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DUDEN 1942 in „Normalschrift“

 
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
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Beitrag: Freitag, 17. Dez. 2004 23:28    Titel: DUDEN 1942 in „Normalschrift“ Antworten mit Zitat

Der erste DUDEN in lateinischer Schrift (Antiqua)
Der Gedanke einer deutschen Einheitsschreibung


Hitlers Verbot der deutschen Schrift (Fraktur) im Jahre 1941 bewirkte 1942 eine Umstellung des Duden auf die lateinische Schrift (Antiqua), nun „deutsche Normalschrift“ genannt.

Die 12. Auflage des Duden aus dem Jahre 1941 entstand mit Unterstützung des Deutschen Sprachvereins und des Deutschen Sprachpflegeamtes, des Fachamtes Druck und Papier der Deutschen Arbeitsfront, des Deutschschweizerischen Sprachvereins und des Schweizerischen Buchdrucker-Vereins. Bemerkenswert ist, daß der Duden zwar das jeweilige preußische, bayerische und österreichische Rechtschreibregelwerk zugrundelegte, aber daß das preußische Regelbuch maßgebend war, um eine Einheitsschreibung vorzubereiten. Man könnte darin schon einen kleinen Vorgriff und eine gewisse Vorbereitung auf die Rechtschreibreform des Jahres 1944 sehen.

Die 12. Auflage erschien im Januar 1941 zunächst in Fraktur-Schrift. Doch wurde mit Hilfe eines vertraulichen Führer-Erlasses vom 3. Januar 1941 die deutsche (gotische) Schrift verboten und an deren Stelle die Antiqua (lateinische Schrift) zur Normalschrift erklärt und deren alleinige Verwendung angeordnet. Daraufhin erschien dann am 1. September 1941 ein Erlaß des Reichserziehungsministeriums, der an Stelle der deutschen Schrift nun auch offiziell die Normalschrift einführte. Es ist bemerkenswert, daß der Duden trotz des Krieges schon im November 1942 eine ansonsten unveränderte „Normalschriftausgabe“ herausbrachte.

Wie sehr der Duden schon 1941 die Sprache des Nationalsozialismus übernommen hatte und der imperiale Gedanke des Großdeutschen Reiches das Denken prägte, zeigt bereits das Vorwort. Dem Führerprinzip entsprechend wurden die Entscheidungen in einem kleinen Kreise getroffen. Entscheidungen in kleinem Kreise unter Ausschluß der Öffentlichkeit und den Drang zu einer gewissen Verdeutschung von Fremdwörtern finden wir auch bei der Rechtschreibreform des Jahres 1996.
______________________________________________________

VORWORT ZUR 12. AUFLAGE (1941)

„Der Gedanke einer d e u t s c h e n E i n h e i t s s c h r e i b u n g [...] ist durch die geschichtlichen Ereignisse der jüngsten Vergangenheit der Verwirklichung nähergerückt. Der Heimkehr von Millionen unserer Volksgenossen ins Reich, dem Wiedererwachen des Bewußtseins, daß unsere Sprache als unlösbares Band unsere Volksgemeinschaft verbindet, folgte der berechtigte Wunsch, dieser Geschlossenheit unseres Volkes durch eine deutsche Einheitsschreibung für das Gesamtgebiet des Großdeutschen Reiches Ausdruck zu verleihen.

Da gegenwärtig eine endgültige Lösung durch die maßgebenden Regierungsstellen nicht möglich ist, haben wir versucht, die Einführung einer Einheitsschreibung dadurch vorzubereiten, daß wir die Unterschiede, die noch in den verschiedenen amtlichen Regelbüchern (1) bestehen, möglichst beseitigten. Wir haben daher im Wörterverzeichnis, das soweit wie möglich als maßgebende Form die Schreibung nach dem Preußischen Regelbuch angibt, alle von den drei amtlichen Regelbüchern angeführten Schreibungen, die nach unserer Auffassung nicht in der Richtung der Einheitsschreibung liegen, unter dem Text in Anmerkungen erwähnt und sie durch Winkelzeichen [...] als entbehrlich gekennzeichnet. Wir sind uns bewußt, daß die Entscheidung, die bei der Lage der Dinge nur von wenigen getroffen werden mußte, dem eigenen Ermessen einen ziemlichen Spielraum bot und vielleicht nicht überall widerspruchslos hingenommen wird, [...]

Wir haben daher vom Standpunkt der deutschen Gesamtsprache auch die sprachlichen Eigenheiten der Ostmark und der Schweiz stärker berücksichtigt, als dies in früheren Bearbeitungen der Fall gewesen ist. [...] Das Fremdwort wurde in ausreichendem Umfang berücksichtigt, veraltetes Wortgut ausgemerzt und neuzeitliches übernommen. Eifernder Deutschtümelei abhold, haben wir unter diesem Gesichtspunkt an fremdem Wortgut aufgenommen, was die eigene Sprache bereichert und durch Übersetzung nur schadet. Aus dem Geiste unsere Sprache geborener Verdeutschung wurde jedoch gebührender Platz eingeräumt. (...)

Leipzig, im Januar 1941. Bibliographisches Institut AG.
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VORWORT ZUR NORMALSCHRIFTAUSGABE (1942)

Die vorliegende Ausgabe in Normalschrift verdankt ihr Entstehen dem Erlaß des Reichserziehungsministeriums vom 1. September 1941, der an Stelle der „deutschen Schrift“ die „deutsche Normalschrift“ eingeführt hat. Die Ausgabe ist ein unveränderter Abdruck der im Jahre 1941 erschienenen 12. Auflage unserer „Rechtschreibung“.

Leipzig, im November 1942. Bibliographisches Institut AG.

1) Die drei amtlichen Regelbücher, deren neueste Ausgaben bei der Bearbeitung diese Auflage benutzt wurden, sind:
Regeln für die deutsche Rechtschreibung nebst Wörterverzeichnis. Herausgegeben im Auftrag des Reichs- und Preußischen Ministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung. Berlin 1940.

Regeln für die deutsche Rechtschreibung nebst Wörterverzeichnis. Herausgegeben vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus. 52. Auflage, München 1940.

Regeln für die deutsche Rechtschreibung nebst Wörterverzeichnis. Große Ausgabe. Zum Gebrauch für Lehrer und Schüler. Neubearbeitete Auflage, Wien 1935.
______________________________________________________________

Siehe auch:

in der Rubrik „Wörterbücher“ den Strang: Der letzte Frakturduden 1941 –
http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=3119#3119 -,

in der Rubrik „Schule“ den Strang: Die „gotische“ oder deutsche Schrift (Sütterlin, Fraktur) - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=381 .

in der Rubrik „Staat und Sprache“ die Stränge:
1. „Rechtschreibreform und Nationalsozialismus“ - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=296 - und darin die Beiträge:

a) „Hitlers Verbot der deutschen Schrift“ –
www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=816#816 -,

b) „Hatte das „ss“ in der Antiqua keine politische Bedeutung?“ -
www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=839#839 -.

2. „Wurden Fraktur und Sütterlin verboten?“ - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=319
________________________________________________

Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Montag, 18. Jul. 2005 15:52, insgesamt 4mal bearbeitet
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Günter Schmickler



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Beitrag: Samstag, 18. Dez. 2004 13:49    Titel: Duden 1942, Ergebnis des "Verbotes" der Fraktur? Antworten mit Zitat

Die ständig wiederholte Behauptung, Hitler habe die deutsche Schrift im Jahre 1941 verboten, entspricht nicht der geschichtlichen Wahrheit. Zum Wesen totalitärer Staaten gehört es, daß sie Verbote unverzüglich und mit unnachgiebiger Härte durchsetzen. Es ist jedoch nicht bekannt, daß die Gestapo etwa gegen die Herausgeber der Zeitung Der Angriff (Nachtausgabe) wegen folgender, in Fraktur gedruckter Schlagzeilen vorging:

“Vor den Toren der Reichshauptstadt wird die Entscheidungsschlacht um Europa geschlagen“
(Ausgabe Nr. 92 vom 20. April 1945)

“Der Führer im heiß umkämpften Berlin
Hier muß und wird der Sowjetansturm zerschellen“

(Ausgabe Nr. 94 vom 23. April 1945)

(Quelle: 1945, Wie der Krieg zu Ende ging, Ein Lesebuch, Herausgegeben von Thomas Friedrich, Büchergilde Gutenberg)

Im übrigen geht bereits aus dem Wortlaut des „Führererlasses“ von 1941 hervor, daß Fraktur und Sütterlin nicht rundweg verboten wurden, sondern nach und nach durch die „Deutsche Normalschrift“ ersetzt werden sollten. Man war sich also im klaren darüber, daß für eine vorerst nicht abschätzbare Dauer die beiden Schriften weiterhin nebeneinander bestehen mußten. Ein „Nebeneinander“ aber verträgt sich nicht mit der Grundvorstellung eines „Verbotes“.
(s. hierzu auch meine Beiträge in „Staat und Sprache“ vom 07.04.04, zuletzt beantwortet am 01.06.04, und vom 17.12.04)
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Manfred Riebe



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Beitrag: Samstag, 18. Dez. 2004 15:27    Titel: Erlaß des Reichserziehungsministeriums Antworten mit Zitat

Erlaß des Reichserziehungsministeriums

Ob Hitlers Verbot der deutschen Schrift nur innerparteilichen und inneramtlichen Charakter hatte, soll dahingestellt bleiben. Jedenfalls wurde Hitlers Verbot der deutschen Schrift offiziell wirksam im Erlaß des Reichserziehungsministeriums vom 1. September 1941:

„Die vorliegende Ausgabe [des DUDEN, MR] in Normalschrift verdankt ihr Entstehen dem Erlaß des Reichserziehungsministeriums vom 1. September 1941, der an Stelle der „deutschen Schrift“ die „deutsche Normalschrift“ eingeführt hat.“ www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=3001#3001

Siehe auch:

in der Rubrik „Schule“ den Strang: Die „gotische“ oder deutsche Schrift (Sütterlin, Fraktur) - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=381

in der Rubrik „Staat und Sprache“ die Stränge:
1. „Rechtschreibreform und Nationalsozialismus“ - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=296 - und darin die Beiträge:

a) „Hitlers Verbot der deutschen Schrift“ –
www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=816#816

b) „Hatte das „ss“ in der Antiqua keine politische Bedeutung?“ -
www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=839#839

2. „Wurden Fraktur und Sütterlin verboten?“ - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=319
______________________________________

Anmerkung:
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Manfred Riebe



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Beitrag: Dienstag, 25. Jan. 2005 23:09    Titel: Der DUDEN in Normalschrift, eine „Exportausgabe“? Antworten mit Zitat

Der DUDEN in Normalschrift, eine „Exportausgabe“?

Im Kapitel: „Die Nazifizierung des Dudens“ schreibt Wolfgang Werner Sauer:

„Die 12. Auflage des Dudens liegt in einer Ausgabe vor, die noch in >deutscher Schrift< (Fraktur) gesetzt ist (erster Abdruck 1941) und in einer >Normalschriftausgabe< (1942). Diese und alle folgenden Duden sind in der sogenannten lateinischen Schrift, der Antiqua, gesetzt, die als >sachlich, neutral< gilt (Kapr / Schiller 1983, S. 96). Die Umstellung des Dudens auf diese Schrift basiert auf dem >Runderlaß des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung< vom 1. 9. 1941, in dem es heißt; >künftig soll an allen Schulen nur eine Schrift, die Normalschrift, gelehrt werden< [Hervorhebung, MR]. Die Fraktur hatte sich für die ns Regierung in den okkupierten Gebieten als dysfunktional erwiesen und wurde daher abgeschafft. Sarkowski (1976) bezeichnet die Normalschriftausgabe als >Exportausgabe< (S. 263). Textlich sind beide Varianten der 12. Auflage völlig identisch.“

- Kapr, Albert / Schiller, Walter: Gestalt und Funktion der Typografie. Leipzig, 1983
- Sarkowski, Heinz: Das Bibliographisches Institut. Verlagsgeschichte und Bibliographie 1826-1976. Mannheim, 1976
- Sauer, Wolfgang Werner: Der „Duden“. Geschichte und Aktualität eines „Volkswörterbuchs“, Stuttgart: J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, 1988, 229 S., S. 120
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