Manfred Riebe
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: Montag, 13. Dez. 2004 15:16 Titel: Robert Gernhardt |
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Robert Gernhardt
Hadern mit der Rechtschreibreform
Der Schriftsteller und Zeichner Robert Gernhardt, der heute in Düsseldorf den angesehenen Heine-Preis erhält, hadert heftig mit der Rechtschreibreform. „Wenn meine Gedichte in den Schulbüchern in der neuen Rechtschreibung erscheinen, dann habe ich das Gefühl, das ist nicht von mir“, sagte der Satiriker gestern in Düsseldorf. Er finde es „auch nicht in Ordnung, wie das in Gang gesetzt worden ist“, meinte Gernhardt, der zu den Stars der Satire-Zeitschriften „Pardon“ und „Titanic“ gehörte und seit zwei Jahrzehnten auch als Lyriker und Romanautor anerkannt ist.
Die jüngste Rechtschreibreform sei offenbar einer „Reglementierungssucht“ entsprungen, sagte der Frankfurter: „Ich bin ja noch nicht mal firm in der alten, geschweige denn in der neuen...“, gab Gernhardt zu. Die „Stolpersteinchen“ der alten Schreibweise hätten vielleicht manchen guten Beitrag zur „Schreibkompetenz“ der Menschen geliefert.
Den deutschen Lesern aller Zeiten bescheinigte Gernhardt ein großes Verständnis für Satire und Humor. Von Lichtenberg über Heine und Busch bis Tucholsky „haben wir viele komische Dichter; aber das wäre nicht so bedeutend, wenn das Volk sie nicht so angenommen hätte“. Das Fehlurteil, Satire habe keine Wirkung, liege „an der Larmoyanz der Satiriker, die wollen, dass es ganz schnell geht“.
Der 1937 in Estland geborene Schriftsteller erhält den mit 25 000 Euro verbundenen Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf „als kritischer Beobachter, Dichter und Karikaturist der deutschen Zustände in der Nachfolge Heines“, so das Jury-Urteil.
Die Auszeichnung, mit der zuletzt vor zwei Jahren die Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek geehrt wurde, wird von der Stadt Düsseldorf seit 1972 in Erinnerung an den 1797 in Düsseldorf geborenen Schriftsteller Heine vergeben - jeweils am 13. Dezember als dem Geburtstag des Dichters, der auch Gernhardts Geburtstag ist. dpa
Nürnberger Zeitung Nr. 289 vom 13. Dezember 2004, S. 36 - Feuilleton |
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