Ulrich Brosinsky
Registriert seit: 09.08.2004 Beiträge: 155 Wohnort: Weinstadt
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: Mittwoch, 29. März. 2006 16:24 Titel: Prominente Autoren: Kein "Rechtschreibfrieden" |
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RECHTSCHREIBREFORM
Es wird weiter gestritten: Hier die Erklärung prominenter Autoren wie Kehlmann, Kracht, Zaimoglu, Hermann, Hanika: Unsere Bücher erscheinen in bisheriger Schreibweise
Von "Rechtschreibfrieden" kann keine Rede sein, im Gegenteil: Kurz vor der Entscheidung der Ministerpräsidentenkonferenz über die Vorschläge des Rates für deutsche Rechtschreibung an diesem Donnerstag haben Schriftsteller und Rechtswissenschaftler, sowie die Bayerische Akademie der Schönen Künste an die Ministerpräsidenten appelliert, an der bisherigen Rechtschreibung festzuhalten. In einer gemeinsamen Erklärung der Schriftsteller, die von Daniel Kehlmann, Christian Kracht, Feridun Zaimoglu, Judith Hermann, Iris Hanika und anderen unterzeichnet ist, bekräftigen die Dichter, ihre Bücher weiter in der bisherigen Schreibweise drucken zu lassen.
Wortlaut des Schriftstelleraufrufes
Neuerdings ist von einem "Rechtschreibfrieden" die Rede und von einem "Kompromiß", der ihn ermöglicht haben soll. Wir fragen gar nicht, wer denn den dazugehörigen Krieg vom Zaun gebrochen hat. Aber wer will da mit wem worüber einen Kompromiß geschlossen haben? Die Sprache kennt keine Kompromisse, jedenfalls nicht solche, wie sie in nichtöffentlichen Sitzungen seit über zwanzig Jahren zwischen ein paar Dutzend Didaktikern, Linguisten und Ministerialbeamten sowie Verbands- und Wirtschaftsvertretern ausgehandelt werden.
"Es geht nicht darum, ob irgendein Schriftsteller eine kreative Sprachschöpfung findet, das soll er, sondern es geht darum, dass er nicht provokativ wirkend vom ,dass' beginnend bis zum ,Leid tun' das bewusst anders schreibt, als es gängig ist. Darum haben wir ja auch versucht, diese Korrekturen vorzunehmen." So äußerte sich unlängst Hans Zehetmair über die von ihm betriebene Reform der Rechtschreibreform.
Wir werden diese - allemal diffusen - Erwartungen enttäuschen. Der Staat gehört nicht zu den Instanzen, denen Literatur sich unterwirft. Sie wird sich um dessen Vorgaben um so weniger scheren, als diese die Intelligenz des Lesers beleidigen und die Tradition obsolet machen. Rechenschaft sind wir nur unseren Lesern schuldig, denen wir es leicht oder schwer machen können, der Tradition, in die wir uns einbetten oder von der wir uns absetzen, und letztlich dem eigenen Anspruch gegenüber, vor dem das Wort Bestand hat oder nicht.
Der Staat hat selbst ohne Not eine Situation hergestellt, in der er sich von der überlegenen Orthographie der gewachsenen und vitalen Schriftkultur provoziert fühlen muß. Die Literatur wird ihm aus dieser Lage nicht heraushelfen. Wir jedenfalls werden unsere Bücher weiter in der Schreibweise drucken lassen, die wir für richtig halten.
Klaus Böldl, Ralf Bönt, Ulrike Draesner, Julia Franck, Ines Geipel, Iris Hanika, Judith Hermann, Daniel Kehlmann, Jan Koneffke, Christian Kracht, Helmut Krausser, Björn Kuhligk, Eckhart Nickel, Norbert Niemann, Thomas Palzer, Antje Rávic Strubel, Lutz Seiler, Jens Sparschuh, Tim Staffel, Tina Uebel, Feridun Zaimoglu
Dazu auch der Bericht in der FAZ: Weiterlesen in der FAZ
Quelle: www.buchmarkt.de/index.php?mod=news&page=20959 vom 29.März 2006 |
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