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Ich bin oder ich habe...?

 
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André Jochim



Registriert seit: 05.03.2004
Beiträge: 8
Wohnort: 35305 Grünberg

Beitrag: Mittwoch, 17. Nov. 2004 18:11    Titel: Ich bin oder ich habe...? Antworten mit Zitat

Hallo,

ich war vor kurzem ganz verunsichert, da ich von jemandem sprachlich korrigiert worden bin. Habe ich einen Fehler gemacht, der mir nur aufgrund (oder auf Grund?) einer regionalen Sprachgewohnheit nicht aufgefallen ist oder war die Korrektur falsch. Oder geht in Abhängigkeit von der Situation hier beides?

Ich sagte: Jetzt hätte ich beinahe auf das Spielzeugauto getreten...

Korrektur: Das heißt ich wäre und nicht ich hätte...!

Heißt es nun ich bin auf etwas getreten oder ich habe auf etwas getreten?
Oder ist das etwa abhängig von der Situation: Wenn ich aktiv und absichtlich auf etwas trete, sagt man: "ich habe auf die Spinne getreten" und wenn es zufällig und unabsichtlich passiert, sagt man: "huch, ich bin aus Versehen auf das Spielzeug getreten".

Was denn nun? Ich habe? Ich bin?

Weiß hier jemand weiter?

A. Jochim
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Günter Schmickler



Registriert seit: 11.05.2003
Beiträge: 310
Wohnort: 53842 Troisdorf

Beitrag: Mittwoch, 17. Nov. 2004 19:09    Titel: Perfekt von "treten" Antworten mit Zitat

Hallo, Herr Jochim,

die Sache ist eigentlich ganz einfach: Wenn „treten“ als transitives Verb – also mit einem Akkusativobjekt – gebraucht wird, muß das Perfekt mit „haben“ gebildet werden. Beispiel: Ich glaube, mich hat ein Pferd getreten. In Ihrem Beispiel regiert aber „treten“ kein Akkusativobjekt, es ist also ein intransitives Verb der Bewegung und bildet das Perfekt mit „sein“: Ich bin (Konjunktiv: wäre) getreten.

Mit freundlichem Gruß
Günter Schmickler
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Mittwoch, 17. Nov. 2004 21:12    Titel: Hilfe zur Selbsthilfe Antworten mit Zitat

Hilfe zur Selbsthilfe

»Sä send der neue Schöler? Wo simmer denn dran? Aha, heute krieje mer de Dampfmaschin. Also, wat is en Dampfmaschin? Da stelle mer uns janz dumm. Und da sage mer so: ... «

Eine Hilfe zur Selbsthilfe in Zweifelsfällen: Da stelle mer uns mal janz dumm und gucke mal in den „Duden für Zweifelsfälle“ - www.vrs-ev.de/forum/viewtopic.php?t=417 -.

und in die DUDEN-Grammatik, 5. Auflage, 1995.
Anmerkung: noch in bewährter traditioneller Orthographie. Daher zu empfehlen! www.vrs-ev.de/forum/viewtopic.php?p=807#807


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Donnerstag, 18. Nov. 2004 13:47, insgesamt 2mal bearbeitet
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Rominte van Thiel



Registriert seit: 06.09.2004
Beiträge: 7
Wohnort: 91341 Röttenbach

Beitrag: Donnerstag, 18. Nov. 2004 13:02    Titel: Ich bin oder ich habe? Antworten mit Zitat

Ist das wirklich so eindeutig mit transitiv und intransitiv? Könnte man nicht das Spielzeugauto, "auf das" er tritt, auch als Objekt verstehen? Ein Satz wie "Beinahe hätte ich in den Flur getreten" klingt schon von vorneherein grundfalsch, aber "Beinahe hätte ich auf das Spielzeugauto getreten" oder "Wieder und wieder hat er (in seinem Ärger) auf das Spielzeugauto getreten" finde ich nicht so komisch. In meiner alten Duden-Grammatik steht, daß bei den Verben der Bewegung ("treten" ist ausdrücklich genannt) der Gebrauch schwankend wäre.
Und spielt nicht auch der landschaftliche Gebrauch, von dem Herr Jochim spricht, eine Rolle? Ich denke da an "ich bin gestanden", "ich habe gestanden".
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Daniel Buncic



Registriert seit: 05.11.2004
Beiträge: 47

Beitrag: Donnerstag, 18. Nov. 2004 21:29    Titel: Re: Ich bin oder ich habe? Antworten mit Zitat

Rominte van Thiel hat folgendes geschrieben:
Ist das wirklich so eindeutig mit transitiv und intransitiv?

Nein, die Erklärung über das Akkusativobjekt taugt nicht viel. Es heißt: Das Kind hat geschlagen und getreten. Ohne irgendein Objekt, trotzdem mit haben.

Treten (1) und treten (2) sind einfach zwei verschiedene Verben, das eine ist ein Verb der Bewegung, ähnlich wie schreiten, und steckt in solchen Komposita wie eintreten und austreten. Verben der Bewegung bilden in der Standardsprache das Perfekt mit sein (bin gegangen, bin geschwommen, bin eingetreten usw.).

Das andere treten ist ein Verb, das eine Handlung mit den Beinen bzw. Füßen ausdrückt, ähnlich wie schlagen eine Handlung der Hände oder beißen eine Handlung der Kiefer ausdrückt. Diese Handlung ist in der Tat gerichtet, kann also typischerweise mit einem Objekt stehen. Wichtiger ist aber: Die Handlung hat keine Bewegung des Subjekts zur Folge. Wer einen Hund tritt, bleibt genau da stehen, wo er ist. (Höchstens der Hund bewegt sich von der Stelle...)

Rominte van Thiel hat folgendes geschrieben:
Und spielt nicht auch der landschaftliche Gebrauch, von dem Herr Jochim spricht, eine Rolle?

Ich denke, ja. Grob gesagt ist die Ausdehnung des Begriffs 'Verb der Bewegung', auf den die Perfektbildung mit sein zutrifft, umso umfassender, je weiter man nach Süden kommt. Ihr Beinahe hätte ich auf das Spielzeugauto getreten empfinde ich persönlich als falsch, ich hätte gesagt: Beinahe wäre ich auf das Spielzeugauto getreten. Hier kann man also die versehentliche Zerstörung des Spielzeugautos entweder als ungewollte Bewegung auf das Spielzeug oder als ungewollten Tritt gegen das Auto interpretieren, daher diese Möglichkeiten.
(Umgekehrt würde ich sagen Heute habe ich zwei Kilometer geschwommen, weil für mich die sportliche Handlung, das Abarbeiten der 80 Bahnen im Schwimmbad im Vordergrund steht, während andere an die Fortbewegung denken und sagen würden: Heute bin ich zwei Kilometer geschwommen.)
Einen gewissen Zusammenhang zwischen der Perfektbildung und der Rektion des Verbs gibt es aber vielleicht schon: Nach meiner Empfindung müsste es heißen Ich bin ihm auf den Fuß getreten, aber Ich habe ihn auf den Fuß getreten. Ich habe ihm auf den Fuß getreten ist auch denkbar, wenn auch in meinen Ohren nicht so schön, aber *Ich bin ihn auf den Fuß getreten ist nach meinem Empfinden nicht möglich, ein Akkusativ-Objekt scheint hier also tatsächlich (im Gegensatz zu schwimmen, s.o.) die Perfektbildung mit sein auszuschließen (aber die Abwesenheit eines solchen Objekts eben nicht die mit haben).
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André Jochim



Registriert seit: 05.03.2004
Beiträge: 8
Wohnort: 35305 Grünberg

Beitrag: Donnerstag, 18. Nov. 2004 23:38    Titel: aktiv oder passiv? Antworten mit Zitat

Zitat:
Ich habe ihn auf den Fuß getreten. Ich habe ihm auf den Fuß getreten ist auch denkbar, wenn auch in meinen Ohren nicht so schön.


Ich würde eher zu Folgendem neigen: Wen habe ich getreten? Ihn. Also: Ich habe ihn getreten. Aber: Wem habe ich auf den Fuß getreten? Ihm. Also: Ich habe ihm auf den Fuß getreten. Man würde ja auch nicht sagen, ich habe sie auf den Fuß getreten, sondern ich habe ihr auf den Fuß getreten.

Vielleicht hängt es ja auch wirklich eher von der Intention ab. Es scheinen also doch beide Formen zu stimmen, je nachdem ob die Handlung 'Treten' vorsätzlich oder aus Versehen erfolgt.

Ich bin (aus Versehen) auf das Spielzeug getreten. Und dann habe ich (voller Wut) nochmal darauf getreten, bis es total kaputt war.


Ähnliches müßte ja auch für 'aufschlagen' gelten: Ich habe ein Ei (aktiv, vorsätzlich und zielgerichtet) aufgeschlagen, um ein Omelette zuzubereiten. Während dessen ist ein anderes Ei (von der Tischkante gefallen und) auf dem Boden aufgeschlagen.

Auch hier sind eigentlich je nach Perfektbildung mit haben oder sein die eigentlichen Bedeutungen der beschriebenen Bewegungen deutlich anders. Einmal eher aktiv, einmal eher passiv.

Oder:
Ich bin gegen einen Baum gefahren. Ich habe das Auto zu Schrott gefahren.

Sie ist ziellos hin- und hergefahren, bis er das Fahrzeug dann in die Parklücke gefahren hat.


A. Jochim
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Günter Schmickler



Registriert seit: 11.05.2003
Beiträge: 310
Wohnort: 53842 Troisdorf

Beitrag: Freitag, 19. Nov. 2004 08:25    Titel: Perfekt von "treten" Antworten mit Zitat

Die Sache ist wohl nicht ganz so einfach, wie es zunächst den Anschein hat. Ich habe sie mir nochmal durch den Kopf gehen lassen und bin nun zu folgendem Ergebnis gekommen:
„Treten“ im Sinne von „mittels eines Fußes/der Füße Gewalt anwenden“ ist zweifellos ein transitives Verb. „Transitiv“ bedeutet aber nicht, daß ein Verb zwangsläufig ein Akkusativobjekt regieren müßte. Man kann z. B. sagen: „Meine Frau hat mich geschlagen“, aber auch „Sie hat nach mir geschlagen“. So muß es heißen: „Ich habe auf die Spinne getreten, bis sie tot war“ („treten“ nicht als Bewegung, sondern als Gewaltanwendung wie „schlagen“).
In dem Beispielsatz von Herrn Jochim aber kann es nur heißen: „Ich wäre beinahe auf das Spielzeugauto getreten“. Schon durch das Wort „beinahe“ kommt ja zum Ausdruck, daß dieses Malheur nur hätte passieren können, wenn man sich unachtsam oder im Dunkeln durch das Zimmer bewegt hätte.
Mit einem regionalen Sprachgebrauch, analog zu „Ich bin gestanden“ hat das m. E. nichts zu tun.

G. Sch.

P.S. Soeben sehe ich, daß inzwischen 2 weitere Antworten zu diesem Thema eingegangen sind.
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