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DUDEN-Praxiswörterbuch 1998

 
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
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Beitrag: Dienstag, 26. Okt. 2004 13:22    Titel: DUDEN-Praxiswörterbuch 1998 Antworten mit Zitat

DUDEN: Praxiswörterbuch zur neuen Rechtschreibung.
Hrsg. und bearbeitet von der Dudenredaktion. Mannheim, Leipzig, Wien Zürich: Dudenverlag, Oktober 1998 (Beratende Mitarbeit: Gesellschaft für deutsche Sprache, Wiesbaden)
___________________________________________________________________________

Das DUDEN-Praxiswörterbuch, ein Appell an mehr Vernunft:
„Die Neuregelung hat die Zahl der Schreibvarianten erhöht“
Wahlfreiheit zerstört die Einheitlichkeit der Texte
__________________________________________________________________

Einleitung: Auswahl der Schreibvarianten


1 Das Wörterverzeichnis

Mit diesem Wörterbuch verbindet die Dudenredaktion die Absicht, all denjenigen die mühevolle Zusammenstellung von Hausorthographien abzunehmen, die aus beruflichen oder privaten Gründen Wert auf eine einheitliche Rechtschreibung und Zeichensetzung legen. Sämtliche Stichwörter sind in der oder in einer korrekten Schreibweise mit einer Auswahl von möglichen Trennstellen verzeichnet.

Die Schreibungen und Trennungsangaben entsprechen der Neuregelung der deutschen Rechtschreibung vom 1. Juli 1996, berücksichtigen aber nicht alle zulässigen Schreib- und Trennvarianten. Sie zeigen mehreren Möglichkeiten nur jeweils eine, die von der Dudenredaktion als empfehlenswert angesehen wird.

Das Wörterbuch ist demzufolge nicht für die Korrektur von Schuldiktaten o. Ä. geeignet, wo zahlreiche Varianten und bis 2005 auch alle alten Schreibungen nicht als Fehler gewertet werden dürfen!

Nach welchen Kriterien die Variantenauswahl getroffen wurde, wird weiter unten im Einzelnen erläutert; eine der wichtigsten Grundlagen für diese Auswahl ist die seit Jahrzehnten systematisch aufgebaute Duden-Sprachkartei, in der der allgemeine Schreibgebrauch in vielen Millionen Wortformen dokumentiert ist. Außerdem steht die Dudenredaktion durch ihren Sprachberatungsservice in ständigem Kontakt mit den Schreibenden und wird täglich mit deren tatsächlichen Problemen und Bedürfnissen konfrontiert.

Das Wörterverzeichnis ist als rein orthographisches Nachschlagewerk angelegt. Es enthält den Allgemeinwortschatz der deutschen Standardsprache sowie die wichtigsten, auch allgemeinsprachlich gebrauchten Fachwörter (z. B. „Anästhesie“ oder „Zentrifugalkraft“) und die auch überregional besonders bekannten Mundartwörter (z. B. „bannig“ oder „Gaudi“). Leicht erschließbare Ableitungen und Zusammensetzungen, deren Schreibung sich von den jeweiligen Grundwörtern mühelos und zweifelsfrei herleiten lässt, wurden dagegen häufig nicht in die Stichwortliste aufgenommen.

Neben dem Stichwort selbst finden sich bei den Substantiven Angaben zum Artikelgebrauch und zur Deklination. Außerdem zeigt das Wörterbuch generell die rechtschreiblich schwierigen Verwendungsweisen in entsprechenden Beispielen. Hinweise auf Aussprache, Betonung, Herkunft oder Bedeutung der Wörter erscheinen jedoch nur dort, wo sie für das Erkennen der korrekten Schreibung von Belang sind, also zum Beispiel, wenn ähnlich geschriebene Wörter wie „Katheder“ und „Katheter“ voneinander unterschieden werden müssen.

2 Die Variantenauswahl

Schon nach der alten Rechtschreibung gab es für eine Reihe von Wörtern mehr als eine korrekte Schreibweise (etwa „aufgrund“ neben „auf Grund“ oder „Cordhose“ neben „Kordhose“). Die Neuregelung hat die Zahl solcher Schreibvarianten erhöht, um den Schreibenden mehr Freiheit für die Gestaltung ihrer Schreibpraxis zu geben und um einer übertriebenen Pedanterie bei der Beurteilung von Rechtschreibleistungen entgegenzuwirken. So kann man jetzt zum Beispiel auch „aufs Beste geregelt“ neben „aufs beste geregelt“ schreiben, zwischen „Delphin“ und „Delfin“ wählen und das Wort „Katastrophe“ vor dem s, zwischen s und t oder zwischen t und r trennen. Alle diese Möglichkeiten sind korrekt und keine Fälle mehr für den Rotstift.

Es gibt allerdings Schreibsituationen, in denen die neue Wahlfreiheit gewisse Probleme mit sich bringt, vor allem dann, wenn es um die Einheitlichkeit von Texten geht. Was gelesen werden soll, muss auch die Bedürfnisse der Lesenden berücksichtigen. Wechselnde Schreibungen können den Lesefluss hemmen und dadurch das Textverstehen behindern. Außerdem neigt man beim Lesen dazu, unterschiedliche Schreibungen mit unterschiedlichen Bedeutungen zu verbinden. Aus diesen Gründen ist es nicht ratsam, häufig vorkommende Wörter nach Belieben einmal so und einmal anders zu schreiben. Das gilt für einen einzelnen Text, aber auch für mehrere Texte, die in einem Zusammenhang stehen, also etwa für die Korrespondenz einer Firma oder für die Gesamtheit der Texte einer Zeitung oder Zeitschrift.

Viele Firmen und Institutionen entwickeln deshalb eigene Hausorthographien, in denen sie eine von mehreren Möglichkeiten der Schreibung, Worttrennung oder Interpunktion als für ihren Bereich verbindlich erklären. Dieses Praxiswörterbuch bietet hierfür Orientierungsmöglichkeiten. Es soll aber vor allem auch denen, die für das Erstellen umfangreicher hausinterner Richtlinien selbst nicht die Mittel oder die Zeit haben, eine Hilfe beim täglichen Schreiben sein. Dass es ein starkes Bedürfnis nach einer einheitlichen Rechtschreibung und Zeichensetzung gibt und ein Ratgeber wie dieses Wörterbuch gesucht wird, belegen zahlreiche Anfragen beim Sprachberatungsservice der Dudenredaktion.

Die folgenden Ausführungen beschreiben die Überlegungen und die Gründe, die für die Auswahl der in diesem Wörterbuch verzeichneten Schreibungen und Trennstellen den Ausschlag gegeben haben.

2.1 Allgemeine Gesichtspunkte

Es geht in diesem Buch nur um Schreibungen. Wo unterschiedliche Wortformen (wie „gern“ und „gerne“ oder „Verdopplung“ und „Verdoppelung“) nebeneinander gebräuchlich sind, werden beide angeführt. Auch an der Aussprache erkennbare unterschiedliche Grade der Eindeutschung (wie „Bouquet“ [gesprochen: bukee] und „Bukett“ [gesprochen: bukett]) verhindern die Festlegung auf eine Variante: Wir wollen hier nicht den Sprachgebrauch regeln, sondern Empfehlungen zum Schreibgebrauch geben. Dazu gehört auch, dass gelegentlich als solche gekennzeichnete fachsprachliche Schreibungen neben allgemeinsprachlichen verzeichnet werden (z. B. „Jod, fachspr. Iod“) - verschiedenen Kontexten sind hier verschiedene Schreibungen zuzuordnen.

Alle im Wörterverzeichnis angegebenen Schreibungen und Trennstellen entsprechen den neuen Rechtschreibregeln. Dort, wo die amtliche Rechtschreibregelung verschiedene Schreibweisen oder Trennmöglichkeiten für dasselbe Wort vorsieht, gibt das Praxiswörterbuch nur jeweils eine an. Schreibungen und Trennungen, die nach den neuen Regeln nicht mehr korrekt sind (wie „Kuß“, „rauh“, „Li-ste“ usw.), werden nicht verzeichnet. Auch auf eine besondere Markierung der Wörter. für, die andere Schreibungen oder Trennungen zulässig sind, haben wir bewusst verzichtet.

Der Zweck des Buches ist es, rasch und ohne Ablenkung zu einer orthographisch richtigen und einheitlichen Schreibung zu führen. Alles, was das Nachschlagen unnötig behindert oder verzögert, sollte deshalb vermieden werden.

Bei der Auswahl der Varianten hat sich die Dudenredaktion an folgenden drei Kriterien orientiert:

Erstens soll nach Möglichkeit der tatsächliche Schreibgebrauch, wie ihn die Dudenredaktion seit Jahrzehnten beobachtet, berücksichtigt werden.

Zweitens wollen wir den Bedürfnissen der Lesenden nach optimaler Erfassbarkeit der Texte möglichst umfassend gerecht werden.

Und drittens sollen auch die Bedürfnisse der Schreibenden nach einfacher Handhabbarkeit der Rechtschreibung weitgehend befriedigt werden.

Diese Gesichtspunkte, die nicht selten im Widerspruch zueinander stehen, waren sorgfältig gegeneinander abzuwägen. Es gibt Bereiche, wo die Dudenredaktion den Schreibenden überzeugt empfehlen kann, nur noch die neuen Schreibmöglichkeiten zu verwenden, aber auch einige Fälle, in denen sie eher zur Zurückhaltung rät.

2.2 Laut-Buchstaben-Beziehung

Die im 19. Jahrhundert noch häufiger zu beobachtende Tendenz, Fremdwörter auch in ihrer Schreibweise zu integrieren (aus „Blouse“ wurde „Bluse“, aus „Strike“ wurde „Streik“), ist in jüngerer Zeit kaum noch lebendig. Ob die Zulassung weiterer Integrationsformen (z. B. „Portmonee“, „Katarr“, „Spagetti“) durch die Rechtschreibreform dieser Tendenz einen neuen Impuls verleiht, lässt sich heute noch nicht absehen. Deshalb empfehlen wir für die Mehrzahl der betroffenen Fremdwörter die „fremde“ Schreibung; einige Ausnahmen sind im Folgenden genannt.

2.2.1 Wörter aus dem Französischen mit é/ee

„Dragee“, „Frottee“ und „Separee“ sind nach unserer Einschätzung auch in diesen Schreibungen schon so gebräuchlich, dass man auf das Akzent-e verzichten kann. In „Pappmaschee“ ist der erste Bestandteil bereits integriert; deshalb sollte auch der zweite Teil des Wortes sich der deutschen Schreibweise angleichen. Eine Ausnahme bildet hier der Schreibgebrauch in der Schweiz, wo Fremdwörter aus dem Französischen generell eher in der nicht angeglichenen Form („Dragée“, „Frotté“, „Separée“, „Pappmaché“) geschrieben werden.

2.2.2 Das ph in Wörtern aus dem Griechischen

Vor allem in Texten der wissenschaftlichen Fachsprachen dürften die ph-Schreibungen auch weiterhin vorherrschend bleiben, nicht zuletzt wegen der Paralleli- [...]

DUDEN: Praxiswörterbuch zur neuen Rechtschreibung.
Hrsg. und bearbeitet von der Dudenredaktion. Mannheim, Leipzig, Wien Zürich: Dudenverlag, Oktober 1998 (Beratende Mitarbeit: Gesellschaft für deutsche Sprache, Wiesbaden), S. 9-11
________________________________________________________________

Anmerkung:

Vgl. die Rezension

* Theodor Ickler: Dummdeutsch für die Praxis - Zu einem neuen Rechtschreibwörterbuch von DUDEN [* Duden: Praxiswörterbuch zur neuen Rechtschreibung, Mannheim, 1998]. In: Die Presse, Wien, 6.3.1999 - http://www.rechtschreibreform.com/Seiten2/Wissenschaft/961IcklerPraxis.html -


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Samstag, 19. Nov. 2005 09:04, insgesamt 7mal bearbeitet
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Manfred Riebe



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Beitrag: Dienstag, 26. Okt. 2004 13:24    Titel: Vereinheitlichung Antworten mit Zitat

Vereinheitlichung

Zu diesem Stichwort fällt mir immer das Duden-Wort ein:

„Das Praxiswörterbuch ist als Grundlage für Hausorthographien gedacht, es garantiert auf diese Weise Einheitlichkeit.“

(Aus einem Brief der Duden-Sprachberatung Ende Juni 1999)

Jedem seine Einheitlichkeit! Das ist die Lösung.

__________________
Th. Ickler

20.02.2002 04.27 Theodor Ickler
www.rechtschreibreform.de/php/einzelner_Datensatz.php?BeitragNr=11742
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Manfred Riebe



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Beitrag: Mittwoch, 03. Nov. 2004 11:26    Titel: Der Buchdruckerduden von 1903 Antworten mit Zitat

Der Buchdruckerduden von 1903

[...] Die Macher und Befürworter der Reform loben sich immer wieder dafür, dass sie den Schreibenden mehr Freiheiten eingeräumt haben. Dadurch sei die Fehlerzahl in den Diktaten gesunken. Für die Druckindustrie sind die alten und die neu hinzugekommenen Kann-Vorschriften jedoch ein Problem, weil Grauzonen es erschweren, Einheitlichkeit in einem Text und in der Gesamtheit der Texte herzustellen.

Das stellte sich schon nach dem Erscheinen der Regelbücher heraus, die auf der Grundlage der Beschlüsse der Orthographischen Konferenz vom Juni 1901 verfasst worden waren. Die Vertreter der Buchdruckervereine Deutschlands, Österreichs und der Schweiz stellten bei ihrer Jahrestagung 1902 einstimmig fest, dass die neue Rechtschreibung für die Buchdrucker große Schwierigkeiten schaffe, indem sie in zahllosen Fällen zwei Schreibungen als gleichberechtigt zur Verfügung stelle. Man wollte jedoch - im Gegensatz zu heute - nicht, dass jeder Verlag, jede Druckerei eine eigene Regelung schaffe, nachdem sich die damalige Reform - wie heute - an den Bedürfnissen eines wichtigen Industriezweiges vorbeigemogelt hatte.

Konrad Duden wurde beauftragt, zusätzlich ein Wörterbuch ohne Doppelschreibungen zu verfassen. Es erschien 1903 im Bibliographischen Institut Leipzig und erhielt den Titel „Rechtschreibung der Buchdruckereien deutscher Sprache“, kurz Buchdruckerduden genannt. 1907 kam die zweite Auflage heraus; sie konnte 1915 mit dem „Orthographischen Wörterbuch“, dem eigentlichen Duden, verschmolzen werden, und zwar unter maßgeblicher Mitwirkung Otto Reineckes, des Oberkorrektors der Reichsdruckerei. Die Mehrheit der Schreibungen war nämlich inzwischen allgemein vereinheitlicht.

Übrigens ist auf dem Titelblatt des vereinten Dudens Folgendes vermerkt: „Mit Unterstützung des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins, des Deutschen Buchdruckervereins, des Reichsverbandes Österreichischer Buchdruckereibesitzer, des Schweizerischen Buchdruckervereins sowie der deutschen und österreichischen Korrektorenvereine.“
[...]

Dietrich Lade: Schreibreform: Wird die Mogelpackung wieder aufgeschnürt? In: Druck+Papier Jahrgang 139, Nr. 6-7 Juni/Juli 2001, S. 1 und 7
www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=2547#2547
__________________________________________________

Anmerkungen:

Das DUDEN-Praxiswörterbuch von 1998 soll ähnliche Problem lösen wie der Buchdruckerduden von 1903. Die NZZ schreibt:

Es scheint, als ob aus dem Duden-Wörterbuch, von dem erwartet wird, das es richtungweisend für die Rechtschreibung sein soll, ein Verzeichnis der Möglichkeiten geworden ist. Wer ob der Vielfalt der Möglichkeiten irritiert wird, den verweist der Duden-Verlag auf das im Oktober 1998 erschienene Praxiswörterbuch zur neuen Rechtschreibung, «denn es zeigt für alle Wörter in der Regel nur eine Schreibvariante».
www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=2778#2778

Die verantwortlichen Kultusminister haben aus der Geschichte nichts gelernt, weil sie sich nicht sachkundig gemacht haben. Sie verhalten sich demzufolge so wie der Zauberlehrling.

Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Montag, 18. Jul. 2005 15:51, insgesamt 1mal bearbeitet
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Manfred Riebe



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Beitrag: Montag, 04. Jul. 2005 12:15    Titel: Sinn und Unsinn - „Recht“schreibung Antworten mit Zitat

Sinn und Unsinn - „Recht“schreibung

Kaum ein Thema hat in den letzten Jahren die sprachästhetischen Gemüter (auch meines) mehr erregt als die von manchen viel gerühmte, von den meisten viel gehasste und immer wieder hoffnungslos verteidigte Rechtschreibreform. Der an sich rühmliche Grundgedanke, Rechtschreibanfängern und Ausländern das Erlernen unserer schönen, aber unbestritten schweren deutschen Sprache zu erleichtern, erwies sich bald als im Rahmen der Reform nicht realisierbar. Statt sich mit einigen einleuchtenden Vereinfachungen („potenziell“ zu schreiben, wo das Wort doch von „Potenz“ abstammt, mag zwar ungewohnt aussehen, ist aber – zugegeben - eine echte Erleichterung) zu begnügen, bläht die DUDEN-Kommission das ohnehin gewaltige Regelwerk um noch weitere und absolut uneinsehbare Vorschriften auf. Zu nennen wären hier die Trennungsvorschläge, die zu gar abenteuerlichen Dingen führen wie „Lust-ration“, „De-oroller“ oder „Berga-horn“, genauso wie die willkürliche Zusammen- oder Auseinanderschreibung bei vielerlei zusammengesetzten Verben und Partizipien („Schwindel erregend“, bei Steigerung jedoch obligatorisch „schwindelerregender“!). Es könnte lustig wirken, wenn nicht jeder von uns täglich davon so traurig betroffen wäre. Nicht einmal die Herausgeber der Wörterbücher sind untereinander einig, was denn jetzt wie geschrieben werden muss, kann oder soll. An die amtliche Regelung hat sich übrigens kein einziger Verlag und keine einzige Nachrichtenagentur 100%-ig gehalten. Wo es selbst den eingefleischtesten Kommissionsmitgliedern zu bunt wurde, hat man sich halt eine eigene Regel geschnitzt oder die amtliche Vorschrift einfach stillschweigend unter den Tisch fallen lassen. Während der Widerstand tobt und mehr als 90% der Bevölkerung sich für eine Rücknahme der Reform aussprechen, rauchen in Unternehmen, Werbeagenturen und Verlagen die Köpfe, wie denn das neue Dickicht zu lüften sei. So ganz hält sich niemand an den neuen DUDEN, denn irgendeine der neuen Bestimmungen stößt jedem sauer auf. Wer will schon das altgewohnte großgeschriebene „Du“ im Brief fallen lassen, „Sie“ aber weiterhin groß schreiben (jedenfalls nicht unsere größte Nachrichtenagentur dpa, denn sie schließt diesen Fall empört aus uns lässt eine Ausnahmeregel gelten)? Ist denn der vom Schreiber Geduzte weniger wert als der Gesiezte? Und was soll das mit der Aufhebung des scharfen „s“ bei „das/daß“? Die Regeln für die Verwendung des neuen „dass“ sind die gleichen, übrigens extrem einfach erlernbaren und einleuchtenden geblieben. Wozu also diese Neuschaffung? Untersuchungen bei Grundschülern haben ergeben, dass seit Einführung der neuen Regeln die Fehlerrate in diesem Bereich sogar noch angestiegen ist - kein Wunder, denn selbst wenn man korrekt „dass“ schreiben wollte ... wie schnell ist ein einzelnes „s“ dann doch vergessen?

Die vielköpfige Kommission, die seit Jahren an der Reform arbeitet, hat eines mit untrüglicher Sicherheit geschafft: ein noch undurchdringlicheres Dickicht von Regelungen, die teilweise den elementarsten Grammatikgrundsätzen widersprechen, teilweise aber - was ich noch schlimmer finde - dort Fehlerquellen schaffen, wo vorher keine waren. Einer der größten und aktivsten Gegner der Rechtschreibreform, der Sprachwissenschaftler Theodor Ickler, versucht sich in seinem „Rechtschreibwörterbuch“ als Reformer der Reform. Die absolut unmöglichsten Neuregelungen boykottiert er strikt, gleicht sanft an, wo es nicht ganz so schlimm ist, und wagt sich auch mit ein paar ganz neuen Ideen aufs Schlachtfeld. An sich genau das, was ich sehnsüchtig erwartet hatte ... und dann war´s das doch wieder nicht. Genau wie DUDEN & Co. bietet Ickler viel zu viele Varianten an, zwischen denen man sich entscheiden muss. Ich erteile Herrn Prof. Dr. Kürschner aus Vechta das Wort - er schreibt in seiner Online-Rezension über o.g. Werk bei buecher.de: „Ickler gibt sich nach außen als ihr Verbündeter und Wortführer (so auch in der WELT, etwa vom 25. Juli 2000) - nach innen handelt er als Reformer, ja als Radikalreformer, dessen Schreibvorschläge das von den Reformgegnern so genannte „Rechtschreibchaos“, die so genannte „Beliebigkeitsschreibung“ ins Unermessliche treiben würden, wenn sie denn zur Norm würden.“ Was soll ich dem noch hinzufügen ... ?

Sicher fragen Sie sich jetzt, wie ich selbst bei der Neuverfassung eigener und der Korrektur fremder Texte verfahre. Ich verschone Sie mit ellenlangen Listen, die Sie sowieso überall zur Genüge finden. Eine „Hausorthographie“ zu entwickeln und meine Kunden darauf festzulegen, fände ich anmaßend. Auch verweise ich nicht stur auf die amtliche Regelung, sprich: den neuen DUDEN, denn dieses Wörterverzeichnis ist zur Wahrung einer einheitlichen Schreibweise schlicht ungeeignet, weil es eine solche Vielzahl von Varianten zulässt, dass es das (vorher nicht vorhandene) Chaos perfekt macht... Vielmehr halte ich mich an das einzig wahre „schlanke“ Regelwerk – das „DUDEN Praxiswörterbuch zur neuen Rechtschreibung“ (Duden-Verlag, DM 24,80, ISBN 3-411-70611-2). Für Unternehmen, die eine einheitliche Schreibung sicher stellen wollen/müssen, kann ich diese probate Methode sehr empfehlen.

Doch auch ich habe meinen Stolz und - vor allem! - ein ausgeprägtes Sprachgefühl, welches von manchen der neuen Regeln schier beleidigt wird. Deshalb hier eine Mini-Liste meiner persönlichen Ausnahmen. (In von mir verfassten Texten werde ich nach dieser Liste arbeiten; bei der Korrektur fremder Texte halte ich mich streng an das Praxiswörterbuch, sofern man nichts anderes von mir verlangt.)

Groß- und Kleinschreibung:
Du, Dir, Dein, Dich
(genau so wie Ihr, Euer, Euch in Briefen als Anrede und statt der amtlich gewollten klein geschriebenen Variante!)

Begriffe aus anderen Sprachen: Worte aus lebenden Sprachen (Englisch, Französisch etc.) deutsche ich nicht ein!
Ketchup (nicht „Ketschup“)
Portemonnaie (nicht „Portmonee“)
Spaghetti (nicht „Spagetti“)
Orthographie (!!!)

Zahlwörter:
Ich bleibe dabei, die Ziffern von eins bis zwölf als Wort zu schreiben!

Feststehende Begriffe: Begriffe, die quasi den Stellenwert von Eigennamen errungen haben, schreibe ich weiterhin grundsätzlich groß. Als da wären:
das Schwarze Brett
die Erste Hilfe
der Stille Ozean
der Zweite Weltkrieg
etc.

Abkürzungen: Der DUDEN sieht bei Abkürzungen, die mit Punkten versehen sind, einen sog. „Festabstand“ vor, der größenmäßig irgendwo zwischen Blank (Wortzwischenraum) und Nicht-Blank liegt. Da das - salopp gesagt - ziemlich bescheuert aussieht und auf normalen PC-Tatstaturen nur mit einer umständlichen Formatierungsaktion zu bewerkstelligen ist, verwende ich weiterhin die Varianten ohne Abstand.
z.B. für „zum Beispiel“ (statt „z. B.“)
u.a. für „unter anderem“ (statt „u. a.“)
a.D. für „außer Dienst“ (statt „a. D.“)
u.v.m. für „und vieles mehr” (statt „u. v. m.“)
p.P. für „pro Person“ (statt „p. P.“)

Zusammenfassen möchte ich das ganze Chaos in einem Satz: Reformer, lasst endlich die Leute ran, die von Sprache 1. etwas verstehen und 2. dabei wirklich eine Erleichterung im Sinn haben - nicht eine „Verdummung“ der ABC-Schützen, denen ja geradezu ein „Freibrief“ in Sachen Fehlermachen erteilt wird...

Text'up Lilian Kura
Werbetext/Lektorat und Korrektorat
Inhaberin: Lilian Kura
Anschrift: Finkenstr. 50
82319 Starnberg

Telefon: 0 81 51 - 7 87 97
Telefax: 0 81 51 - 7 87 67
Email: info@textup.de

Internet: www.textup.de

http://www.textup.de/index-31.html
_____________________________

Anmerkungen:

Man macht es sich zu einfach, nur Herrn Prof. Dr. Kürschner aus Vechta zu zitieren; denn er ist ein Befürworter der Rechtschreibreform, so daß er schon deshalb ein Gegner Theodor Icklers ist. Zumindest müßte man eine Entgegnung Theodor Icklers zitieren. Denn: „Eines Mannes Rede ist keines Mannes Rede. Man muß hören alle beede.“
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Manfred Riebe



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Beitrag: Montag, 04. Jul. 2005 14:52    Titel: Kundenrezensionen Antworten mit Zitat

Duden Praxiswörterbuch zur neuen Rechtschreibung. Bibliographisches Institut, Mannheim, 1998, ISBN: 3411706112

Kundenrezensionen

Empfehlenswert, wenn einheitliche Schreibweise gewünscht
, 5. März 2003
Rezensentin/Rezensent: hannelorekruppa

Das Regelwerk des Dudens ab der 21. Aufl. lässt eine Fülle von Variationen zu, zwischen denen der Schreibende frei wählen kann, was mit der Konsistenz, die bei Printmedien verlangt wird, nicht vereinbar ist. Daher muss eine Wahl stets dort getroffen werden, wo mehrere Möglichkeiten der Schreibweise angeboten werden. Dies haben eine Reihe von Printmedien getan, so u. a. die Wochenzeitung „Die Zeit“.
Schon der Duden von 1902 ließ dem Schreibenden einiges an Freiheit, sodass bereits ein Jahr später ein detaillierterer und eindeutigerer Buchdrucker-Duden zur Seite gestellt wurde, der 1915 in den allgemeinen Duden integriert wurde und den Schreibenden die Wahlfreiheit abgewöhnt hat.
Mit dem Praxiswörterbuch erhält nun der Schreibende gewissermaßen einen „Buchdrucker-Duden“. Und wenn er ein Wort doch anders schreiben möchte, als hierin abgedruckt, lässt sich es einfach daneben notieren.

Lieber gleich den richtigen Duden kaufen, 14. März 2001
Rezensentin/Rezensent: kaesekuchen (Mehr über mich) aus Berlin-Pankow (Ortsteil Niederschönhausen), Deutschland

Vom Kauf dieses so genannten „Praxis-Wörterbuchs“ ist abzuraten; stattdessen sollten Sie sich gleich das Original, das nicht zu überbieten ist, zulegen. Das „Praxis-Wörterbuch“ interpretiert die neuen amtlichen Rechtschreibregeln falsch und sorgt für ein totales Durcheinander im Kopf des Schreibenden. Statt den Schreibenden zu empfehlen, das Wort „Saxofon“ mit „f“ zu schreiben, empfiehlt er die Schreibung mit „ph“. Das ist zwar nach den neuen Regeln auch erlaubt, entspricht aber nicht dem Geist der Neureglung, die die fortschrittlichere Schreibung mit „f“ (analog zu „Telefon“) vorsieht.
Ich kann diesem Buch überhaupt nichts abgewinnen. Es bietet niemand irgendwelche Vorteile, gibt lediglich ein falsches Bild von der Rechtschreibreform ab und ist daher nur geeignet, den Reformgegnern Munition zu liefern. Dem unvoreingenommenen Menschen aber, der nur wissen will, wie man ein Wort schreibt, ist mit diesem Buch und seinem begrenzten Wortschatz und seinem stark beschnittenen Regelteil in keinster Weise geholfen. Deshalb: Kaufen Sie gleich den richtigen Duden; er darf in keinem Regal fehlen!
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3411706112/028-5392785-7678138
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Anmerkungen:

"In keinster Weise geholfen"? :-)) "fortschrittlichere Schreibung"? :-))

Ist die Kultusministerschreibweise wirtschaftlich ein Fortschritt oder ein Rückschritt? Warum gibt es zum Beispiel DIN-Normen?
Die sogenannten neuen Schreibweisen sind ein Rückschritt ins 18./19. Jahrhundert. Im Bereich der Groß-/Kleinschreibung und der Getrennt-/Zusammenschreibung waren viele „neue“ Schreibweisen vor hundert und zweihundert Jahren üblich. Daher sind die Regeln der Reformer nach dem Urteil prominenter Sprachwissenschaftler veraltet (Glück, Helmut: Von Weiber-Seelen im Liebes-Fieber. Alter Zopf an neuem Kopf: In der Wortbildung geht die Rechtschreibreform auf uralten Pfaden. In: FAZ, 5.9.2000, Seite 54). http://www.vrs-ev.de/pm280803.php Desgleichen sind die Hausorthographien ein Rückschritt ins 18./19. Jahrhundert.
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