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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Freitag, 23. Apr. 2004 09:33 Titel: Gedichte |
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Doktor Eisenbarth
Volksliedgut,
behutsam modernisiert
von Reformdichter
Hans Flachs
Ich bin der Doktor Eisenbarth,
kurier das Deutsch auf meine Art.
Ich mach das Blinde nun schief gehn
und Lahme endlich weiter sehn.
Dem Orthografen Dudendumm
reicht ich die Hand voll Opium.
Drauf schlief er Jahre, Tag und Nacht,
und ist bis jetzt noch nicht erwacht.
In Weimar hüpft der alte Goethe
behänd zur Schreibreformerflöte:
„Ihr tut mir Leid mit eurem Treiben!“
Ganz Recht, nichts darf beim Alten bleiben.
Alsbald nahm ich den Heine her,
und seine Lore leider mehr,
denn sie macht immer während Not
leidende Flussschifffahrer tot.
Zu Prag graviert’ ich auf den Leib
Franz Kafkas Worte in Neuschreib.
Papier-Verfassung trägt solch Stress
gemäß dem Urteil im Prozess.
Und auch die Rosa Luxemburg
betreute ich als Sprachchirurg.
Wer meint, in Freiheit müsst man anders
Denkende bekehr'n – ja kann der’s?
Zu Wien kuriert' ich Siegmund Freud
und tat ihm richtig gehend Leid,
weil er nur selten etwas Krebs
erregend fand – oh Gott, vergeb’s.
Besonders freut an Thomas Mann,
dass er sich nicht mehr wehren kann.
Und wenn er auch im Grab rotiert,
bald schrieb er nur noch reformiert.
Den gräulich grauen Herrn der Zeit
verschrieb ich mehr „Behändigkeit“,
denn klarer Sinn im Jugendbuch
war immer letzten Endes Fluch.
Zu Weilheim trepanierte ich,
geschickt den frechen Friederich:
Ich schlug den Stuss ihm vor den Kopf,
belämmert kuckt der arme Tropf.
Vor Hunger war ein alter Filz
geplagt mit Schmerzen an der Milz.
Er hat Reformgift nun geschluckt,
weil Bertelsmann ihn sonst nicht druckt.
In Oggersheim der gute Kohl
fühlt sich mit seinem Buch sauwohl.
Doch Reformierer wollt er sein,
Ess-Esskulturen impft ich ein.
Der alte Rauh mich zu sich rief,
weil er seit Jahren viel verschlief.
Ich hab' ihn gleich zum „Rau“ gemacht.
Er ist bis heut nicht aufgewacht.
Mein allergrößtes Meisterstück,
das macht' ich einst zu Osnabrück:
Dem pädagogisch alten Knab
schnitt ich nur kurz die Zunge ab.
Vertraut sich mir ein Patient,
so mach' er nur kein Testament.
Es geht kein Dichter aus der Welt,
dem Konversion nicht längst bestellt.
Das ist die Art, wie ich kurier',
sie ist probat, ich bürg' dafür.
Dass jedes Mittel Wirkung tut,
schwör' ich bei meinem Doktorhut.
Chorus:
Williwillizwick, dumdum!
[nach 1., 2., 4. Zeile]
Williwill i zwick you hei-ras-sa!
[nach 3. Zeile]
[Refräng, nach jeder Strofe zwei Mal:]
Lautonia, lautonia,
Williwillizwick, jucheirassa
(Hans Flachs, Vertreter der „neuen deutschen Innigkeit“; sein Stil schon bekannt als neue „Flachsinnigkeit“)
Sigmar Salzburg
21.04.2004 09:19 Gedichtetes > Neuschrieb so nett
http://www.rechtschreibreform.de/php/einzelner_Datensatz.php?BeitragNr=22756 |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Samstag, 04. Sep. 2004 15:25 Titel: Wilhelm Busch: Rechtschreiben und Lesen |
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Wilhelm Busch: Rechtschreiben und Lesen
Zu guter Letzt
Querkopf
Ein eigner Kerl war Krischan Bolte.
Er tat nicht gerne, was er sollte.
Als Kind schon ist er so gewesen.
Religion, Rechtschreiben und Lesen
Fielen für ihn nicht ins Gewicht:
Er sollte zur Schule und wollte nicht.
Später kam er zu Meister Pfriem.
Der zeigte ihm redlich und sagte ihm,
Jedoch umsonst, was seine Pflicht:
Er sollte schustern und wollte nicht.
Er wollte sich nun mal nicht quälen,
Deshalb verfiel er auf das Stehlen.
Man faßt' ihn, stellt' ihn vor Gericht:
Er sollte bekennen und wollte nicht.
Trotzdem verdammt man ihn zum Tode
Er aber blieb, nach seiner Mode,
Ein widerspenstiger Bösewicht:
Er sollte hängen und wollte nicht.
www.uni-mainz.de/~pommeren/Gedichte/Busch/Letzt/querkopf.htm
www.wilhelm-busch-seiten.de/gedichte/letzt21.html |
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Sigmar Salzburg
Registriert seit: 30.06.2004 Beiträge: 42
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: Donnerstag, 28. Okt. 2004 11:20 Titel: |
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Schavan
Frei von Sünde und von Zweifel,
holte früh sie schon der Teufel
vom ZK der Katholiken
in die Schar der Domestiken.
Dort gebar die Maid aus Jüchen
fromm das Miss-geborne Frühchen, –
Väter waren Marx und Engel
und manch Ortografenschwängel.
Am „Reform“ genannten Wesen
soll jetzt unser Deutsch genesen.
Hätte sie nun abgetrieben,
wär das Heil wohl ausgeblieben.
(Aus Hans Flachs: „Dichter der Reform") |
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Sigmar Salzburg
Registriert seit: 30.06.2004 Beiträge: 42
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: Sonntag, 29. Mai. 2005 08:40 Titel: Aus Dichtung und Verwahrlosung |
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Hans Flachs
Zentrale-
pisoden
der Rechtschreibreform II
Vor Jahren traf
ein Pornograph
aus Luxemburg
auf Wortchirurg
Professor Augst:
„Wenn du was taugst,
verschaff mir Adel
ohne Tadel
für die Muse
Beate Uhse.“
Lächelnd leise
sprach der weise
Wörterbastler:
„Auch für Hustler,
Uhse, Buster
und für Zaster
schaff ich Norm
durch Schreibreform.
Dem folgt nur brav,
Herr Porno Graf
von Luxemburg!“ |
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Sigmar Salzburg
Registriert seit: 30.06.2004 Beiträge: 42
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: Dienstag, 31. Mai. 2005 00:15 Titel: |
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Hans Flachs
Aas, As oder Ass?
Eine Zentrale-
pisode vom
Berliner Open
der sechzehn Länder
am 7.-8.Oktober 2004
Spree-Adonis Wowereit
fand Simonis froh bereit:
Machen wir’s nun noch Anal-
fabeten leicht beim Schreiben,
muss Reform für Immer bleiben.
Ändern tun wir nichts zum Spass:
Du bleibst ganz das alte „Aas“
und wie immer recht banal,
doch ich als Sieger werde kess
ein Berliner Open „Ass“.
'Eine Rechtschreibreform wird nicht dadurch falsch oder richtig,
daß wir sie breit oder lang diskutieren,
sonst würden wir ja noch schreiben wie vor tausend Jahren.'
(Ministerpräsidentin Heide Simonis lt. Süddeutsche Zeitung 26.10.1995)
Im März 2005 verhinderte ein anonymes „Schwein“ (Lothar Hay, SPD)
die Wiederwahl von Heide Simonis. |
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Peter Lüber
Registriert seit: 01.06.2004 Beiträge: 72
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: Dienstag, 31. Mai. 2005 10:17 Titel: |
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Man verbreite hier und dort eine kleine Unkorrektheit und schwups! – schon steht man im strahlenden Sonnenlicht. Ich mußte die Lupe nehmen, um es zu entdecken: „Im März 2005 verhinderte ein anonymes „Schwein“ (Lothar Hay, SPD) die Wiederwahl von Heide Simonis.“ So, so. Das Procedere einer geheimen Wahl wurde demokratisch festgelegt und beschlossen. Dabei wurde die Möglichkeit der Stimmenthaltung vorgesehen. Demnach stimmten Demokraten in geheimer Wahl ab. – Ist einer, der dies bestreiten möchte? Übrigens: Der Ausdruck „anonymes ‚Schwein‘“ klingt ähnlich wie der Ausdruck „privates Glück“.
Peter Lüber |
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Sigmar Salzburg
Registriert seit: 30.06.2004 Beiträge: 42
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: Mittwoch, 01. Jun. 2005 07:25 Titel: |
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ZENTRALE-
PISODEN
DER
RECHTSCHREIBREFORM
I
Nach einem Aufschub von drei Jahrzehnten ist allerdings diejenige Neuregelung verwirklicht worden,
die nach Kohls Planungen aus dem Epochenjahr 1968 Schul-, Verwaltungs- und Justizreform komplettieren sollte:
die Reform der deutschen Rechtschreibung (Patrick Bahners)
„Das Steuer rumreissen kann man nur, wenn man Verläßlichkeit und Berechenbarkeit ausstrahlt...“
(Angela Merkel im Chat am 31.01.2003)
Edmund Stoiber feiert 2004 die Einsetzung des Rates für Rechtschreibung.
Gerhard Schröder:„Die Argumente für die Reform kann ich im Kopf nachvollziehen, aber nicht im Bauch.“
Guido Westerwelle kritisiert die „Rechtschreibreform“, macht aber mit.
Hans Flachs
WESTERWELLE
(HALB SO NETT)
„Im Schreiben bist du Ferkel matt,"
hört’ Schüler Kohl, der, trist beleibt,
drum früh Reform mit List betreibt:
Nun stümpert sich Frau Merkel fad.
Doch ob sie nun mit Stoibers Rat
den Bürgern „richtig“ blöder schreibt –
ob doch noch Macher Schröder bleibt:
Das Wort nimmt uns der Räuberstaat.
Guido Westerwelle,
der du dieser Meute lachst,
bekannt mit dem gewissen Scharm:
Wie du – gestern helle –
heut wie diese Leute machst,
das hält die Norm beschissen warm.
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Sigmar Salzburg
Registriert seit: 30.06.2004 Beiträge: 42
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: Donnerstag, 02. Jun. 2005 08:34 Titel: |
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• In den Niederlanden haben 62 Prozent der Bürger in der Volksabstimmung gegen die EU-Verfassung gestimmt.
• In der besten aller deutschen Demokratien haben 95 Prozent der Parlamentarier für die EU-Verfassung gestimmt.
• In Deutschlands Norden haben 100 Prozent der Parlamentarier für die „Rechtschreibreform“ gestimmt, ...
• ... obwohl repräsentative 71 Prozent der Bürger in der Volksabstimmung dagegen gestimmt hatten.
Dennoch haben die Kultusminister ihren Marsch unbeeindruckt fortgesetzt. Heute und morgen werden sie beschließen, daß ab 1. August alle große deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts als orthographisch veraltet zu gelten hat und die Anwendung ihrer Rechtschreibung in den Schulen als fehlerhaft zu ahnden ist. ]
Zitat: | Kultusminister beraten über Rechtschreibreform
Im Mittelpunkt der zweitägigen Konferenz steht Umsetzung der deutschen Sprache[!]
Quedlinburg/Mannheim/dpa. Die Kultusminister der Länder treffen sich an diesem Donnerstag zu einer zweitägigen Konferenz in Quedlinburg. Im Mittelpunkt steht die Umsetzung der Rechtschreibreform der deutschen Sprache, deren unstrittige Bestandteile nach bisherigem Fahrplan am 1. August für die deutschen Schulen und Behörden verbindlich werden sollen. (MZ 1.6.05) |
Was unstrittig ist, bestimmen die Kultusminister. Es gibt nur wenige Leute, die in frenetischen Jubel ausbrechen.
Zu ihnen zählt der anpasserische Wiederaufarbeitungs-Dichter Hans Flachs:
Zitat: | Marsch der KMK
Die Fahne hoch, die Reihen fest geschlossen,
KMK marschiert mit ruhig festem Schritt,
Kam'raden, die dereinst durch Volksentscheid erschossen,
Marschier'n im Geist in ihren Reihen mit.
Die Schulen frei den Zukunftsvisionen,
Die Schulen frei vom alten Duden-Wahn,
Es schau'n auf die „ss“ voll Hoffnung schon Millionen,
Der Tag des leichten Schreibens bricht bald an.
Zum letzten Mal wird nun Appell geblasen
Zum Kampfe steh'n sie alle schon bereit,
Neu flattern Druckerfahnen durch alle Klassen,
Der Altschrieb dauert nur mehr kurze Zeit.
Die Fahne hoch, die Presse mitgerissen,
KMK marschiert mit ruhig festem Schritt,
Kam'raden, die auch Volk und Vaterland beschissen,
Marschier'n im Geist in ihren Reihen mit.
* * * |
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Sigmar Salzburg
Registriert seit: 30.06.2004 Beiträge: 42
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: Donnerstag, 01. Sep. 2005 16:55 Titel: |
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Hans Flachs
Das Schaf und der
viel versprechende Graf
Als früh es auf dem Kuh-Damm dämmert,
fühlt sich ein armes Schaf belämmert.
Geschwängert frech grad auf dem Damm
erwartet es nun wohl ein Lamm.
Überschwänglich tat’s ein Ortograf,
denn es war ja ein ganz dummes Schaf.
aus Hans Flachs „Dichter der Reform“
Bloedel-Schulbuchverlach 2005 |
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