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'Mit dem Herz' oder 'mit dem Herzen'?

 
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Elke Philburn



Registriert seit: 03.12.2002
Beiträge: 246
Wohnort: Manchester UK

Beitrag: Samstag, 22. Nov. 2003 18:03    Titel: 'Mit dem Herz' oder 'mit dem Herzen'? Antworten mit Zitat

Rainer S. schrieb:

<a href="http://rechtschreibreform.de/php/einzelner_Datensatz.php?BeitragNr=20147" target="_blank">Hallo Zusammen, bin neu hier und hoffentlich richtig. Letztens kam in der Radiowerbung folgender Spruch: "Achten Sie auf das Symbol mit dem roten Herz" Ist das grammatikalisch korrekt? Müßte es nicht lauten: "Achten Sie auf das Symbol mit dem roten Herzen"? Wer weiß das genau und wie heißt die grammatikalische Bezeichnung für das Wort "Herzen"? (Plural trifft hier wohl nicht zu).

Danke und Gruß, Rainer S.</a>


Hallo Rainer S.!

Es handelt sich in diesem Fall um den Dativ singular. Die Form 'Herzen' kann aber auch ein Plural sein, z. B. 'zwei Herzen'.

Meine Duden-Grammatik (4. Aufl., 1984) gibt ausschließlich 'Herzen' als den Dativ singular von 'Herz' an (§ 381, Anm. 2). Im Duden 'Zweifelsfälle der deutschen Sprache' (Duden Nr. 9) dagegen wird die Form ohne Endung als umgangssprachlich und als in der Medizin gebräuchlich bezeichnet, Bsp. 'ein Patient mit künstlichem Herz'.

Demnach wäre der Spruch der Radiowerbung 'Achten Sie auf das Symbol mit dem roten Herz' zwar als umgangssprachlich aber nicht als grammatisch falsch einzustufen.

Gruß

Elke Philburn


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Reinhard Markner



Registriert seit: 14.10.2002
Beiträge: 33
Wohnort: Berlin

Beitrag: Samstag, 22. Nov. 2003 18:35    Titel: Schwund Antworten mit Zitat

Die Dativendung -e ist schon weitgehend Geschichte, nur noch in Redewendungen gebräuchlich. Die Endung -en ist, wie das Beispiel zeigt, auch vom Aussterben bedroht. Interessant ist die Geschwindigkeit des Prozesses. Vor hundert Jahren hätte man ihn vermutlich noch kaum absehen können.
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Theodor Ickler



Registriert seit: 02.05.2003
Beiträge: 2

Beitrag: Sonntag, 23. Nov. 2003 06:33    Titel: dem Herzen Antworten mit Zitat

Die schwache Deklination (n-Deklination) ist allmählich auf belebte Wesen eingeschränkt worden, wird aber auch dort allmählich (ungleichmäßig auf die Einzelwörter verteilt) abgebaut.
Google bringt übrigens fünfmal so viele Belege für "mit künstlichem Herzen" wie "mit künstlichem Herz", vgl. auch die Ergebnisse für einfaches "mit dem Herz(en)".
Der Dudengrammatik sollte man nicht zu viel Ehre antun, sie war nie autorisiert, grammatische Normen zu setzen. Aber zitieren darf man sie natürlich, als Buch unter Büchern.
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Sonntag, 23. Nov. 2003 20:00    Titel: „Das Symbol mit dem roten Herz“? Antworten mit Zitat

„Das Symbol mit dem roten Herz“?

„Achten Sie auf das Symbol mit dem roten Herz!“ Ist das grammatikalisch korrekt?

Alle deutschen Hauptwörter (Substantive) werden in der Einzahl (Singular) nach einem bestimmten Muster gebeugt (dekliniert). Bei den sächlichen Hauptwörtern (Neutra) <b><i>ist „das Herz“ eine Ausnahme</I></B>, Genitiv (Wes-Fall): des Herzens, Dativ (Wem-Fall): dem Herzen, Akkusativ (Wen-Fall): das Herz.

Beispiele für den Genitiv (wessen?): Ein Teil des Herzens, Anhang der Vorkammern des Herzens, Schlagen des Herzens
Beispiele für den Dativ (wem? wo? woher? womit?): „Der Hund mit dem gelben Herzen“, Erfolg, der aus dem Herzen kommt, In der Medizin beschäftigt sich die Kardiologie mit dem Herzen, einer der Hohlräume im Herzen, Operation am offenen Herzen, Bypasschirurgie am schlagenden Herzen, Blutstromgeräusch im Herzen, aus dem Herzen, etwas auf dem Herzen haben, mit dem Herzen sehen lernen, mit dem Herzen verstehen, Bier aus dem Herzen Freiburgs, im Herzen der Stadt, Stadt mit Sonne im Herzen, mit dem Herzen verstehen, ein Hund mit dem Herzen eines Helden, mit dem Herzen suchen, Leben aus dem Herzen, Lieder, die von Herzen kommen, die Qualität liegt ihr am Herzen, Ralf Schumacher: „Im Herzen bin ich Deutscher“, Michel Friedman: „die Frau, die ich von tiefem Herzen liebe“.

In der Umgangssprache und im Bereich der Medizin besteht aber auch eine Tendenz zu <i>starker</i> Beugung (1): ein Patient mit künstlichem Herz; er hat es am Herz, hat mit dem Herz zu tun.

Aber bei schriftlichem Sprachgebrauch sollte man nicht unbedingt auf die Ebene der Umgangssprache herabsteigen. Doch es könnte sein, daß stilistisch Umgangssprache beabsichtigt ist. <b><i>Um die sprachlich beste Lösung zu finden, müßte man auf den Gesamtzusammenhang des Textes achten und evtl. auch sein Sprachgefühl bzw. das ästhetische Empfinden entscheiden lassen.</i></b> Hierfür kann man auch die weiter unten stehenden Beispiele zu Rate ziehen und vor allen Dingen:
Duden, Band 2: Stilwörterbuch der deutschen Sprache: die Verwendung der Wörter im Satz, 7. Auflage, Mannheim: Dudenverlag, 1988.
Hin und wieder wäre es sogar sinnvoll, auch auf ältere Auflagen zurückzugreifen, z.B.
Duden, Band 2: Stilwörterbuch der deutschen Sprache, Eine Sammlung der richtigen und der gebräuchlichen Ausdrücke und Redewendungen, 3. Auflage, Leipzig: Bibliographisches Institut AG, 1938.

Reste früherer Deklination leben noch in der Literatur, in Namen und festen Verbindungen fort: Röslein auf der Heiden (Goethe), Festgemauert in der Erden (Schiller), das höchste Glück auf Erden.

(1) Duden, Band 9: Die Zweifelsfälle der deutschen Sprache, 2. Auflage, Mannheim: Dudenverlag, 1972, S. 328; 3. Auflage: Richtiges und gutes Deutsch, Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle, 1985
Die auf Jacob Grimm zurückgehenden Fachbegriffe „starke“ Deklination (ohne -[e]n-Endung) und „schwache“ Deklination (mit -[e]n-Endung) bzw. „gemischte“ Deklination (mit -[e]s-Endung im Genitiv Singular und -[e]n-Endung im Plural) sind wenig hilfreich.
Vgl. Duden, Band 4: Grammatik der deutschen Gegenwartssprache, 4., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Mannheim: Dudenverlag, 1984, S. 246, Fußnote 1
________________

Der Vorsitzende der Forschungsgruppe deutsche Sprache (FDS), Reinhard Markner, behauptet: „Die Endung -en ist, wie das Beispiel zeigt, auch vom Aussterben bedroht.“

Dagegen verifiziert Professor Theodor Ickler seine Antithese: „Google bringt übrigens fünfmal so viele Belege für ‚mit künstlichem Herzen‘ wie ‚mit künstlichem Herz‘, vgl. auch die Ergebnisse für einfaches ‚mit dem Herz(en)‘.“

Theodor Ickler hat recht: Das Wort „Herzen“ ist keineswegs vom Aussterben bedroht. Es ist sogar sehr tief im deutschen Wortschatz und Sprachgebrauch verwurzelt. Weitere Beispiele:

Zu Herzen gehen, etwas schweren Herzens tun, beklommenen Herzens, blutenden Herzens, mit schwerem Herzen, auf dem Herzen brennen, sich etwas zu Herzen nehmen, von Herzen kommen, etwas auf dem Herzen haben, seinem Herzen ein Stoß geben, seinem Herzen Luft machen, aus seinem Herzen keine Mördergrube machen, unter dem Herzen tragen,

Herzens-angelegenheit, -angst, bedürfnis, -bildung, -brecher, -bruder, dieb, -erguß, -freund, -geschenk, -grund, -gut, -güte, -kind, -leid, -lust, -meinung, -sache, -sprache, wärme, -wunsch.

Das Wort „Herzen“ wird seit Jahrhunderten von deutschen Dichtern und Denkern verwendet und ist daher so sehr in der deutschen Literatur verankert, daß es zu einem unverzichtbaren Teil des deutschen Wortschatzes geworden ist und daher gar nicht aussterben kann. Gerade dieses Wort spiegelt den Reichtum der deutschen Sprache wider.

Mit freundlichen Grüßen
Manfred Riebe, OStR i.R.



Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Sonntag, 21. Dez. 2003 23:23, insgesamt 6mal bearbeitet
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Reinhard Markner



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Beiträge: 33
Wohnort: Berlin

Beitrag: Sonntag, 23. Nov. 2003 20:30    Titel: Die Kristallkugel Antworten mit Zitat

Herr Riebe wird es nicht mehr erleben, aber man kann mit einiger Sicherheit prognostizieren, daß die Bildung Herzen aussterben wird. Da er es nicht mehr erleben wird, müßte es ihn eigentlich nicht aufregen. Nachgetragen sei, daß sich nicht nur das Nebeneinander von Herz und Herzen beobachten läßt, sondern auch das von Herzes und Herzens.
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Elke Philburn



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Beiträge: 246
Wohnort: Manchester UK

Beitrag: Montag, 24. Nov. 2003 21:45    Titel: Antworten mit Zitat

Beim Verlust des Dativ-e handelte es sich um einen grammatischen Wandel, der den gesamten Wortschatz betraf. Ob eine halbwegs sichere Prognose auch bei Einzelwörtern möglich ist, weiß ich nicht. Ein Nebeneinander von grammatischen Varianten bei Herz, ohne daß eine die andere vollständig ersetzt, wäre zumindest denkbar.
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Reinhard Markner



Registriert seit: 14.10.2002
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Wohnort: Berlin

Beitrag: Montag, 24. Nov. 2003 23:53    Titel: -en Antworten mit Zitat

Meine Anmerkungen bezogen sich nicht eigentlich auf Herz allein. Nehmen wir zum Vergleich einmal Bär : Hier meldet Google schon heute nur noch etwas mehr als doppelt so viele Treffer für dem Bären wie für dem Bär.
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Theodor Ickler



Registriert seit: 02.05.2003
Beiträge: 2

Beitrag: Dienstag, 25. Nov. 2003 17:54    Titel: Aussterbende Wörter Antworten mit Zitat

Mein Beitrag war eigentlich nicht als Gegenthese zu Herrn Markner gemeint, sondern als Ergänzung. Am allmählichen Aussterben der schwachen Deklination, besonders bei Gegenstandsbezeichnungen, kann man nicht zweifeln. Die Gegenbeispiele von Herrn Riebe sind fast ausschließlich idiomatische Wendungen, und es ist ja bekannt, daß sich in solchen Bindungen auch ältere Formen noch sehr lange halten können. Ganz zu schweigen von Zusammensetzungen wie etwa Frauenkirche, wo wir ja schon lange keine lebendige Genitivendung mehr haben.
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Dienstag, 25. Nov. 2003 23:10    Titel: Die Prognose als sprachwissenschaftliche Erkenntnismethode? Antworten mit Zitat

Die Prognose als sprachwissenschaftliche Erkenntnismethode?

Herr Markner behauptet: „Man kann mit einiger Sicherheit prognostizieren, daß die Bildung Herzen aussterben wird.“ Später: „Meine Anmerkungen bezogen sich nicht eigentlich auf Herz allein.“
Ich wäre mir da keineswegs sicher. Es entzieht sich m.E. menschlichem Erkenntnisvermögen vorauszusehen, daß gebräuchliche Wörter wie: der Elefant, der Fürst, der Löwe, der Mensch, das Deutsch, das Grün, der Schwarze nicht weiterhin wie bisher dekliniert werden sollen. Ich meine, daß sich alle jene Deutschen, die sich schriftsprachlich gepflegt ausdrücken wollen, sich nicht an obige hellseherischen verallgemeinernden Vorhersagen halten werden.

Herr Ickler behauptet: „Die Gegenbeispiele von Herrn Riebe sind fast ausschließlich idiomatische Wendungen.“
Idiome sind feste Redewendungen, die man nicht verstehen kann, wenn man nur die Bedeutung der einzelnen Wörter kennt, die sie außerhalb der Redewendung haben.
Aber „<b>fast ausschließlich</b> idiomatische Wendungen“???
Welche meiner Beispiele sind denn feste Redewendungen? z.B. ein Teil des Herzens, Anhang der Vorkammern des Herzens, Schlagen des Herzens, In der Medizin beschäftigt sich die Kardiologie mit dem Herzen, einer der Hohlräume im Herzen, Operation am offenen Herzen, Bypasschirurgie am schlagenden Herzen, Blutstromgeräusch im Herzen?
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Gast
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Beitrag: Freitag, 11. Nov. 2005 01:55    Titel: Antworten mit Zitat

Mein Sprachgefühl gibt folgende Auskunft:

Herz, Herzens: menschliches Organ
Herz, Herzes: geometrische Form
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