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Günter Schmickler
Registriert seit: 11.05.2003 Beiträge: 310 Wohnort: 53842 Troisdorf
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: Sonntag, 05. März. 2006 11:12 Titel: Glatteis noch bis 1. August (Presseartikel) |
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General-Anzeiger Bonn. , Ausgabe vom 4./5. März 2006
Glatteis noch bis 1. August
Bildung Bevor die Beschlüsse über die geänderte deutsche Rechtschreibung im Sommer verbindlich werden, können Schüler und Lehrer weiterhin ins Schleudern kommen.
Von Stephan Lüke
BONN. Selbst diejenigen, die es wissen sollten, zuckten im vergangenen Jahrzehnt häufig mit den Schultern. „Schreib doch wie du willst, es weiß doch niemand, ob es richtig oder falsch ist“, kommentierte so mancher Pädagoge vorsichtige Schülernachfragen zur korrekten Schreibweise, Silbentrennung oder Kommasetzung. Die Unsicherheit auf dem Glatteis der Rechtschreibung soll ein Ende haben. Ab August gelten bundesweit wieder einheitliche Rechtschreibregeln – mit einjähriger Fehler-Toleranzzeit.
Leidgeprüfte Lehrer streichen Fehler, so sie sie entdecken, zwar an, bewerten sie aber nicht. „Überfällig“, nennt Bundestagspräsident Lammert die Korrekturen, schließlich sei die Uneinigkeit besonders für die Schulen eine Zumutung. Das ganze Verfahren sei für ihn ein „famoses Beispiel, wie mühsam die Politik gelegentlich Lösungen für Probleme sucht, die sie selbst geschaffen hat“.
Während der Deutsche Elternverein warnt, dass auch nach den jüngsten Nachbesserungen des Rats für deutsche Rechtschreibung an den Schulen weiterhin „Chaos“ herrschen werde, zeigen sich andere Eltern- und Lehrerverbände erleichtert. Ihr Urteil: Die Änderungen seien nicht gravierend. Die meisten würden die Änderungen kaum wahrnehmen. Stimmt, lässt der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister Jürgen Zöllner ausrichten und spricht von „ein paar kleinen zusätzlichen Änderungen“. Hoffnung auf Klarheit und Ordnung zieht der Bundeselternrat aus der Flexibilität des Regelwerks.
Vorsitzender Wilfried Steinert lobt die vielen alternativen Schreibweisen und erwartet „behutsame und gut vermittelbare Änderungen“. Erfreut registriert der Deutsche Philologenverband, ein Zusammenschluss von Gymnasiallehrern, dass die nahezu noch druckfrischen Schulbücher nicht unbedingt eingestampft werden müssen, dank der zahlreichen Alternativschreibweisen. Außerdem, so wiegelt Vorsitzender Hans-Peter Meidinger ab, betreffe die gesamte Rechtschreibreform gerade einmal zwei Prozent des Wortschatzes – die nun beschlossenen Änderungen noch einen weitaus kleineren Teil. Seinen Optimismus teilt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) nicht. „Es wurde nur den Rechtschreibgewohnheiten der älteren Generation Rechnung getragen“, lautet das Urteil der Schulexpertin Marianne Demmer. Sie erwartet, dass viele Schulen nicht jede Wendung mitmachen, sondern die Korrekturen aussitzen.
„Schließlich“, so die GEW-Vertreterin, „müssen die Schulen damit rechnen, dass demnächst wieder ein Ministerpräsident um die Ecke kommt und April, April ruft.“ Die Gefahr will die amtierende Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Ute Erdsiek-Rave (SPD) im Keim ersticken. Unmissverständlich fordert sie, einen Schlussstrich unter die Debatten der Vergangenheit zu ziehen. Des Exkanzlers „Basta“ kommt ihr dabei zwar nicht über die Lippen, doch die Art ihrer Forderung nach „Rechtschreibfrieden“ lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen.
Die Ruhe um die Rechtschreibung wurde 1996 zerstört, als Deutschland, Österreich, die Schweiz, Liechtenstein und die Länder mit deutschsprachiger Minderheit nach zehnjähriger Beratung einer Expertenkommission „endlich“ eine Erklärung zur Rechtschreibreform unterzeichneten. Nur drei Monate später protestierten 100 Schriftsteller und Wissenschaftler mit ihrer „Frankfurter Erklärung“ gegen die Pläne. Doch auch sie konnten nicht verhindern, dass das Bundesverfassungsgericht zwei Jahre später die Reform für rechtmäßig erklärte.
Der Widerstand in Deutschland aber blieb. Zwar setzten die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen die Reform um, doch die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ kehrte im August 2000 zur alten Schreibweise zurück. Der Axel-Springer-Verlag folgte dem Beispiel.
Wohl wissend, dass zu diesem Zeitpunkt laut Umfragen 64 Prozent der Deutschen die Rechtschreibreform ablehnten. Die Mehrzahl der Kultusminister brachte all das nicht vom Kurs ab. Unbeirrt führten sie im August 2005 die neuen Regeln verbindlich ein, obwohl der inzwischen eingerichtete Rat für deutsche Rechtschreibung da bereits an besonders strittigen Punkten feilte.
Zwei Länder scherten schließlich aus. Nordrhein-Westfalen und Bayern war die Angelegenheit zu unausgegoren. Sie zogen es vor, die Reform der Reform abzuwarten. Die liegt jetzt auf dem Tisch und alle 16 Kultusminister stimmten ihr zu.
Vorsichtiger gibt sich jetzt die FAZ. Man wolle die Kompromissvorschläge sorgfältig prüfen. Außerdem werde man beobachten, wie die neuen Ausgaben der Wörterbücher Duden und Wahrig aussähen. Man werde sehen, ob sie brauchbarer seien als die letzten Ausgaben und ob es wieder so viele Abweichungen zwischen den Wörterbüchern gebe. |
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Günter Schmickler
Registriert seit: 11.05.2003 Beiträge: 310 Wohnort: 53842 Troisdorf
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: Sonntag, 05. März. 2006 18:58 Titel: Die "groß geschriebene" Höflichkeit (Presseartikel |
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General-Anzeiger Bonn, Ausgabe vom 04./05. März 2006
Höflichkeit wird wieder groß geschrieben
Bildung Was die Reform der Reform an Änderungen bringt
Bonn Die von den Kultusministern abgesegnete Reform der Rechtschreibreform betrifft im Wesentlichen die Groß- und Kleinschreibung, die Getrennt- und Zusammenschreibung, die Zeichensetzung sowie die Trennung von Wörtern am Ende einer Zeile. Endgültig entscheiden die Ministerpräsidenten der Länder am 30. März über die Annahme der Änderungen.
Bei der Groß- und Kleinschreibung sollen die Neuerungen „auf das systematisch Notwendige“ begrenzt werden. Nur bei substantivischem Gebrauch wird in Zukunft noch groß geschrieben. Beispiele: „Angst und Bange machen“, aber „angst und bange sein“ oder: „In den Bankrott gehen“, aber „bankrottgehen“.
Wenn Verbindungen von Adjektiv und Substantiv eine einheitliche Gesamtbedeutung haben, werden beide Teile groß geschrieben. Beispiele: Blauer Brief, Runder Tisch, Schwarzes Brett, Erste Hilfe, Alma Mater, die Goldenen Zwanziger. In Briefen darf jetzt die „Höflichkeits“-Großschreibung bei „Du“ und „Sie“ wieder verwandt werden.
Grundsätzlich sollen in Zukunft wieder mehr Wörter zusammengeschrieben werden. Die ausufernde und sehr häufig willkürlich wirkende Getrenntschreibung galt für viele als größtes Ärgernis der ursprünglichen Reform. Kaum jemand konnte nachvollziehen, dass „rotglühendes Eisen“ korrekt war, der Abendhimmel aber „rot glühend“ war.
Zusammengeschrieben dürfen Worte wie: alleinerziehend, kopfstehen, näherkommen, selbstgebacken, heiligsprechen, richtigstellen, übrigbleiben, (in der Schule) sitzenbleiben, schwerverständlich, Mountainbike, verlorengehen. Ausschlaggebend ist der „einheitliche Wortakzent“. Liegt er vor, dann wird zusammengeschrieben.
Andernfalls, wie etwa bei adverbialem Gebrauch, ist getrennt zu schreiben. Beispiele: aufeinander achten, rückwärts einparken. Bei Wortverbindungen, bei denen das Adjektiv eine Eigenschaft des Objekts bezeichnet, sind grundsätzlich zwei Schreibvarianten erlaubt. Beispiele sind: blau streichen/blaustreichen oder klein schneiden/kleinschneiden.
Eindeutigeres Textverständnis erhofft sich der Rat für deutsche Rechtschreibung unter Vorsitz des früheren bayerischen Kultusministers Hans Zehetmair durch verstärkte und gezieltere Kommasetzung. Obligatorisch steht ein Komma bei Infinitivgruppen, die mit „um“, „ohne“, „statt“, „außer“ oder „als“ eingeleitet werden. Beispiel: Sie öffnete das Fenster, um frische Luft hineinzulassen. Bei einem bloßen Infinitiv steht es frei, ein Komma zu setzen. Beispiel: Thomas dachte nicht daran (,) zu spülen. Ein Komma muß auch zwischen zwei selbstständigen Sätzen stehen, wenn diese für sich alleine stehen können, aber mit „und“ sowie „oder“ verbunden sind.
Für Verärgerung beim einen, für Schmunzeln beim anderen sorgten in der Vergangenheit kuriose Trennmöglichkeiten. Erst sehr genaues Hinschauen bescherte den Durchblick. Der Urinstinkt wurde zu „Urin-stinkt“, das Staatsexamen zu „Staat-x-amen“, „Spargelder wandelten sich zu „Spargel-der“.
Nicht mehr abgetrennt werden dürfen fortan einzelne Vokalbuchstaben an Wortanfang und –ende. Motto: Trenne nie das E vom –sel. In einigen Fällen sind unterschiedliche Möglichkeiten der Silbentrennung nach wie vor zulässig. Beispiele: hin-auf/hi-nauf oder her-an/ oder he-ran oder auch dar-um/da-rum. Das „ck“ bleibt weiterhin eine Einheit und wird nicht getrennt: bli-cken, Zu-cker, So-cken. Ike
Bemerkungen:
Dieser Artikel enthält dieselben „Klopse“, die ich kürzlich in meinem Beitrag „Eine Kleinigkeit zum Schmunzeln“ schon einmal aufgespießt hatte. Es wird unterstellt, man hätte nach der ursprünglichen Rechtschreibreform das Anredepronomen „Sie“ klein schreiben müssen, und künftig dürfe – nicht müsse – man es wieder groß schreiben.
Außerdem: Nach herkömmlicher Rechtschreibung hat „groß schreiben“ die Bedeutung „mit großen Anfangsbuchstaben schreiben“, „großschreiben“ hingegen „einer Sache große Bedeutung beimessen“. Zu den Kuriositäten der Rechtschreibreform gehört es, daß in diesem Falle die Bedeutungen rundweg vertauscht wurden: Kundendienst groß schreiben, Substantive und Satzanfänge dagegen großschreiben. Von dieser Neuregelung hat der Autor des in reformierter Schreibung verfaßten Artikels anscheinend nichts mitbekommen.
Mit Recht wird in dem Artikel die Willkürlichkeit vieler „reformierter“ Getrenntschreibungen beanstandet. Ob der Verfasser sich wohl im klaren darüber war, daß seine Berufskollegen seit der Reform häufig auch das getrennt schreiben, was selbst nach dem Verständnis der Reformer zusammengehört (davon laufen, heim kehren, überein kommen etc.)? Der Bonner Slawist Daniel Buncic meinte in einem Beitrag zu diesem Forum, der moderne Schreiber bevorzuge halt eine „analytische“ Schreibweise, und das müsse man doch respektieren, wenn man für die Orthographie das Prinzip der „Deskription“ vertrete Ich möchte diese Marotte jüngerer Journalisten eher als „paralytisch“ bezeichnen.
Übrigens entdeckte ich vor einigen Tagen in einem Artikel des Bonner General-Anzeigers über den Umbau des Troisdorfer Bahnhofs die Bezeichnungen „Behinderten gerecht“ und „Kunden freundlich“. Derartige „Vorlieben“ – beispielsweise auch die Getrenntschreibung der Iterativ-Zahlwörter („drei Mal“ statt „dreimal“) dürften den Journalisten auch durch die „Reform der Reform“ nicht auszutreiben sein.
G. Sch. |
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Günter Schmickler
Registriert seit: 11.05.2003 Beiträge: 310 Wohnort: 53842 Troisdorf
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: Dienstag, 28. März. 2006 08:46 Titel: Jeder blamiert sich, so gut er kann |
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General-Anzeiger Bonn, Ausgabe vom 28. März 2006
Jeder blamiert sich, so gut er kann
Leserbrief von Dr. Klaus Börger, Bonn
Artikel „Elternrat mit neuer Rechtschreibung zufrieden“, „Höflichkeit wird wieder groß geschrieben“ und Kommentar „Was ist schon spitze“ vom 4. März
Da gibt es eine Kommission, die es sich ohne zwingende Notwendigkeit, ohne Legitimation durch die deutschsprachige Bevölkerung und gegen erheblichen Widerstand zur Aufgabe gemacht hat, die Rechtschreibung der deutschen Sprache zu reformieren. Dabei hat sie, offensichtlich ohne ausreichende Kenntnis der Problematik und Schwierigkeit dieses Unterfangens, nicht erfaßt, welche äußerst sensible Verknüpfung zwischen Schreibweise und Sprache besteht.
Die Sprache ist Voraussetzung und maßgebend für die Schreibweise, nicht umgekehrt. Es ist daher praktisch kaum möglich, die Schreibweise ohne Auswirkung auf die Sprache zu ändern.
Der Mensch hat es verstanden, Musik in Noten und Sprache in Buchstaben festzuhalten. Die Bedeutung und Schreibweise der Buchstaben, die Bildung von Wörtern und von Sätzen waren und sind an die Entwicklung der Sprache gebunden. Ändert man die Schreibweise eines Wortes, entsteht ein neues Wort, das eine vom bisherigen abweichende Bedeutung haben kann, so daß dann Schreibweise und Sprache nicht mehr im Einklang stehen.
So war es zum Beispiel ein kardinaler Fehler der derzeitig noch geltenden Rechtschreibreform, zusammengesetzte Wörter zu trennen, die nun eine andere Bedeutung erhielten – was im übrigen schon bei vorhandenem Sprachgefühl hätte auffallen müssen! Auch die Groß- und Kleinschreibung und die Interpunktion sind für die Lesbarkeit und das Verständnis der Schrift unabdingbar, sie dürfen nicht beliebig verändert werden.
Die jetzt in der Reform der Rechtschreibreform vorgenommene Rücknahme von nach jahrelanger Kommissionsarbeit vorgenommenen Änderungen finde ich äußerst blamabel, aber jeder blamiert sich, so gut er kann! Man sollte den Mut haben und das Reformvorhaben beenden, denn man reformiert am untauglichen Objekt. Den Befürwortern der Reform kann ich nur zurufen: „O, si tacuisses ...“, so isses! |
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Günter Schmickler
Registriert seit: 11.05.2003 Beiträge: 310 Wohnort: 53842 Troisdorf
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: Mittwoch, 26. Apr. 2006 11:46 Titel: ....., fühlt sich jetzt wie ein Idiot. (Leserbrief) |
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General-Anzeiger Bonn, Ausgabe vom 18. April 2006
Leserbrief von Marion Poppers, Bonn
Überflüssige Reform
Berichte und Kommentare zu Änderungen der Änderungen der deutschen Rechtschreibung
Nun ist es also amtlich: Die mehrheitlich von den Bürgern abgelehnte Rechtschreibreform von 1996 wird reformiert. Wann folgt die Reform der Reform der Reform?
Es ist ein Skandal, was der unfähige Rat für deutsche Rechtschreibung der schreibenden Zunft, den Lehrern, Kindern und Ausländern zumutet, die die deutsche Sprache lernen wollen. Es ist weiterhin eine Unverschämtheit, dass Bulmahn und Schavan immense Steuergelder für eine „Reform“ verschwendet haben und weiter verschwenden, die das Kulturgut Sprache verkommen lässt und unseren Ruf im Ausland schädigt!
Nachdem wir uns unter enormem Zeitaufwand eine unausgegorene, unlogische und überflüssige „Reform“ einverleiben mussten, einen teuren Duden gekauft und Korrektur-Software für den PC angeschafft haben, beschließen angebliche „Wissenschaftler“ jetzt wieder neue Regeln, Änderungen und zum Teil Rückkehr zu alten Schreibweisen.
Nun ist die Verunsicherung komplett, weil die Getrennt- und Zusammenschreibung zu völliger Verwirrung führt, vieles nun doch beim „Alten“ bleibt und die neuen Trennregeln zum Teil wieder rückgängig gemacht werden.
Absolut unerträglich ist jedoch die Tatsache, dass in zahllosen Fällen zwei Schreibweisen (alte und neue) zulässig sind (die Rechtschreib-Software bietet nur eine Option an!).
Wer richtig schreiben konnte, fühlt sich jetzt wie ein Idiot, der den Wissensstand eines Erstklässlers hat! Wieder müssen wir jedes Wort nachschlagen, uns außerdem noch entscheiden, wie wir künftig dieses oder jenes Wort schreiben wollen und uns die gewählte Schreibweise dann auch noch einprägen. |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Sonntag, 24. Sep. 2006 22:33 Titel: Scheinheiliger „Rat für deutsche Rechtschreibung“ |
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Scheinheiliger „Rat für deutsche Rechtschreibung“
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Entscheidung des Rates
Rechtschreibung: Es bleibt, wie es ist
MÜNCHEN - Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat sich bei der Getrennt- oder Zusammenschreibung für ein Festhalten an den zugelassenen Varianten ausgesprochen.
In manchen Fällen müsse das wegen des unterschiedlichen Sinnes offen bleiben, sagte der Ratsvorsitzende Hans Zehetmair nach einer Sitzung des Gremiums in München. Als Beispiele nannte er „eine Suppe kalt stellen“ im Gegensatz zu „einen Politiker kaltstellen“ sowie „in der Schule sitzenbleiben“ gegenüber „auf einem Stuhl sitzen bleiben“.
Mit dem Votum für die Varianten bezog sich der Rat auf die neue Wörterbuchausgabe des Duden, der - im Gegensatz zum Wahrig-Wörterbuch - vor allem im Bereich der Getrennt- und Zusammenschreibung bestimmte Varianten empfiehlt. Dies hat nach den Worten von Zehetmair zu Irritationen geführt. In manchen Fällen müsse man abwarten, wie sich der allgemeine Sprachgebrauch entwickele, waren sich die Ratsmitglieder einig. dpa
Nürnberger Zeitung Nr. 222 vom 23. September 2006, S. 5
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Kommentar:
Es ist höchste Zeit, einen Politiker kaltzustellen, der nur darauf aus ist, den Schaden, den er angerichtet hat, zu verharmlosen, um sein Gesicht zu wahren.
Einerseits die Rechtschreibreform per Kultusministererlaß zu oktroyieren und andererseits zu behaupten, man wolle abwarten, wie sich der allgemeine Sprach- bzw. Schreibgebrauch entwickele, ist ein Widerspruch, der die Scheinheiligkeit dieser Leute offenbart, die nur Profitinteressen vertreten.
Der „Rat für deutsche Rechtschreibung“ meint, man müsse abwarten, wie sich der allgemeine Sprachgebrauch entwickele. Bei einer Rechtschreibzensur in vielen Medien (z.B. Leserbriefe) und Verlagen (Bücher) wird aber jede natürliche Entwicklung unterdrückt. |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Freitag, 22. Jun. 2007 11:46 Titel: Rechtschreibrat zu träge |
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Rechtschreibrat zu träge
Sprachzeitung warnt vor Auseinanderdriften der Rechtschreibung
Erlangen, 22. Juni 2007 – Anläßlich der heutigen Sitzung des Rats für deutsche Rechtschreibung in Mannheim hat die DEUTSCHE SPRACHWELT die „besorgniserregende Trägheit“ des Rates kritisiert und vor einem Auseinanderdriften von Schul- und Zeitungsrechtschreibung gewarnt. Des weiteren empfiehlt die Sprachzeitung die Zusammenarbeit mit der Schweizer Orthographischen Konferenz (SOK), einem Zusammenschluß von Sprachwissenschaftlern und Praktikern der Presse und der Verlage.
Die SOK hat in einem jetzt veröffentlichten Brief an den Ratspräsidenten Hans Zehetmair dem Rechtschreibrat die Zusammenarbeit angeboten. Thomas Paulwitz, Chefredakteur der DEUTSCHEN SPRACHWELT und selbst Mitglied der SOK, erklärte dazu: „Wenn dem Rat wirklich an einem Rechtschreibfrieden gelegen ist, dann sollte er dieses Angebot nicht ausschlagen.“ In der Schweiz folgen die größte Nachrichtenagentur SDA und führende Druckmedien wie die Neue Zürcher Zeitung den Empfehlungen der SOK. Diese weichen in Teilen von der reformierten Rechtschreibung ab und richten sich stärker an der traditionellen Rechtschreibung aus.
Das Regelwerk in seiner letzten Fassung von 2006 müsse dringend weiter überarbeitet werden, so Paulwitz. Die unklar geregelte Getrennt- und Zusammenschreibung führe zu Tausenden Varianten. Auch Laut-Buchstaben-Beziehungen und Groß- und Kleinschreibung seien änderungsbedürftig. Unterscheidungen wie „gräulich“ / „greulich“ müßten wiederhergestellt, Kleinschreibungen wie „des weiteren“ wegen ihrer besseren Lesbarkeit wieder verbindlich und eingebürgerte Wörter wie „jedesmal“ (reformiert: „jedes Mal“) wieder zugelassen werden.
Paulwitz sagte: „Trotz einer Fülle von Aufgaben bleibt der Rat im wesentlichen untätig, da er weniger von unabhängigen Fachleuten beherrscht ist, sondern eher von Geschäftsleuten und der Kultusbürokratie. Somit besteht die Gefahr, daß sich Schul- und Zeitungsrechtschreibung auseinanderentwickeln, denn die Zeitungsverlage müssen sich um einheitliche Schreibweisen bemühen. Schon jetzt haben sich die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen auf eine eigene Auslegung der reformierten Regeln festgelegt.“ Die Zusammenarbeit mit der SOK könne diese Gefahr bannen.
Zur Schweizer Orthographischen Konferenz:
http://www.sok.ch
Zur Pressemitteilung:
http://www.deutsche-sprachwelt.de/berichte/pm-2007-06-22.shtml
- PRESSEMITTEILUNG -
DEUTSCHE SPRACHWELT vom 22. Juni 2007
http://www.deutsche-sprachwelt.de
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Die DEUTSCHE SPRACHWELT http://www.deutsche-sprachwelt.de ist mit rund 80.000 Lesern (Leserbefragung 2002) die größte deutsche Sprachzeitung. Sie
erscheint vierteljährlich und ist Sprachrohr und Plattform einer ständig
wachsenden Bürgerbewegung, die sich um die deutsche Sprache sorgt und für
ein neues Sprachbewußtsein eintritt. Die DEUTSCHE SPRACHWELT kämpft für die
Erhaltung einer lebendigen deutschen Sprache.
Schriftleitung: Thomas Paulwitz
DEUTSCHE SPRACHWELT
Postfach 1449
D-91004 Erlangen
Telefon +49-(0)9131-480661
Telefax +49-(0)9131-480662
http://www.deutsche-sprachwelt.de
schriftleitung@deutsche-sprachwelt.de
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