Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Samstag, 14. Mai. 2005 17:40 Titel: Der Rechtschreibreformer Hans Glinz |
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Hans Glinz 1955
An der Wiege der Rechtschreibreform stand bekanntlich auch Hans Glinz. 1955, anläßlich der „Stuttgarter Empfehlungen“, schlug er vor di Tife, di Libe – si ziht wi noch ni. Er sagt selbst, er habe sich schnell an diese Schreibweise gewöhnt und finde sie schön. (Der Deutschunterricht 3/1955) – Hierzu sagt Fritz Rahn mit Recht, der Vorschlag lasse „den Geist der Reform besonders deutlich erkennen“ (S. 109). Rahn selbst bekennt, vom Reformbegeisterten zum Reformkritiker geworden zu sein. Neben einigen zeitgebundenen Sonderbarkeiten äußert er in diesem Heft viel Vernünftiges.
Glinz ist der typische Bastler, der unaufgefordert die Menschheit beglücken will und es auch beinahe geschafft hätte, wenn das Bündnis mit den staatlichen Organen früher schon so gut geklappt hätte wie heute. Er ist offen ausspracheorientiert, vertritt daher auch die Heysesche s-Schreibung.
Welchem Notstand soll denn mit so einschneidenden Veränderungen abgeholfen werden? Danach wird gar nicht gefragt.
Das Heft ist interessant, weil es daran erinnert, daß wir heute nur die zusammenhanglosen Trümmer der einstigen Reformideen vor uns haben. Um so grotesker die Entschlossenheit der Kultusminister, auch daran noch so weit wie möglich festzuhalten. Sie wissen nicht, was sie tun, aber das ist kein Grund, ihnen zu vergeben.
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Th. Ickler
Theodor Ickler 06.01.2005 18.25
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www.rechtschreibreform.de/php/einzelner_Datensatz.php?BeitragNr=28016
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Anmerkungen:
Glinz, Hans: Eine „Reform der Vernunft“ – nach jahrzehntelangen Lernprozessen. In: Eroms, Hans Werner / Munske, Horst Haider (Hrsg.): Die Rechtschreibreform. Pro und Kontra. Berlin: Erich Schmidt Verlag, 1997, S. 59-68 |
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