Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen |
Autor |
Nachricht |
Günter Schmickler
Registriert seit: 11.05.2003 Beiträge: 310 Wohnort: 53842 Troisdorf
|
: Donnerstag, 02. Jun. 2005 14:45 Titel: "Delight" in den DUDEN ? |
|
|
Jokers restseller, Ausgabe 06/05, Seite 97
Jokers Plaudereien
Brauchen wir >Sprachbeauftragte<?
Vor einiger Zeit war in der Zeitschrift DEUTSCHE SPRACHWELT zu lesen: „Deutsche Unternehmen sollten dafür Sorge tragen, nicht in einen englischen Sprach-Kolonialismus zu verfallen.“ Die Zeitschrift empfiehlt, in den großen deutschen Firmen ehrenamtliche Sprachbeauftragte einzusetzen, die bei der Verwendung einer guten deutschen Ausdrucksweise behilflich sind.
So weit ist es schon gekommen. Es wird eine Weile dauern, bis die Arbeit dieser „Ehrenamtlichen“ greift. So lange werden wir uns die „verdenglischten“ Kommentare der Herren Vorstände anhören müssen. Und können nur erahnen, warum sie auch dieses Jahr wieder den Karren an die Wand gefahren haben.
Wohl um nicht länger über die richtige Wortwahl nachdenken zu müssen, hat kürzlich ein amerikanischer Schokoladenriegel-Hersteller gefordert, gefälligst das Wort „delight“ in den DUDEN aufzunehmen. Begründung: In der deutschen Sprache ließe sich das Gefühl nicht ausdrücken, das den Menschen beim Biss in den Riegel überkommt ... |
|
Nach oben |
|
 |
Erika Ciesla
Registriert seit: 27.11.2005 Beiträge: 32 Wohnort: 68167 Mannheim
|
: Dienstag, 29. Nov. 2005 16:02 Titel: |
|
|
Was passieren kann, wenn solche »Sprachbeauftragte« eingeführt werden, das läßt sich am besten erklären mit einem Witz, der in Amerika mal populär war.
Wie bekannt, ist in USA die vom lateinischen abgeleitete Bezeichnung »Neger« (Amerikanisch: »Nigger«) zu einem Schimpfwort verkommen und soll darum nicht mehr benutzt werden. Aber in einem schmutzigen Mund wird jedes Wort dreckig, so mußte nach kurzer Zeit auch das Wort »Schwarzer« aufgegeben werden.
Eine Firma wollte es ganz genau machen und hat einen Sprachbeauftragten ernannt, dessen erste Aufgabe darin bestand, auf allen Computern in den. Rechtschreibkorrekturen der dort installierten Textverarbeitungen das Wort »schwarz« dazu zu bestimmen, daß es automatisch gegen das Wort »afroamerikanisch« ersetzt wird.
Kurze Zeit später starb der Chef der Firma. In der Einladung zur Beerdigung konnte man als Fußnote lesen: »Weil es sich bei einer Beerdigung um eine ernste Veranstaltung handelt, wird die Belegscahft gebeten, in <i>afroamerikanischer</i> Kleidung zu erscheinen!«
Lange Rede jurzer Sinn: der Staat möge sich hüten! Unsere Politiker haben mit der Rechtschreibreform bereits genug Unfug angerichtet, sie mögen diesen Fehler bitte nicht ein zweitesmal begehen!
Tschüßkeß! - Erika |
|
Nach oben |
|
 |
Thorsten Lehmann
Registriert seit: 04.12.2005 Beiträge: 10
|
: Dienstag, 06. Dez. 2005 09:25 Titel: Sprachgesetze? |
|
|
Guten Tag,
Sicherlich sind Sprachgesetze in Dtld. immer kritisch zu betrachten, aber warum eigentlich (so kategorisch ablehnen)?
Man sollte zwischen Ge- und Verboten unterscheiden, denn Gesetze, welche die eigene Sprache stützen, schränken nicht unbedingt das Individuum in seiner Freiheit ein:
Beispielsweise könnte man die Öffentlich-Rechtlichen dazu verdonnern, klares Deutsch in ihrer Titelwahl zu formulieren. Überdies sollten Nachrichtensprecher Deutsch sprechen. (Neulich hieß es "Stalking", obwohl im Gesetz selbst "Nachstellen" formuliert ist.)
Gehen die Öffentlich-Rechtlichen mit gutem Beispiel voran, und trauen sich zudem neue Wortschöpfungen im Volk zu verbreiten, wäre extrem viel erreicht.
Außerdem kann man von allen Bundesagenturen ebenfalls erwarten, daß sie einem mit Deutsch begegnen: Warum muß ich denn nun ausgerechnet in ein Job-Center gehen, ich will doch nicht in den USA arbeiten.
Auf bald! |
|
Nach oben |
|
 |
Erika Ciesla
Registriert seit: 27.11.2005 Beiträge: 32 Wohnort: 68167 Mannheim
|
: Sonntag, 18. Dez. 2005 13:30 Titel: Re: Sprachgesetze? |
|
|
Thorsten Lehmann hat folgendes geschrieben: | Guten Tag,
Sicherlich sind Sprachgesetze in Dtld. immer kritisch zu betrachten, aber warum eigentlich (so kategorisch ablehnen)? |
Weil ich grundsätzlich nicht glaube, daß Sprache ein Ding ist, um das sich ausgerechnet Politiker (und/oder Beamte) kümmern sollten. Wir haben doch schon einmal erlebt was dabei herauskommt, wenn die das tun!
Und überhaupt, wie sollen sie das denn tun? Wenn deutsche Politiker sich einer Sache annehmen, kommt am Ende doch nur wieder eine »deutsche Lösung« heraus, die da ist:
1. wahnsinnig kompliziert,
2. unermeßlich teuer, und
3. funktionieren tut sie nicht.
Aber eines könnten Politiker tun, sie könnten davon ablassen mit schlechtem Beispiel vorauzugehen.
Glückauf! |
|
Nach oben |
|
 |
Thorsten Lehmann
Registriert seit: 04.12.2005 Beiträge: 10
|
: Sonntag, 18. Dez. 2005 19:52 Titel: Re: Sprachgesetze? |
|
|
Erika Ciesla hat folgendes geschrieben: |
Aber eines könnten Politiker tun, sie könnten davon ablassen mit schlechtem Beispiel vorauzugehen. |
Aber lesen Sie doch meinen letzten Beitrag. Sprachgesetze könnten doch einfach die Öffentlich-Rechtlichen dazu zwingen mit gutem Beispiel voranzugehen, eben auch die Politiker.
Ich persönlich halte den Einfluß der Medien auf unsere Jugend für immens, und wenn ich mal irgendwo das sogenannte "Unterschichtenfernsehen" ertragen muß, bekomme ich Bauchkrämpfe.
Vielleicht sollte man schon in der Schule beginnen, Wortwitz in der Deutschen Sprache zu belohnen. Dies kann natürlich weniger durch Gesetze als durch Ausschreibungen irgendwelcher Wettbewerbe geschehen.
Auf bald. |
|
Nach oben |
|
 |
Erika Ciesla
Registriert seit: 27.11.2005 Beiträge: 32 Wohnort: 68167 Mannheim
|
: Sonntag, 18. Dez. 2005 23:16 Titel: Re: Sprachgesetze? |
|
|
Thorsten Lehmann hat folgendes geschrieben: | Erika Ciesla hat folgendes geschrieben: |
Aber eines könnten Politiker tun, sie könnten davon ablassen mit schlechtem Beispiel vorauzugehen. |
Aber lesen Sie doch meinen letzten Beitrag.
|
Aber ja doch, ich hab's zur Kenntnis genommen und ich will auch gar nicht abstreiten, daß diese Idee einen gewissen Charme hätte, aber dennoch sage ich: nein danke, kein Bedarf!
Warum soll ich ausgerechnet von jenen, denen wir schon diese nichtsnutzige Recht-Schreib-Reform zu verdanken haben, eine Lösung zu dem Probl em mit den Anglzismen erwarten? Diese Leute haben doch schon einmal bewiesen, daß sie keine Ahnung haben, wollen wir sie wirklich dazu aufrufen, daß sie ihre Inkompetenz ein zweitesmal unter Beweis stellen?
Nein, wir selbst müssen uns wehren, wir müssen diesen Mist einfach nicht verstehen. Einfach dumm zurückfragen: »was heißt'n das!?«
Glückauf! |
|
Nach oben |
|
 |
Thorsten Lehmann
Registriert seit: 04.12.2005 Beiträge: 10
|
: Dienstag, 20. Dez. 2005 08:02 Titel: |
|
|
Na, liebe Erika, hier widerspricht sich Ihre Argumentation ein wenig: Zunächst behaupten Sie, die Idee hätte zwar gewissen Charme, aber Sie sähen kein Bedarf. Ist es also noch nicht weit genug gekommen? Auf welches Niveau muß die Deutsche Sprache in den Medien denn noch verkümmern, bis man reagieren sollte?
Wie Sie wissen, zieht der Pöbel gerne nach, und wenn die Medien nun lange genug geprägt haben, würde eine spätere Reaktion ohnehin ein Windei.
Nun behaupten Sie als Gegenargument, von Gesetzgeberseite könne man nur Schund erwarten. Dies streite ich ab, wenn es doch diesmal nur "daß" heißen soll, und kein "wie" vorgeschlagen ist; Beispiel "Job Center": Nennt das Ding irgendwie, aber ja nicht denglisch "Job Center"!
Im Prinzip ist es nur ein Appell an den Stil. Liest man in (älteren) deutschen Grammatiken, werden die Beispiele zu den Regeln und Ausnahmen mit namhaften Autoren belegt. Das ist für mich ein Hinweis, daß man die Grammatik und Sprache von diesen hat prägen lassen. Wie sie einst schrieben, empfand man als richtig und lehrte danach, weil jene Meister der Sprache waren. Wie ist es heute? Die Namhaften Autoren sind verschwunden und es publiziert ein jeder, wie er lustig ist: von Internetanwendern über Hobbyjournalisten und Werbevolk bis hin zu Dieter Bohlen kann jeder Texte veröffentlichen, ohne große Ahnung von unserer Sprache zu haben. Und daß dieses Grundlage unserer Sprache sein soll, kann man ja wohl entschieden ablehnen. Deshalb sage ich, man sollte einen Impuls geben, daß vor allem auch junge Menschen ein Gefühl für guten Stil bekommen, und leider reicht dazu die Schule nicht mehr aus. |
|
Nach oben |
|
 |
Erika Ciesla
Registriert seit: 27.11.2005 Beiträge: 32 Wohnort: 68167 Mannheim
|
: Dienstag, 20. Dez. 2005 16:36 Titel: |
|
|
Thorsten Lehmann hat folgendes geschrieben: | Na, liebe Erika, hier widerspricht sich Ihre Argumentation ein wenig: Zunächst behaupten Sie, die Idee hätte zwar gewissen Charme, aber Sie sähen kein Bedarf. |
Ich sehe darin durchaus keinen Widerspruch, sondern eher die Abwägung von Vor- und Nachteilen.
Schauen wir doch zunächst einmal, wen wir mit so einem Reglement überhaupt erreichen täten. In den Schulen könnte man es gar zur Pflicht erheben, ebenso auf den Amtsstuben. Auch die öffentlich rechtlichen Sendeanstalten wird man wohl »disziplinieren« können, aber bei »Rummel, Titten und Lügen« & Co. machen wir damit keinen Stich. Hier setze ich eher auf den zivilen Ungehorsam, ich will diese wirre Mischung aus schlechtem Deutsch und falschem Englisch einfach nicht verstehen, basta!
Zitat: | Ist es also noch nicht weit genug gekommen? |
Doch, es ist so weit gekommen, daß ich bisweilen die deutsche Sprache gar nicht mehr wiedererkenne. Und wenn sogar nicht-englische Wörter einer englischen Aussprache unterworfen werden, dann hört der Spaß endgültig auf. Also ja, es reicht!
Und trotzdem erwarte ich nicht, daß hier der Staat regelnd eingreift, weil er es nicht kann!
Zitat: | Auf welches Niveau muß die Deutsche Sprache in den Medien denn noch verkümmern, bis man reagieren sollte? |
Die Aufnahme fremder Wörter ist nicht per se ein Mangel an Niveau, denn ich kenne mindestens zwei Fälle, wo dies sinnvoll ist:
1.wenn das neue Wort in unserer Sprache noch nicht existiert,
2.wenn das neue Wort »angenehmer« als das eigene Wort ist.
Im ersten Fall handelt es sich zumeist um Wörter wie »Fenster«, »Straße« oder »Alarm«, deren fremden Charakter wir uns gar nicht mehr bewußt sind. Als besonders gelungen in dieser Kategorie möchte ich den ach so deutschen »Muckefuck« erwähnen, hinter dem sich nichts anderes als der französische »Mocca faux« (falscher Kaffee) verbirgt.
Für den zweiten Fall nenne ich als Beispiel das »Telephon«, das ohne jeden Zweifel angenehmer ist also die sogenannte »Fernsprechendeinrichtung«, wie die ehemalige Bundespost das Ding seinerzeit in ihrer Amtssprache nannte.
Fremdwörter stören mich also grundsätzlich nicht. Wohl aber stören sie mich, wenn sie in großer Zahl auftreten und sich anschicken, bereits vorhandene und gut etablierte Wörter zu verdrängen, ohne daß dafür irgend eine Notwendigkeit zu erkennen wäre.
Zitat: | Nun behaupten Sie als Gegenargument, von Gesetzgeberseite könne man nur Schund erwarten. Dies streite ich ab, wenn es doch diesmal nur "daß" heißen soll, und kein "wie" vorgeschlagen ist; Beispiel "Job Center": Nennt das Ding irgendwie, aber ja nicht denglisch "Job Center"! |
Und nun drehe ich den Spieß um und unterstelle Ihnen, sich in Widersprüchen zu verwickeln. Wie soll ich ausgerechnet von denen eine Lösung erwarten, die uns mit dem »Job Center« beglückten? Machen wir da nicht den Bock zum Gärtner?
Zitat: | Im Prinzip ist es nur ein Appell an den Stil. Liest man in (älteren) deutschen Grammatiken, werden die Beispiele zu den Regeln und Ausnahmen mit namhaften Autoren belegt. Das ist für mich ein Hinweis, daß man die Grammatik und Sprache von diesen hat prägen lassen. Wie sie einst schrieben, empfand man als richtig und lehrte danach, weil jene Meister der Sprache waren. |
In der Tat! Ich gehe gelegentlich ins Theater, dort ziehe mir unter anderem gerne mal ein Stück von Schiller rein. Ich bin jedesmal baß erstaut, wie schön und zugleich auch mächtig Deutsch ist, wenn es jemand benutzt der es kann.
Gewiß, das ist ein Deutsch wie es vor fast 300 Jahren geschrieben wurde, doch es beeindurckt noch heute! Wen aber werden wir in 300 Jahren beeindrucken? Dumme Sprüche wie: »da werden Sie geholfen« gehen mir doch heute schon auf den, äh, Dingens, damit beeinducken wir keinen.
Zitat: | Wie ist es heute? Die Namhaften Autoren sind verschwunden und es publiziert ein jeder, wie er lustig ist: von Internetanwendern über Hobbyjournalisten und Werbevolk bis hin zu Dieter Bohlen kann jeder Texte veröffentlichen, ohne große Ahnung von unserer Sprache zu haben. |
Ach, namhafte Autoren sind wohl noch da, aber niemand nimmt sie noch ernst. Oder hat man etwa die »nahmhaften Autoren« befragt, als man mit Macht und Arroganz die Rechtschreibreform durchprügelte? Diese sogenannte Reform, die auf mich den Eindruck macht als hätte jeder der daran beteiligten »einen Wunsch frei« gehabt, so daß ein jeder eine seiner ganz persönlichen Marotten realisieren konnte, ohne aber jemals einen Blick für das ganze gehabt zu haben. Jenen, die sich da erdreisten quasi »ex cathedra« in dem Kulturgut Sprache herumzufummeln, sind unsere namhaften Autoren leider nichts anderes als »dahingreisende und wegen Altersstarrsinn uneinsichtig gewordene Idioten«, ein leidiges Problem also, das sich auf biologischem Wege von ganz alleine lösen wir. In vulgo: man wartet darauf, daß die namhaften Autoren wegsterben, damit man ohne sie noch mehr Unsinn verzapfen kann.
Zitat: | Und daß dieses Grundlage unserer Sprache sein soll, kann man ja wohl entschieden ablehnen. Deshalb sage ich, man sollte einen Impuls geben, daß vor allem auch junge Menschen ein Gefühl für guten Stil bekommen, und leider reicht dazu die Schule nicht mehr aus. |
Tja, letztendlich sind wir, die Alten, diejenigen die die, die Jungen, erzogen haben; was die uns da zeigen, das sind die Ergebnisse unserer Pädagogik. Ich erinnere mich noch an ein Buch, »Die antiautoritäre Erziehung«. von A. S. Neill. Dieses Buch wurde seinerzeit nicht einfach nur gelesen, sondern geradezu gefressen; nur verstanden hat es keiner. Neill wollte, daß die Eltern davon ablassen sollen, gottgleich über ihren Kindern zu schweben; er wollte »gleiche Augenhöhe« zwischen Jung und Alt. Die populäre Mißinterpretation dieser These war, daß man Kindern gar keine Vorschriften mehr machen soll, daß die lieben kleinen sich (und en passant auch gleich ihre Eltern?) sozusagen selbst erzögen. Statt antiautoritär wurde zügellos erzogen, ein fataler Irrtum!
Andererseits, schon die alten Römer klagten gar bitterlich über ihre ach so verdorbene Jugend, dieses Thema ist also nicht neu. Ich glaube darum, das schockelt sich alles irgend wann schon wieder zurecht, man darf nur die Hoffnung niemals aufgeben.
Glückauf! |
|
Nach oben |
|
 |
|
Powered by phpBB © 2001, 2002 phpBB Group
|