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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Montag, 03. Apr. 2006 20:21 Titel: Wolf Schneider, Journalist |
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BILD-Interview mit Wolf Schneider
„Die Reform ist kaputt“
Von H.-J. VEHLEWALD
BILD-Interview mit dem großen deutschen Journalisten und Sprachkenner Wolf Schneider
BILD: Herr Schneider, hat die Rechtschreibreform noch eine Zukunft?
Wolf Schneider: Ich hoffe nicht! Die Reform ist kaputt, seit die geballte Macht von Springer Verlag, „Spiegel“, „Süddeutsche Zeitung“ und „FAZ“ dagegen aufbegehrt. Daran kommen auch die Ministerpräsidenten und Kultusminister der Länder nicht mehr vorbei.
BILD: Was haben Sie gegen die Reform?
Schneider: Der größte Fehler: Das Volk will die Reform gar nicht. Niemand hat darum gebeten, „aufwändig“ mit „ä“ zu schreiben, angeblich weil es von „Aufwand“ kommt und nicht von „aufwenden“. Mit dieser Logik müssten wir auch „dänken“ schreiben, weil es mit „Gedanken“ zu tun hat. Diese Reform ist reine Fummelei an unserer Sprache, eine Belästigung aller erwachsenen Mitglieder der deutschen Sprachgemeinschaft.
BILD: Was müssen die Politiker jetzt tun?
Schneider: Sie müssen umdenken, dem Druck weichen und auf die Mehrheit der Deutschen hören, die diese Reform ablehnen. Die Kultusminister haben ja nie eine Umfrage gemacht unter Lehrern, Journalisten oder Schriftstellern, ob sie die neuen Regeln wollen. Stattdessen haben Politiker und Beamte die Reform im stillen Kämmerlein vorangetrieben, bis das Unheil geschehen war.
BILD: Schreiben Sie selbst nach den neuen Regeln?
Schneider: Ich halte mich weiter an die alten Regeln. Einzige Ausnahme: Statt „ß“ schreibe ich „ss“ nach einem kurzen Vokal – z. B. bei „dass“ oder „Schluss“. Diese Regel erscheint mir sinnvoll.
BILD: Was ist mit den Millionen Schülern, die jetzt nach neuen Regeln lernen?
Schneider: Angenehm wäre die Umstellung für die Schüler vielleicht nicht. Auch nicht für ihre Lehrer. Aber man muss vor allem an die 70 Millionen Erwachsenen denken. Die werden erleichtert aufatmen, wenn die Reform endlich kippt.
Außerdem: Die häufigsten Fehler machen Schüler bei Groß- und Kleinschreibung und bei der Unterscheidung zwischen „das“ und „dass“. An diesem Punkt hat die Reform keine Veränderung gebracht – und das ist gut so.
BILD: Angeblich kostet die Umstellung der Schulbücher 250 Mio. Euro – ein Argument gegen die Rücknahme?
Schneider: Nein. Das ist eine reine Propagandazahl. Die Kosten können – wie bei der Einführung der Reform – über Jahre gestreckt werden. Außerdem: Die Gegner der neuen Regeln haben diese Kosten nicht zu verantworten. Damit müssen die Veranstalter dieses Reform-Unfugs klarkommen.
Bild.T-Online.de vom 11. August 2004
www.bild.t-online.de/BTO/news/2004/08/13/rechtschreib__orden/bild__orden__rechtschreibung__fuer__medienmaenner.html |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Montag, 03. Apr. 2006 20:33 Titel: Nachteile der Rechtschreibreform gründlich übersehen |
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Nachteile der Rechtschreibreform gründlich übersehen
Der Journalist Wolf Schneider wies schon sehr früh darauf hin, wie gründlich die Nachteile der Rechtschreibreform in der öffentlichen Debatte übersehen wurden. Er fragte, warum es bei so offenkundigen Nachteilen einen solchen Eifer gebe und noch dazu im deutschen Sprachraum. (Schneider in: DIE WOCHE 02.12.1994, S. 1
Wolf Schneider: „Die Rechtschreibreform ist kaputt. Dies ist nicht aus Sympathie oder Antipathie gespeist, sondern ich bin ein alter Nachrichtenhase und Journalistenmensch und schätze die Machtverhältnisse so ein.“
In: Dieter Stein: Der große Schiffbruch - Das Scheitern der Rechtschreibreform als Symbol der deutschen Krise. In: Rettet die deutsche Sprache. Beiträge, Interviews und Materialien zum Kampf gegen Rechtschreibreform und Anglizismen. Reihe Dokumentation, Band 9, Berlin: EDITION JF [Junge Freiheit Verlag], Oktober 2004, S. 42-47 – hier: Seite 43
http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=2673#2673
* Wolfgang Mentrup, Wolf Schneider, Georg Gölter, Arndt Ruprecht: Brauchen wir eine Rechtschreibreform? Universitas 5/1989. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 1989, ca. 101 S.
* Wolf Schneider: «Sprachlese». Kolumne über die Unsinnigkeiten der «Rechtschreibreform». In: NZZ-Folio 9/1997
* Der bekannte Sprachkritiker und Journalistenlehrer Wolf Schneider sieht die Rechtschreibreform als gescheitert an. „Die Reform ist kaputt“, sagte Schneider der „Bild“-Zeitung (Dienstagausgabe). „Daran kommen auch die Ministerpräsidenten und Kultusminister der Länder nicht mehr vorbei.“ Die Politik müsse jetzt „umdenken, dem Druck weichen und auf die Mehrheit der Deutschen hören, die diese Reform ablehnen“. Nach Ansicht Schneiders sind die neuen Schreibregeln „reine Fummelei an unserer Sprache, eine Belästigung aller erwachsenen Mitglieder der deutschen Sprachgemeinschaft“. Schneider bestritt, dass eine Rückkehr zur alten Schreibweise mit Kosten von angeblich 250 Millionen Euro zu teuer sei: „Das ist eine reine Propagandazahl. Die Kosten können - wie bei der Einführung der Reform - über Jahre gestreckt werden.“
Rechtschreibung: Krieg der Argumente. Fernsehsender N24 vom 10. August 2004 - http://www.n24.de/politik/inland/index.php/a2004081014491260287
* Wolf Schneider (Hrsg.): Unsere tägliche Desinformation. Wie die Massenmedien uns in die Irre führen. Autoren: Wolf Schneider, Bernd Matthies, Matthias Naß... [Mit Zeichn. von Luis Murschetz]. 1. Auflage. Hamburg: Gruner und Jahr, 1984, 308 S., ISBN 3-570-03915-3 (Ein Stern-Buch); [Hrsg.: Heiner Bremer ...]. 5. Auflage. Hamburg: Gruner und Jahr, 1992, 311 S.
http://www.wolf-schneider-sprachseminar.de/
http://www.iavg.org/mackenthun/folien/folie%2029.htm
* Kerstin Patzelt: Unsere tägliche Desinformation. Anmerkungen zu einer journalistischen Offenbarung.
http://www.swg-hamburg.de/Deutschland_Journal/Unsere_tagliche_Desinformation.pdf |
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