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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Samstag, 20. Nov. 2004 18:13 Titel: Was soll ins Wörterbuch? |
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Zum Wörtchen »fei«
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So geht's fei nicht!
Vor einiger Zeit ist mir aufgefallen, daß das völlig unscheinbare umgangssprachliche Wörtchen »fei«, das ich bislang für in ganz Deutschland gebräuchlich hielt, in Norddeutschland nicht nur unüblich ist, sondern nicht einmal verstanden wird. Deshalb vermutete ich, daß es sich um ein Wort im fränkischen Dialekt handelt, was ebenfalls nicht richtig war. Es ist in der Tat weit verbreitet, aber nur in der Hälfte des deutschen Sprachraums. In der anderen Hälfte wird es meist nicht einmal verstanden, zumal es für dieses verstärkende Wort absolut keine Übersetzung gibt. Auch der Übersetzungsversuch mit »wirklich« läuft ins Leere, da es mit diesem Wort kombinierbar ist: »Das finde ich jetzt fei wirklich schlecht.« Weglassen kann man das Wort auch nicht, da sich dann der feinere Sinn doch leicht ändert.
Auch im Internet fand ich dann Seiten, die sich mit diesem Problem beschäftigen. Der beste Übersetzungsversuch scheint mir noch ein vorangestelltes »hör zu« zu sein, aber auch das trifft es nicht zu 100 %.
Ich habe anschließend etliche Leute aus den verschiedensten Gegenden im deutschsprachigen Raum befragt und kam bislang zu folgenden Ergebnissen:
Das Wort ist üblich und wird oft gebraucht in ganz Bayern, ganz Baden-Württemberg, Südhessen, im sächsischen Vogtland (Kreis Plauen) und in ganz Österreich.
Das Wort wird verstanden, ist aber nicht üblich in Mittelhessen, Rheinland-Pfalz und der Schweiz.
Nicht verstanden wird das Wort im Rest Sachsens, den anderen neuen Bundesländern (einschließlich Berlin), in Nordrhein-Westfalen, Nordhessen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein.
Ich kann mir aber durchaus vorstellen, daß die Aufnahme eines Wortes, das zwar keinesfalls Dialekt ist, aber nur in der Hälfte des Sprachraumes verwendet wird, Widerstand hervorrufen wird. Als Gegenargument kann man natürlich anführen, daß Wörter, die in Süddeutschland weder gebraucht noch verstanden werden (z. B. »verquast«), ebenfalls aufgenommen worden sind.
Eigentlich wollte ich damit jedoch das (meines Erachtens durchaus interessante) Phänomen des Wortes »fei« einfach mal in den Raum stellen. Fei wirklich!
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Christian Dörner
20.12.2003 22.55
Forum > Ickler Wörterbuch > Was soll ins Wörterbuch?
www.rechtschreibreform.de/php/einzelner_Datensatz.php?BeitragNr=20539 |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Samstag, 20. Nov. 2004 18:31 Titel: Dialekt- und Mundartpflege |
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Zur Dialekt- und Mundartpflege
Ich schaute hinein in:
Gunther Schunk, Alfred Klepsch, Horst Haider Munske u.a.: Wörterbuch von Mittelfranken, Eine Bestandsaufnahme aus den Erhebungen des Sprachatlas von Mittelfranken. 2. Auflage, Würzburg: Verlag Königshausen & Neumann, 2001.
Aber das Wörtchen „fei“ steht nicht drin! Aber da es so häufig vorkommt, müßte es eigentlich im Duden stehen. Es hätte m.E. Vorrang vor Wörtern der Jugend- und Szenesprache und vor Anglizismen.
Für solche sprachlichen Feinheiten wären z.B. Mundartdichter zuständig. Es gibt hier auch Mundartvereine, z.B.
Fränkischer Bund e.V., Joachim Kalb, 95466 Weidenberg, Tel. (09209) 856
Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e.V. (FBSD), Egmatinger Str. 13 b, 85653 Aying (Kreis München),Vorsitzender: Triebel, Hans, Tel./Fax: (08102) 63 74, (08062) 80 05 59, Funk: 0179 - 104 20 50, 0172 - 705 93 01, Hans.Triebel@ bairische-sprache.de, www.bairische-sprache.de,
Womöglich könnte man zu dieser Frage etwas über unsere Sprachzeitung: www.deutsche-sprachwelt.de erfahren.
Zur Lösung von Sprachfragen dient auch im VRS-Forum unsere Rubrik „Sprachberatung“: www.vrs-ev.de/forum/viewforum.php?f=22 -. |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Samstag, 20. Nov. 2004 18:51 Titel: Dialekt-Entdeckung |
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Dialekt-Entdeckung
Das unterschätzte Wörtchen „fei“
Es ist in aller Munde, aber in keinem Lexikon zu finden: das kleine Wörtchen „fei“. „Des isch fei ned so“, sagt der Schwabe, der Franke „des is fei ned so“ und der Altbayer „des stimmt fei ned“. Die Facetten des einsilbigen Wortes sind aber noch vielseitiger. Auch seine Herkunft haben Dialektforscher der Universität Würzburg herausgefunden.
Versuchen wir einmal, einen schwäbischen Fußballfan aus der Reserve zu locken: „Also gegen den FC Bayern hat der VfB Stuttgart nie eine Chance.“ Nicht unwahrscheinlich, dass die prompte Antwort des Schwaben lautet: „Des isch fei ned so“. Das ist dann kein einfaches „Nein“ - vielmehr ist unser Gegenüber sich tausendprozentig sicher, dass der bayerische Fußballfan unrecht hat.
Geschwisterstreit in Unterfranken
Der große Bruder nimmt der achtjährigen Schwester einfach den Ball weg und weil er sie noch mehr ärgern will, wirft er ihn in einen stacheligen Rosenstock. „Des sag' ich fei der Mama“ - jetzt weiß der Übeltäter, diese Drohung ist wirklich ernst gemeint. Das war eine deutliche Warnung. Die Mutter wird dem frechen Sohn wohl die Leviten lesen. „Pass fei auf, des machst nie wieder!“ - damit spricht sie eine nachdrückliche Warnung aus.
„fei“ im Dialektlabor der Wissenschaftler
Wissenschaftler der Universität Würzburg haben das Wörtchen „fei“ genauer unter die Lupe genommen. „Es stammt ab von fein“, erklärt Sabine Krämer-Neubert vom Unterfränkischen Dialektinstitut. „Fei“ ist eine Art Flick- oder Würzwort, das eine Aussage verdeutlichen soll. Dabei kann es sich um eine Drohung, Steigerung, Einschränkung oder eine Bitte handeln. Die Wissenschaftler fanden heraus, daß „fei“ seit dem 12. Jahrhundert in der Hochsprache gebräuchlich war. In den aktuellen Wörterbüchern und Lexika ist das kleine Wörtchen nicht mehr zu finden. Dafür hat es sich in fränkischen, schwäbischen sowie altbayerischen Dialekten bis heute erhalten.
Das quer-Sprachlabor liefert noch mehr Anwendungen für das kleine Wörtchen „fei“: quer, immer donnerstags um 20.15 Uhr im Bayerischen Fernsehen.
Quelle: quer
www.br-online.de/jugend/quer/
Bayerischer Rundfunk vom 30.10.2003
www.br-online.de/land-und-leute/artikel/0310/30_fei/index.xml |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Samstag, 20. Nov. 2004 18:57 Titel: Im „Fei“ liegt die Vielfalt |
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Im „Fei“ liegt die Vielfalt
Oder: Schwärmerisches über ein beliebtes Bindewort
Es is fei Zeit worn. Endlich hat sich jemand aufgerafft, um sich intensiv dem bedeutenden Binde- oder Würzwort „fei“ zuzuwenden: Sabine Krämer-Neubert vom Dialektinstitut der Universität Würzburg nämlich.
Über das, was die Dialektologin erforscht hat, wundert sich aber der Franke fei a weng. Weil er nämlich erfährt, dass „fei“ fei net typisch fränkisch ist. Und dass die Wurzeln von diesem Wördla, das zu des Franken liebsten zählt, fei sogar bei den alten Römern zu finden sind.
Als Abwandlung des lateinischen „finis“ (Grenze, Ende) kam es demnach über das Französische („fin“) um das zwölfte Jahrhundert hierher. Und es gehörte fei damals sogar zur Hochsprache, etwa in der Bedeutung: Schluss! Bis hierher und nicht weiter. So hören wir auch heute noch die fränkische Mama ihrem klann (oder größeren) Ruutzlöffl die Grenzen schändlichen Tuns mit den Worten aufzeigen: „Dassdmer des fei net nochamal machsd!“.
Allerdings bemächtigen sich in diesem Sinn unter anderem auch die Altbayern, die Schwaben, die Allemannen, die Elsässer und die Hessen des praktischen Einsilbers, der so einsilbig gar nicht ist. Denn: „Fei“ ist, wie wir wissen, gar vielfältig einsetz- und anwendbar. Beim Franken erfreut es sich unter anderem auch als Warnung allergrößter Beliebtheit. Beispiel: Du fängst fei gleich anne. Oder: Brunzmer fei ja net an mein Gaddnzaun.
„Fei“ kann aber auch Lob sein (in Neu-Fränkisch): Der is fei subber. Oder es drückt Enttäuschung aus: Des hätt ich fei vo dir net gedachd. Ferner dringende Bitte: Passmer fei bloß auf. Und: Sei fei immer schee fleißig. Auch Verwunderung über das Unwissen anderer liegt im „fei“: Mei Nachberi is fei scho lang hie.
Bei so viel bedeutungsschwerer Vielfalt kann es nicht ausbleiben, dass der Franke seine Zuneigung zum Wörtchen „fei“ sogar in einen nahezu schwärmerischen Reim fasst: Wenn das Wörtchen fei nicht wär, wär unsre Sprache arm und leer. Fei werkli. ULRICH RACH
NÜRNBERGER NACHRICHTEN vom 31.12.2003
http://forum.myphorum.de/read.php?f=1547&i=3725&t=3725 |
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soso
Registriert seit: 06.11.2004 Beiträge: 16
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: Samstag, 20. Nov. 2004 20:34 Titel: "fei" ein Sammelbegriff für freilich feil und fein |
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Lange und gern war ich in Graz, und in allen Süddeutschen Gegenden.
Bin Ohrenmensch.
Bei dem südlich (plattdeutschen) Wort fei vermute ich
in erster Linie daß es "freilich" bedeutet, freilich oder "freili" in Kurzsprache,
in zweiter Linie daß es "feil" bedeutet, (das ist etwa deut-ähnlich mit freilich)
in dritter Linie daß es "fein" bedeutet. (Und freilich und feil mitgemeint ist)
"fei" kann also auch ein Sammelbegriff sein, für freilich, freili, feil und fein.
soso
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