliberalen sofort aus dem Forum verschwindet.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Dienstag, 20. Jun. 2006 21:23    Titel: Zur Zensur in Zeitungsforen Antworten mit Zitat

Zur Zensur in Zeitungsforen

Auch im Rechtschreib-Forum der Süddeutschen Zeitung gilt das Grundrecht auf Meinungs- und Informationsfreihet nicht mehr. Vielmehr wird das Forum von den vorgeschalteten zensierenden Moderatoren nur zeitweise und nach Lust und Laune betreut. Daher ist ein Umzug zu empfehlen in:

das Forum der "Nürnberger Zeitung". Darin ist Spitzenreiter mein Strang:
* Die unendliche Geschichte der neuen Rechtschreibung
http://forum.nz-online.de/viewtopic.php?t=66

Auch im Forum der "Stuttgarter Zeitung" habe ich einen Strang laufen:
* Zur Rücknahme der "Rechtschreibreform"
http://forum.stuttgarter-zeitung.de/board/viewforum.php?f=4
Er ist dort sogar mit über 44.000 Aufrufen Spitzenreiter. :-))
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Webseite dieses Benutzers besuchen
Peter Lüber



Registriert seit: 01.06.2004
Beiträge: 72

Beitrag: Mittwoch, 21. Jun. 2006 02:01    Titel: Zensur im Tagesspiegel Antworten mit Zitat

Auch der Tagesspiegel berichtete über Zensur –

aber leider nicht über seine eigene, die er seit langem betreibt. Am 7.06.2006 veröffentlichte er eine Zeitungsmeldung unter der Überschrift China blockiert zeitweise google.com.

Die kleinen Diktatoren Deutschlands, die sich in den letzten zehn Jahren wie die Gartenzwerge vermehrten, versuchen nicht nur die Rechtschreibung der Kinder zu beeinflussen, sondern auch das Recht der Erwachsen, zu schreiben. Das aktuelle Motto Deutschlands, das lautet: „Die Welt zu Gast bei Freunden“, sollte um eine Bitte ergänzt werden, nämlich um die folgende: „– wenn sie ihre Meinung nicht als Gastgeschenk mitbringt.“

Gottfried Keller hat die Schweizer Bürger als Kulturbürger Deutschlands bezeichnet. Daran erinnere ich mich jetzt, um diese Uhrzeit. Denn „denk ich an Deutschland in der Nacht, / Dann bin ich um den Schlaf gebracht, / Ich kann nicht mehr die Augen schließen, / Und meine heißen Tränen fließen.“ Was in Deutschland gegenwärtig im Gange ist, beunruhigt mich wirklich sehr. Die Deutschen verspielen leichtfertig ihr kulturelles Erbe. Goethe-Institute werden geschlossen oder deren Geldmittel drastisch gekürzt; die deutsche Sprache wird von Kulturbürokraten verhunzt; die Demokratie wird mißachtet und Denglisch oder Engleutsch nehmen in den Medien und in der Werbung der Konzerne mehr denn je überhand.

Im „Wilpert/Gühring“ sind 47000 Erstausgaben von 1360 bedeutenden Dichtern deutscher Sprache, von der Barockzeit bis zum Jahr 1960, verzeichnet. Eine Erstausgabe besitze ich: Darin ist, auf der letzten Seite, eine Zeichnung zu sehen: Wie der Hl. Antonius, der Patron für verlorene Sachen, in Begleitung eines Schweines Einlaß in die Himmelspforte findet.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Thorsten Lehmann



Registriert seit: 04.12.2005
Beiträge: 10

Beitrag: Mittwoch, 21. Jun. 2006 10:35    Titel: Aktionen des VRS Antworten mit Zitat

Guten Tag allerseits,

ich stimme Herrn Lüber gerne zu, daß es wirklich schlecht um Deutschlands Kulturerbe steht in einer Welt, die anscheinend nur noch dem Geld hinterhergiert und eigene Werte zum Fenster hinauswirft. Die Schweizer als Kulturbürger Deutschlands zu bezeichnen, halte ich allerdings für einen groben Fehler: Im Lande einer Mehrsprachigkeit schafft man sich durch den Dialektgebrauch eine eigene Identität - ein Verhalten, was dem deutschen Dialektsprecher leider längst ausgetrieben wurde. Allerdings besteht in der Schweiz ein anderes Problem: Die Diskussion um Englisch als erste Fremdsprache anstatt der eigenen Landessprachen greift um sich, und wenn die Eidgenossen diesen Schritt erst gegangen sind, wird das Deutsche im internationalen Verkehr bald noch mehr an Bedeutung verlieren.

Wie steht es um die Aktionen des VRS? Wenn man den Neuigkeitenkalender durchliest, kommt es einem vor, als habe der Verein das Handtuch geworfen. Ist denn der VDS der einzige Verein, der sich noch spürbar aktiv bemüht, wenn auch mit manchmal fragwürdigen Aktionen?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Peter Lüber



Registriert seit: 01.06.2004
Beiträge: 72

Beitrag: Mittwoch, 21. Jun. 2006 11:34    Titel: Re: Aktionen des VRS Antworten mit Zitat

Sie haben recht, Herr Lehmann. – Das Wort Kellers führte ich vor lauter Aufregung an. Es ist eine dumme Verallgemeinerung und eine peinliche Anbiederung zugleich; zudem enthält es noch eine Respektlosigkeit gegenüber den Schweizern, deren Muttersprache nicht Schwyzerdütsch ist. Ich hätte ein eigenes Wort schreiben sollen, um zu sagen, wie viel ich der deutschen Kultur zu verdanken habe, ganz besonders der deutschen Literatur: unermeßlich viel. Ohne sie wäre ich nicht das, was ich bin: ein reich beschenkter, dankbarer Mensch.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Peter Lüber



Registriert seit: 01.06.2004
Beiträge: 72

Beitrag: Donnerstag, 22. Jun. 2006 13:02    Titel: Roboter antworten programmgemäß Antworten mit Zitat

Reaktionen der Tagesspiegel-Administratoren


Antworten der Administratoren kursiv; in eckigen Klammern meine Kommentare:

Trautbert hat Folgendes geschrieben:

„Gibt es in Zukunft wenigstens eine vernünftige Archivierung der Beiträge?“

„Ja“ [Kann sein – oder auch nicht. Solange jedenfalls kein öffentlich zugängliches Archiv existiert, muß sich der Tagesspiegel den Vorwurf der Zensur gefallen lassen. Und übrigens: Unter einer „vernünftigen Archivierung“ verstehe ich eine vollständige.]

Trautbert hat Folgendes geschrieben:

„Was genau ist die Begründung dafür, dass gemeldete User keine eigenen Themen mehr eröffnen können.“

„Eine der Begründungen ist die, dass im Forum keine ausgewogene Themenauswahl mehr existierte.“ [Beispiele ausgewogener Themata findet der vielseitig interessierte Leser jetzt dort zuhauf: z.B. „Berlins schönste Biergärten“ oder „Wie weit kommt die deutsche Mannschaft?“]

Giselher hat Folgendes geschrieben:

„Mit einer vernünftigen Moderation hätte sich die einseitig antiislamische Ausrichtung des Forum sicherlich abschwächen lassen.“

„Dies ist ein Irrtum. In einem offenen Forum (und das ist jedes Forum, in dem Beiträge erst nach ihrer Veröffentlichung durch die Mods beurteilt werden) ist eine ‚vernünftige Moderation‘ unmöglich. Denn diese wird immer als Zensur wahrgenommen. Dann lieber eine Vorauswahl der Themen durch die Redaktion.“ [Also besser vorbeugen, als „die Pille danach“? – Schlußbemerkung: Sämtliche „Signaturen“ unter den Beiträgen der angemeldeten Forumsteilnehmer wurden kommentarlos gelöscht.]
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Peter Lüber



Registriert seit: 01.06.2004
Beiträge: 72

Beitrag: Freitag, 23. Jun. 2006 23:45    Titel: Die Methoden der Zensoren des Tagesspiegels Antworten mit Zitat

Verlogenheit, zum Ausdruck gebracht durch geheuchelte Verlegenheit

Zitat:
„Unzufrieden mit unserem Forum? Oder mit der Moderation? Oder mit...? Hier ist der passende Thread dafür.“
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Peter Lüber



Registriert seit: 01.06.2004
Beiträge: 72

Beitrag: Montag, 10. Jul. 2006 15:13    Titel: Paulas Abschied aus dem Forum des Tagesspiegels Antworten mit Zitat

Paulas letzter Beitrag im Forum des Tagesspiegels

Am siebten Tag dieses Monats sendete ich Paula folgende persönliche Nachricht, die ich hiermit ohne Skrupel veröffentliche, als Auszeichnung ihrer intellektuellen Rechtschaffenheit:

Zitat:
Liebe Paula!

Ich danke Dir für Deine vielen guten Beiträge. Wenige Menschen denken so klar und richtig wie Du. Seit langem habe ich mich in diesem Forum nur noch als stiller Leser aufgehalten. Da nun die Zensur des Tagesspiegels ihre Wirkung völlig entfaltet hat, werde ich hier künftig keine Zeit mehr verschwenden.

Ich bitte Dich um die Erlaubnis, Deinen letzten Beitrag im Forum des VRS (Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.) veröffentlichen zu dürfen.

Alles Gute und Liebe wünscht Dir

Peter Lüber

Basel


Die von mir Angesprochene hat nun offenbar ganz und gar resigniert. Auf eine Entgegnung ihrerseits wage ich nicht mehr zu hoffen. Deshalb gebe ich ihren letzten, im Forum des Tagesspiegels verfaßten, und inzwischen gelöschten, Beitrag wieder. Er lautete wie folgt:

Zitat:
Ich meine, dass der Tagesspiegel hier bei der Neuordnung dieses Forums nicht dem eigenen Anspruch genügt und versagt hat.

Natürlich hat der "Tagesspiegel" hier das Hausrecht, allerdings hätte ich von einer Zeitung dieser Art nicht unbedingt erwartet, dass er mit "Heiapopeia"-Themen wie "Rauchen in der Öffentlichkeit" versucht, hier eine Themenzensur durchdrückt und dass auch noch verkauft mit dem Etikett, das sei das, was die Menschen bewegt. Man könnte fast meine, auch die Redakteure der Tagesspiegel-Redaktion leben in einer Art "Parallelgesellschaft". Man kommt sich mehr und mehr hier wie bei Honni vor. Gnädig wird einem dann mitgeteilt, man könne ja "Themenvorschläge" einreichen - in fast jedem demokratischen Forum kann man Themen selbst einstellen - das ist die Idee des Internet. Nun, das ist offenbar hier nicht gefragt. Stattdessen darf man dann Themen "einreichen". Für so etwas braucht man kein Forum, da kann man dann gleich die gedruckte Ausgabe, die durch sämtliche redaktionelle Zensurabteilungen gegangen ist, kaufen. Wozu dann noch ein Forum? Ein Forum, in dem die Themen vorgegeben werden, in dem jeder zweite Beitrag gelöscht wird, weil ein über das Ziel hinausschießender Redakteur meint, es dürfe nur das sein, was auf seinem ideologischen Wunschzettel steht und was in seinem politisch-korrektem Katechismus steht, den er rauf- und runterbeten kann? (Bin schon gespannt, ob dieser Text länger als zwei Stunden hier steht).

Habe vor einiger Zeit aufgehört, den Tagesspiegel zu kaufen. Werde jetzt auch das Lesen (und Schreiben) im Tagesspiegel einstellen.

Danke sehr, aber ich dachte, die Honni-Zeiten mit dem ideologischen Ringel-Piez sehenden Auges in die Katastrophe wanken - das sei ein für alle Mal vorbei. Denkste.

Macht's jut,

Paula


Ein Verweis, der nirgendwohin mehr führt.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Peter Lüber



Registriert seit: 01.06.2004
Beiträge: 72

Beitrag: Donnerstag, 13. Jul. 2006 06:54    Titel: Was zu erwarten war: Antworten mit Zitat

Das Forum des Tagesspiegels wird geschlossen

Zitat:
Liebe Nutzer dieses Forums,

Journalismus darf keine Einbahnstraße sein. Deshalb können seit einigen Tagen alle Artikel von Tagesspiegel Online direkt und unkompliziert kommentiert werden. Dies betrifft sowohl die Texte der gedruckten Ausgabe als auch die Artikel der Online-Redaktion, es gilt für Texte aus den Ressorts Politik oder Berlin ebenso wie für Texte aus den Bereichen Kultur, Sport, Wirtschaft oder Vermischtes.

Diese neue "Kommentarfunktion" macht einen unmittelbaren und schnellen Meinungsaustausch zu den jeweils aktuellen Themen möglich. Neue Threads eröffnen sich sozusagen im Minutentakt - immer dann, wenn die Redaktion einen neuen Text ins Netz stellt.

Aus diesem Grund werden wir das "alte" Tagesspiegel- und meinberlin.de-Forum im Laufe des 13. Juli 2006 stilllegen. Dabei werden nicht nur alle Themen und Einträge gelöscht sondern auch alle User-Accounts.

Wir sind überzeugt davon, dass wir Ihnen mit der Möglichkeit, Artikel direkt zu kommentieren, einen guten, ja einen besseren Ersatz für den Meinungsaustausch in diesem Forum bieten werden.

Wir wollen uns bei allen Usern dieses Forums für die vielen, anregenden Diskussionen bedanken und freuen uns auf Ihre Kommentare in den Artikeln von Tagesspiegel Online und meinberlin.de

Grüße,
Die Online-Redaktion

Quelle
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge vom vorherigen Thema anzeigen:   
Neuen Beitrag schreiben   Auf Beitrag antworten    VRS Foren-Übersicht -> Aktionen Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Seite 1 von 1

 
Gehe zu:  







Powered by phpBB © 2001, 2002 phpBB Group