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DUDEN 1941 (Der letzte Frakturduden)

 
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Manfred Riebe



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Beitrag: Samstag, 29. Jan. 2005 17:10    Titel: DUDEN 1941 (Der letzte Frakturduden) Antworten mit Zitat

Der Große Duden, Band I: Rechtschreibung der deutschen Sprache und der Fremdwörter. Mit Unterstützung des Deutschen Sprachvereins und des Deutschen Sprachpflegeamtes, des Fachamtes Druck und Papier der Deutschen Arbeitsfront, des Deutschschweizerischen Sprachvereins und des Schweizerischen Buchdrucker-Vereins nach den für das Deutsche Reich und die Schweiz gültigen amtlichen Regeln bearbeitet von der Fachschriftleitung des Bibliographisches Instituts. 12., neubearbeitete und erweiterte Auflage, Leipzig: Bibliographisches Institut, 1941, 693 Seiten

Wer Fraktur oder Sütterlin schreiben will und die S-Regeln nicht sicher beherrscht, kann im Frakturduden nachschauen. Man kann solche Frakturduden bei Ebay ersteigern oder günstig auf dem Trödelmarkt kaufen.

Die S-Regeln findet man aber auch im Antiqua-Duden 1991 im Kapitel „Richtlinien für den Schriftsatz“ im Abschnitt „S-Laute im Fraktursatz“, aber auch im Antiqua-Duden 2000 im Kapitel „Textverarbeitung“ im Abschnitt „s-Laute im Fraktursatz“.

Die 12. Auflage erschien im Januar 1941 zunächst in Fraktur-Schrift. Doch wurde mit Hilfe eines vertraulichen Führer-Erlasses vom 3. Januar 1941 die deutsche (gotische) Schrift verboten und an deren Stelle die Antiqua (lateinische Schrift) zur Normalschrift erklärt und deren alleinige Verwendung angeordnet. Daraufhin erschien dann am 1. September 1941 ein Erlaß des Reichserziehungsministeriums, der an Stelle der deutschen Schrift nun auch offiziell die Normalschrift einführte.

VORWORT ZUR 12. AUFLAGE (1941)

„Der Gedanke einer d e u t s c h e n E i n h e i t s s c h r e i b u n g [...] ist durch die geschichtlichen Ereignisse der jüngsten Vergangenheit der Verwirklichung nähergerückt. Der Heimkehr von Millionen unserer Volksgenossen ins Reich, dem Wiedererwachen des Bewußtseins, daß unsere Sprache als unlösbares Band unsere Volksgemeinschaft verbindet, folgte der berechtigte Wunsch, dieser Geschlossenheit unseres Volkes durch eine deutsche Einheitsschreibung für das Gesamtgebiet des Großdeutschen Reiches Ausdruck zu verleihen.

Da gegenwärtig eine endgültige Lösung durch die maßgebenden Regierungsstellen nicht möglich ist, haben wir versucht, die Einführung einer Einheitsschreibung dadurch vorzubereiten, daß wir die Unterschiede, die noch in den verschiedenen amtlichen Regelbüchern (1) bestehen, möglichst beseitigten. Wir haben daher im Wörterverzeichnis, das soweit wie möglich als maßgebende Form die Schreibung nach dem Preußischen Regelbuch angibt, alle von den drei amtlichen Regelbüchern angeführten Schreibungen, die nach unserer Auffassung nicht in der Richtung der Einheitsschreibung liegen, unter dem Text in Anmerkungen erwähnt und sie durch Winkelzeichen [...] als entbehrlich gekennzeichnet. Wir sind uns bewußt, daß die Entscheidung, die bei der Lage der Dinge nur von wenigen getroffen werden mußte, dem eigenen Ermessen einen ziemlichen Spielraum bot und vielleicht nicht überall widerspruchslos hingenommen wird, [...]

Wir haben daher vom Standpunkt der deutschen Gesamtsprache auch die sprachlichen Eigenheiten der Ostmark und der Schweiz stärker berücksichtigt, als dies in früheren Bearbeitungen der Fall gewesen ist. [...] Das Fremdwort wurde in ausreichendem Umfang berücksichtigt, veraltetes Wortgut ausgemerzt und neuzeitliches übernommen. Eifernder Deutschtümelei abhold, haben wir unter diesem Gesichtspunkt an fremdem Wortgut aufgenommen, was die eigene Sprache bereichert und durch Übersetzung nur schadet. Aus dem Geiste unsere Sprache geborener Verdeutschung wurde jedoch gebührender Platz eingeräumt. (...)

Leipzig, im Januar 1941. Bibliographisches Institut AG.
_____________________________________________

Siehe auch:

in der Rubrik „Wörterbücher“ den Strang: DUDEN 1942 in „Normalschrift“ –
www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=662 -,

in der Rubrik „Schule“ den Strang: Die „gotische“ oder deutsche Schrift (Sütterlin, Fraktur) - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=381 .

in der Rubrik „Staat und Sprache“ die Stränge:
1. „Rechtschreibreform und Nationalsozialismus“ - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=296 - und darin die Beiträge:

a) „Hitlers Verbot der deutschen Schrift“ –
www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=816#816 -,

b) „Hatte das „ss“ in der Antiqua keine politische Bedeutung?“ -
www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=839#839 -.

2. „Wurden Fraktur und Sütterlin verboten?“ - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=319
______________________________________

Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Mittwoch, 23. Aug. 2006 11:30, insgesamt 3mal bearbeitet
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Günter Schmickler



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Beitrag: Sonntag, 30. Jan. 2005 10:30    Titel: Re: Der letzte Frakturduden 1941 Antworten mit Zitat

Manfred Riebe hat folgendes geschrieben:
Der Große Duden, Band I: Rechtschreibung der deutschen Sprache und der Fremdwörter. Mit Unterstützung des Deutschen Sprachvereins und des Deutschen Sprachpflegeamtes, des Fachamtes Druck und Papier der Deutschen Arbeitsfront, des Deutschschweizerischen Sprachvereins und des Schweizerischen Buchdrucker-Vereins nach den für das Deutsche Reich und die Schweiz gültigen amtlichen Regeln bearbeitet von der Fachschriftleitung des Bibliographisches Instituts. 12., neubearbeitete und erweiterte Auflage, Leipzig: Bibliographisches Institut, 1941, 693 Seiten

Wer Fraktur oder Sütterlin schreiben will und die S-Regeln nicht sicher beherrscht, kann im Frakturduden nachschauen. Man kann solche Frakturduden bei Ebay ersteigern oder günstig auf dem Trödelmarkt kaufen.

Die S-Regeln findet man aber auch im Antiqua-Duden 1991 im Kapitel „Richtlinien für den Schriftsatz“ im Abschnitt „S-Laute im Fraktursatz“, aber auch im Antiqua-Duden 2000 im Kapitel „Textverarbeitung“ im Abschnitt „s-Laute im Fraktursatz“.

Die 12. Auflage erschien im Januar 1941 zunächst in Fraktur-Schrift. Doch wurde mit Hilfe eines vertraulichen Führer-Erlasses vom 3. Januar 1941 die deutsche (gotische) Schrift verboten und an deren Stelle die Antiqua (lateinische Schrift) zur Normalschrift erklärt und deren alleinige Verwendung angeordnet. Daraufhin erschien dann am 1. September 1941 ein Erlaß des Reichserziehungsministeriums, der an Stelle der deutschen Schrift nun auch offiziell die Normalschrift einführte.


Falls der Reichserziehungsminister seinen Erlaß vom 1. September 1941 tatsächlich als Verbot verstanden haben sollte, gehört er selbst zu denjenigen, die dieses Verbot übertreten haben. Ein „corpus delicti“ habe ich gerade vor mir liegen: das Schulbuch „Griechische Wortkunde“ von Erwin Schiering und Dr. Max Krüger, erschienen 1944 im Deutschen Schulbuchverlag Berlin, fünfte Auflage, genehmigt durch Erlaß des Reichserziehungsministers vom 3. Mai 1944 – E1a (4 Schriftt.) 21, E II, E III.
Sogar der Genehmigungsvermerk ist in Frakturschrift wiedergegeben!
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Manfred Riebe



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Beitrag: Sonntag, 30. Jan. 2005 15:27    Titel: „Was ist ein Rust?“ Antworten mit Zitat

„Was ist ein Rust?“

Dr. Dietze, Chef des Propagandastabes, in einem geheimen Schreiben an den Herrn Minister [für Volksaufklärung und Propaganda, Joseph Goebbels, MR] v. 4.7.44:

„Unter der Überschrift ‚der Filosof und das Plato‘ und ähnlichem veröffentlichen viele Zeitungen in der vergangenen Woche Artikel zu den neuen im Auftrage des Reichserziehungsministeriums bearbeiteten 96 Seiten starken ‚Regeln für die deutsche Rechtschreibung und Wörterverzeichnis“, die den Schulkindern in den kommenden Wochen in die Hand gegeben werden sollen. Schon diese Artikel hätten in der Bevölkerung, vor allen Dingen bei der Intelligenz, Verwunderung und starkes Befremden hervorgerufen. Es werde geäussert: ‚Hat das Reichserziehungsministerium im fünften Kriegsjahr keine anderen Sorgen? Es sollte sich lieber eine schnelle Lösung des Schulbuchproblems angelegen sein lassen.‘ Auch die Eindeutschung und Vereinfachung von Fremdwörtern vollzieht sich, wie jede sprachliche Entwicklung, nach einem organischen Gesetz. Man brauchte sie weder zu forcieren noch zu erleichtern. Die neuen Regeln greifen einer Entwicklung um Jahrzehnte voraus. Dieses Verfahren lasse jedes Verständnis für das Werden und Wesen einer Sprache vermissen. Von wem hat der Reichserziehungsminister sich dabei bloß beraten lassen? Bei dieser Gelegenheit seien auch witzige Äusserungen über den Reichserziehungsminister geäussert worden. Frage: ‚Was ist ein Rust?‘ - Antwort: ‚Ein Rust ist die Zeitspanne zwischen dem Erlaß einer Verordnung und ihrer Wiederzurücknahme.‘ Ein Witz, der zweifellos auch auf das Regelbuch für die deutsche Rechtschreibung gemünzt sei (Münster).“

Ruta, Gabriele; Ahrens, Carsten (Hrsg.): Der nackte Kaiser. Zur „Rechtschreibreform“ sagte oder schrieb ..., 300 Zitate, St. Goar: Leibniz Verlag, 1998, S. 11

http://rechtschreibreform.com/Seiten2/Zitate/131Zitate.html
_________________________________________________

Anmerkungen:

Bei den „Regeln für die deutsche Rechtschreibung und Wörterverzeichnis“ handelt es sich um die Rechtschreibreform des Dritten Reiches:
Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung (Hrsg.): Regeln für die deutsche Rechtschreibung und Wörterverzeichnis. Berlin: Deutscher Schulbuchverlag 1944. Vgl.

- „Zur Rechtschreibreform des Dritten Reiches“ - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=2296#2296

- Anmerkungen zur Rechtschreibreform Hitlers, dem Versuch der sprachlichen Gleichschaltung des Großdeutschen Reiches - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=2986#2986

- Dr. Dietze, Chef des Propagandastabes. Gemeint ist wohl Hans-Helmut Dietze, einer der NS-Juristen im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda - www.topographie.de/wilhelmstr/wh8_9/wh89.htm - unter Joseph Goebbels (1897-1945) - www.dhm.de/lemo/html/biografien/GoebbelsJoseph/index.html -www.shoa.de/p_joseph_goebbels.html -.

Das oberste Ziel dieses Ministeriums war die totale Gleichschaltung des deutschen Volkes durch gezielte Massenbeeinflussung. Presse, Rundfunk und Film wurden „personell gesäubert“. Jüdische, sozialdemokratische und kommunistische Mitarbeiter sowie alle, die nichts ins Konzept der Nationalsozialisten paßten, fielen dieser „Säuberung“ zum Opfer.

- Bernhard Rust, Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung
Der Lehrer Bernhard Rust (geb. 30.9.1883 in Hannover) war SA-Obergruppenführer, 1925-40 NSDAP-Gauleiter von Hannover (Nord) bzw. Südhannover-Braunschweig, Mitglied des Reichstages 1930-1945, preußischer Kultusminister 1933-34, Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung 1934-45. Am Tag der völligen Kapitulation der Wehrmacht beging er am 8. Mai 1945 in Berne bei Brake/Unterweser Selbstmord.

An der Schreibweise fällt auf: geäussert (2x), Äusserungen, aber: bloß, Erlaß
____________________________________

Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Montag, 18. Jul. 2005 15:49, insgesamt 1mal bearbeitet
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Günter Schmickler



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Beitrag: Sonntag, 30. Jan. 2005 22:24    Titel: Re: „Was ist ein Rust?“ Antworten mit Zitat

Manfred Riebe hat folgendes geschrieben:
„Was ist ein Rust?“

Dr. Dietze, Chef des Propagandastabes, in einem geheimen Schreiben an den Herrn Minister [für Volksaufklärung und Propaganda, Joseph Goebbels, MR] v. 4.7.44:

„Unter der Überschrift ‚der Filosof und das Plato‘ und ähnlichem veröffentlichen viele Zeitungen in der vergangenen Woche Artikel zu den neuen im Auftrage des Reichserziehungsministeriums bearbeiteten 96 Seiten starken ‚Regeln für die deutsche Rechtschreibung und Wörterverzeichnis“, die den Schulkindern in den kommenden Wochen in die Hand gegeben werden sollen. Schon diese Artikel hätten in der Bevölkerung, vor allen Dingen bei der Intelligenz, Verwunderung und starkes Befremden hervorgerufen. Es werde geäussert: ‚Hat das Reichserziehungsministerium im fünften Kriegsjahr keine anderen Sorgen? Es sollte sich lieber eine schnelle Lösung des Schulbuchproblems angelegen sein lassen.‘ Auch die Eindeutschung und Vereinfachung von Fremdwörtern vollzieht sich, wie jede sprachliche Entwicklung, nach einem organischen Gesetz. Man brauchte sie weder zu forcieren noch zu erleichtern. Die neuen Regeln greifen einer Entwicklung um Jahrzehnte voraus. Dieses Verfahren lasse jedes Verständnis für das Werden und Wesen einer Sprache vermissen. Von wem hat der Reichserziehungsminister sich dabei bloß beraten lassen? Bei dieser Gelegenheit seien auch witzige Äusserungen über den Reichserziehungsminister geäussert worden. Frage: ‚Was ist ein Rust?‘ - Antwort: ‚Ein Rust ist die Zeitspanne zwischen dem Erlaß einer Verordnung und ihrer Wiederzurücknahme.‘ Ein Witz, der zweifellos auch auf das Regelbuch für die deutsche Rechtschreibung gemünzt sei (Münster).“

Ruta, Gabriele; Ahrens, Carsten (Hrsg.): Der nackte Kaiser. Zur „Rechtschreibreform“ sagte oder schrieb ..., 300 Zitate, St. Goar: Leibniz Verlag, 1998, S. 11

http://rechtschreibreform.com/Seiten2/Zitate/131Zitate.html
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Anmerkungen:

Bei den „Regeln für die deutsche Rechtschreibung und Wörterverzeichnis“ handelt es sich um die Rechtschreibreform des Dritten Reiches:
Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung (Hrsg.): Regeln für die deutsche Rechtschreibung und Wörterverzeichnis. Berlin: Deutscher Schulbuchverlag 1944. Vgl.

- „Zur Rechtschreibreform des Dritten Reiches“ - www.vrs-ev.de/forum/viewtopic.php?p=2296#2296

- Anmerkungen zur Rechtschreibreform Hitlers, dem Versuch der sprachlichen Gleichschaltung des Großdeutschen Reiches - www.vrs-ev.de/forum/viewtopic.php?p=2986#2986

- Dr. Dietze, Chef des Propagandastabes. Gemeint ist wohl Hans-Helmut Dietze, einer der NS-Juristen im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda - www.topographie.de/wilhelmstr/wh8_9/wh89.htm - unter Joseph Goebbels (1897-1945) - www.dhm.de/lemo/html/biografien/GoebbelsJoseph/index.html -www.shoa.de/p_joseph_goebbels.html -.

Das oberste Ziel dieses Ministeriums war die totale Gleichschaltung des deutschen Volkes durch gezielte Massenbeeinflussung. Presse, Rundfunk und Film wurden „personell gesäubert“. Jüdische, sozialdemokratische und kommunistische Mitarbeiter sowie alle, die nichts ins Konzept der Nationalsozialisten paßten, fielen dieser „Säuberung“ zum Opfer.

- Bernhard Rust, Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung
Der Lehrer Bernhard Rust (geb. 30.9.1883 in Hannover) war SA-Obergruppenführer, 1925-40 NSDAP-Gauleiter von Hannover (Nord) bzw. Südhannover-Braunschweig, Mitglied des Reichstages 1930-1945, preußischer Kultusminister 1933-34, Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung 1934-45. Am Tag der völligen Kapitulation der Wehrmacht beging er am 8. Mai 1945 in Berne bei Brake/Unterweser Selbstmord.

An der Schreibweise fällt auf: geäussert (2x), Äusserungen, aber: bloß, Erlaß


In der Diskussion über die Frage, ob Fraktur und Sütterlin von den Nazis verboten worden seien, wurde immer wieder auf den Erlaß des Reichserziehungsministers vom 1. September 1941 hingewiesen. Von einem Verbot ist aber in diesem Erlaß ebensowenig die Rede wie in dem vorhergehenden Schriftbefehl Hitlers oder in den Goebbelsschen Weisungen an die Presse. Vielmehr wurde der Verbotsbegriff auch in den Erlaß Rusts lediglich „hineininterpretiert“ – eine mehr als fragwürdige Methode der Beweisführung.
Nun werden hier Einzelheiten zur Person Bernhard Rusts veröffentlicht, die deutlich machen, daß der Reichserziehungsminister selbst bei den Nationalsozialisten eine
äußerst umstrittene Persönlichkeit war. Auch im „Biographischen Lexikon zum Dritten Reich“, herausgegeben von Hermann Weiß, erschienen 1998 im Verlag S. Fischer, finden sich unter dem Stichwort „Rust, Bernhard“ interessante Details und „Enthüllungen“: Rust war durch einen im 1. Weltkrieg erlittenen Kopfschuß und durch Alkoholprobleme behindert und deshalb als Minister eigentlich ungeeignet. Er hatte jedoch Hitler zu dessen Geburtstag 1933 einen neuen Schultyp, die „Nationalpolitische Erziehungsanstalt“ übergeben. Die Wirkung von Rusts Schulinitiative auf Hitler war so groß, daß R. außer Goebbels der einzige Gauleiter war, der zum Reichsminister ernannt wurde. Gleichwohl wurde Rust in der Folgezeit eine schwache Amtsführung nachgesagt, die es innerparteilichen Rivalen wie Goebbels, Rosenberg und Ley ermöglichten, ihm seine Zuständigkeiten teilweise zu entreißen.
Auch das Mißlingen der unter seiner Führung ausgearbeiteten Rechtschreibreform, die in dem Biographischen Lexikon allerdings nicht erwähnt wird, muß für Rust eine herbe Niederlage gewesen sein. Anderseits darf er nicht unterschätzt werden. Obwohl man sich gelegentlich sogar über ihn lustig machte, war er mitnichten ein einflußloser „Trottel“, der heute nicht mehr wußte, was er gestern befohlen, verfügt oder verboten hatte. So ist es beim besten Willen nicht nachzuvollziehen, daß er im Jahre 1941 einen Erlaß zur künftigen Schulschrift herausgegeben hätte, der als Verbot der bislang gebräuchlichen Schrift gemeint war, um dieses „Verbot“ in der Folgezeit selbst zu mißachten. Eine solche Vorstellung ist m. E. so absurd, als hätte Julius Streicher nach Erlaß der Nürnberger Rassegesetze eine Jüdin geheiratet. Die Nazis erließen grundsätzlich keine Verbote, um sie selber in aller Öffentlichkeit mit Füßen zu treten. Deshalb ist es auch schwer vorstellbar, daß Presse- und Buchverlage sich jahrelang unbehelligt über ein „Verbot“ der deutschen Schriften hätten hinwegsetzen können.
Das starre Festhalten an der „Verbotsthese“ führt letztendlich zu schwerwiegenden Fehleinschätzungen, die gelegentlich vielleicht sogar gewollt sind. Wem kann daran gelegen sein, die Ansicht zu verbreiten, die Kulturpolitik der Nachkriegszeit sei am fast vollständigen Verschwinden der deutschen Schriften nicht beteiligt, da diese bereits 1941 von den Nazis „abgeräumt“ worden seien? Oder, das andere Extrem, die „Verbote“ bestünden auch nach 1945 über alle Zeitläufte hinweg fort und würden noch heute von den Kultusministern und der Presse befolgt?
Irgendwann wird sich hoffentlich herumgesprochen haben, daß die Schrifterlasse der Nazis keine „Verbote“ waren, sondern eine nach der Zukunft ausgerichtete Zielvorgabe, die bei Kriegsende noch weit von ihrer Verwirklichung entfernt war. Die Umstellung von Druckerzeugnissen aller Art auf „Normalschrift“ zwischen 1945 und etwa 1960 beruhte auf Entscheidungen, die aus pragmatischen Erwägungen getroffen wurden und mit Hitler, Bormann und Rust überhaupt nichts mehr zu tun hatten.
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