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Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

 
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
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Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Samstag, 20. Nov. 2004 12:12    Titel: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Antworten mit Zitat

Austritt wegen des Sprachfaschismus der GEW
___________________________________________________________

Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
Vorsitzender: OStR Dipl.-Kfm. Manfred Riebe
Initiative „Wir Lehrer gegen die Rechtschreibreform“
Max-Reger-Str. 99, 90571 Schwaig bei Nürnberg
Tel. (0911) 50 08 25, Fax: 50 80 07
www.raytec.de/rechtschreibreform/


Fax: (089) 5 38 94 87

GEW-Landesverband
Schwanthalerstr. 64

80336 München


Schwaig bei Nürnberg, den 05.08.1998


Kündigung der Mitgliedschaft wegen des Sprachfaschismus der GEW

Sehr geehrte Damen und Herren!

Hiermit kündige ich meine Mitgliedschaft ab sofort.

Begründung:
Der GEW mangelt es an demokratischem Verhalten. In der Frage der Rechtschreibreform fand weder eine Information, noch eine Diskussion, noch eine Abstimmung der Mitglieder statt. Die Rechtschreibreform ist ein braunes Kuckucksei unter einem roten Mäntelchen. Schon im Dritten Reich wollten Verlage mit dieser Reform verdienen. Man hat sich lange Zeit nicht getraut, sie aus der Mottenkiste des Dritten Reiches hervorzuholen. Um Geld an ihr zu verdienen, hat man es dann doch getan. Diese Rechts-schreibung im linken Schafspelz wurde nun entlarvt. Ich möchte nicht mit meinen Mitgliedsbeiträgen helfen, nationalsozialistischen Ungeist in unsere Bücher umzusetzen.

Das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) erwähnt in seinem Urteil vom 14.07.98 Hitlers sprachliche Gleichschaltung des Großdeutschen Reiches, die Rechtschreibreform des Dritten Reiches des Jahres 1944 merkwürdigerweise nur am Rande in vier Sätzen. (1) Es behauptet: „Dieses Regelwerk setzte sich jedoch in der Folgezeit nicht durch.“ Diese Behauptung ist falsch, denn die deutschen Kultusminister, die GEW und das BVerfG haben nunmehr der Rechtschreibreform Hitlers in den Sattel geholfen und für Deutschland, Österreich, die Schweiz und deutschsprachige Minderheiten vollendet, was Hitler für das Großdeutsche Reich begonnen hatte. Warum? Professor Theodor Ickler (Erlangen) stellte fest, daß die Rechtschreibreform des Dritten Reiches den ursprünglichen Entwürfen der heutigen Rechtschreibreform verblüffend ähnlich ist. Ickler stellte Übereinstimmungen in der Zusammen- und Getrenntschreibung, der Groß- und Kleinschreibung, Silbentrennung, Kommasetzung und Eindeutschung von Fremdwörtern fest. Wörtlich: „Die Übereinstimmung mit der heute geplanten Neuregelung ist in der Tat verblüffend. Auch Eindeutschungen wie Rabarber, rytmisch, Strofe stehen ja ausdrücklich im Regelbuch von 1995 und wurden erst nach Minister Zehetmairs Intervention gestrichen. ... Genauer zu erforschen bleibt noch die personelle Kontinuität. Die Sprachwissenschaftler, die für den Reichserziehungsminister gearbeitet haben, waren nach dem Kriege auch die ersten, die einen Neuansatz versuchten und damit die Grundlinien der heutigen Rechtschreibreform vorzeichneten.“ (2) - [- http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=1850#1850 -]

Die ursprünglichen Entwürfe der heutigen Reform erinnern tatsächlich durch peinliche Eindeutschungen von Fremdwörtern an die Deutschtümelei der Nazis. Mit ähnlicher Tendenz kommen volksetymologische Schreibweisen hinzu. Solche volksetymologischen Schreibungen und eine unsinnige Germanisierung von Fremdwörtern sind im Zeitalter der europäischen Einigung völlig unpassend. Zwei SPIEGEL-Redakteure, Werner Harrenberg und Joachim Mohr, haben sich dadurch Verdienste erworben, daß sie dem bayerischen Kultusminister Hans Zehetmair während eines Interviews im September 1995 eine Liste unerträglicher Schreibungen diktierten, (3) deren Streichung Zehetmair dann mit Erfolg forderte, weil sie „unästhetisch“ seien, z.B.: Apoteke, Asfalt, Astma, Atlet, Bibliotek, Fede, Frefel, Karrosse, Katastrofe, Ortografie, Packet, Restorant, Reuma, Rytmus, Strofe, Teke, Triumpf, Tron, Zigarrette. (4) Aber geblieben sind uns trotzdem (zum Teil als Nebenformen) u.a. folgende „Dummitäten“ (Ickler): Aftershavelotion, aufrauen, belämmert, Gämse, Jogurt, Ketschup, Nessessär, Newage, Portmonnee, schnäuzen, Spagetti, Stängel, Standingovations, Tollpatsch, usw. Sogar das Kommissionsmitglied, der ehemalige Leiter der Duden-Redaktion, Professor Günther Drosdowski, kritisierte, daß die Eindeutschungen der allgemeinen Entwicklung der Sprache und des Lebens zuwiderliefen. (5)

„Die Demokratische Schule“ hatte zwar von mir einen Artikel zur Frage der Rechtschreibreform angefordert. Aber er wurde unterdrückt, weil ich die Verbindung der GEW zum Verlagskapital (Hertha Beuschel-Menze, AOL-Schulbuchverlag, Bertelsmann) dargelegt hatte. Ich sandte ihn auch an „Erziehung und Wissenschaft“, ohne eine Antwort zu erhalten. Die GEW hat sich von kapitalistischen und merkwürdigerweise auch von linken Kreisen (DDR) einen Braunen Peter aufschwatzen lassen. Die GEW sollte sich schleunigst von diesem Braunen Peter trennen, wenn sie nicht noch mehr Mitglieder verlieren will.

Vielleicht wagen es noch mehr GEW-Mitglieder, unserem Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V. beizutreten, um den Kultusministern die rote Karte zu zeigen. Ich bin weiterhin gern bereit, Artikel über die Rechtschreibreform für die GEW-Zeitschriften zu schreiben. Aber ich glaube inzwischen nicht mehr, daß man in der GEW-Presse seine Meinung frei äußern darf.

Mit kollegialen Grüßen

Manfred Riebe

1) BVerfG Urteil vom 14. Juli 1998, Az.: 1 BvR 1640/97, S. 5 f.

2) Ickler, Theodor: „Die einzige wirkliche Rechtschreibreform in Deutschland“. In: Süddeutsche Zeitung, 08.06.98, S. 9. Vgl. auch
- Kopke, Wolfgang: Rechtschreibreform und Verfassungsrecht, Tübingen 1995, S. 35 f.;
- Ickler, Theodor: Amtssprache Deutsch. Von den Folgen der Rechtschreibreform für Recht und Gesetz. In: Bayerische Staatszeitung 24.04.98, S. 12;
- Ickler, Theodor: Die Reform hält auch den Einwänden ihrer Urheber stand. In: FAZ 24.07.98, S. 38;
- Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung (Hrsg.): Regeln für die deutsche Rechtschreibung und Wörterverzeichnis. Berlin: Deutscher Schulbuchverlag 1944;
- Trausel, Wenzel: Wörterbuch für Rechtschreiben und Rechtlauten der Reichssprache mit der Zusammenfassung der wichtigsten Regeln zur neuen Rechtschreibung, Reichenberg: Roland-Verlag 1944

3) DER SPIEGEL Nr. 37, 11.09.1995, S. 226 - 229; Zabel, H.: Keine Wüteriche am Werk, 1996, S. 189

4) Zabel, Hermann: Keine Wüteriche am Werk, 1996, S. 341 f.

5) SPIEGEL 08.07.96, Zabel, Hermann: Keine Wüteriche am Werk, 1996, S. 136 ff.
________________________________________________________________

Anmerkungen:

Die damalige Quellenlage wurde später noch ergänzt durch die Arbeiten von

- Birken-Bertsch, Hanno und Markner, Reinhard: Schrift und Rede, Rechtlautung und Rechtschreibung. Traditionslinien der Rechtschreibreform (1944/1996) In: Neue Rundschau, Berlin: S. Fischer Verlag GmbH, Heft 4, 2000, S. 112-124

- Birken-Bertsch, Hanno und Markner, Reinhard: Rechtschreibreform und Nationalsozialismus. Ein Kapitel aus der politischen Geschichte der deutschen Sprache. Göttingen: Wallstein-Verlag, 2000. http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=793#793

Besonders deutlich stellt eine Rezension in der Süddeutschen Zeitung diesen historischen Hintergrund dar:

- Krieger, Hans: „Klar, schlicht und stark“ – Sollen wir schreiben wie die Nationalsozialisten? Das verdrängte Vorbild der Rechtschreibreform. In: Süddeutsche Zeitung vom 2. Oktober 2000, Feuilleton - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=794#794

Hans Krieger war bis Juni 1998 langjähriger Feuilletonchef der Bayerischen Staatszeitung. Krieger ist Vorsitzender des „Rats für deutsche Rechtschreibung“, München: http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=1918#1918

Siehe auch meine Austrittserklärung an die CSU vom 6. März 1998 wegen Mißachtung des Bürgerwillens - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=2838#2838

Zur Rolle der GEW-Vertreterin Hertha Beuschel-Menze, AOL-Schulbuchverlag, vgl.

Hans Krieger über die Mannheimer Anhörung - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=2850#2850

Theodor Ickler über die Mannheimer Anhörung - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=1093#1093

Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Freitag, 13. Aug. 2010 21:27, insgesamt 5mal bearbeitet
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Manfred Riebe



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Beitrag: Samstag, 20. Nov. 2004 14:01    Titel: Die GEW erneut als Sprachrohr der Schulbuchverleger! Antworten mit Zitat

Austrittserklärung an die GEW Hamburg sowie an den GEW-Bundesvorstand
Die GEW erneut als Sprachrohr der Schulbuchverleger!

________________________________________________________________________

Jochen Stüsser-Simpson ........................................................Hamburg, den 16.08.04
Bellerbek 15
22559 Hamburg
asimpson@dunzwolff.de


GEW LV Hamburg 4402094769

An die GEW Hamburg sowie den GEW-Bundesvorstand


Betr.: Rechtschreibung, Austrittserklärung

Mit Erstaunen habe ich den Zeitungen entnommen, dass die GEW die Kultusminister auffordert, an der Rechtschreibreform - ohne irgendeine Modifizierung - festzuhalten. Auf alle Websites der Landesverbände und auf die zentrale des Bundesvorstandes in Frankfurt ist die unten abgedruckte Pressemitteilung gerückt bzw. verlinkt.

Erwartet hätte ich, dass Sie die Luft herausnähmen und die Debatte versachlichten. Es wäre kein Problem für Sie (gewesen), hier Pro und Contra zuzulassen. Stattdessen schlagen Sie sich ohne jede Not und ohne Rückkopplung zu den Mitgliedern auf die eine Seite. Ihre Motivation ist mir schleierhaft.

Kein Argument Ihrer Pressemitteilung ist nachvollziehbar. Zunächst wird gar nicht nach dem Was, sondern dem Warum gefragt und als Grund altersbedingte Lernunwilligkeit unterschoben. Die alte Rechtschreibung sei nach Marianne Demmer „alles andere als logisch“ gewesen. Was verstehen Sie denn unter Logik? Ohne linguistisch und sprachphilosophisch auszuholen: Die neue Regelung ist das so wenig wie die alte. Zum Beispiel: Dem Hamburger Kollegen und ausgewiesenen Grammatiker Gerhard Schoebe bleibt nichts anderes übrig, als in seiner viel benutzten „Elementargrammatik und Rechtschreibung“ (München 02, Oldenbourg Verlag, S. 62) beim Thema Getrennt- und Zusammenschreibung auf „die Liste der 92“ zu verweisen: Partikel und Verb werden getrennt, wenn der 1. Bestandteil nicht zur Liste der 92 gehört wie „auseinander laufen“, sie werden getrennt, wenn der 1. Bestandteil zur Liste der 92 gehört wie etwa „zusammenlaufen“.

Und Kollegen, die sich Mühe geben wollen, hängen dann die Liste der 92 als Wandzeitung in die Klasse, damit die Schüler sie sich besser einprägen, von „ab-, an-, auf-, aus-, bei-, beisammen ..“ bis zu „zurecht-, zurück-, zusammen-, zuvor-, zuwider-, zwischen-“ Hier wird die Regel durch die Ausnahmen obsolet. Die Getrennt- und Zusammenschreibung gehört zu einem der Bereiche der Neuregelung, die in der vorliegenden Form kaum jemand beherrscht und der auch von professionellen Schreibern nicht akzeptiert wird.

Auch die Zeitungen, die sich an der Neuregelung orientieren wie „Die Zeit“ oder die „Neue Zürcher Zeitung“ o. a. , haben für ihre Mitarbeiter hier eigene Regeln entwickelt oder die Neue Rechtschreibung „vorsichtig repariert“(Die Zeit). Nach der neuen Rechtschreibung würden, so Marianne Demmer, weniger Fehler gemacht. Dies wird wahrscheinlich im Grundschulbereich für das Spektrum der ss/ß-Regelung stimmen, obwohl es dafür empirisch bisher wenig Belege gibt (gegenläufig: Buss und rheinischer Spass usw.). Allem Anschein nach ist es ebenso wahrscheinlich, dass mit zunehmender sprachlicher Komplexität dies nicht mehr stimmen dürfte: Vielmehr werden dann die Fehler, Mängel und Unklarheiten der Neuregelung zunehmend deutlich. Marianne Demmer dürfte sich, etwas vereinfacht formuliert, im Namen der gesamten GEW vornehmlich auf die Erfahrungen von Grundschullehrerinnen und -Lehrern beziehen.

„Hier ist die Solidarität der Älteren mit den Jüngeren gefragt, so Demmer“.
Aus der Sachdiskussion wird in der Presseverlautbarung nun zum Appell übergegangen: Ein eigentlich harmloses Problem wird moralisiert und in die Konfrontation Alt gegen Jung gewendet. So ein Unsinn! Es handelt sich weniger um einen Unterschied zwischen Jungen und Alten; von der Sprachverwendung ausgehend liegt hier eher eine Unterscheidung zwischen denjenigen vor, die viel und intensiv mit Texten zu tun haben wie Schriftstellern, Journalisten und Lehrern, die in höheren Klassen unterrichten, und elementaren Sprachverwendern, für die die Getrennt- und Zusammenschreibung, semantische Differenzierungen, die Komma-Setzung, eine differenzierte Groß- und Kleinschreibung usw. eher egal sind. Es handelt sich also eher um einen Gegensatz zwischen Viel- und Wenigschreibern.

„Eine Rückkehr zur alten Schreibweise hätte nach Ansicht der GEW für Schüler/innen, Lehrer/innen und Eltern gravierende Auswirkungen: gerade für die Jahrgänge, die schon komplett nach der neuen Rechtschreibung unterrichtet wurden, wäre eine Rückkehr zur alten Schreibweise eine ziemliche Katastrophe; die Verunsicherung wäre komplett“.
Unterstellt wird eine bereits vorhandene Verunsicherung, die nun komplettiert würde. Ohne in ähnlichen Katastrophismus zu verfallen, verunsichert die Neuregelung aufgrund ihrer Ungereimtheiten, nehmen wir z.B. die hier vorliegende Presseverlautbarung: „ .. wie hier Stimmung gemacht wird, um das Sommerloch zu füllen.“ oder: ...„die Schulen haben wichtigere Probleme, als den Zirkus nachzuvollziehen..“ Nach der Neuregelung muss kein Komma vor diese erweiterten Infinitive gesetzt werden. Hier geschieht dies, und die Lesbarkeit wird so erleichtert; Schüler, denen nicht die „alte“ Komma-Setzung beigebracht worden ist, würden hier kaum ein Komma setzen. Sie würden aber erfahrungsgemäß auch in dem folgenden Satz kein Komma setzen, in den auch nach der Neuregelung ein Komma aufgrund der Hinweisung (daran) gesetzt werden muss: „Dort denke niemand daran, bestehende Vereinbarungen zur Wahrung der Einheitlichkeit der deutschen Sprache in Frage zu stellen“. Um in einem solchen Satz keinen Fehler zu machen, muss man die gesamte alte Regelung des erweiterten Infinitivs beherrschen. Mangelnde Sicherheit im Umgang mit der Interpunktion zeigt sich übrigens auch bei den Autoren der vorliegenden Verlautbarung: „Dass die ältere Generation nicht gerne umlerne sei zwar verständlich, aber in einer Zeit, da von jedem und jeder die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen gefragt sei, wohl nicht mehr zeitgemäß.“ Hier fehlt sowohl nach der alten wie nach der neuen Regelung ein Komma. Was sich hier im Kleinen zeigt, dürfte für viele Schüler im Großen gelten. Komma-Setzung ist beliebig geworden - allerdings nicht bei den Schülern, die weiterhin nach der alten Regelung unterrichtet werden. Vermutlich sind dies viele, da sich viele Deutsch-Fachkonferenzen ähnlich wie die Zeitungsredaktionen niemals der völligen Liberalisierung angeschlossen haben.

Zu dem finanziellen Argument: Finanzielle Auswirkungen sind kaum zu erwarten. Je nach Bindung werden die Schulbücher ohnehin nach 4-6 Durchgängen ausgewechselt. Ein Teil des Schulbuchbestandes ist nach wie vor in „alter“ Rechtschreibung, insofern entbehrt die alarmistische Formulierung „sofort entwertet“ jeder Grundlage. Fast die gesamte Literatur, die ab der Mittelstufe zunehmend in Deutsch gelesen wird, erscheint in der alten Schreibweise. Da fast alle Autoren sich gegen die Neuregelung ausgesprochen haben, können sie nur so gelesen und auch innerhalb von Lesebüchern oder Vorlagen zu Abschlussprüfungen zur Verfügung gestellt werden.

Eine Rückkehr zur alten Schreibweise bzw. zu einem neuerlichen Kompromiss bedeutet nur, dass das Lehrbuchmaterial noch einmal überarbeitet werden muss. Das kommt ihm zugute, da in einem Durchgang auch andere Fehler ausgebessert werden können, die durch die Unterrichtspraxis deutlich geworden sind. Dies widerspricht zwar dem Interesse der Verlagsleitungen, Lehrbücher möglichst unverändert immer wieder nachzudrucken, schafft aber akademische oder fachdidaktische Arbeitsplätze, die von der GEW im Sinne ihres ursprünglichen Interesses nur gewünscht werden können.

Wie eingangs erwähnt, hätte ich mir gewünscht, dass sich die GEW aus dieser Diskussion herausgehalten hätte. Das ist nicht der Fall. Ich setze also auf einen groben Klotz einen groben Keil und erkläre hiermit meinen Austritt aus der GEW. Für die 74,15¤, die mir regelmäßig abgebucht werden, werde ich ein anderes soziales, ästhetisches oder ökologisches Projekt finden.

Mit freundlichen Grüßen,
Jochen Stüsser-Simpson


Anhang. Ich kopiere die von mir oft zitierte Pressemitteilung aus dem Internet, auf die sich auch die Berichterstattung der übrigen Presse bezieht

06.08.2004
Die GEW fordert die Kultusministerkonferenz auf, an der Rechtschreibreform festzuhalten und sich nicht von den Alleingängen verschiedener Verlage unter Druck setzen zu lassen.
GEW: Die Kultusminister sollen an der Rechtschreibung festhalten Die GEW fordert die Kultusministerkonferenz auf, an der Rechtschreibreform festzuhalten und sich nicht von den Alleingängen verschiedener Verlage unter Druck setzen zu lassen.

Frankfurt a. M. - „Es ist unverantwortlich, wie hier auf Kosten von Kindern, Eltern und Schulen Stimmung gemacht wird, um das Sommerloch zu füllen und die eigene Macht zu demonstrieren“, so Marianne Demmer, die Schulexpertin im Geschäftsführenden Vorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Die Hartnäckigkeit, mit der das Thema hochgespielt werde, sei nicht nachzuvollziehen. Dass die ältere Generation nicht gerne umlerne sei zwar verständlich, aber in einer Zeit, da von jedem und jeder die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen gefragt sei, wohl nicht mehr zeitgemäß. Schließlich zeige die Erfahrung in den Schulen, dass die Kindern nach den neuen Regeln weniger Fehler machten, denn die alte Rechtschreibung sei ja nun „alles andere als logisch“ gewesen.

„Hier ist die Solidarität der Älteren mit den Jüngeren gefragt“, so Demmer. Gerade in PISA-Zeiten müsse Einvernehmen darüber bestehen, dass die Schulen die knappe Lernzeit sehr effizient verwenden. Demmer: „Die Schulen haben wichtigere Probleme zu lösen, als den Zirkus um die Rechtschreibreform nachzuvollziehen“.

Im deutschsprachigen Ausland werde das deutsche Hin und Her nur noch mit Kopfschütteln betrachtet. Dort denke niemand daran, bestehende Vereinbarungen zur Wahrung der Einheitlichkeit der deutschen Sprache in Frage zu stellen.

Eine Rückkehr zur alten Schreibweise hätte nach Ansicht der GEW für Schüler/innen, Lehrer/innen und Eltern gravierende Auswirkungen: gerade für die Jahrgänge, die schon komplett nach der neuen Rechtschreibung unterrichtet wurden, wäre eine Rückkehr zur alten Schreibweise eine ziemliche Katastrophe; die Verunsicherung wäre komplett.

Gravierend seien aber auch die finanziellen Auswirkungen auf Schulbudgets und den Geldbeutel der Eltern. Darauf machte die GEW-Expertin die Ministerpräsidenten aufmerksam, die das Thema Anfang November auf die Tagesordnung setzen wollen. Schätzungen gehen davon aus, dass in den Schulen Bücher im Wert von rund 1,4 Milliarden Euro bei einem Rückkehrbeschluss zur alten Rechtschreibung zumindest stark entwertet, wenn nicht - wie in der Grundschule und den rechtschreibsensiblen Fächern - völlig wertlos würden.

In Niedersachsen und im Saarland würden dies allein die Eltern bezahlen müssen, da es dort keine Lehrmittelfreiheit gibt. In den anderen Bundesländern müssten die Lehrmitteletats der Länder und Kommunen entweder drastisch angehoben oder der Elternanteil weiter erhöht werden. Der VDS Bildungsmedien beziffert die privaten Ausgaben der Eltern für Lehrmittel bundesweit für 2003 auf ca. 200 Millionen Euro. Auch diese Bücher würden durch einen Rückkehrbeschluss sofort entwertet und ließen sich dann nicht mehr an Geschwister weitergeben oder auf Schulbuchbörsen verkaufen.

Demmer: „Wer eine Rücknahme der Reform will, muss sagen, wie das finanziert werden soll. Entweder muss die Zeche des Polittheaters aus den Bildungsetats der Länder oder von den Eltern bezahlt werden. Und das bei angeblich leeren Kassen!“


Austrittserklärung an die GEW Hamburg sowie an den GEW-Bundesvorstand - Jochen Stüsser-Simpson (PDF, 56K) http://home.arcor.de/li4n/Brief_Jochen_Stuesser-Simpson.pdf

Warburger Appell

19.11.2004 14:47 Warburger-Appell.de > Briefe
www.rechtschreibreform.de/php/einzelner_Datensatz.php?BeitragNr=27434
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Manfred Riebe



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Beitrag: Montag, 22. Nov. 2004 12:06    Titel: GEW: „Emanzipatorische Pädagogik“? Antworten mit Zitat

GEW: „Emanzipatorische Pädagogik“?

JF: Wieso gelang es in so vielen Jahren nicht wenigstens, eine in sich schlüssige Reform auf die Beine zu stellen?

Professor Dr. Theodor Ickler: Das ist eine lange Geschichte. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hat 1973 den entscheidenden Kongreß veranstaltet, von dem die meisten Reformideen ausgingen. Der Gedanke war, den Unterschichtkindern das Schreiben zu erleichtern und ihnen damit den höheren Bildungsweg zu eröffnen. Das ist ja soweit auch ganz sympathisch gedacht, solange es nicht ideologisch überhöht wird. Ich stamme selbst aus einfachen Verhältnissen und weiß das durchaus zu schätzen. Das Ganze ist dann aber in die Hände von Leuten geraten, die reformieren wollten um des Reformierens willen oder weil sie sich einen Namen machen wollten. Die Reformer des Internationalen Arbeitskreises hatten hauptsächlich vier Ziele, nämlich die Kleinschreibung der Substantive, die radikale Eindeutschung der Fremdwörter, die Beseitigung der Dehnungszeichen – zum Beispiel „jar“ statt „Jahr“, „bot“ statt „Boot“ – und die Einheitsschreibung „das“ auch für die Konjunktion. Von diesen vier Zielen konnten sie allerdings keines durchsetzen. Was heute herausgekommen ist, war so nie auf der Tagesordnung gewesen. Die Reformer erkannten dann durchaus selbst die großen Unzulänglichkeiten der zweiten Reform, doch wie bereits gesagt, machte die Politik Druck. Übrigens auch hier maßgeblich durch das Bundesinnenministerium. So mußten die Reformer schließlich trotz der jahrzehntelangen Planung und trotz ihrer Ermahnung, daß wesentliche Veränderungen „unumgänglich notwendig“ seien, mitansehen, wie ihr Werk am 1. August 1998 unkorrigiert in Kraft trat.

JF: Warum geradezu dieser Haß gegen die Rechtschreibung?

Ickler: Diese ganzen sozial- und kulturrevolutionären Ideen von damals sind ja inzwischen auch vergessen und vergeben. Damals war ein Furor am Werke, den man sich heute kaum noch vorstellen kann und der alle linguistischen Erkenntnisse beiseite geschoben hat. Den Vertretern der emanzipatorischen Pädagogik galt die herkömmliche Orthographie, als reaktionäres Überbleibsel aus feudalen Zeiten. Rechtschreibung habe hauptsächlich den Zweck, ein ungebildetes Industrieproletariat verfügbar zu halten, mit dem die Arbeitgeber nach Belieben schalten und walten könnten.

Auszug aus: Theodor Ickler: „Das ist ein Dammbruch“. Theodor Ickler über die Rückkehr der FAZ zur alten Rechtschreibung und die politischen Hintergründe der Reform. In: Stein, Dieter (Hrsg.): Rettet die deutsche Sprache. Beiträge, Interviews und Materialien zum Kampf gegen Rechtschreibreform und Anglizismen. Reihe Dokumentation, Band 9, Berlin: Edition JF, Oktober 2004, S. 120-131 - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=2804#2804
_________________________________________

Anmerkungen:

„Emanzipatorische Pädagogik“ klingt ganz gut. Jedoch galt in der GEW die Orthographie als das „Herrschaftsinstrument“ einer „elitären Bildungsschicht“. Die Rechtschreibung sollte als „elitäre Bildungshürde“ abgebaut werden: www.vrs-ev.de/forum/themschau.php?t=187 -. Die nervende Orthographie wurde durch eine Erleichterungspädagogik ersetzt bis hin zu einer „Pädagogik“ des Ignorierens von Fehlern! Gerhard Schröder sprach nicht von ungefähr von bestimmten Lehrern als „faulen Säcken“; denn er kannte einige seiner Pappenheimer in Niedersachsen.

In Wahrheit handelte es sich um eine antiautoritäre - www.vrs-ev.de/forum/themschau.php?t=375 - und zugleich autoritäre „Pädagogik“, was die Durchsetzung der Ziele angeht. Man sieht es auch an der Rechtschreibreform. Sie wurde den Schulen und Beamten nach DDR-Manier diktatorisch an den Parlamenten vorbei aufgezwungen. Als ich merkte, daß die GEW antidemokratisch diktatorisch wie in der DDR oder im Dritten Reich vorging, trat ich aus der GEW aus: www.vrs-ev.de/forum/themschau.php?t=630 -.

Man wundert sich, daß die CDU/CSU in der Kultusministerkonferenz betreffend die Rechtschreibreform diese leistungsfeindliche große Koalition mit der SPD/GEW einging. Diese große Rechtschreib-Koalition verhielt sich nach dem Volksentscheid in Schleswig-Holstein demokratiefeindlich: http://www.vrs-ev.de/pm270903.php -. Hier berichten Augen- und Zeitzeugen: http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=2812#2812 -.

Da die CDU/CSU kein konservatives Profil zeigte, verlor sie die Bundestagswahlen 1998 und 2002 ... Nun wollte einmal ein Ministerpräsident (Wulff) etwas konservatives Profil zeigen, schon wurde er eifersüchtig zurückgepfiffen. Es ist unerklärlich, weshalb die CDU/CSU immer noch an diesem unseligen Bündnis mit SPD/GEW festhält, obwohl durch die Rechtschreibreform eine Sprachspaltung und ein vielfältiger Schaden eingetreten ist.

Manfred Riebe, OStR i.R.
www.vrs-ev.de/vorstand.php#riebe

„Es ist nie zu spät, Natur-, Kultur- und Sprachzerstörung, Entdemokratisierung, Korruption und Steuerverschwendung zu stoppen!“ (VRS)

Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.
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