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Iris Hanika in traditioneller Orthographie

 
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
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Beitrag: Sonntag, 23. Nov. 2003 19:28    Titel: Iris Hanika in traditioneller Orthographie Antworten mit Zitat

Iris Hanika: „Im übrigen bin ich der Meinung, daß die Rechtschreibreform zurückgenommen werden muß.“

Meine Kolumne in der „Welt“ ist am 5. Juli zum ersten Mal erschienen. Sie handelte vom Sommer, und ich habe sie beendet mit: „Im übrigen bin ich der Meinung, daß die Rechtschreibreform zurückgenommen werden muß.“
[„Im übrigen meine ich, daß die Rechtschreibreform zurückgenommen werden muß.“ Iris Hanika: Anbetung des Sonnengottes. Kolumne. In: DIE WELT vom 5. Juli 2003]

Dieser Text erschien in meiner Rechtschreibung, worüber ich sehr erfreut war, weswegen ich das ceterum censeo, das ich eigentlich jedesmal hatte drunterschreiben wollen, in der nächsten Woche wegließ – ich hatte ja zumindest für mich erreicht, was ich wollte.

Prompt erschien nun dieser Text, der vom 12.8. also, in neuer Rechtschreibung. Daraufhin habe ich mit dem Redakteur gesprochen, der mir sagte, ich könne meine alte Rechtschreibung haben. Die nächste Kolumne erschien dann in einer Mischrechtschreibung, wieder die nächste korrekt in der alten und erstmals mit dem Hinweis darauf darunter.

10.08.2003 00.52
Forum > Beispielsammlung über Sinn und Unsinn > Die Welt
http://www.rechtschreibreform.de/php/einzelner_Datensatz.php?BeitragNr=18731
___________________________

Iris Hanika: Geboren 1962 in Würzburg, lebt seit 1979 in Berlin. Studium der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft und Germanistik an der Freien Universität. Bis zu deren Einstellung war Iris Hanika ständige Mitarbeiterin der ‘Berliner Seiten’ der F.A.Z. 1992 erschien ihre Erzählung ‘Katharina oder Die Existenzverpflichtung’; im Frühjahr 2003 erschien ihre im ‘Merkur’ geführte Chronik unter dem Titel ‘Das Loch im Brot’ als Buch. Iris Hanika ist Kolumnistin der ‘Welt’.

www.dradio.de/dlr/sendungen/feuilleton/197946/

__________________________________________

Die Rechtschreibreform sollte wirklich weg

Zu: „Anbetung des Sonnengottes“; WELT vom 5. Juli Klasse geschrieben! Beim Schlusssatz („im Übrigen meine ich, dass die Rechtschreibreform zurückgenommen werden muss“) habe ich dann richtig gelacht - übrigens, das stimmt!

Ekkehard Kögel, 12543 Berlin

DIE WELT vom 7. Juli 2003
http://www.welt.de/data/2003/07/07/129437.html?s=2

Iris Hanika
http://www.iris-hanika.de/


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Freitag, 03. Aug. 2007 16:25, insgesamt 9mal bearbeitet
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Manfred Riebe



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Beitrag: Sonntag, 23. Nov. 2003 19:54    Titel: Die Rechtschreibgeißel Antworten mit Zitat

„Macht kaputt, was euch kaputtmacht!“
_________________________________

Die Rechtschreibgeißel
Kolumne

Von Iris Hanika

Die Rechtschreibreform wurde mit dem Versprechen angekündigt, die Ungereimtheiten bei der Groß- und Kleinschreibung zu beseitigen. Das begrüßte ich. Auch fand ich es gut, die Zusammen- sowie Groß- oder Kleinschreibung bei Wörtern wie Autofahren, Radfahren, Skifahren zu vereinheitlichen. Ich fühlte mich von der Rechtschreibreform erst in dem Moment persönlich angegriffen, als sie mit ersten Beispielen bekanntgemacht wurde und ich erkennen mußte, daß es keinesfalls bloß um die Groß- und Kleinschreibung geht, sondern um das Weglassen ungefähr der Hälfte aller Kommas, um die Angleichung von Portemonnaie und Mayonnaise, vor allem aber um die Anpassung der deutschen an die englische Schriftsprache durch extensive Getrenntschreibung. Dieser Wahn des Getrenntschreibens nun ist das wahrhaft Teuflische an der Rechtschreibreform, weswegen ich meine Meinung zu ihr in gar keiner Schreibweise wiedergeben möchte. Im Comic stünde hier in etwa: #@?&§@$@!!!

Da die Rechtschreibreform meinen Lesefluß ständig behindern und mir eine entscheidende Möglichkeit der Nuancierung einfach stehlen will, konnte ich nicht anders, als sie vom ersten Tage an zu hassen. Weiter hasse ich es, daß die geschriebene Sprache nun auf den Stand von ungefähr 1730 zurückgeworfen ist. „Hier zu Lande“, was seit dem Beitritt der DDR zum Bundesgebiet häufig geschrieben wird, ist mir dafür das schrecklichste Beispiel. Die alte Schreibweise ist dagegen elegant! Und an Wollknäuel denken zu lassen, wenn von Greueln die Rede ist, finde ich verabscheuungswürdig. Allein die „ss“-Regel leuchtet mir ein, obwohl auch sie nicht schön aussieht. Sie ist allerdings ziemlich schwer, auch wenn stets das Gegenteil behauptet wird. Nach der alten Regelung kann man sich nämlich mechanisch ausrechnen, wann man „ss“ und wann man „ß“ schreiben muß. Doppel-s kann nur zwischen zwei Vokalen stehen, fertig. Nach der neuen Regelung steht es immer nach kurzen Vokalen, was bedeutet, daß man hochdeutsch sprechen können muß, um die Regel anzuwenden. Wer das aber nicht ausreichend kann oder nicht musikalisch ist und darum einfach nicht begreift, was ein kurzer und was ein langer Vokal ist, kann diese Regel nicht anwenden. Wie soll denn ein Bayer jetzt „eine Maß Bier“ schreiben? Der Preuße spricht das a lang, der Bayer aber kurz.

In dieser Woche schrieben die Präsidenten verschiedener Akademien an sämtliche Ministerien, die im deutschsprachigen Raum mit der Rechtschreibung zu tun haben, einen Brief, in dem sie um eine moderate Rücknahme der Reform bitten. Ich bin zwar für eine komplette Rücknahme, aber immerhin, besser als nichts. Die Getrenntschreibung beklagen die Akademiepräsidenten als „Anglisierung der deutschen Schriftsprache, die deren von langer Hand gewachsener Eigenart umfassend Gewalt antäte“, und auch das tölpelhafte Stampfen der vielen Großbuchstaben beschreiben sie sachlicher, als ich das könnte: „[D]ie Antiquarisierung, die sich als eine andere Tendenz der Reform herausstellte, mit Großschreibung bei adverbialen Bildungen („zu Grunde“, „im Allgemeinen“), Apostrophen bei Namensadjektiven („Goethe’sches Gedicht“) oder der zuletzt im Barock zulässigen Abtrennung einzelner Vokale („A-bend“, „E-sel“), bedeutet ein gewaltsames Zurückschrauben sinnvoller und eingebürgerter schriftsprachlicher Entwicklungen.“

Ich zitiere das hier, um meine Mitstreiter mit Munition zu versorgen. Mein Motto im Kampf für elegantes und nuanciertes Schreiben ist, da will ich nicht zimperlich sein: „Macht kaputt, was euch kaputtmacht“. Das Deutsche ist die präziseste Sprache, die mir bislang untergekommen ist, und eben darum bin ich froh, daß es meine Muttersprache ist. Ich drücke mich nämlich gerne präzise aus. Die Rechtschreibreform aber zwingt zu einer Verarmung und Verdummung der Schriftsprache, die am Ende auch die gesprochene Sprache verarmen und verdummen wird. (Im Radio sagen sie jetzt schon „selbst-ständig“.) Ich wüßte wirklich keinen Grund, warum man sich seines vorhandenen Reichtums begeben sollte. Die Sprache unterscheidet den Menschen vom Tier und gestattet ihm, sich wesentlich differenzierter auszudrücken als dieses. Wer lieber ein Mensch sein möchte als ein Tier, muß gegen diese Reform sein. Und der ist es ja auch.

Iris Hanika, Jahrgang 1962, ist freie Autorin in Berlin. Gerade erschien „Das Loch im Brot“ in der Edition Suhrkamp. Sie schreibt, in alter Rechtschreibung, jeden Samstag an dieser Stelle.

DIE WELT vom 22.11.2003, S. 8

http://www.welt.de/print-welt/article275139/Die_Rechtschreibgeissel.html


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Freitag, 03. Aug. 2007 15:53, insgesamt 2mal bearbeitet
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Manfred Riebe



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Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Freitag, 28. Nov. 2003 20:56    Titel: Färbt die blaue Blume rot! Antworten mit Zitat

Färbt die blaue Blume rot!

Manfred Riebe, OStR i.R. ............... Schwaig bei Nürnberg, den 28.11.2003
Max-Reger-Str. 99
90571 Schwaig bei Nürnberg
Tel. (0911) 50 08 25

DIE WELT
forum@welt.de

Leserbrief zu Iris Hanika: Die Rechtschreibgeißel. In: DIE WELT vom 22.11.2003, S. 8
<b>- Authentischer Abdruck gemäß Urheberrecht erbeten! - </B>(1)

Färbt die blaue Blume rot!

Iris Hanika schreibt, die Rechtschreibreform zwinge zu einer Verarmung und Verdummung der geschriebenen und gesprochenen Sprache. Sie zitiert eine Parole der 68er: „Macht kaputt, was euch kaputtmacht!“ Die Linksfaschisten wollten eine primitive Lautschreibung und Kleinschreibung und damit die Rechtschreibung als Präzisionsinstrument kaputtmachen: „Der keiser isst den al im bot.“ „Schlagt die Germanistik tot, färbt die blaue Blume rot!“ Die „viel versprechenden“ Kultusminister haben uns eine Primitiv- und Beliebigkeitsschreibung beschert. Daher ist es kein Wunder, daß die Akademiepräsidenten die Rücknahme dieses „Missstandes“ fordern. „Macht kaputt, was euch kaputtmacht!“

Manfred Riebe, OStR i.R., Dipl.-Kfm.
Vorstandsmitglied des VRS
Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
90571 Schwaig bei Nürnberg
www.vrs-ev.de/vorstand.php#riebe

„Es ist nie zu spät, Natur-, Kultur- und Sprachzerstörung, Entdemokratisierung, Korruption und Steuerverschwendung zu stoppen!“ (VRS)

1) Da bei Iris Hanika die herkömmliche Rechtschreibung beibehalten wird, ist es auch bei Leserbriefen möglich. Nur deshalb schreibe ich einen Leserbrief an die WELT. Die „Märkische Allgemeine Zeitung“ (MAZ) schrieb z.B. erläuternd dazu:
„Der Autor ist Vorstandsmitglied des Vereins für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V. Auf seinen Wunsch wurde im Text die herkömmliche Rechtschreibung beibehalten.“
________________________

Nehmt euch, was sie euch genommen.
Nehmt euch das, was euch gehört.
Macht kaputt, was euch kaputtmacht.
Macht kaputt, was euch zerstört.


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Samstag, 29. Nov. 2003 08:33, insgesamt 2mal bearbeitet
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Elke Philburn



Registriert seit: 03.12.2002
Beiträge: 246
Wohnort: Manchester UK

Beitrag: Freitag, 28. Nov. 2003 22:31    Titel: Leserbrief Antworten mit Zitat

Elke Philburn
Department of Linguistics
The University of Manchester
Oxford Road
GB Manchester M13 9PL


DIE WELT
forum@welt.de


Leserbrief zu Iris Hanika, ‘Die Rechtschreibgeißel’. Kolumne, DIE WELT vom 22.11.2003

Authentischer Abdruck gemäß Urheberrecht erbeten!

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Kolumne von Frau Hanika spricht mir aus der Seele. Ich habe über neun Jahre in England Deutsch als Fremdsprache unterrichtet und mich von dem Versprechen der Reform auf Vereinfachung der Rechtschreibregeln anfänglich blenden lassen. Erst eine genauere Befassung mit der Materie und das Zunehmen von orthographischen Ungereimtheiten in den Lehrmaterialien deuteten darauf hin, daß von einer Erleichterung keine Spur sein konnte. Eine regelgetreue Umsetzung der Reformschreibung im Unterricht und beim Korrigieren erwies sich auch deswegen als unmöglich, weil man es mit einer Orthographie zu tun hat, die in der Praxis quasi nicht existiert. Schreibungen wie ‘Portmonee’, ‘morgen Früh’ oder ‘in Stand setzen’ wurden regelkonform in die Lehrwerke und -materialien übernommen, obwohl sie sich in der Sprachgemeinschaft nicht etabliert hatten und dies, wie es scheint, auch nicht tun werden. Dem Fremdsprachenlehrer bleibt nichts anderes übrig, als bei der Korrektur Toleranz walten zu lassen und bangenden Studenten immer wieder klarzumachen, daß ihnen durch die Rechtschreibreform keine Nachteile erwachsen, weil sie die komplizierten Regeln nicht beherrschen können.

Dieser Verlust der orthographischen Einheitlichkeit ist eine Entwicklung, die Ende der 90er Jahre von zahlreichen Lehrenden in Großbritannien befürchtet wurde und nun eingetreten ist. Angesichts der ständig schrumpfenden Zahlen von Studenten, die sich für ein Deutschstudium oder auch nur einen Sprachkurs in Deutsch einschreiben, kann man nur hoffen, daß die Entscheidungsträger am Ende der Übergangszeit zur Vernunft gebracht werden und dem Irrweg der Reform ein Ende setzen.

Mit freundlichen Grüßen

Elke Philburn

Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege VRS e. V.

(2. Pressesprecherin)
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Manfred Riebe



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Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Mittwoch, 03. Dez. 2003 15:09    Titel: E-Brief an Suhrkamp-Verlag Antworten mit Zitat

E-Brief an den Suhrkamp-Verlag
_____________________________

Manfred Riebe, Schriftführer des VRS ........................................... 01.12.2003
Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
D-90571 Schwaig bei Nürnberg
Tel. (0911) 50 08 25
www.vrs-ev.de/vorstand.php#riebe

geschaeftsleitung@suhrkamp.de

Suhrkamp-Verlag
Lindenstraße 29-35

60325 Frankfurt am Main


Iris Hanika

Sehr geehrte Damen und Herren,

damit Ihre Autorin Iris Hanika meinen Leserbrief zu ihrer Kolumne in der WELT auch zu Gesicht bekommt, sende ich Ihnen diesen mit der Bitte um Weiterleitung an Frau Hanika. Ich habe ihn hineingestellt in
http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=149

Es ergeben sich folgende weiteren Fragen, die keinen Platz im Leserbrief haben:

1. Warum folgt die WELT nicht der FAZ?
2. Warum verwenden Journalisten den Ausdruck „alte“ Rechtschreibung, obwohl es sich um die traditionelle Qualitätsorthographie handelt, die für 90 Prozent der Bevölkerung weiterhin gilt?
3. Warum darf Iris Hanika in der traditionellen Rechtschreibung schreiben, wohingegen die Leserbriefe in Neuschrieb umgewandelt werden?

Mit freundlichen Grüßen
Manfred Riebe


Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Freitag, 03. Aug. 2007 16:42, insgesamt 2mal bearbeitet
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Manfred Riebe



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Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Mittwoch, 03. Dez. 2003 15:22    Titel: Antwort von Iris Hanika zu: „Macht kaputt, ... “ Antworten mit Zitat

Antwort von Iris Hanika zu: „Macht kaputt, ...“

Iris Hanika: „Gerne dürfen Sie unseren Briefwechsel in Ihr Forum stellen.“
____________________________

Von: Iris Hanika
An: manfred@riebe.de
Betreff: Ihr Leserbrief
Datum: Die, 2. Dez 2003 17:35:21

Lieber Herr Riebe,

da habe ich Sie ja in eine sehr kämpferische Stimmung versetzt, daß Sie gleich alle Parolen von damals ausgraben! Genauer hätte ich wohl schreiben müssen: „Macht kaputt, was mich kaputtmacht“, aber das wäre kontraproduktiv geworden, wenn ich mich als egoman dargestellt hätte. Vielleicht „Macht kaputt, was uns kaputtmacht“?

Potentielle Rechtschreibreformer von einst als Faschisten zu bezeichnen, finde ich allerdings übertrieben; „Linksfaschisten“ nannten doch wahrscheinlich nur die Angehörigen der einen K-Gruppe die der anderen.

Ihre Fragen an die „Welt“ müssen Sie ihr selbst stellen. Ich kann sie nicht beantworten, weil sich mein Kontakt zur „Welt“ auf das wöchentliche Hinschicken der Kolumne beschränkt.

Seien Sie herzlich gegrüßt von Ihrer

Iris Hanika


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Freitag, 27. Feb. 2004 16:21, insgesamt 1mal bearbeitet
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Manfred Riebe



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Beitrag: Mittwoch, 03. Dez. 2003 15:43    Titel: Orthographie, ein Herrschaftsinstrument Antworten mit Zitat

„Orthographie, ein Herrschaftsinstrument“
______________________________________

Manfred Riebe, Schriftführer des VRS .................................... 02.12.2003
Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform -
D-90571 Schwaig bei Nürnberg
Tel. (0911) 50 08 25
www.vrs-ev.de/vorstand.php#riebe


Frau
Iris Hanika


„Orthographie, ein Herrschaftsinstrument“

Liebe Frau Hanika,

danke für Ihre Antwort.

Ich habe für Sie folgenden Strang eröffnet, in dem ich Sie vorstelle und darin für Ihre Veröffentlichungen ein wenig werbe, wie z.B. für „Das Loch im Brot“ ...
http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=149

Sie stehen dort neben Reiner Kunze, Loriot und Tanja Kinkel. Ich habe aber dort erst mit der Sammlung der literarischen Erzeugnisse der Rechtschreibreformgegner begonnen, obwohl mein Computer voll davon ist. Tanja Kinkel müssen wir erst noch überzeugen ... :-)) Insofern ist Ihr Artikel sehr wichtig ...

„Alle“ Parolen der 68er gingen wohl nicht einmal auf eine DIN A4-Seite. ... :-))

Als ich Ihre Parole <i>„Macht kaputt, was euch kaputtmacht“</i> las, erinnerte ich mich sofort an die Parole: <i>„Schlagt die Germanistik tot, färbt die blaue Blume rot!“</i>, weil hier ein Zusammenhang mit der von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) betriebenen Rechtschreibreform besteht. Einige Reformer und etliche Kultusminister waren Mitglieder der GEW, z.B. Gerhard Augst, der hessische Kultusminister Hartmut Holzapfel und der niedersächsische Kultusminister Rolf Wernstedt. Richtungweisend war der GEW-Kongreß „vernünftiger schreiben“, Frankfurt 1973.

Einer der Hauptschauplätze der Auseinandersetzung war im akademischen Raum die Germanistik. Daß daraus nach dem Marsch durch die Institutionen geschichtswirksam auch die Rechtschreibreform hervorging, steht fest. (Vgl. Riebe, Manfred; Schäbler, Norbert; Loew, Tobias (Hrsg.): Der „stille“ Protest. Widerstand gegen die Rechtschreibreform im Schatten der Öffentlichkeit, St. Goar: Leibniz-Verlag, 1997. Dokumentation von 21 Initiativen gegen die Rechtschreibreform).

Die „blaue Blume“ der Romantik, ein Symbol romantischer Sehnsucht aus Novalis' Romanfragment 'Heinrich von Ofterdingen', interessiert mich in diesem Zusammenhang natürlich besonders, ohne daß ich allerdings bisher auf weitere Quellen gestoßen bin. Aus welchem Grund sollte sie wohl rot gefärbt werden?
Es ging auch um die kulturelle Revolution der Unterdrückten gegen die gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnisse.

Der ehemalige Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK), Professor Rolf Wernstedt, sagte im Oktober 1996 in einem Gespräch mit der dpa, daß Orthographie ein Herrschaftsinstrument darstelle, mit dem wirklich Bedrückung betrieben werden könne. Im Sommer 1997 äußerte Wernstedt, die Neuregelung bringe bei Schülern eine Fehlerverminderung um 90 Prozent, was schon aus arithmetischen Gründen unmöglich wäre. ... Er behauptete noch im Herbst 1997, die 212 Dudenregeln seien auf 112 reduziert worden. ... (Vgl. Ickler, Theodor: REGELUNGSGEWALT. Hintergründe der Rechtschreibreform. St. Goar: Leibniz Verlag, 2001)

Solchen Märchenerzählern wie Wernstedt und Zehetmair glaubte man.

Mit unserer (Dauer-)Resolution wollen wir die Rechtschreibreform zerstören, vgl. unsere Pressemitteilung zur Frankfurter Buchmesse vom 7. - 13. Oktober 2003
„Rechtschreibreform“: Willkür und Beliebigkeit
Aufruf an Verleger, Journalisten und Schreibberufler zum Jahrestag der „Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform“: „Unterzeichnen Sie die 'Resolution zur Wiederherstellung der bisherigen einheitlichen Rechtschreibung'!“
http://www.vrs-ev.de/pm071003.php

Die könnten Sie übrigens auch unterschreiben. Dann wären Sie mit Siegfried Lenz, Reiner Kunze und Günter Kunert usw. in bester Gesellschaft. ... :-))

> Potentielle Rechtschreibreformer von einst als Faschisten
> zu bezeichnen, finde ich allerdings übertrieben;
> „Linksfaschisten“ nannten doch wahrscheinlich nur die
> Angehörigen der einen K-Gruppe die der anderen.
Richtig: „Linksfaschisten“ ... Warum?
Jürgen Habermas erhob 1967 den Vorwurf des „Linksfaschismus“ wegen dessen antiliberaler und antidemokratischer Züge und wurde deswegen angefeindet. Habermas erhielt den Friedenspreis 2001. Daniel Cohn-Bendit diskutierte aus Anlaß der Preisverleihung mit Jürgen Habermas und gab ihm im nachhinein recht für seinen Satz vom Linksfaschismus der Studenten. Der größte Fehler sei der Mangel an demokratischer Sensibilität gewesen. Die Linksfaschisten seien „antiautoritär, libertär, sozialromantisch, zärtlich und solidarisch, aber auch linksautoritär und linksstalinistisch. In der Erscheinungsform ähnelte es dann dem faschistoiden Gebaren.“ (DER SPIEGEL 5/2001).

Der Ausdruck „Faschisten“ wäre dagegen etwas weit hergeholt, aber evtl. auch möglich, wenn man an die Vorgeschichte und die geschichtlich nachgewiesene personelle und sachliche Kontinuität der Reform denkt:
Birken-Bertsch, Hanno und Markner, Reinhard: Rechtschreibreform und Nationalsozialismus. Ein Kapitel aus der politischen Geschichte der deutschen Sprache. Göttingen: Wallstein-Verlag, 2000.

Dürfte ich unseren Briefwechsel zur weiteren Belebung in Ihren Strang in der VRS-Seite hineinstellen? Natürlich nur von Ihnen autorisiert. ... . Klappern gehört zum Handwerk.

Herzliche Grüße
Ihr Manfred Riebe


Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Freitag, 03. Aug. 2007 16:41, insgesamt 2mal bearbeitet
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Beitrag: Mittwoch, 03. Dez. 2003 20:48    Titel: Autorisierung Antworten mit Zitat

Autorisierung

Von: Iris Hanika
An: manfred@riebe.de
Betreff: Re: Ihr Leserbrief
Datum: Mi, 3. Dez. 2003 13:33:43

Lieber Herr Riebe,

ja, gerne dürfen Sie unseren Briefwechsel in Ihr Forum stellen. Das Buch von Herrn Markner und Herrn Birken-Bertsch ist mir neulich schon untergekommen, das möchte ich gerne lesen. Vielen Dank auch für die Links, die Sie mir angegeben haben.

Ich bewundere Ihre Zähigkeit!

Seien Sie herzlich gegrüßt von

Iris Hanika
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Manfred Riebe



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Beitrag: Samstag, 01. Apr. 2006 09:37    Titel: Mein Handwerkszeugskasten Antworten mit Zitat

Pressespiegel
____________

Ein Radiointerview zur Rechtschreibreform

Mein Handwerkszeugskasten

Was ich gesagt haben wollte / Von Iris Hanika

Am Donnerstag nachmittag war ich von „Deutschlandradio Kultur“ eingeladen, mich über die Rechtschreibreform zu äußern. Ich hatte mich vorbereitet. Auf meinem Stichwortzettel stand: „Fühle mich persönlich angegriffen durch diese ,Reform', die geschriebene Sprache ist mein Material ebenso wie mein Handwerkszeug; ich bin vollkommen abhängig von der geschriebenen Sprache und muß mich auf sie verlassen können.

- Wer mit Sprache arbeitet, stößt jeden Tag auf ein Problem, für das es keine vorgegebene Lösung gibt; dieser Zustand muß nicht künstlich verschärft werden. In der Malerei würde niemand vorschreiben, daß ab sofort keine Pinsel unter drei Zentimeter Durchmesser mehr verwendet werden dürfen, in der Musik würde man nie und nimmer bestimmte Akkorde mit einem Bann belegen; einem Bäcker nimmt man nicht das feine Mehl weg, einem Tischler nicht das besondere schöne Holz, und einem Arzt entzieht man nicht die Pinzette und gibt ihm dafür eine Zange aus dem Heimwerkermarkt.

- Dabei geht es um die Schriftsteller am allerwenigsten, denn die können sowieso schreiben, wie sie wollen, und sich, wenn sie es für nötig halten, sogar ihre eigene Sprache schaffen. Warum sollen aber Leute, die einzig und allein zur Verständigung schreiben, zur lnformations- und Nachrichtenübermittlung, warum sollen ausgerechnet diese ihre Aufgabe mit unzureichenden Mitteln erfüllen? Warum wird ausgerechnet denen, die nicht hauptberuflich ein Sprachgefühl haben, zugemutet, sich unpräzise auszudrücken?

- Tapsiges Schriftbild: Texte sehen aus wie von Idioten für Idioten geschrieben (,eine Hand voll Soldaten'; ‚das tut mir Leid'); das ist der Stand von etwa 1800; was die Trennungen angeht, der aus dem Barock, also aus der Zeit um 1650.

- Die Zerstörung der Schriftsprache ist ein Zeichen der Dekadenz; beschleunigt den Verfall Deutschlands.

- ‚Das Wahrzeichen der Intelligenz ist das Fühlhorn der Schnecke', schreibt Max Horkheimer in seiner ‚Dialektik der Aufklärung'. Die Chinesen, die sich ein weitaus schwierigeres Schriftsystem einbleuen müssen als unsereins, überholen uns derzeit mühelos; man könnte sich vorstellen, daß die einfach intelligenter sind.

- ,ss'-Regel schwieriger als die bewährte ,ß'-Regel: Früher konnte man sich die Schreibung mechanisch ausrechnen, jetzt muß man musikalisch sein; am Wortende werden jetzt nur solche Wörter mit 'ss` geschrieben, die vorher mit ,ß' geschrieben wurden; die zuvor mit ‚s` geschriebenen wurden nicht angetastet - Nietzsche schreibt ,Erkenntniss, Geheimniss' usw., wir nicht, unlogisch!“

Das meiste hiervon habe ich nicht gesagt; das andere wurde vor der Sendung herausgeschnitten. Ich bin nicht gut im konfrontativen Sprechen, erst recht nicht im öffentlichen Diskutieren; darum habe ich tatsächlich auf die Fragen des Redakteurs geantwortet, statt bei meinen Stichpunkten zu bleiben und auf das hinzuweisen, was mich wirklich erschreckt an dieser sogenannten Reform: die Hybris einiger Professoren und der meisten Politiker; ihre Anmaßung, ohne Not und nach ihrem Gutdünken etwas regulieren zu wollen, das den meisten Menschen wie etwas natürlich Gegebenes erscheint und das sie darum hinnehmen - als etwas Lebendiges und etwas Gewachsenes, das immer weiter wächst. Einem blühenden Baum haut man euch nicht die Äste ab, man bindet höchstens den einen oder anderen zur Seite. Genauso entwickelt sich auch die Schriftsprache. Alles andere ist Gewalt und bösartig. Viele Leute erleben es genauso.

„Das Wahrzeichen der Intelligenz ist das Fühlhorn der Schnecke“, hätte ich gerne zitiert, um darauf hinzuweisen, daß Wahrnehmungs- und Differenzierungsvermögen Merkmale von Intelligenz sind; daß das Training eines solchen Vermögens die Intelligenz befördert und daß zu einem solchen Training durchaus der Versuch gehört, sprachliche Feinheiten auch schriftlich wiederzugeben.

Das alles hätte ich sagen wollen und habe ich nicht gesagt, weil ich mich nun einmal nur schriftlich überhaupt einigermaßen ausdrücken und mitteilen kann. Ebendarum geht mir diese Reform ja so nahe.

Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 78, Samstag, 1. April 2006, Seite 39
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