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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Freitag, 11. Feb. 2005 22:11 Titel: „Menschenverachtendes Massengleichschaltungsexperiment“ |
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Menschenverachtendes Massengleichschaltungsexperiment von Rechtschreibdiktatoren - Orthographie als „Herrschaftsinstrument“ einer „elitären Bildungsschicht“
[...] Wenn man aber den eigentlichen Souverän, das Volk, mißachtet, indem man 100 Millionen der deutschsprachigen Bevölkerung mehrerer Staaten eine unerwünschte Rechtschreibung aufzwingt und hierfür die Volksvertretungen überrumpelt, dann ist das durchaus ein „menschenverachtendes Massenexperiment“ von Rechtschreibdiktatoren, das heimliches Mobbing und öffentlichen Psychoterror gegen Lehrer einschließt: So polemisierte Kultusminister Zehetmair z.B. mit Hilfe seines Pressesprechers Toni Schmid in seiner Pressemeldung vom 4. März 1997 gegen den Zusammenschluß von Lehrern gegen die Rechtschreibreform in unserer Lehrerinitiative: Die Gründung werfe ein „bezeichnendes Licht auf alle, die ihr beigetreten sind“. Diese Lehrer hätten in den vergangenen zwei Jahren ihre Dienstpflichten nicht wahrgenommen und seien erst jetzt „Aus dem Tiefschlaf erwacht!“
Dieses Mobbing beweist, wie diese hohen Herren mit aufmüpfigen Lehrern umgehen und was sie von der Achtung der Menschenwürde und von den Grundrechten auf Vereinigungsfreiheit und Meinungsfreiheit halten. In ähnlicher Weise bewegt sich [Pressereferent Heinz-Peter] Meidinger über weite Strecken auf dieser irrationalen, gerüchtebildenden Ebene, so als ob Toni Schmid sein Ghostwriter sei.
Auch der Rücktritt des bayerischen Vertreters in der Zwischenstaatlichen Rechtschreibkommission, Prof. Horst Haider Munske (Erlangen), hat seine Ursachen in diesem menschenverachtenden Massengleichschaltungsexperiment der Reformer und Kultusminister. Munskes Rücktrittsgründe: Er wollte immer nur eine behutsame „Sprachpflege“ und verurteilt die „Überrumpelungsaktion“ der Kultusminister und die „Sprachplanung“ (= Sprachmanipulation), die im „Vereinfachungswahn“ der Reformer und Kultusminister wurzelt (SPIEGEL 22.09.97, S. 226, Nürnberger Nachrichten 26.09.97, S. 4). Bei diesem Wahn handelt es sich um den Irrglauben, daß die Orthographie das „Herrschaftsinstrument“ (KM Rolf Wernstedt, Pressespiegel des niedersächsischen Kultusministeriums vom 21.10.96, FAZ 27.01.97, S. 8) einer „elitären Bildungsschicht“ sei und daß sich die Orthographie zugunsten einer „Unterschicht“ so verändern lasse, daß diese „elitäre Bildungshürde“ abgebaut werde, so daß Rechtschreibschwache weniger Fehler machen.
Was wir Lehrer nicht begreifen können, ist, daß sogar konservative Kultusminister und Ministerpräsidenten nicht bemerkt haben, daß sie sich vor den Karren gescheiterter, weltfremder Ideologen haben spannen lassen. Immerhin forderte Bundesbildungsminister Jürgen Rüttgers die Kultusminister auf, sich von diesen „bildungspolitischen Lebenslügen der 68er“ zu verabschieden. Nicht jeder Schüler sei gleich bildungsfähig, richtiges Lernen strenge an, und Schule sei „keine Spaßveranstaltung“.
Auszug aus einem Leserbrief von Manfred Riebe, Initiative „Wir Lehrer gegen die Rechtschreibreform“, an „Das Gymnasium in Bayern“ vom 27.09.1997 zu Heinz-Peter Meidinger: Rechtschreibreform: der Deutschen derzeit liebster Streitgegenstand. In: Das Gymnasium in Bayern, Nr. 8/9, 1997, S. 16 ff. |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Freitag, 02. Sep. 2005 20:43 Titel: Hitlers politisches Testament ohne Eszett |
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Hitlers politisches Testament ohne Eszett
Re: zum heulen [Re: philosophin]
#41253 - 19/06/2005 11:17
Es ist nur zum heulen, wenn niemand weitere Kommentare schreibt oder recherchiert.
Ich habe heute unter http://earth.prohosting.com/pdffiles/hitler/hitler2.pdf
die FBI-Unterlagen von Adolf Hitler durchgesehen.
Dort fiel mir auf, daß der bereits sein politisches Testament ohne ß-Zeichen schrieb (siehe Seite 100 im PDF-Dokument). Der wollte wohl noch in seinen letzten Tagen alles mit "SS" schreiben oder schreiben lassen.
Man mache sich also mal weitere Gedanken zu so einer Reform.
mfG
matthi12
Aus dem Forum der Süddeutschen Zeitung
Kultur >> Wie finden Sie uns? >> Rechtschreibreform
Moderator: tbc, Wattenscheid09, Mkasan
http://www.sueddeutsche.de/app/service/forum/showflat.php?Cat=0&Board=Relaunch&Number=12694&page=0&fpart=3 |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Freitag, 07. Okt. 2005 17:29 Titel: Die heimliche Rechtschreibreform der Völkischen |
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Die Vergangenheit von „kuss“ und „keiser“
Die heimliche Rechtschreibreform der Völkischen
Von Kurt Reumann
Hat der Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Christian Meier, gegen die „political correctness“ verstoßen, als er vor dem Bundesverfassungsgericht sagte, die geplante Rechtschreibreform von 194 sei die einzige gewesen, die bei ihrer Verwirklichung einen tieferen Eingriff von Staats wegen bedeutet hätte -- so wie die Neuerungen unserer Tage ein Diktat der Kultusminister waren? Die Betreiber der Rechtschreibreform reagierten empört. Dabei hatte der Münchner Althistoriker sich nur zum Verfahren geäußert, mit dem die Rechtschreibreform durchgesetzt wurde: von oben herab, ohne jede parlamentarische Ermächtigung, gegen die große Mehrheit der Bevölkerung. Daß es auch inhaltliche Parallelen zur heutigen Reform gibt, weisen Hanno Birken-Bertsch und Reinhard Markner, wissenschaftliche Mitarbeiter an den Universitäten Jena und Halle, nach. Außerdem stellen sie eine erstaunliche personelle Kontinuität fest.
Die beiden Autoren konzentrieren sich in ihrer Untersuchung auf die Zeit von 1933 bis 1945, die bei bisherigen Überblicken schamhaft ausgespart worden ist. Daß die Lücke jetzt ausgefüllt wird, muß die Kultusminister peinlich berühren, die über die Entwicklung der Reform bislang einseitige Vorstellungen verbreiteten. Allerdings kommt bei Birken-Bertsch und Markner zu kurz, daß es schon früher Vorstöße zum Umsturz der „Regeln für die deutsche Rechtschreibung“ von 1901 gab. Die Reformpläne des Reichsinnenministeriums von 1933/34, ferner die „Vorschläge zur Vereinfachung der deutschen Rechtschreibung“ aus dem Zirkel des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, Rust, (1941) und schließlich die „Kleine Rust'sche Reform“ von 1944 griffen auf ältere Reformvorschläge zurück. Neu waren die völkische Verbrämung, die vorsichtigere Dosierung und die geheimniskrämerische Vorbereitung: So ist es auch später geblieben: Die „Neuerer“ variierten immer nur alte Forderungen, und sie scheuten die Öffentlichkeit.
Seit hundert Jahren wurde mit folgenden Bausteinen experimentiert: Kleinschreibung von Substantiven oder wenigstens vermehrte Großschreibung bei gleichzeitig vermehrter Getrenntschreibung; kein Unterscheidung von sinnlicher und übertragener Bedeutung (frisch gebackenes Ehepaar wie frisch gebackene Brötchen); Eindeutschung von Fremdwörtern; Änderung der ss- und ß-Schreibung und anderer Buchstaben (kuss, frefel, keiser); Beseitigung von Dehnungszeichen; Deregulierung der Zeichensetzung; Trennung nach Sprechsilben. Birken-Bertsch und Markner arbeiten überzeugend heraus, daß die Nationalsozialisten sich dabei von praktischen und ideologischen Erwägungen leiten ließen. Sie gingen so weit zu behaupten, die Vereinfachung der Rechtschreibung werde die Ausbildungszeiten verkürzen. Außerdem hatte für sie das gesprochene Wort (Stichwörter: „Führerreden“, Rechtlautung) den Vorrang vor dem geschriebenen Wort. Unter anderem ideologischen Vorzeichen haben sich die marxistischen Neuerer der siebziger Jahre daran erinnert.
Mit Recht heben Birken-Bertsch und Markner die Rolle hervor, die die Münchner „Akademie zur wissenschaftlichen Erforschung und zur Pflege des Deutschtums“ und deren Generalsekretär Franz Thierfelder bei der ideologischen Vorbereitung spielten: „Dem völkischen Aufbruch muß ein Aufbruch der Sprache folgen.“ Thierfelder warb für eine Vereinfachung der Rechtschreibung, die der deutschen Sprache zur Weltgeltung verhelfen sollte. Im Zweiten Weltkrieg plädierte er für einen Sprachimperialismus. Nach dem Krieg gab er 1952 als Generalsekretär des Instituts für Auslandsbeziehungen in Stuttgart den Anstoß zur Gründung der „Arbeitsgemeinschaft für Sprachpflege“, die 1954 in den Stuttgarter Empfehlungen einen Forderungskatalog zur Vereinfachung der Rechtschreibung vorlegte. Aber nicht nur Thierfelder sorgte in den ersten fünfzehn Jahren nach dem Krieg für personelle Kontinuität. Es wäre aufschlußreich, besondere Biographien auch über Leo Weisgerber, Otto Basler und Karl Reumuth anzufertigen. Daß alte Ideologen ebenfalls in der DDR Fuß faßten und in deren Namen auf internationalen Tagungen votierten, beweist die Karriere von Theodor Frings.
Offen bleibt die Antwort auf die Frage, ob die alt-neuen Forderungen so überzeugend wirkten, daß sie alle politischen Umstürze überlebten, oder ob sich ein von Zeit zu Zeit neu konstituierter Club von Unbelehrbaren durchgesetzt hat. Das Buch ist vom 10. Oktober an im Buchhandel zu kaufen.
Hanno Birken-Bertsch, Reinhard Markner: Rechtschreibreform und Nationalsozialismus. Ein Kapitel aus der politischen Geschichte der deutschen Sprache. Wallstein-Verlag, Göttingen 2000, 136 Seiten, ISBN: 3-89244-450-1, 29.00 DM - 212.00 öS - 28.10 sfr
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 2. Oktober 2000, S. 9
http://www.rechtschreibreform.com MonOct206:43:54PDT2000 |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Freitag, 13. Jan. 2006 21:55 Titel: Rechts-Schreibung? |
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Pressespiegel
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Rechts-Schreibung?
Österreichische Autoren wettern gegen die Rechtschreibreform
Jdl. Gerade noch: Vier Tage bevor am 1. August die Rechtschreibreform an Schulen und Behörden Deutschlands, Österreichs und der Schweiz verbindlich wird, legt eine illustre Runde österreichischer Schriftsteller Protest ein. Friederike Mayröcker, Elfriede Jelinek, Gert Jonke, Julian Schutting und Marlene Streeruwitz fordern einen Aufschub der Reform. «Schluss mit staatlichen Schreibregelverordnungen», heisst es im Manifest. Gefordert werden «Massnahmen, die den sprachlichen Reichtum der von der Vereinheitlichung betroffenen Länder gewährleisten».
Als Anlass zum Protest dient ein Buch, das die Wiener Schule für Dichtung jetzt ausgegraben hat, obwohl es keineswegs verschollen war. 2000 erstmals erschienen und 2004 neu aufgelegt, stammt der Band «Rechtschreibreform und Nationalsozialismus» immerhin direkt aus der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Die beiden Autoren, Hanno Birken-Bertsch und Reinhard Markner, erläuterten am Freitag in Wien noch einmal die Kontinuitäten zwischen den NS-Reformbestrebungen, die 1944 mangels Kriegswichtigkeit eingestellt wurden, und den gegenwärtigen Neuerungen der Rechtschreibung.
Da wie dort habe man den Hebel bei der Schulorthographie angesetzt, und man habe bei der Schreibung gleichermassen pseudoetymologisch argumentiert. Schon in den dreissiger Jahren wollte man auf den «Oralprimat» (Hanno Birken-Bertsch) pochen. Die zeichnenden österreichischen Autoren geben es schriftlich und in acht Punkten. «Schluss! Aus! Ende! Finito!» heisst ihr Manifest, dessen praktische Einwände die Skandalisierung wohl gar nicht gebraucht hätten. Für diese wollten sich dann auch die beiden deutschen Wissenschafter nicht hergeben. Auch wenn die NS-Ideen zur Rechtschreibung bisher kaum wissenschaftlich aufgearbeitet sind - die Geschichte, sagt Hanno Birken-Bertsch, habe schlimmere Leichen im Keller.
Neue Zürcher Zeitung vom 30. Juli 2005, Feuilleton
http://www.nzz.ch/2005/07/30/fe/articleD0PGA.html#topofarticle |
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