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Elke Philburn
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: Sonntag, 19. Sep. 2004 23:39 Titel: Neuer Ärger für Kultusminister |
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0.9.2004 Marco Finetti Süddeutsche Zeitung, Seite 5
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Neuer Ärger für Kultusminister
Wulff erwägt Ausstieg aus KMK / OECD: Lehrer zu alt</b>
Bonn -- Wenige Tage nach der massiven Kritik der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) am deutschen Bildungssystem steht den Kultusministern der Bundesländer neuer Ärger ins Haus. Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff drohte am Wochenende damit, den Staatsvertrag über die gemeinsame Arbeit der Länder in der Kultusministerkonferenz (KMK) aufzukündigen. Der CDU-Politiker nannte als Auslöser für seine Überlegungen die Haltung der KMK zur Rechtschreibreform: „Ich bin fassungslos, in welcher Art und Weise die KMK jeden Versuch bekämpft, zu einer Korrektur der missratenen Rechtschreibreform zu kommen“, sagte Wulff der Bild am Sonntag. Doch auch unabhängig davon gebe es „reichlich Gründe“ für einen Ausstieg aus der Kultusministerkonferenz. „Da sitzen 250 Leute, die keinen Respekt vor anderen Meinungen haben und kein Gespür für das, was geht und was nicht mehr geht“, sagte Wulff.
Die Überlegungen des niedersächsischen Regierungschefs stießen jedoch bereits in der eigenen Partei auf Widerspruch. Die hessische Kultusministerin Karin Wolff kritisierte, Angriffe wie die Wulffs gefährdeten „die gemeinsamen Bemühungen zur Weiterentwicklung der Bildung in Deutschland“. Die KMK habe gerade in jüngster Zeit viel getan, um die Qualität des Bildungssystems zu steigern. Als Beispiele nannte die CDU-Politikerin die bundesweiten Bildungsstandards an den Schulen und die länderübergreifenden Regelungen für den Hochschulzugang. Diese Arbeit aus Unzufriedenheit über die Rechtschreibreform zu gefährden, sei „nicht zu verantworten“, sagte Wolff, die sich gemeinsam mit dem Sprecher der SPD-Länder in der KMK, dem rheinland-pfälzischen Wissenschaftsminister Jürgen Zöllner, äußerte.
Weitere Kritik am deutschen Bildungssystem und an der KMK enthält auch eine Studie der OECD zur Ausbildung und Arbeit der Lehrer, die am Mittwoch offiziell vorgestellt werden soll. Die Untersuchung, über deren Tenor die Süddeutsche Zeitung bereits im Juli berichtete, hält die Lehrer in Deutschland im internationalen Vergleich für zu alt. Mehr als 45 Prozent der Grundschullehrer seien im Jahr 2001 über 50 Jahre alt gewesen, ebenso die Hälfte der Hauptschul-, Realschul- oder Gymnasiallehrer. In den anderen Industrieländer seien dagegen durchschnittlich nur 25 bis 29 Prozent der Lehrer 50 Jahre oder älter. Zudem seien die Pädagogen in Deutschland zu wenig bereit, auf Neuerungen einzugehen und sich fortzubilden. Als Konsequenz will die OECD die Abschaffung des Beamtentums und stärkere Leistungsüberprüfungen bei Lehrern vorschlagen.<b>
<a href="http://rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl ">Quelle: Nachrichtenbrett von rsr.com</a></b>
Anmerkung:
Mir erscheint die Kritik am Alter der Lehrer in gewisser Weise irrational. Es kann eigentlich niemand sagen, was denn nun an einem 'alten' (sprich: über 50jährigen) Lehrer schlechter sein soll als an einem jungen. Meines Wissens gibt es keinerlei gesichertes Wissen darüber, ob überhaupt Nachteile entstehen, wenn das Kollegium einer Schule im Schnitt als 'alt' angesehen werden muß. Daß die Warnung vor überalterten Kollegien dennoch wirkt, ist vermutlich auf die allerorts präsente Altersdiskriminierung zurückzuführen.
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Elke Philburn
Registriert seit: 03.12.2002 Beiträge: 246 Wohnort: Manchester UK
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: Montag, 20. Sep. 2004 12:22 Titel: Christian Wulff in der Deutschen Sprachwelt |
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<b>Die Rechtschreibreform muß vom Tisch!
Die deutsche Sprache braucht Klarheit, Deutlichkeit und Eindeutigkeit </b>
<i>Von Christian Wulff </i>
Keine Debatte wurde in den vergangenen Jahren über einen so langen Zeitraum so intensiv und auch emotional geführt wie die zur Rechtschreibreform. Befürworter wie Gegner lieferten sich wahre „Wort“-Schlachten, selbst das Bundesverfassungsgericht wurde bemüht. Ergebnis: Die reformierte Schreibung durfte seinerzeit mit all den bekannten Unzulänglichkeiten verkündet werden. Goethe, nicht nur viel- und weitgereist, wußte schon zu seiner Zeit: „Jede Lösung eines Problems ist ein neues Problem.“ Fürwahr!
Es rächt sich heute, daß die Kultusministerkonferenz (KMK) 1996 nicht die notwendige Einsicht und Kraft hatte, die sogenannte Rechtschreibreform anzuhalten. Auch nach sechs Jahren reformierter Schreibung gibt es Unsicherheit, aber auch Ärger und Unbehagen in breiten Teilen der Bevölkerung. Sie hat bei vielen Menschen eher zur Verwirrung als zu mehr Klarheit beigetragen. Es ist Konfusion und Beliebigkeit im Umgang mit der Orthographie eingetreten. Die Entscheidung der KMK von Anfang Juni bestärkt mich in dieser Auffassung. Klarheit, Deutlichkeit und Eindeutigkeit braucht die deutsche Sprache. Oder soll es wirklich so sein, daß die deutschen Schüler eine andere Rechtschreibung lernen als Günter Grass, Martin Walser und andere sie verwenden? Soll es wirklich so sein, daß im Land der Dichter und Denker die Schülerinnen und Schüler anders schreiben als jene zeitgenössischen Schriftsteller, deren Texte sie in der Schule bearbeiten? Deutschland als Land zweier Schreibungen?
Tatsächlich ist die Beherrschung der Rechtschreibung eine Kernkompetenz, ohne die in vielen Lebenslagen und Wissensgebieten keine wirkliche Verständigung möglich ist. Die Stärkung dieser Kernkompetenz hat für mich eine hohe Vorrangigkeit. Deshalb setze ich mich seit Jahren für die Beibehaltung der klassischen Rechtschreibung ein. Die gegenwärtige Debatte über Zustand und Zukunft der deutschen Sprache sehe ich als Gelegenheit, die Rechtschreibreform noch einmal grundsätzlich in Frage zu stellen. Doch Niedersachsen allein kann diese Reform nicht umkehren. Hierzu wird die Unterstützung aller Bundesländer, der Bundesregierung und der anderen mitunterzeichnenden Staaten benötigt. Nur gemeinsam kann ein solcher Umkehrungsprozeß eingeleitet werden, damit Deutschland gestärkt aus der orthographischen Krise herauskommt und die geschriebene deutsche Sprache wieder eine höhere Akzeptanz in der Bevölkerung findet.
„Auf dem Gebiete der deutschen Rechtschreibung herrscht augenblicklich ein unerquicklicher und namentlich für die zum Lehren Berufenen unbefriedigender Übergangszustand“ beschreibt Konrad Duden die Lage, als er 1872 versuchte, die Vielfalt der in Schulen, Dienststellen und Verlagen herrschenden Schreibung zu vereinheitlichen. Diesen Gedanken Dudens, nämlich die Einheitlichkeit der Schreibung zu wahren, sollten wir wieder stärker in den Vordergrund stellen und nicht unter seinem Namen die Vielfalt und Beliebigkeit zulassen.
Wenn sich im Oktober die Ministerpräsidentenkonferenz und anschließend im Lichte dieser Beratungen die KMK mit der Rechtschreibreform befassen, täten wir gut daran, endlich den Knoten zu durchschlagen und zur bewährten Rechtschreibung zurückzukehren. Politik muß auch in der Lage sein, Fehlentscheidungen zu widerrufen. Hierin zeigt sich wahre Größe. Dann sind Kompromisse und behutsame Veränderungen allemal möglich.
Christian Wulff ist niedersächsischer Ministerpräsident und stellvertretender Vorsitzender der CDU.
<i>erschienen am 20. September 2004 in der 17. Ausgabe der DEUTSCHEN SPRACHWELT auf Seite 3</i><b>
<a href="http://www.deutsche-sprachwelt.de/berichte/rsr/wulff.shtml">Quelle</a></b> |
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Elke Philburn
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: Dienstag, 21. Sep. 2004 21:25 Titel: Pressemitteilung der Deutschen Sprachwelt |
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<b>Wulff zur Rechtschreibreform: Ministerpräsidenten sollen Knoten durchschlagen</b>
<i>Erlangen, 20. September 2004</i>
Wenige Tage vor der Ministerpräsidentenkonferenz in Berlin (Beginn: 6. Oktober) fordert der niedersächsische Regierungschef Christian Wulff in einem Beitrag für die DEUTSCHE SPRACHWELT, die Konferenz solle die Rechtschreibreform widerrufen. In der heute erscheinenden neuesten Ausgabe der größten deutschen Sprachzeitung schreibt Wulff: „Wenn sich die Ministerpräsidentenkonferenz und anschließend im Lichte dieser Beratungen die Kultusministerkonferenz mit der Rechtschreibreform befassen, täten wir gut daran, endlich den Knoten zu durchschlagen und zur bewährten Rechtschreibung zurückzukehren. Politik muß auch in der Lage sein, Fehlentscheidungen zu widerrufen. Hierin zeigt sich wahre Größe.“
Die deutsche Sprache brauche „Klarheit, Deutlichkeit und Eindeutigkeit“, so Wulff. Der Gedanke Konrad Dudens, die Einheitlichkeit der Schreibung zu wahren, sollte wieder stärker in den Vordergrund gestellt werden. Wulff wandte sich dagegen, unter dem Namen Dudens Beliebigkeit zuzulassen.
Gleichzeitig warnt Thomas Paulwitz, der Schriftleiter der DEUTSCHEN SPRACHWELT, die rückkehrwilligen Zeitungsverlage vor einer Verwässerung ihrer Entscheidung. Aufgrund von massivem politischen Druck erwägen derzeit nämlich einige Verleger, den Kultusministern die Beibehaltung der reformierten Doppel-s-Regelung zuzugestehen. Die hessische Kultusministerin Karin Wolff hatte am 9. September im Hessen-Fernsehen verkündet, daß sie gegen die Entscheidung der Süddeutschen Zeitung, zur bewährten Rechtschreibung zurückzukehren, einschreitet. Sie sagte: „Daraus wird überhaupt nichts!“
Paulwitz mahnt hingegen zu einer sachlichen Debatte: „Die Zeitungsverlage sollten sich nicht erpressen lassen. Die Doppel-s-Regelung ist hauptsächlich dafür verantwortlich, daß die heutigen Grundschüler mehr Rechtschreibfehler machen als vor der Reform.“ Das habe der Leipziger Professor Harald Marx in der einzigen wissenschaftlichen Untersuchung über die Folgen der Rechtschreibreform herausgefunden. Außerdem gebe es keinen Grund, einen Fehler aus dem 19. Jahrhundert zu wiederholen. Die vermeintlich moderne Doppel-s-Schreibung, von Christian August Heyse Anfang des 19. Jahrhunderts erfunden, war in Österreich 1879 eingeführt und 1902 wieder abgeschafft worden, weil sie sich schon damals nicht bewährt hatte.<b>
<a href="http://www.deutsche-sprachwelt.de/nachrichten/neues_detail.php?id=144">Quelle</a></b> |
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Elke Philburn
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: Samstag, 25. Sep. 2004 10:30 Titel: Wulff kündigt der Kultusministerkonferenz |
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<b>Wulff kündigt der Kultusministerkonferenz
Der Landesbeitrag von jährlich rund 2,5 Millionen Euro soll künftig zur Qualitätsverbesserung an niedersächsischen Schulen verwendet werden</b>
Niedersachsen will nach den Worten von Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) die Kultusministerkonferenz (KMK) der Länder verlassen.
Die Bundesland werde in den nächsten Wochen den Staatsvertrag über das Bildungsgremium kündigen, sagte Wulff der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ laut Vorabmeldung. Damit sei „ein Jahr Zeit sein, eine neue Koordinierung zu verhandeln, die effizienter, sparsamer und offener für neue Entwicklungen sein muss“. Viele in der KMK seien „überfordert, alten Vorstellungen verhaftet und nicht aufgeschlossen“.
Niedersachsen zahle jährlich rund 2,5 Millionen Euro an die KMK. Dieses Geld solle nun für eine Qualitätsverbesserung an Schulen eingesetzt werden, „statt für die Bürokratie von 250 Leuten, die zum Teil nichts anderes tun, als vom grünen Tisch aus Konzepte theoretisch zu entwerfen und dann gegen gewichtige Einwände rechthaberisch zu verteidigen“, sagte Wulff.
Die seit 1948 existierende KMK hat die Aufgabe, bildungs- und kulturpolitische Fragen mit überregionaler Bedeutung zu koordinieren. Die Zuständigkeit für Schulen, Hochschulen und Forschung liegt nach dem Grundgesetz bei den Bundesländern.
Artikel erschienen am Sa, 25. September 2004<b>
<a href="http://www.welt.de/data/2004/09/25/337887.html">Quelle: Welt</a></b> |
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Elke Philburn
Registriert seit: 03.12.2002 Beiträge: 246 Wohnort: Manchester UK
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: Samstag, 25. Sep. 2004 23:48 Titel: |
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Bildungsplanung vor historischer Zäsur
Wulff-Vorstoß löst heftige Debatte aus - Neuordnung gefordert
<i>Von Joachim Peter</i>
Rechtschreibung, Bildungsstandards, Qualitätsagentur - die gemeinsamen Bildungsreformen der Bundesländer könnten ins Stocken geraten, wenn sich die Kultusministerkonferenz tatsächlich auflösen sollte.
Berlin - Die Kultusministerkonferenz steht vor der wohl größten Zäsur ihrer Geschichte. Nach der Ankündigung von Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff, sein Land werde den Staatsvertrag über das 1948 gegründete Ländergremium in den nächsten Wochen kündigen, ist nun völlig offen, wie die Länder künftig bildungspolitische Entscheidungen von bundesweiter Tragweite herbeiführen wollen. Denn eines ist klar: Sobald Niedersachsen den Staatsvertrag gekündigt hat, muss sich die KMK selbst auflösen. Aller Voraussicht nach wird sie sich bald danach wieder begründen, doch wohl - wie von Wulff gefordert - mit ganz neuen Strukturen und Aufgaben.
Der von Wulff herbeigeführte Eklat kommt nicht von ungefähr. Als vor einigen Wochen die Diskussion um die Rechtschreibreform über die KMK hereinbrach, zeigte sich, dass das Ländergremium bei Entscheidungen dieser Tragweite handlungsunfähig werden kann, sobald die für die Beschlussfähigkeit erforderliche einhellige Mehrheit nicht mehr gegeben ist. Wulff forderte damals - im Bunde mit Sachsen-Anhalt und dem Saarland - die Rückkehr zur alten Rechtschreibung, wie sie schon lange von der Mehrheit der Bürger und zahlreichen Experten und Schriftstellern verlangt wird. Bis heute steht eine tragfähige Entscheidung der KMK, die für die Rechtschreibung zuständig ist, aus.
Wulff begründete seinen Vorstoß zur Auflösung der KMK damit, die Bürokratie der Konferenz sei "rechthaberisch" und verschlinge viel Geld. Mit der Kündigung habe man nun ein Jahr Zeit, eine neue Koordinierung zu verhandeln, die effizienter, sparsamer und offener für neue Entwicklungen sein müsse. Kultusminister Bernd Busemann stellte klar, man werde den Vertrag nicht deswegen kündigen, weil man das Gremium nicht für erforderlich hielte. "Aber wir wollen die KMK wieder auf Kernaufgaben zurückführen." Dies seien etwa die Vergleichbarkeit von Zeugnissen und Schulabschlüssen und die Sicherung von Qualität an Schulen und Hochschulen.
Von Seiten der KMK wurde das Vorgehen Niedersachsens scharf kritisiert. KMK-Präsidentin Doris Ahnen (SPD) sagte, sie halte die KMK "nach wie vor für notwendig". Vizepräsidentin Karin Wolff (CDU) warf darüber hinaus Wulff "Fahrlässigkeit" im Umgang mit der KMK vor. Der Generalsekretär des Ländergremiums, Erich Thies, sagte dem "Tagesspiegel", spätestens seit der Pisa-Studie arbeite die KMK "schnell, effizient und kostengünstig".
Bayerns Kultusministerin Monika Hohlmeier (CSU) forderte indessen eine rasche Neuordnung der KMK: "Wir wollen keinen zentralistischen Einheitsbrei in der Bildungspolitik. Wir brauchen die Abstimmung zwischen den Ländern - sie muss aber effizient und unbürokratisch sein", sagte Hohlmeier der Morgenpost. Der Schritt Niedersachsens zwinge die KMK "zu einer raschen Neuordnung". Hohlmeier: "Aus bayerischer Sicht sind hier vier Punkte unverzichtbar: Transparenz, Effizienz, föderaler Wettbewerb sowie klare Einhaltung und Überprüfung von Qualitäts- und Leistungsstandards."
Die Bundes-FDP sah sich in ihrer bisherigen Haltung zur KMK bestätigt. FDP-Chef Guido Westerwelle hatte in der Vergangenheit wiederholt die Abschaffung der Konferenz gefordert. Die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Ulrike Flach, sagte der Morgenpost: "Mir fällt ein Stein vom Herzen, dass endlich ein Regierungschef die Forderung der Liberalen umsetzt." Der Zeitpunkt sei gekommen, "den unseligen Staatsvertrag aufzulösen." Die FDP werde in den Landesregierungen, an denen sie beteiligt ist, darauf drängen, sich dem Vorhaben Niedersachsens anzuschließen. Derzeit sind dies neben der niedersächsischen noch die Regierungen von Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg. Flach kritisierte die KMK als "ineffizient". Die Bürokratie sei mit 250 Mitarbeitern aufgebläht, die "Millionen an Personalkosten" könne man sinnvoller einsetzen, das Einstimmigkeitsprinzip blockiere Reformen. Die KMK habe nur dann eine Überlebenschance, wenn "die Reformfreudigen nicht länger blockiert werden."
<b><a href="http://morgenpost.berlin1.de/inhalt/politik/story705892.html">Quelle: Berliner Morgenpost</a></b> |
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Ulrich Brosinsky
Registriert seit: 09.08.2004 Beiträge: 155 Wohnort: Weinstadt
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: Sonntag, 26. Sep. 2004 23:12 Titel: Wulff will schlagkräftige Kultusministerkonferenz |
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Niedersachsen droht mit Kündigung
Wulff will schlagkräftige Kultusministerkonferenz
Niedersachsens Ministerpräsident Wulff
Nach der überraschenden Ankündigung Niedersachsens das Abkommen zur Kultusministerkonferenz (KMK) kündigen zu wollen, erklärte nun Ministerpräsident Christian Wulff in den ARD-Tagesthemen seine Beweggründe. Er wolle keine Auflösung der KMK, sondern viel mehr eine Reform. "Natürlich wird es die Kultusministerkonferenz weiter geben müssen." Das Gremium sei notwendig, um Eingriffe des Bundes in die Bildungskompetenz der Länder abzuwehren. In der derzeitigen Zusammensetzung sei die KMK dazu aber kaum in der Lage.
"Wenn wir jetzt kündigen, machen wir Druck, dann machen wir Tempo, dass es auch wirklich zur Verschlankung kommt." Es müsse künftig eine "schlagfertige Kultusministerkonferenz" geben, sagte Wulff weiter. Es könne nicht angehen, dass immer der "Langsamste das Tempo" vorgebe. Der CDU-Politiker schlug vor, das bisher gültige Einstimmigkeitsprinzip durch ein Mehrheitsprinzip zu ersetzen. Künftig die Beschlüsse von zwölf oder 13 Ländern der insgesamt 16 Mitglieder bindend sein.
Bund drängt laut Wulff in Länderkompetenzen vor
Als aktuellen Anlass für die Kündigung nannte Wulff ein Vordringen des Bund in die Länderkompetenzen. So fuße beispielsweise der Tarifabschluss für die Bediensteten der KMK auf dem Bundes- und nicht auf den Ländertarifen, obwohl die KMK eine Ländereinrichtung sei.
Auch bei den Themen vorschulische Erziehung, Ganztagsunterricht und Hochschulen sei eine wachsende Einflußnahme durch den Bund zu beobachten, so der Ministerpräsident. Dagegen leisteten die Kultusminister nicht genügend Gegenwehr. Die KMK habe immer mehr dem Bund nachgegeben, sie werde als Vertretung der Länder vom Bund "nicht mehr ernst genommen".
KMK ist Wulff zu teuer
Zudem, so erklärte Wulff in den Tagesthemen weiter, sei die KMK immer bürokratischer, teurer und aufgeblähter geworden. "Es wird mit 50 Millionen Euro im Jahr einfach zu viel Bürokratie vorgehalten, wir würden lieber in Bildung investieren, in wirkliche Qualitätsverbesserung."
Zur Frage, ob seine Entscheidung mit dem Streit um die Rechtschreibreform zusammenhänge, sagte Wulff, die Gründe gingen viel weiter, man wolle vor allem eine schlankere Struktur. Allerdings hätten sich viele in der Kultusministerkonferenz "sehr selbstgerecht" verhalten. Die "Kultusminister müssen erkennen, dass sie nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems sind", sagte der Ministerpräsident.
Umsetzung der rot-grünen Bildungsinitiative auf der Kippe?
Die rot-grüne Bundesregierung hatte eine Bildungsinitiative wie etwa die Schaffung von Elite-Universitäten angekündigt. Ob dieses Vorhaben bei der Kündigung des KMK-Abkommens durch eine CDU-Landesregierung reibungslos umsetzbar ist, ist fraglich. Erst Anfang des Monats hatte Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn an die Länder appelliert, die Bildungs- und Forschungspolitik nicht zum "Machtpoker" verkommen zu lassen. Sie hatte damals beklagt, dass der von den Kultusministern der Länder bereits gebilligte Wettbewerb zur Förderung der Spitzenuniversitäten von einigen Unions-Ministerpräsidenten ausgebremst worden sei.
Die seit 1948 existierende KMK hat die Aufgabe, bildungs- und kulturpolitische Fragen mit überregionaler Bedeutung zwischen den Ländern und dem Bund zu koordinieren. Die Zuständigkeit für Schulen, Hochschulen und Forschung liegt nach dem Grundgesetz bei den Bundesländern.
ARD - Tagesthemen vom 26.September 2004 |
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Ulrich Brosinsky
Registriert seit: 09.08.2004 Beiträge: 155 Wohnort: Weinstadt
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: Sonntag, 26. Sep. 2004 23:54 Titel: Erste Reaktionen |
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Reaktionen:
Von überzogen bis nachahmenswert
Kämpft für die Rechtschreibreform: Doris Ahnen
Niedersachsens Ankündigung, die Kultusministerkonferenz, KMK, zu verlassen, hat eine weitere Diskussion in der deutschen Bildungslandschaft entfacht. Mit heftiger Kritik reagierte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Doris Ahnen. Eine Abstimmung in der Bildungspolitik sei zwischen den Ländern unabdingbar, teilte die SPD-Politikerin mit. Die KMK sichere unter anderem Qualität und Vergleichbarkeit. Wer diese Aufgabe in Frage stelle, gefährde die Qualität des Bildungssystems und auch den Föderalismus.
Die Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Eva-Maria Stange, pflichtete Ahnen bei: "Wir brauchen eine gemeinsame Bildungsplanung." Gebe es die KMK nicht mehr, müsste ein anderes Gremium diese Aufgabe erfüllen. Deshalb sei der Vorstoß Niedersachsens "konzeptionslos und bildungsfeindlich".
"Abstrus und überzogen" nannte Berlins Kultursenator Thomas Flierl die Pläne Niedersachsens. Die Länder müssten sich untereinander in der Bildungspolitik abstimmen, sagte der PDS-Politiker. "Wenn Niedersachsen dieses Instrument zerschlägt, fördert es etwas, was es gar nicht will: Den Zentralismus oder den Rückfall in die Kleinstaaterei."
Althaus zeigt wenig Verständnis für seinen Parteifreund
Auch Wulffs Parteifreund, Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus, kritisierte die Ankündigung Niedersachsens. Es sei unklar, was Wulff mit der Kündigung des Staatsvertrags bewirken wolle, sagte Althaus dem Sender MDR 1 Radio Thüringen. Die Länder bräuchten ein Gremium, das vergleichbare und einheitliche Standards festlege. Wenn die Länder nicht aufpassten, übernehme der Bund immer mehr Bildungskompetenzen.
Lob von FDP und Kulturrat
Die FDP-Bundestagsabgeordnete Ulrike Flach forderte die anderen Bundesländer auf, dem Beispiel zu folgen. "Wir wären in Deutschland schon wesentlich weiter, wenn es die KMK in ihrer jetzigen Form nicht mehr gäbe", sagte Flach, die Vorsitzende des Bundestags-Bildungsausschusses ist. Bildungspolitik dürfe nicht von Bürokraten geregelt werden, sondern müsse vor Ort im Wettbewerb von Schulen und Hochschulen gestaltet werden.
Auch der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände, begrüßte die niedersächsischen Entschluss. Die dringend notwendige Debatte über eine Reform der KMK werde dadurch hoffentlich an Fahrt gewinnen, erklärte der Verband. Die Anforderungen an die Kultur- und Bildungspolitik seien in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich gewachsen. Die Länder hätten darauf aber nur unzureichend reagiert. Dies räche sich nun.
ARD - Tagesschau / Inland, 25. September 2004 |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Mittwoch, 29. Sep. 2004 20:44 Titel: Lehrer zum Austritt Niedersachsens aus der KMK |
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Lehrer zum Austritt Niedersachsens aus der KMK
Zur Vermeidungsschreibung bzw. Vertreibung aus der Schriftsprache
Sehr geehrter Herr Wulff,
bitte, bitte, bitte bleiben sie auf ihrem Weg die Schlechtschreibreform abzulehnen; ist es nicht so, daß bei Ablehnung eines Bundeslandes ein Beschluß zur Einführung nicht zustandekommt ?
Mit freundlichen Grüßen
Axel Hoffmeister,
24.09.2004 , 17:53:56
Gästebuch der Niedersächsischen Staatskanzlei
www.stk.niedersachsen.de/master/C599130_N14766_L20_D0_I484_R1.html
_________________________________________________________________
Verehrter Herr Ministerpräsident Wulff,
ich gratuliere Ihnen dazu, daß Sie beabsichtigen, die Mitgliedschaft Niedersachsens bei der Kultusministerkonferenz (KMK) zu kündigen. Damit wird der Weg dafür frei, zur alten, bewährten Rechtschreibung zurückzukehren.
Ich weigere mich einfach, solche Wörter wie „Missstand“ oder „Ölmessstab“ an die Tafel zu schreiben. Eine Kollegin gestand, daß Sie auf „Miss-Stand“ bzw. „Ölmess-Stab“ ausweichen würde. Statt „Tipp“ schreibe ich „Rat“.
Von der Bezirksregierung Lüneburg erhielt unsere Schule unlängst einen Brief, indem es am Ende hieß: „...Sorgen Sie dafür, dass die Lehrkräfte sich diese Angebote zu Eigen machen...“ Sekretärinnen, die so etwas schreiben müssen, können mir nur „noch Leid tun“. Beim Ausfüllen des Lohnsteuerjahresausgleichs habe ich das Wortungeheuer „Allein Stehende(r)“ gelesen, als wenn es um einen Menschen ginge, der alleine auf einem Parkplatz steht. Das ist doch furchtbar.
Hier werden Menschen aus ihrer Schriftsprache vertrieben, auch eine Art von „Zuhause“... So schreitet die Entwurzelung fort... Beenden Sie bitte diesen Spuk, durchschlagen Sie den Knoten. Andere Bundesländer werden folgen.
Mit freundlichen Grüßen,
Reinhard Berndt, Otterndorf
25.09.2004 , 18:11:13
Gästebuch der Niedersächsischen Staatskanzlei
www.stk.niedersachsen.de/master/C599130_N14766_L20_D0_I484_R1.html |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Freitag, 08. Okt. 2004 23:02 Titel: BILD-Orden „Retter der deutschen Sprache!“ |
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BILD-Orden „Retter der deutschen Sprache!“
Vorschußlorbeeren oder Vorschusslorbeeren?
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Gewinner
Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (45) trägt seinen BILD-Orden „Retter der deutschen Sprache!“ zu Recht. Wulff erwägt, die Kultusministerkonferenz aufzulösen. Grund: Die Kultur-Bürokraten bekämpfen „jeden Versuch, zu einer Korrektur der missratenen Rechtschreibreform zu kommen“.
BILD meint: Schafft diesen Unsinn endlich ab!
BILD vom 22. September 2004
www.bild.t-online.de/BTO/news/2004/09/22/win/win,templateId=renderKomplett.html
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Anmerkungen:
Hat der viel versprechende Christian Wulff den BILD-Orden „Retter der deutschen Sprache!“ wohl verdient? Ist es somit ein wohlverdienter Orden?
Sehen wir es so: Wulff hat eine Abstimmung verloren, weil seine CDU/CSU-Kollegen ihm in den Rücken fielen. Insofern handelte es sich um Vorschußlorbeeren. Aber unser Kampf geht weiter. Es wäre wichtig, daß noch weitere Zeitungen zurückkehrten und Christian Wulff den Rücken stärkten. |
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Manfred Riebe
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: Mittwoch, 13. Okt. 2004 18:56 Titel: Wulff: Es gibt kein Zurück zu den alten Regeln |
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Wulff räumt ein: Es gibt kein Zurück zu den alten Regeln
Rechtschreibreform bleibt, wird aber korrigiert – Ministerpräsidenten beraten
Von Christian Kerl, Berlin
Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) gab sich geschlagen. Er sei zwar ein absoluter Gegner der Rechtschreibreform, bekräftigte Wulff gestern in Berlin. „Aber ich muss hier konstatieren, dass es keine Möglichkeit gibt, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren.“ Daran war nicht mehr zu rütteln: Schon zu Beginn der Konferenz der 16 Länder-Regierungschefs, die bis heute Mittag unter anderem über die Rechtschreibreform beraten wollten, stand gestern fest, dass eine politische Mehrheit für die Rückkehr zur alten Rechtschreibung ausgeschlossen ist.
Dem Vorstoß von Wulff, unterstützt nur vom Saarland und vorsichtig begleitet von Bayern, wollen die anderen Länder nicht folgen. Es wird auch, anders als Wulff zuletzt vorschlug, beim offiziellen Einführungstermin an den Schulen zum 1. August 2005 bleiben. Stattdessen soll es nun nur Änderungen im Detail geben: Der Rat für die deutsche Rechtschreibung wird die Reform zügig überarbeiten und Unstimmigkeiten korrigieren.
Auf der Prüfliste steht vor allem die Getrennt- und Zusammenschreibung und die Eindeutschung von Fremdwörtern. Aus dem neuen „Ketschup“ wird wohl bald wieder der alte „Ketchup“, die Verwandlung von daß zum dass aber wird ziemlich sicher bleiben. Die Rücknahme der Reform könne man den Schülern nicht zumuten, meinte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) als Gastgeber der Konferenz. Wulff mahnte, es müsse ernsthaft versucht werden, einen Konsens zu finden und bestimmte Fehldeutungen in der Sprache zu korrigieren. Leichten Stand aber hatte Wulff diesmal nicht. Die Ministerpräsidenten berieten am Abend auch über die Zukunft der Kultusministerkonferenz (KMK), nachdem Niedersachsen den Vertrag gekündigt hat; auch aus unionsregierten Ländern gibt es daran, zumindest öffentlich, Kritik.
Wowereit fiel gestern sogar aus der Gastgeberrolle und kanzelte Wulff grob ab: Der spiele mit dem KMK-Ausstieg ein gefährliches Spiel und riskiere, dass Niedersachsen von Entscheidungen ausgeschlossen werde.
Braunschweiger Zeitung, Freitag, 8. Oktober 2004
www.newsclick.de/index.jsp/menuid/472005/artid/3327962 |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Freitag, 03. Dez. 2004 23:04 Titel: Ohnmachtsgefühl und Politikverdrossenheit |
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Christian Wulff
Niedersächsischer Ministerpräsident
Planckstraße 2
30169 Hannover
Telefon 0511/ 1 20-6901/02
Telefax 0511/ 120-68 38
E-Mail Christian.Wulff@stk.niedersachsen.de
Herrn
Dr. E. S.
1. Dezember 2004
Sehr geehrter Herr Dr. S.,
vielen Dank für Ihre Ausführungen zur Rechtschreibreform. Sie können sich sicher vorstellen, dass mich in den letzten Wochen viele Zuschriften erreicht haben, die sich ausführlich mit diesem Thema befassen. Für jeden von uns hat die deutsche Sprache und Rechtschreibung einen hohen Stellenwert. Ich bitte daher um Verständnis, wenn ich nicht auf alle angesprochenen Facetten eingehen kann, sondern die Gelegenheit nutze, Ihnen nachfolgend den auf der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) erzielten Minimalkonsens zu erläutern.
Die Regierungschefs der Länder erwarten mit ihrem Beschluss vom 08.10.2004, dass der Rat für deutsche Rechtschreibung als Expertengremium den Schriftgebrauch der deutschen Sprache beobachten und Vorschläge zur Weiterentwicklung der deutschen Rechtschreibung schnell erarbeiten wird. Sie erwarten, dass gegebenenfalls Änderungen in den Bereichen Getrennt- und Zusammenschreibung, Fremdwörter, Interpunktion und Trennung so rechtzeitig vorgeschlagen werden, dass sie noch zum 1. August 2005 in Kraft treten können. Ich denke, dass dies einige Erfolge sind. Anderenfalls wäre es zu keinerlei Änderungen gekommen, weil ich für eine Verschiebung oder Aufhebung der Verbindlichkeit der neuen Rechtschreibung keine Unterstützung finden konnte.
Mit diesem MPK-Beschluss konnte ich mein Ziel einer Rückkehr zu den Rechtschreibregeln von 1996 bedauerlicherweise nicht erreichen. Mein Vorstoß hat aber die kritiklose Übernahme unsinniger Rechtschreibregeln verhindert und wenigstens zwei Anregungen aufgegriffen. Die Rechtschreibreform wird jetzt noch vor dem Inkrafttreten der Reform kritisch geprüft und gegebenenfalls geändert.
Insofern war die niedersächsische Initiative, die von zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern unterstützt wurde, auch ein Beitrag gegen das verbreitete Ohnmachtsgefühl und die Politikverdrossenheit in diesem Lande. So gibt es jetzt wenigstens die Chance auf Verbesserungen bei den Rechtschreibregeln.
Bei der Rechtschreibreform musste man nach meinem letzten Versuch vom Juni diesen Jahres leider beobachten, dass die Ministerpräsidentenkonferenz, die den Beschluss der Kultusministerkonferenz zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung am 20.03.1996 zustimmend zur Kenntnis genommen hatte, die Fehlentwicklungen nicht eingestehen wollte. Schon gar nicht wollte sie zur bewährten alten deutschen Rechtschreibung zurückkehren. Insofern stand ich vor der Entscheidung, entweder gar nichts zu bewirken oder zumindest eine gewisse Öffnung hin zu schnellen Korrekturen zu erreichen. Ich habe mich für Letzteres entschieden; denn wenig ist besser als gar nichts.
Weniger ist manchmal sogar mehr, wie sich nicht selten allerdings erst später herausstellt. In diesem Sinne möchte ich mit einem Zitat von Marie von Ebner-Eschenbach schließen: „Wenn die Zeit kommt, in der man könnte, ist die vorüber, in der man kann.“
Mit freundlichen Grüßen
Christian Wulff
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Anmerkungen:
Es ist bedauerlich, daß der Ministerpräsident im eigenen Machtbereich den Neuschrieb anwendet und sich untertänig vor dem Geßlerhut der neuen s-Schreibung verbeugt.
Die Unterstützung durch die Mehrheit des Volkes, den Souverän, sollte genügen! Die Sprache gehört dem Volk! Wulff hätte die Kompetenz der Kultusministerkonferenz und des Rates für deutsche Rechtschreibung in Frage stellen müssen. Man kann nicht denjenigen die Initiative überlassen, die für das Rechtschreibchaos verantwortlich sind. Die Legislative ist gefragt; denn die Spaltung in Schulschreibung, Hausschreibungen und Erwachsenenorthographie bestünde auch nach dem 1. August 2005 weiter, wenn die Reform nicht zurückgenommen wird. Ohnmachtsgefühl und Politikverdrossenheit werden daher weiter zunehmen. Das verdanken wir Politikern, die unfähig sind, sich in der nationalen Frage der Rechtschreibung aus den Fesseln des Partei- und Fraktionszwanges und aus der großen Rechtschreibkoalition mit der SPD in der Kultusministerkonferenz, eines Vollzugsorgans der Verlagswirtschaft, zu befreien. |
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