Günter Schmickler
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: Sonntag, 10. Jul. 2005 09:58 Titel: Neuer Touch (Glosse) |
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Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Ausgabe vom 10. Juli 2005
Neuer Touch
Die Woche stand in den Heimatnews, auch Bad Homburg führe jetzt die „Ehrenamtscard“ ein. Was das ist, steht auf der Website des hessischen Sozialministeriums. Der Ehrenamtscard-User darf wegen seiner ehrenamtlichen Arbeit billiger in Schwimmbäder und Museen, in Kurse der Kreisvolkshighschools, in hessische Schlösser und Gärten. Ermäßigung gibt´s auch beim Einkauf in den hessischen Staatsweingütern. Sozialministerin Lautenschläger: „Die Ehrenamtscard ist innovatives Element einer neuen Anerkennungskultur.“ Weil es so innovativ ist, heißt das Anerkennungskulturelement für das altfränkische Ehrenamt nicht „Karte“, sondern „Card“. Wer immer schön „Card“ sagt, bekommt Treuepoints von Mrs. Lautenschläger. Innovativ muß heute jeder Shopschwengel sein. Gerade die ganz alten deutschen Wörter brauchen einen neuen Touch, besser noch eine neue Touchkultur. Wir üben: Schöffencourt, Polizeiobermaster, Bishopliche Hirtenletters, Gabelbrunch, Kreiswehrersatzagency, Oldbacken, Leibesexercises, Fullbeschäftigung, Schurwool, Abenddawn, Urnengangster, Jutebag, Kanzleramtsspeaker, Housedrachen, Streetfeger und Müllworker, Beamtenship, Totenshirt, Zauberdrink, Gemeinderatssession, Neunkiller, Zwangsjacket, Schöpferpower, Menschenskid, jetzt müssen wir aufhören, wir sind schon schönheitsdrunk von den neuen Anerkennungskulturelementen. Hören wir zum Schluß, was uns Ministerin Lautenschläger noch zur Ehrenamtscard gesagt hat: "Es handelt sich um eine Weiterentwicklung der Jugendleitercard (Juleica)." Jetzt helfen nur noch die Staatswinegüter. wer. |
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