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Zur Rücknahme der Rechtschreibreform
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
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Beitrag: Freitag, 11. Feb. 2005 23:02    Titel: Zur Rücknahme gibt es keine Alternative Antworten mit Zitat

Zur Rücknahme gibt es keine Alternative
Entgegnung auf Prof. Helmut Jochems und Prof. Theodor Ickler

Von Hans Krieger

[...] Die Einführung der Rechtschreibreform mit ihrer abstrusen Mischung aus Zwanghaftigkeit und Beliebigkeit, aus Pedanterie und Unverstand war ein kulturschädigender Gewaltakt der Politik und Administration, für den es keine Legitimationsgrundlage gibt. Die minimalen Unstimmigkeiten und Rigiditäten der alten Rechtschreibung sind damit nicht im entferntesten zu vergleichen, und ich halte es für gefährlich, mit unserer Diskussion auch nur den Anschein eines Anscheins zu erwecken, als kämen wir bei einer Rücknahme der Reform von der Traufe in den Regen. Zur Rücknahme gibt es keine Alternative, denn nur so kann die Anmaßung des Staates beendet werden; jedes Nachbessern, selbst ein einschneidendes, ist Fortsetzung dieser Anmaßung. Erst wenn der Staat die angemaßte Regelungsgewalt niedergelegt und an die Sprachgemeinschaft zurückgegeben, also den status quo ante wiederhergestellt hat, kann ein „Auskämmen“ (Ickler) der alten Rechtschreibung stattfinden. Es hat äußerst behutsam zu sein, und übermäßige Eile hat es damit nicht. [...]

29.01.2005
www.fds-sprachforschung.de/index.php?show=news&id=194
__________________________________________________

Anmerkung:

Hans Krieger ist Vorsitzender des „Rates für deutsche Rechtschreibung“ - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=638

Anmerkung II:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Donnerstag, 18. Aug. 2005 17:58, insgesamt 1mal bearbeitet
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
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Beitrag: Samstag, 16. Apr. 2005 19:06    Titel: Schriftsteller für Rücknahme der Rechtschreibreform Antworten mit Zitat

Schriftsteller für Rücknahme der Rechtschreibreform

Geschlossen tritt die Akademie [die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt, MR] nicht für ihren Kompromißvorschlag ein. 37 Mitglieder der Darmstädter und der Berliner Akademie, unter ihnen Wulf Kirsten, Michael Krüger, Reiner Kunze und Guntram Vesper als Erstunterzeichner, ferner Tankred Dorst, Joachim Fest, Günter Grass, Elfriede Jelinek, Hans Maier, Odo Marquard und Hans Wollschläger, haben gestern vor weiteren Konzessionen an Politik und Geschäftsinteressen gewarnt. Nicht nur die wehklagenden Schulbuchkonzerne seien von der Reform betroffen, sondern auch die Literaturverlage. Diese gerieten in die „Zwangslage“, Neuauflagen „entweder in der bisherigen, dann von Amts wegen fehlerhaften Schreibung nachzudrucken oder mit hohen Kosten neu zu setzen“. Eine endgültige Durchsetzung der Reform würde „zu einer schlagartigen Wertminderung aller privaten wie öffentlichen Buchbestände führen“. Als „der vernünftigste Weg aus der verfahrenen Situation“ sei nicht der Akademievorschlag, sondern „eine völlige Rücknahme der überflüssigen, inhaltlich verfehlten Rechtschreibreform“ anzusehen.
Bemerkenswerterweise ist die Erklärung auch von Friedhelm Kemp und Harald Weinrich unterzeichnet worden, zwei Mitgliedern der Orthographiekommission der Darmstädter Akademie. Das verheißt nichts Gutes für die Konsensfähigkeit des Akademievorschlags, der ja auf strategischen Annahmen beruht, die durch die bisherigen Ereignisse jedenfalls nicht bestätigt worden sind. Für bloß politisch motivierte Kompromisse, so meinen die Dissidenten, ist die deutsche Sprache wohl doch zu schade. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung sollte es sich auch sein.
Zur Reform der deutschen Rechtschreibung. Ein Kompromißvorschlag. Hg. von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Wallstein Verlag. 144 S.,

Reinhard Markner: Schriftsteller gegen Ja und Amen - Kritik am Darmstädter Rechtschreibkompromiß. In: Berliner Zeitung vom 31.08.2004, S. 26 – Feuilleton - http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2004/0831/feuilleton/0016/
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Ulrich Brosinsky



Registriert seit: 09.08.2004
Beiträge: 155
Wohnort: Weinstadt

Beitrag: Dienstag, 26. Apr. 2005 00:32    Titel: Rat baldmöglichst wieder auflösen Antworten mit Zitat

Wiedervereinigung der Wörter
Rat für deutsche Rechtschreibung revidiert die Reform


Von Reinhard Markner

Der Rostocker Linguist Dieter Nerius holte weit aus. Es handele sich »im Grunde überhaupt« um nichts weniger als »den ersten durchstrukturierten Gesamtregelungsversuch dieses wohl kompliziertesten Teilbereichs der deutschen Rechtschreibung in der Orthographiegeschichte«. Die großen Worte galten Abschnitt B der »Amtlichen Regelung«, die Nerius mit einigen seiner Fachkollegen als neues Grundgesetz der deutschen Rechtschreibung ausgearbeitet hatte. Jenen Abschnitt also, der die Getrennt- und Zusammenschreibung völlig neu kodifizieren sollte.
Das war 1997. Die Kultusminister der meisten Bundesländer hatten, um rasch Fakten zu schaffen, die Rechtschreibreform bereits zum obligatorischen Unterrichtsgegenstand gemacht. Eltern klagten dagegen, Volksbegehren wurden vorbereitet, zwischen Staat und Gesellschaft zeichnete sich eine Machtprobe ab. Der Ausgang war offen, aber die Alternativen klar erkennbar: Die Reform würde entweder an den Gerichten scheitern oder aber an der Getrenntschreibung.
Bekanntlich wies das Bundesverfassungsgericht die Klagen gegen die Reform in letzter Instanz ab. Und der Volksentscheid in Schleswig-Holstein obsiegte zwar, aber die Volksvertreter im Kieler Landtag brauchten keine vier Wahlgänge, um sein Ergebnis wieder zu kassieren. Blieb also die Getrenntschreibung. »Nahe liegend, so genannt, fertig stellen, hier zu Lande«, forderte der Reformduden. »Selbst klebend, so zu sagen, zusammen kommen, heut zu Tage«, schrieben die Übereifrigen. Nicht selten kamen sie sich dabei auch noch modern und fortschrittlich vor. Dabei hatte die deutsche Sprache solche Wortbilder zuletzt gesehen, als man zum Schreiben noch Federkiele anschnitzte.
Vergangenen Freitag hat sich nun der Rat für deutsche Rechtschreibung der Sache angenommen. Ende letzten Jahres eingesetzt von den Kultusministern, um die notwendigsten Sicherungsarbeiten an der Reformruine vorzunehmen, hat er damit begonnen, sie abzureißen. Er billigte im Grundsatz eine Neufassung der Regeln zur Getrennt- und Zusammenschreibung. Passend zur Grablegung des Papstes konnten die Agenturen melden, »heiligsprechen« werde wieder erlaubt. Tatsächlich hat die unter der Anleitung des Potsdamer Grammatikers Peter Eisenberg entworfene Vorlage mit der verunglückten Version von 1996 praktisch nichts mehr gemein. Von jenem »ersten durchstrukturierten Gesamtregelungsversuch«, dem eigentlichen Kernstück der Rechtschreibreform, wird man in Zukunft nur noch sprechen, wenn wissenschaftliche Hochstapelei das Thema ist.
Der Rat für deutsche Rechtschreibung will sich unter dem Vorsitz des ehemaligen bayerischen Kultusministers Hans Zehetmair in den kommenden Monaten auch den anderen Gebieten zuwenden, auf denen die Reform Veränderungen herbeigeführt hat, darunter Zeichensetzung, Silbentrennung, Fremdwortschreibung. Angemessene Sorgfalt vorausgesetzt, werden die Delegierten hier ebenfalls sehr erhebliche Mängel feststellen, die nur durch unerschrockenes Handeln abzustellen sind. Ob sie den dazu nötigen Mut aufbringen, bleibt abzuwarten. Einschüchterungsversuche von politischer Seite sind schon jetzt zu verzeichnen.
Die von Zehetmair geforderte »Staatsferne« des Rates ist ohnehin nur eine Utopie. Alle seine Papiere gehen über einen Verteiler direkt in die Ministerien und aus der Bürokratie weiter an befreundete Medien. Ein Mitglied des Rats, der dort eine Deutschlehrervereinigung vertreten soll, arbeitet als Beamter in der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport. Darauf angesprochen, erklärte Fritz Tangermann, er könne keinen Interessenskonflikt erkennen. Unabhängigen Beobachtern gelingt das ohne Schwierigkeiten.
Die Verabschiedung der Reform durch die politischen Vertreter mehrerer deutschsprachiger Staaten stand 1996 am Ende eines Verfahrens, das seine demokratische Legitimität bloß simulierte. So ist es nur konsequent, wenn das Abschiednehmen von der Reform nun durch eine Runde vorgenommen wird, der zwar ein Vertreter Liechtensteins, aber keiner aus den ostdeutschen Bundesländern angehört.
In ihrer anarchischen Eigengesetzlichkeit orientiert sich die Sprache ohnehin nicht an den Mehrheitsverhältnissen in einem Gremium, das möglichst bald wieder aufgelöst werden sollte. Dann nämlich, wenn es seine Aufgabe erfüllt hat, die normale deutsche Rechtschreibung in neuen Regeln zu beschreiben. Gelingt dieses Unternehmen, wird von der vermeintlichen Reform nichts bleiben außer der Verwirrung, die sie in den vergangenen Jahren gestiftet hat.

Neues Deutschland, Feuilleton, 11. April 2005
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Burger Heiko



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Beiträge: 11
Wohnort: Furtwangen

Beitrag: Mittwoch, 04. Mai. 2005 17:28    Titel: Antworten mit Zitat

Der einzig richtige Weg ist zurück zur bewährten Rechtschreibung.
Man muß Fehler eingestehen können! Noch ist es nicht zu spät.
Wenn die,, Ältern''( Eltern) an einem Strang ziehen würden, wäre
der Mist der Schlechtschreibreform bald zu Ende.


Heiko Burger
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Norbert Bienefeld



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Beiträge: 95

Beitrag: Donnerstag, 23. Jun. 2005 13:44    Titel: Antworten mit Zitat

Ist der Sekt schon kühl gestellt?

Zitat:
Unionsländer wollen Reform komplett verschieben

Die Rechtschreibreform sollte ab 1. August für Behörden und Schulen verbindlich sein - bis auf ein paar strittige Ausnahmen. Über sie wollte die Kultusministerkonferenz noch beraten. Nun fordern aber die Unionsländer eine komplette Aussetzung.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,361791,00.html

Viel Spaß ;-)
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Geheimrat



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Beiträge: 56

Beitrag: Donnerstag, 23. Jun. 2005 14:40    Titel: Sektempfang Antworten mit Zitat

Herr Bienefeld, Sie sind herzlich in Schwaig eingeladen, bitte wasserfeste Bekleidung anziehen:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,356740,00.html

Altbundespräsident Herzog hat es richtig vorausgesehen: "Es muß eine Rucknahme durch Deutschland gehen!"

Viel Vergnügen heute abend!
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Manfred Riebe



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Beitrag: Sonntag, 17. Jul. 2005 12:31    Titel: Bayern und NRW setzen Rechtschreibreform nicht in Kraft Antworten mit Zitat

Bayern und NRW setzen Rechtschreibreform nicht in Kraft
Stoiber und Rüttgers wollen Empfehlungen vom Rat für Rechtschreibung abwarten

Die Rechtschreibreform kann doch nicht bundesweit in Kraft treten: Zwei Wochen vor ihrem bundesweit verbindlichen Start kündigte Bayern überraschend an, die neuen Regeln entgegen dem Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz noch nicht einzuführen. Zugleich rief der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber die übrigen Länder zur Nachahmung auf. Nordrhein-Westfalen hat sich laut einem "Spiegel"-Bericht der bayerischen Entscheidung bereits angeschlossen.

ZDF: http://www.zdf.de/ZDFheute/inhalt/21/0,3672,2339125,00.html
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Manfred Riebe



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Beitrag: Sonntag, 17. Jul. 2005 12:35    Titel: Auch Wulff will Rechtschreibreform verschieben Antworten mit Zitat

Auch Wulff will Rechtschreibreform verschieben

Berlin (ots) - Nach den Ministerpräsidenten von Bayern und Nordrhein-Westfalen hat sich auch der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) für eine Verschiebung der Rechtschreibreform ausgesprochen. „Verbindlichkeit statt Beliebigkeit ist bei der Rechtschreibung von entscheidender Bedeutung. Aus schulpraktischen und pädagogischen Gründen wäre eine weitere, zeitlich befristete Beibehaltung der gegenwärtigen Übergangsregelung besser als die beschlossene Neuregelung“, sagte Wulff der Berliner Morgenpost am Sonntag/ DIE WELT (Montag). Der CDU-Politiker kündigte an, daß das niedersächsische Kabinett am Dienstag beraten und die Position der Landesregierung festlegen werde. Wulff sprach sich dafür aus, den Schulen zu gegebener Zeit „eine fertige Regelung und kein Stückwerk vorzulegen“. Dafür sei der Rat für deutsche Rechtschreibung die richtige Institution.

ots-Originaltext: Berliner Morgenpost
16.07.2005 - 17:02 Uhr, Berliner Morgenpost
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Manfred Riebe



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Beitrag: Sonntag, 17. Jul. 2005 16:55    Titel: Reform gebremst Antworten mit Zitat

Reform gebremst

Bayern und NRW wollen bei neuer Rechtschreibung abwarten

flf./cls. FRANKFURT/BERLIN. Die Ministerpräsidenten von Bayern und Nordrhein-Westfalen, Edmund Stoiber (CSU) und Jürgen Rüttgers (CDU) , haben angekündigt, die Rechtschreibreform in ihren Ländern nicht zum 1. August verbindlich einzuführen. Damit widersetzen sie sich einem Beschluß der Kultusministerkonferenz von Anfang Juni. Er wolle warten, bis der Rat für Rechtschreibung in den nächsten Monaten Korrekturen empfehle, sagte Stoiber nach Presseberichten. Es sei nicht sinnvoll, die Reform einzuführen und schon im nächsten Jahr wieder Änderungen vorzunehmen. Der bayerische Kultusminister Siegfried Schneider (CSU) sagte, er wolle die bisher geltende Übergangsfrist, in der neben den neuen auch die alten Schreibweisen verbindlich waren, bis auf weiteres verlängern. „Wir wollen den Empfehlungen des Rates zum Erfolg verhelfen“, sagte Rüttgers. Stoiber forderte die anderen Bundesländer auf, dem Beispiel Bayerns und Nordrhein-Westfalens zu folgen.

Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sagte dieser Zeitung, aus „schulpraktischen und pädagogischen Gründen“ sei eine zeitlich befristete Beibehaltung der gegenwärtigen Übergangsregelung besser als die beschlossene Neuregelung. Das niedersächsische Kabinett werde am Dienstag darüber beraten. „Verbindlichkeit statt Beliebigkeit ist bei der Rechtschreibung von entscheidender Bedeutung“, sagte Wulff. Den Schulen solle zu gegebener Zeit eine fertige Regelung und kein Stückwerk präsentiert werden.

Der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) sagte dieser Zeitung, er halte „eine rasche Schaltkonferenz der Ministerpräsidenten für erforderlich“. Er wolle sich Anfang nächster Woche mit Stoiber, Rüttgers und anderen Ministerpräsidenten beraten. Hessen, Sachsen, Thüringen und das Saarland wollen die Reform nach Angaben von Regierungssprechern zum 1. August einführen.

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) kritisierte: „Der letzte Rest an politischer Verläßlichkeit ist weg.“ Die Präsidentin der KMK, die brandenburgische Kultusministerin Johanna Wanka (CDU) warnte vor „Sprachföderalismus“. „Die Menschen in Deutschland, aber auch in Österreich und der Schweiz wollen endlich Klarheit“, sagte sie. Ein Ausscheren einzelner Bundesländer führe zu neuer Verunsicherung. Johanna Wankas Vorgängerin im Amt, die rheinland-pfälzische Kultusministerin Doris Ahnen (SPD) sagte dieser Zeitung, sie habe „kein Verständnis für das Vorgehen Bayerns und Nordrhein-Westfalens“.

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 17. Juli 2005, S. 1

http://www.stuttgarter-zeitung.de/board/viewtopic.php?p=266967#266967


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Donnerstag, 18. Aug. 2005 19:26, insgesamt 2mal bearbeitet
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Manfred Riebe



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Beitrag: Sonntag, 17. Jul. 2005 22:53    Titel: Das Ende des Unsinns Antworten mit Zitat

Das Ende des Unsinns

Bayern und NRW stoppen die Rechtschreibreform. Niedersachsen folgt wohl.

Von Claudius Seidl

Es ist nicht vornehm, es ist nur richtig, was Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber und sein nordrhein-westfälischer Kollege Jürgen Rüttgers da tun – wer in Notwehr handelt, muß auch mal seine guten Manieren vergessen: Bayern und Nordrhein-Westfalen, die beiden bevölkerungsstärksten Bundesländer, werden am 1. August die sogenannte Rechtschreibreform nicht verbindlich werden lassen; das Land Niedersachsen wird sich wohl am Dienstag anschließen. Zwar erklärt Ministerpräsident Christian Wulff, daß er sich am Dienstag erst mit seinem Kabinett beraten müsse; aus seiner Umgebung ist aber zu hören, daß das bloß eine Frage des Stils sei – in der Sache sei man sich einig.

Damit setzen sich diese drei Länder über einen Beschluß hinweg, dem auch ihre Kultusminister zugestimmt haben, einen Beschluß, der aber seinerseits ein grobes Foul war. Denn diese Kultusminister waren es, die den unabhängigen Rat für Rechtschreibung eingesetzt hatten. Und als dieser Rat dann, moderiert von dem besonnenen Bayern Hans Zehetmair, immer mehr der neuen Regeln kassierte, beschlossen die Kultusminister, genau diese Regeln für verbindlich zu erklären, bevor der Rat seine Arbeit abgeschlossen hatte. Wenn jetzt also Bayern und Nordrhein-Westfalen und höchstwahrscheinlich auch Niedersachsen erklären, daß sie abwarten wollen, bis der Rat seine Arbeit getan hat, dann heißt das im Klartext: Die sogenannte neue Rechtschreibung wird dort nie in Kraft treten.

Daß das keine parteipolitischen Fragen sind, zeigen die Reaktionen aus Thüringen, Sachsen, Hessen – diese Länder wollen sich an den Beschluß der Kultusminister halten, und die brandenburgische Kultusministerin Johanna Wanka (CDU) hat ihre „Verwunderung“ auch schon zu Protokoll gegeben. Und Dirk Metz, der hessische Regierungssprecher hat neulich, in einem Zeitungsartikel, allen Ernstes behauptet, daß jene Zeitungen und Verlage, welche lieber die bewährte Rechtschreibung benutzen, sich in Dinge einmischten, die nur die Politik etwas angingen; ja, daß sie Macht ausübten, ohne daß sich diese Macht einer Kontrolle unterwürfe. Mal abgesehen von der Frage, ob diese Zeitung, der „Spiegel“, die „Süddeutsche“ oder die Springer-Blätter dem Publikum mit vorgehaltener Pistole aufgezwängt werden: Auch die beiden deutschsprachigen Nobelpreisträger Elfriede Jelinek und Günter Grass, auch die meisten der jüngeren Autoren, auch die meisten literarischen Verlage, sie alle, die sich den neuen Regeln verweigern, mißbrauchen nicht die Macht, die sie ohnehin nicht haben. Sie wollen sich nur nicht von deutschen Funktionären in ihre Kunst (oder ihr Handwerk) hineinreden lassen.

Es drohe „Sprachföderalismus, sagt Frau Wanka; man muß ihr wohl antworten: das Chaos ist längst da, und verantwortlich sind eben nicht jene, die bei den bewährten Schreibweisen geblieben oder zu ihnen zurückgekehrt sind. Verantwortlich ist eine sogenannte Reform, die, kaum war sie da, schon wieder verändert und revidiert werden mußte. Verantwortlich sind jene, die dafür gesorgt haben, daß es zur Zeit keine zwei Wörterbücher mit identischen Einträgen gibt. Verantwortlich sind jene, die, nur weil das Ding „Reform“ heißt, jeden als Reaktionär verteufeln, der darauf hinweist, wie sehr die Ausdrucksmöglichkeiten unserer Sprache unter den neuen Schreibweisen und Regeln gelitten haben.
Fortschrittlich wäre es aber, die ganze „Reform“ zu vergessen.

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 17. Juli 2005, S. 21
________________________________________________________

Anmerkungen:

Claudius Seidl wurde 1959 in Würzburg geboren. Er studierte in München Theater, Kommunikation, Politik und, als Gegengift, Volkswirtschaftslehre. Seit 1983 verfaßte er Filmkritiken, erst für die „Süddeutsche Zeitung“, dann auch für „Die Zeit“ und „Tempo“. Von 1990 bis 1996 war Claudius Seidl Kulturredakteur beim Spiegel, die meiste Zeit davon als Ressortchef. Von 1996 bis 2001 war er stellvertretender Feuilletonchef der „Süddeutschen Zeitung“. Seit 2001 ist Seidl Feuilletonchef der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.
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Manfred Riebe



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Beitrag: Sonntag, 24. Jul. 2005 12:01    Titel: „Hobby-Modelleisenbahn“ kehrte zurück Antworten mit Zitat

„Hobby-Modelleisenbahn“ kehrte zurück

Rechtschreibreform

Seit Oktober erscheinen einige Zeitungen und Magazine großer Verlage wieder in der alten Rechtschreibung. Wir unterstützen diese Entscheidung in vollem Umfang. Die Reform muß zurückgenommen werden! Sie vereinfacht nicht, sondern verwirrt, was wir selber im E-Mail Verkehr erfahren mußten. Oft recht abenteuerliche Schreibweisen und Mischungen haben uns dazu bewogen, bereits Anfang 2004 auf diesen Seiten zu den alten Schreibregeln zurückzukehren.

http://www.hobby-modelleisenbahn.de/
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Manfred Riebe



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Beitrag: Sonntag, 07. Aug. 2005 20:17    Titel: Auch die Schweizer lehnen diese Schreibreform ab Antworten mit Zitat

Auch die Schweizer lehnen diese Schreibreform ab

Der schweizerische Hauptstadtkanton Bern fordert, so wie das Bayern und Nordrhein-Westfalen getan haben, eine Verlängerung der Einführungsfrist für die Rechtschreibreform. Führende Schweizer Behörden haben bereits demonstrativ auf die Inkraftsetzung der neuen Regeln verzichtet. Der Grund für die Ablehnung ist die Tatsache, daß der für alle drei deutschsprachigen Länder eingesetzte Rat für Deutsche Rechtschreibung an einer Reform der Reform arbeitet, die noch nicht abgeschlossen ist. Danach sollen weite Bereiche der neuen Rechtschreibung wegen ihrer Unbrauchbarkeit wieder zurückgenommen werden. Die Überarbeitung der Reform, die gerade von Ministerin Gehrer in Kraft gesetzt wurde, will der Ratsvorsitzende Hans Zehetmair binnen einem Jahr abschließen.

Daher ist auch die Schweizer Nachrichtenagentur nach einem Bericht der „Neuen Zürcher Zeitung“ in wesentlichen Bereichen bereits von der neuen Schreibweise abgerückt. Die Zürcher Zeitung selbst fordert die Lehrer auf, die Reform stillschweigend nicht mitzumachen.

In unserem Land haben angesehene Schriftsteller wie Friedericke Mayröcker, Elfriede Jelinek, Gert Jonke, Julian Schulung und Marlene Streeruwitz unter der Überschrift „Schluß! Aus! Ende! Finito!“ bei der Regierung gegen diese Reform Protest eingelegt.

Die ganze Woche (Österreich), Nr. 31, 2005

E-Mail vom 07.08.2005

Dr. Götz Fischer
Schriftleiter der „Wiener Sprachblätter“,
der Zeitschrift des größten
Sprachpflegevereines Österreichs
http://homepage.univie.ac.at/goetz.fischer/WienerSprachblaetter.htm
1070 Schottenfeldgasse 95/20
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Alfred Bomanns



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Beiträge: 6
Wohnort: Oberhausen

Beitrag: Sonntag, 14. Aug. 2005 23:53    Titel: Amtsschreibung für Privatleute und Unternehmen unverbindlich Antworten mit Zitat

Amtsschreibung für Privatleute und Unternehmen unverbindlich

In anderen Ländern ist es Aufgabe der Schule, den Kindern die eingebürgerte Rechtschreibung zu vermitteln - bei uns erfindet die Schule bzw. das Kultusministerium eine minderwertige Schreibung und versucht sie den Erwachsenen aufzuzwingen. Lehrer (!) lassen sich seit 1996 dafür einspannen, unsere Rechtschreibung abzuschaffen.

In Frankreich feuern sich Jugendliche begeistert zu Rechtschreib-Wettkämpfen an - hierzulande wird eine verbindliche Rechtschreibung abgeschafft: mit der Reform ist Beliebigkeit eingekehrt. Kaum einer kennt sich noch aus. Elternbriefe aus dem Schulsekretariat, aus dem Kernbereich der Reform-Mitmacher, sind (gerade unter Zugrundelegung der Reformregeln) mit Fehlern gespickt. Kinder haben keine Chance mehr, eine funktionierende, leserfreundliche Rechtschreibung zu lernen.

Der Pädagoge Harald Marx stellte 2004 fest, daß Grundschüler heute mehr Fehler machen als vor der Reform. Keine Rede von Erleichterung oder Vereinfachung! Auch Erwachsene, die sich ernsthaft bemühen, die amtliche Schreibung anzuwenden, schießen reihenweise Böcke: Wie oft lese ich in Geschäftsbriefen "Strasse", "Grüsse". Diese Wörter müßten aber auch nach der Reform mit "ß" geschrieben werden! Selbst der Kern der Reform, die ss/ß-Regel, ist den Schreibern schleierhaft.

Die Verschiebung des Termins vom 1. August ist nicht das Entscheidende, da viele Bürokraten übereifrig längst zur Primitivschreibung übergegangen sind. Ausschlaggebend ist vielmehr, daß für Privatpersonen, Verlage und Unternehmen - kurz: für alle, die nicht zur Verwaltung gehören - die Behördenschreibung niemals verbindlich werden wird!

Auch für Schulen und Ämter ist die Rückkehr zur normalen Rechtschreibung problemlos möglich. Hunderte kleiner Verlage sind bei unserer normalen Rechtschreibung geblieben, einige Riesen zu ihr zurückgekehrt: mündige Bürger sollten ihrem Beispiel folgen. Ich habe noch nie einen Satz nach der Behördenschreibung verfaßt. Texte in der Amtsschreibung lese ich nur, wenn es unumgänglich ist. Geld gebe ich für solche Druckwerke niemals aus.
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