Magdeburger Volksstimme

[Manfred Riebe]

Magdeburger Volksstimme

Übersetzungen
Autoren protestieren gegen „minderwertige“ Rechtschreibung

Berlin - Anlässlich der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse haben 18 Autoren aus neun europäischen Ländern gegen die Praxis einiger deutscher Verlage protestiert, übersetzte Bücher grundsätzlich in reformierter Rechtschreibung zu drucken. Unter den Autoren sind, wie die Forschungsgruppe Deutsche Sprache in Berlin gestern mitteilte, Nobelpreisträger Günter Grass, der Präsident der Berliner Akademie der Künste, Adolf Muschg, sowie Christa Wolf, Martin Walser und Cees Nooteboom. Die Schriftsteller verweisen auf die ihrer Ansicht nach „mangelnde demokratische Legitimation der auf dem Verordnungsweg durchgesetzten Rechtschreibreform“, die von der großen Mehrheit der deutschsprachigen Intellektuellen abgelehnt werde.

Auch die renommiertesten Buchverlage wie Hanser, Suhrkamp, Piper und Diogenes lehnten sie ab. Die bisherige Orthographie sei diejenige, „die sich seit der Goethezeit allmählich entwickelt und das ganze 20. Jahrhundert hindurch bewährt hat“, es sei die Orthographie, in der unter anderem Theodor W. Adorno, Heinrich Böll, Elias Canetti, Friedrich Dürrenmatt, Albert Einstein, Thomas Mann und Hermann Hesse geschrieben und veröffentlicht hätten. „Es ist die Orthographie der deutschen Sprache in Literatur, Philosophie und Wissenschaft.“

Die Autoren beklagen auch die Praxis, dass die fremdsprachige Literatur von mehreren Verlagen wie Fischer und Rowohlt in der „neuen“ Rechtschreibung publiziert werde, während die deutschsprachige Literatur fast ausschließlich in der „angeblich veralteten“ Orthographie“ erscheine.

Die Schriftsteller bitten ihre Kollegen „sich uns anzuschließen und uns zu unterstützen“, heißt es in dem Appell. „Wir bitten Sie, dem Verlag gegenüber, in dem Ihr nächstes Buch auf deutsch erscheint, auf der bewährten deutschen Orthographie zu bestehen, so wie wir es tun. Ihre Leser werden es Ihnen danken.“ Es sei das erste Mal, betont die Forschungsgruppe Deutsche Sprache, dass sich ausländische Schriftsteller mit ihren deutschsprachigen Kollegen solidarisierten. Die anderen Unterzeichner des Aufrufs sind der Ständige Sekretär der Schwedischen Akademie, Horace Engdahl, sowie die Autoren
Hans Magnus Enzensberger, Georges-Arthur Goldschmidt, Lars Gustafsson, Elfriede Jelinek, György Konrad, Reiner Kunze, Stanislaw Lem, Siegfried Lenz, Harry Mulisch, Sten Nadolny und Patrick Süskind. (dpa)

Magdeburger Volksstimme vom 8.Oktober 2003
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Meinung [Kommentar]

Von F.-René Braune
Protest gegen Rechtschreibreform: Steter Tropfen?

Zwiespalt macht sich breit, hört man vom neuesten Protest: Autoren aller Herren Länder schließen sich dem Feldzug deutscher Literaten gegen die Rechtschreibreform an. Und dies schon fünf Jahre nach ihrer offiziellen Einführung. Da hat wohl jemand besonders gründlich nachgedacht. Schmunzeln kommt auf.

Andererseits freut man sich über jeden Versuch, die Auswirkungen einer gigantischen ABM für Staatsbedienstete rückgängig zu machen. Oder wenigstens zu bekämpfen. Denn streng genommen ist diese Reform einer Mücke vergleichbar - niemand will sie, aber es gibt sie trotzdem. Hoffnung macht sich breit.

Was ist zu halten nun vom Widerwort der Wortgewaltigen? Ist es der stete Tropfen, der den Stein höhlt oder nur ein Räuspern, das sich im Wind versäuselt?

Blickt man in deutsche Schulen, scheint die Manifestierung des Überflüssigen vollzogen. Also: Schön, dass wir mal drüber gesprochen haben.
(MRSA)
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Magdeburger Volksstimme vom 8.Oktober 2003
http://www.volksstimme.de/archiv/
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MRSA heißt Mantelredaktion Sachsen-Anhalt, d.h. das ganze Bundesland konnte den Artikel lesen. Zugleich waren beide Beiträge Bestandteil der frei verfügbaren Online-Version des Blattes, können also abgerufen werden. Einfach unter Archiv „Rechtschreibreform“ eingeben.

[Manfred Riebe]

Rechtschreibreform
Es werden jedes Jahr Milliarden für die „Beliebigkeitsschreibung“ verschleudert

Vorbemerkung:
Mein Leserbrief an die „Magdeburger Volksstimme“ erschien in der Gesamtausgabe der „Volksstimme“ (Verbreitungsgebiet nördliches Sachsen-Anhalt, ehem. Bezirk Magdeburg) mit der Überschrift: „Es werden jedes Jahr Milliarden für die „Beliebigkeitsschreibung“ verschleudert“. Die Textstellen, die die Volksstimme nicht abdruckte, setze ich in eckige Klammern. ________________________________________________________

Manfred Riebe, OStR i.R. .....................Schwaig bei Nürnberg, den 11.10.2003
Max-Reger-Str. 99
90571 Schwaig bei Nürnberg
Tel. (0911) 50 08 25, Fax: 506 74 23


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Magdeburger Volksstimme


Leserbrief zu F.-René Braune: Protest gegen Rechtschreibreform: Steter Tropfen? In: Magdeburger Volksstimme vom 8. Oktober 2003

Zum Kommentar: „Rechtschreibreform / Steter Tropfen“, Volksstimme vom 8. Oktober 2003

Der Autor [F.-René Braune] schreibt: „Denn streng genommen ist diese Reform einer Mücke vergleichbar.“ Das Bild stimmt aus mehreren Gründen nicht. Die Goethe-Gesellschaft in Weimar, die Brüder-Grimm-Gesellschaft, Bundespräsident a. D. Walter Scheel, Klaus von Dohnanyi, Ulla Hahn, Dieter Thomas Heck, Gertrud Höhler, Manfred Krug, Günter Kunert, Reiner Kunze, Siegfried Lenz und viele andere Autoren, Gesellschaften, Medien, Verlage, Vereine und Unternehmen unterzeichneten bisher die „Resolution zur Wiederherstellung der bisherigen einheitlichen Rechtschreibung“:
[www.vrs-ev.de/resolution.php, www.lebendigesprache.de, www.deutsche-sprachwelt.de/archiv/unterzeichner.shtml.]
Warum wohl unterdrücken die Nachrichtenagenturen Meldungen über die Existenz der „Resolution“?
Aber steter Tropfen höhlt den Stein. Die Reformkritiker sind wie Mücken, die die Kultusminister, Politiker und Nachrichtenagenturen piesacken und nicht schlafen lassen. –
Der Kommentator [Herr Braune] hat recht mit der Behauptung, es handele sich um eine „gigantische Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Staatsbedienstete“. Die Kultusminister und Politiker verschleudern Jahr für Jahr Milliarden an Steuermitteln für diese überflüssige neue „Beliebigkeitsschreibung“.
Der Bund der Steuerzahler sollte Strafanzeige wegen vorsätzlicher Verschleuderung von Volksvermögen stellen, [und die Presse sollte diesen Skandal endlich aufgreifen.]

Manfred Riebe, [OStR i.R., Dipl.-Kfm.]
Vorstandsmitglied und Pressesprecher des VRS
Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
D-90571 Schwaig bei Nürnberg
[Tel. (0911) 50 08 25, Fax: 506 74 23
Manfred@Riebe.de
www.vrs-ev.de/vorstand.php#riebe

„Es ist nie zu spät, Natur-, Kultur- und Sprachzerstörung, Entdemokratisierung, Korruption und Steuerverschwendung zu stoppen!“ (VRS)]