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Zur Ideologie der Sprachzersetzung
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
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Beitrag: Freitag, 01. Okt. 2004 23:29    Titel: Zur Sprachzersetzung Antworten mit Zitat

Zur Sprachzersetzung

In meiner Antwort an Karl „Martell“ im SZ-Rechtschreib-Forum: Widerstand gegen „der Gestalten ungeheure Plage“ schrieb ich am 15. September 2004: „’Der Gestalten ungeheure Plage’? Es wird Zeit, daß sich hier einmal jemand Gedanken darüber macht, worin diese „Plage“ besteht, d.h. wie die Sprachzersetzung im einzelnen gestaltet ist.“

Ich gebe nur einige kleine Hinweise:

1. Getrennt- und Zusammenschreibung: Es gibt z.B. nur noch den „viel versprechenden“ Politiker. Kultusminister Hans Zehetmair berichtete 1997, die neue Rechtschreibung sei viel einfacher, die Schüler machten nun 50 Prozent weniger Fehler. Ist der Minister ein „vielversprechender“ Hoffnungsträger oder ein „viel versprechender“ Schaumschläger? Bald darauf mußte der „viel versprechende“ Minister sein Amt an die Straußtochter Monika Hohlmeier abgeben. Durch solche neuen Getrenntschreibungen wie „viel versprechend“ geht die Eindeutigkeit der Sprache verloren; die „Reformer“ haben willkürlich in die Grammatik und den Bedeutungsbereich der Sprache (Semantik) eingegriffen. vgl. www.vrs-ev.de/forum themaschau.php?t=528 -.

2. Unsinnige Silbentrennungen, z.B. die Trennung des „st“: Die Reformer „kons-truieren“ neue Schreibweisen wie Frust-ration, Demok-rat, Buche-cker, Tee-nager oder Walda-meise.

3. ss-Schreibung: Das Eszett wird nach kurz betonten Vokalen in ss verwandelt. Für die Leser verschwinden infolge der neuen ss-Schreibung die Wortbinnengrenzen, die zuvor durch das „ß“ gekennzeichnet wurden. Bei Wörtern wie Schlossstraße, Missstimmung oder anderen neuen Dreikonsonantenschreibungen wie Krepppapier leidet die Leserlichkeit. Vgl. Zur ss/ß-Regelung, dem Silikonbusen der Rechtschreibreform - www.vrs-ev.de/forum/themschau.php?t=404 -.

4. Fremdwörter werden eingedeutscht, germanisiert: Jogurt, Ketschup, Nessessär, Newage, Portmonnee, Spagetti. Es entstehen Varianten. Wenn im Deutschen das gleiche Fremdwort anders geschrieben wird als im Fremdsprachenunterricht, kommt es unweigerlich zu Interferenzen. Dieses Phänomen ist auf dem Gebiet der Rechtschreibdidaktik als „Ranschburgsche Hemmung“ bekannt, die 1905 von dem Psychologen Ranschburg nachgewiesene Hemmung des Gedächtnisses bei der Reproduktion ähnlicher Lerninhalte durch Mangel an gestaltlicher Differenzierung.

5. Wörter werden sinnlos „volksetymologisch“ verändert: aufwändig, belämmert, Gämse, schnäuzen, Stängel, Tollpatsch. Vgl. www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=441 -.

6. Groß- und Kleinschreibung: Man liest nun in den Zeitungen: „Ein 50-Jähriger“. Was ist aber ein „Jähriger“? Das Hauptwort „der Jährige“ gibt es nicht. Man könnte glauben, die „Reformer“ hätten bei ihren Zusammenkünften in Wien den Heurigen über Gebühr genossen, so daß sie „hier zu Lande“ (bisher richtig: hierzulande) wenig „beim Alten“ (bisher richtig: beim alten) lassen wollten.

Die Reformer streben außerdem immer noch die Kleinschreibung an.

7. Aufweichung der Kommasetzung: Hürden für das Leseverständnis haben die „Reformer“ auch bei der Kommasetzung aufgebaut; z.B. braucht vor „und“ und erweitertem Infinitiv kein Komma mehr zu stehen: Der Vater schlachtete eine fette Gans und Peter lud er ein am Festmahl teilzunehmen. Manche Sätze muß man zweimal lesen, um sie zu verstehen. Die Nachrichtenagenturen behielten deswegen die bewährte Kommasetzung bei, um die Lesbarkeit der Nachrichten zu gewährleisten.

Siehe weitere Beispiele in Ickler, Theodor: Kritischer Kommentar zur „Neuregelung der deutschen Rechtschreibung“: mit einem Anhang zur „Mannheimer Anhörung“, 2. durchgesehene u. erw. Auflage, Erlangen und Jena: Verlag Palm & Enke, 1999 (Erlanger Studien, Band 116).

Die Folge ist, daß mehr Fehler entstehen:
- Professor Harald Marx zur Rechtschreibleistung in Schulen vor und nach der Rechtschreibreform - Zum 40-Prozent-weniger-Fehler-Märchen -
www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=511
www.rechtschreibreform.com/PDF/UniBielefeldMarx.pdf

Die Reformer zersetzen willkürlich die Schriftsprache und damit die Muttersprache. Die Kultusminister fördern die Spaltung in eine Schüler- und eine Erwachsenenschreibung und fördern somit völlig unpädagogisch Interferenzen in den Köpfen der Schreibenden. Es entsteht eine Beliebigkeitsschreibung www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=105 -, die die Einheitlichkeit der Orthographie zerstört, so daß Leser und Schreiber verunsichert werden. Kurz: Es ist eine Schlechtschreibreform. Die Bevölkerung wird auf diese Weise gequält und schikaniert. Ein Spruch der 68er lautete: „Macht kaputt, was euch kaputtmacht. Macht kaputt, was euch zerstört.“

Aus allen diesen Gründen wächst die Front gegen die Schlechtschreibreform:
www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=257#1090

Nicht nur Zeitungen kehren um, sondern vor allen Dingen leisten auch Elternvereine Widerstand sowie etliche mutige Lehrer, die sich keinen Maulkorb umhängen lassen.

- Eltern als Opfer - Deutscher Elternverein contra Bundeselternrat - Der Bundeselternrat verrät die Interessen der Eltern -
www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=369

- Deutscher Lehrerverband (DL) -
www.vrs-ev.de/forum/posting.php?mode=editpost&p=787

- Lehrer gegen die Rechtschreibreform -
www.vrs-ev.de/forum/themschau.php?t=185

- Schulleiter im Zwiespalt - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=406

- Zur antiautoritären Pädagogik der Rechtschreibreformer -
www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=375

Zugleich mißachten die Kultusminister die Gewaltenteilung: Sie zwingen als Exekutive der Bevölkerung diktatorisch und damit antidemokratisch die Schlechtschreibreform unter Ausschluß der Parlamente auf. Die Bürger werden entmündigt - www.vrs-ev.de/pm270903.php -. Als Steuerzahler müssen sie obendrein den unerwünschten Unsinn bezahlen.
________________________________________

Anmerkung:

Hineingesetzt am 05.10.2004 13:54 Uhr, in
das SZ-Forum: Rechtschreibung – die deutscheste aller Dampfschif(f)fahrten,
Strang: Zur Ideologie der Sprachzersetzung

Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Montag, 03. Apr. 2006 20:26, insgesamt 1mal bearbeitet
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Manfred Riebe



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Beitrag: Donnerstag, 11. Nov. 2004 23:43    Titel: Zur Ideologie der Vernichtung des Bewährten Antworten mit Zitat

Zur Ideologie der Vernichtung des Bewährten
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Der große Schiffbruch

Das Scheitern der Rechtschreibreform als Symbol der deutschen Krise

Plötzlich wollen beinahe alle immer schon dagegen gewesen sein: Seit dem vergangenen Freitag steht mit einem Paukenschlag die Rechtschreibreform wieder ganz oben auf der Tagesordnung. In einer konzertierten Aktion verkündeten Axel-Springer-Verlag und Spiegel, kurzfristig wieder zur bewährten klassischen Rechtschreibung zurückkehren zu wollen, wie sie bis zum 1. August 1999 in Deutschland gültig war. Die Süddeutsche Zeitung und weitere kleine Verlage kündigten noch am selben Tag an, es ihnen gleichtun zu wollen.

Beinahe wieder leidtun kann einem Doris Ahnen, SPD-Bildungsministerin von Rheinland-Pfalz und derzeitige Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), die den Trümmerhaufen „Schlechtschreibreform“ (Bild) derzeit stellvertretend auf zunehmend verlorenem Posten öffentlich verteidigen muß.

Nun läßt die Bild-Zeitung Stars und Sternchen aufmarschieren, die sich wacker für den Erhalt der deutschen Sprache ins Zeug werfen. Schlagersänger wie Udo Lindenberg, Heino, Udo Jürgens, Jeanette Biedermann stehen einträchtig nebeneinander mit den Fußballgrößen Otto Rehhagel, Franz Beckenbauer und Rudi Assauer.

Wer nicht das rettende Ufer sucht und sich auf die Seite der Reformgegner schlägt, hat die Machtverhältnisse der Republik nicht durchschaut: „Die Rechtschreibreform ist kaputt. Dies ist nicht aus Sympathie oder Antipathie gespeist, sondern ich bin ein alter Nachrichtenhase und Journalistenmensch und schätze die Machtverhältnisse so ein“, so Wolf Schneider („Deutsch für Profis“), der jahrelang Nachwuchsjournalisten an der Henri-Nannen-Schule des Gruner&Jahr-Verlages auf gutes Deutsch gedrillt hat.

Nun ist dieses überraschende Beidrehen von Großverlagen, die noch vor fünf Jahren arrogant ihren Lesern eine neue Schreibung als „modern“ aufnötigten, ein Politikum. Rückblickend ist es immer noch frappierend, wie widerstandslos sich eine Kulturnation zunächst einem bürokratischem Akt zu beugen schien und die Verhunzung der eigenen Sprache per obrigkeitsstaatlichem Dekret hinnahm.

Doch in Wahrheit regte sich von Anfang an Widerstand. Einzelne mutige Bürger kämpften seit 1996 in einer mühsam und in zähem Einsatz vorangetriebenen Graswurzelrevolution hundertfachen bürgerschaftlichen Protestes in neugeschaffenen Bürgerinitiativen und Vereinen für die Rettung der bewährten Schriftsprache. Wohlgemerkt ohne einen Pfennig staatlicher Mittel, anfangs höhnisch belächelt und von den Medien totgeschwiegen sammelten sich Tausende Bürger und unterminierten in einem unvorstellbaren Kraftakt die Einheitsfront der Reformbefürworter. Letztlich sind die sich jetzt heldenhaft gebär[d]enden Großverlage unter diesem andauernden Protest - vernünftigerweise - in die Knie gegangen.

Weil sich nun diese auflagenstärksten und einflußreichsten Verlage bequemt haben, einen kapitalen Fehler zu korrigieren, rückt das Kippen der ganzen Rechtschreibreform in greifbare Nähe. Es wäre auch die einfachste und billigste Lösung, zu den früher geltenden Verfahrensweisen zurückzukehren und Anpassungen der Sprache wieder der nichtstaatlichen Duden-Redaktion zu überlassen, anstatt weiter an der Sprache herumzufummeln.

Die anarchische Sprache lebt also und wird dem eisernen Zugriff einer anmaßenden Staatsbürokratie entzogen. Die Debatte um die Rechtschreibreform hat zudem eine mehrfache Aufladung erfahren:

Es gibt offenkundig einen stärker wachsenden Unmut über ohne direkte demokratische Mitwirkungsmöglichkeit durchgedrückten Willkürmaßnahmen gegen die Mehrheit des Volkes. Da herrscht beispielsweise das wachsende Unbehagen, im Kontext mit dem Projekt „Europa“ einem undurchschaubaren hyperbürokratischen und sich demokratischer Kontrolle entziehenden Moloch ausgeliefert zu sein.

Eingebrannt ins Gedächtnis hat sich zudem den Deutschen die Opferung der D-Mark auf dem europäischen Altar, ohne in einer Volksabstimmung dazu befragt worden zu sein. Und es zieht das anonyme, mit all seinen Auswirkungen auf die nationalstaatliche Souveränität bedrohliche Projekt einer „europäischen Verfassung“ herauf, bei dem die Deutschen wieder nicht direkt mitentscheiden sollen, ob sie diesen Schritt akzeptieren.

Den Euro konnte man als einzelner Bürger nicht ablehnen, es sei denn, man wäre zum Tauschhandel übergegangen. Die Rechtschreibreform konnte jedoch jeder Bürger, jeder Autor, Schriftsteller, aber auch jede Zeitung und jeder Verlag individuell unterlaufen und boykottieren. Erstmals seit langem lief eine immer arroganter gewordene Bürokratie und die sie leitende politische Klasse auf Grund.

Mit dem Schiffbruch der Rechtschreibreform bricht nicht nur einfach sprachliche Anarchie in Deutschland aus. Wie beim Untergang des als unsinkbar gepriesenen Ozeanriesen „Titanic“ am 16. April 1912 vor Neufundland könnte das Scheitern des Rechtschreibreform-Projektes zu einem Symbol werden: zu einem Symbol für ein Scheitern des paternalistischen Staates, zu einem Ende des sozialdemokratischen Zeitalters, in dem der vormundschaftliche Staat seine Bürger durch immer mehr Verordnungen und Gesetze, aber auch Betreuung, Lenkung, Umschulung, Umbildung knetet, formt und verformt, bis er sich ganz dem Staat und dessen „Zukunftsvisionen“ ergeben hat und ohne Hilfe und Stütze nicht mehr lebensfähig ist. Wir erleben das Scheitern eines Staates, der dem Einzelnen - hier den Schülern beim Erlernen der Sprache - nicht nur immer weniger zutraut, sondern auch immer weniger Eigenverantwortung abverlangt.

Das Eigenständige und Souveräne, das geschichtlich Gewachsene und damit auch die immer wieder gewandelte und unter dem Mitwirken von vielen verfeinerte und präzisierte Sprache sollte nach dem Modell der landschaftlichen „Flurbereinigung“ der siebziger Jahre auf eine „moderne“, „vernünftige“, bequemere Form gebracht werden. Diese Idee des Machbaren, diese Idee der Utopie ist mit dem Bankrott der Rechtschreibreform in Frage gestellt.

Die Rechtschreibreform ist auch ein Symbol für die Entfremdung in Deutschland geworden: für die Entfremdung von politischer Klasse und Bürgern, die zweierlei Sprache sprechen, für die Entfremdung der Generationen, die mit zweierlei Sprache aufwachsen, für eine Ideologie, die den Menschen mit staatlicher Gewalt von dem ihm Gewohnten entfremden will.

Die Krise, auf die das Scheitern der Rechtschreibreform verweist, äußert sich aber auch in einem dramatischen Verfall der Autorität des Staates: Der Staat maßt sich einerseits immer mehr Kompetenz an, in die Angelegenheiten seiner Bürger hineinzuregieren, ist aber andererseits immer weniger in der Lage, seine totaler werdenden Anmaßungen auch durchzusetzen. Parallel zur expandierenden Bürokratie fällt der Respekt vor dem Staat und seiner Autorität ins Bodenlose.

Die ständig erhöhte Taktzahl der Gesellschaft im Zeichen der Globalisierung, der permanente Ruf nach „Mehr Flexibilität“, „Mehr Leistung“, „Mehr Innovation“, „Mehr Veränderung“ - sie stehen für eine Ideologie, die das Bewährte über Bord wirft und Traditionen verleugnet. Dagegen sträuben sich die Menschen - mit Recht.

In einem Gespräch mit dieser Zeitung erklärte der Moralphilosoph Robert Spaemann 1999: „Gewohnheit ist eine Form von Freiheit. Die Griechen haben im sechsten Jahrhundert vor Christus Tyrannis als die Herrschaft definiert, die die Menschen zwingt, aus ihren Gewohnheiten herauszutreten. Freiheit ist demgegenüber das Recht, auf gewohnte Weise leben zu dürfen. Wenn dem Menschen das Gewohnte genommen wird, dann wird er unfrei gemacht. Ich kann nicht erkennen, daß permanente Veränderung ein Zuwachs an menschlicher Freiheit ist. Die Beschleunigung bringt eine Vermehrung von Zwängen. Darum bin ich der Meinung Davílas, der sagt, er kenne nur eine einleuchtende Definition von Menschenwürde - alles langsam tun.“

Eine der heimeligsten Gewohnheiten, in die ein Mensch von Anfang an hineingeboren wird, ist seine Muttersprache in Wort und in Schrift. Sie ist die Behausung eines Volkes. Der Sand, der beim Widerstand gegen die Rechtschreibreform ins Getriebe des Staates gestreut wurde und den Motor der Beschleunigung ins Stottern bringt, ist deshalb ein Triumph der Langsamkeit, aber nicht eine Langsamkeit des zipfelmützig Verschlafenen, sondern des bedächtig Klugen. Es ist ein Triumph des langsam Gewachsenen über das technokratisch Konstruierte. DIETER STEIN

Die Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT hält sich an die traditionelle deutsche Rechtschreibung, wie sie bis zum 1. August 1999 gültig war*
· Hinweis im Impressum dieser Zeitung seit dem 20. August 1999

Bildtext: Untergang der Rechtschreibreform: Immer mehr Verlage [ver]lassen das sinkende Schiff und kehren zur klassischen Schreibung zurück.

Texteinschub: „Das Scheitern der Rechtschreibreform könnte zu einem Symbol werden für das Scheitern des vormundschaftlichen Staates, aber auch für den Sieg des Gewachsenen über das Konstruierte.“

JUNGE FREIHEIT Nr. 34 vom 13. August 2004, S. 1
Wiederabdruck in: Rettet die deutsche Sprache. Beiträge, Interviews und Materialien zum Kampf gegen Rechtschreibreform und Anglizismen. Reihe Dokumentation, Band 9, Berlin: EDITION JF [Junge Freiheit Verlag], Oktober 2004, S. 42-47 - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=2629#2629
_________________________________________________

Anmerkungen:

Der von Dieter Stein gebrauchte Begriff „Graswurzelrevolution“ könnte mißverstanden werden. „Graswurzelbewegung“ träfe eher zu.

http://de.wikipedia.org/wiki/Grasnarbe

Zum Begriff der „Graswurzelrevolution“ und der „Graswurzelbewegung“

Als Graswurzelbewegung bezeichnet man eine politische Initiative, die aus der politischen Basis heraus, also „von unten“, entsteht. Das Ziel von vielen Graswurzel-Initiativen ist oft, gesellschaftliche Alternativen zum Bestehenden aufzubauen. Graswurzelbewegungen können sowohl basisdemokratische wie auch anarchistische Strukturen aufweisen. Deutsche Graswurzelbewegungen stehen in der Tradition der 68er-Bewegung, der Friedensbewegung, der Ursprünge der Grünen, der APO und vergleichbarer Gruppierungen. Auch die Wikipedia wird als typisches Beispiel eines Graswurzelprojekts gesehen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Graswurzelbewegung

Unter einer Graswurzelrevolution versteht man das Ergebnis einer gewaltfreien, anarchistischen, politischen Basisbewegung, der Graswurzelbewegung.

http://de.wikipedia.org/wiki/Graswurzelrevolution

Zur Geschichte der Graswurzelrevolution - www.graswurzel.net/230/geschichte.shtml

Graswurzelrevolution mit dem Internet - http://futurezone.orf.at/futurezone.orf?read=detail&id=213792&tmp=92018

Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Sonntag, 05. Nov. 2006 15:00, insgesamt 2mal bearbeitet
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Manfred Riebe



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Beitrag: Donnerstag, 10. Feb. 2005 17:46    Titel: Verfassungsschutz stigmatisiert Kritiker Antworten mit Zitat

Rechtschreibreform: Bürgerinitiative erfolgreich /
Verfassungsschutz stigmatisiert Kritiker


Angriff auf kulturelle Eigenheiten

von Thorsten Thaler

In Schleswig-Holstein findet voraussichtlich die erste Volksabstimmung in einem Bundesland über die umstrittene Rechtschreibreform statt. Der Landesabstimmungsausschuß will das endgültige Ergebnis einer Unterschriftensammlung von Reformgegnern zur Erzwingung eines Volksentscheides zwar erst am Donnerstag dieser Woche treffen. Nach Angaben des Landesabstimmungsleiters Dietmar Lutz gilt es aber als sicher, daß die Bürgerinitiative „WIR gegen die Rechtschreibreform“ weit mehr als die erforderlichen 106.000 Unterschriften gesammelt hat.

Der schleswig-holsteinische Landtag, der sich voraussichtlich Anfang Juli mit dem Bürgerbegehren befassen wird, muß dann einen Termin für den Volksentscheid innerhalb von neun Monaten festlegen. Der Sprecher der Bürgerinitiative „WIR gegen die Rechtschreibreform“, Michael Dräger, favorisiert eine Zusammenlegung mit der Bundestagswahl am 27. September. Dies würde die Beteiligung erhöhen und dem Land Kosten ersparen. Nach einer in Schleswig-Holstein gültigen Klausel müssen mindestens 25 Prozent der Wahlberechtigten (etwa 530.000) gegen die Rechtschreibreform votieren, wenn die Volksabstimmung Erfolg haben soll.

Bereits am 14. Juli will das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe seine Entscheidung über die Verfassungsmäßigkeit der neuen Rechtschreibregeln fällen. Kläger in diesem Verfahren ist ein Lübecker Ehepaar. Der im Kieler Landtag geäußerten Hoffnung, daß sich mit dem Urteil des höchsten deutschen Gerichts auch der Volksentscheid erledigt habe, widerspricht Reformgegner Dräger. „Unabhängig davon, was in Karlsruhe entschieden wird, wollen wir mit unserem Volksentscheid das Schulgesetz ändern“, so Dräger.

Unterdessen hat der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz in seinem aktuellen Jahresbericht 1997 die Aktionen gegen die Rechtschreibreform der „Neuen Rechten“ zugeordnet. Die Ablehnung der neuen Rechtschreibregeln gilt den beamteten Verfassungshütern unter der Aufsicht eines SPD-Innenministers als „rechtsextremistisches Kampagnenthema“. Wörtlich heißt es in dem Bericht: „Die Kampagne gegen die Rechtschreibreform fügt sich im Kontext rechtsextremistischer Agitation in die Islamismus- und Eurokampagne insofern ein, als auch hier ein Angriff auf die kulturelle Eigenheit des deutsche Volkes gesehen wird.“

Als Beleg für ihre eigenwillige Einschätzung zitieren die Verfassungsschützer eine Kolumne des Starnberger Friedensforschers und ehemaligen Bundestagsabgeordneten der Grünen, Alfred Mechtersheimer, in der jungen freiheit. Am 14. November vorigen Jahres hatte Mechtersheimer in dieser Zeitung geschrieben: „Zu allem Überfluß soll mit einer hirnrissigen Rechtschreibreform der deutschen Sprache der Garaus gemacht werden. (…) Regelverstöße werden ganz im Zeitgeist nicht dadurch vermieden, daß man die Regeln beachtet, sondern dadurch, daß man sie abschafft. Das alles paßt zu einem Land, in dem sich viele Millionen mit und ohne deutschen Paß mit einem Multi-Kulti-Radebrech herumschlagen. Sie reden wie ihnen der Schnabel verwachsen ist. Das sind Vorboten einer Gesellschaft, die sich auf dem Niveau der Gossensprache nivelliert.“

Für einen der prominentesten Kritiker der Rechtschreibreform, den Weilheimer Deutschlehrer Friedrich Denk, ist die behördliche Einstufung der Aktionen gegen das Regelwerk als rechtsextremistisch „reiner Blödsinn“. Gegenüber der Jungen Freiheit sagte Denk auf Anfrage: „Weil den Befürwortern der Rechtschreibreform zu den Argumenten der Reformgegner nichts mehr einfällt, versuchen sie, die Kritiker in die rechte Ecke zu stellen.“

Denk erinnerte daran, daß die Reformkritiker „völlig unabhängig von jeder parteipolitischen Ausrichtung“ zusammen aufgetreten seien. Tatsächlich gehörten zu den ersten Unterzeichnern der von Friedrich Denk im Oktober 1996 initiierten „Frankfurter Erklärung“, die den Protest gegen die Rechtschreibreform ins Rollen brachte, so unterschiedliche Charaktere wie Günter Grass und Martin Walser, Siegfried Lenz, Walter Kempowski und Botho Strauß, Eckard Henscheid, Günter de Bruyn und Ernst Jünger.

JUNGE FREIHEIT Nr. 25 vom 12. Juni 1998
http://www.jf-archiv.de/archiv98/258aa7.htm
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Manfred Riebe



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Beitrag: Freitag, 18. März. 2005 17:27    Titel: Übersprunghandlungen in der Politik Antworten mit Zitat

Übersprunghandlungen in der Politik
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Wenn Mäuse von einer Katze in die Enge gedrängt werden, beginnen sie, sich zu putzen. Derartige Übersprunghandlungen sind auch beim Menschen geläufig. Politiker, die feststellen mußten, daß ihr Land in Zeiten der Globalisierung schwer zu regieren ist, reformieren die Orthographie.

Vittorio Hösle

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 9. September 2004
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Manfred Riebe



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Beitrag: Mittwoch, 08. März. 2006 14:44    Titel: Totalitäre Gesellschaftsexperimente Antworten mit Zitat

Fadenscheinige Entschuldigungen für das Mißlingen von totalitären Gesellschaftsexperimenten

Nachdem das sozialistische Experiment in der DDR gescheitert war, gab (und gibt es bis heute) nicht wenige Apologeten, die mit deutlich hörbarem Bedauern in der Stimme meinen, die Idee des Sozialismus sei doch eigentlich gut gewesen. Die Vision einer durch und durch humanen, Glückseligkeit verheißenden Gesellschaftsordnung sei nur deshalb in der Praxis gescheitert, weil die Menschen dafür nicht reif gewesen seien. Außerdem seien auch die Führungskader korrupt gewesen, weshalb der Aufbau einer neuen Gesellschaftsordnung gründlich mißlungen sei. Unter anderen, besseren Bedingungen, mit besseren Menschen, wäre das Experiment bestimmt geglückt.

Die so etwas sagen, wissen offensichtlich nicht um die Peinlichkeit, daß sie sich mit ihrer Strategie auf ein prominentes Vorbild berufen können: Alfred Rosenberg, NS-Politiker und Chefideologe des Nationalsozialismus („Mythus des XX. Jahrhunderts“), wurde vom Nürnberger Tribunal des Verbrechens gegen die Menschlichkeit für schuldig befunden und am 16. Oktober 1946 in Nürnberg durch den Strang hingerichtet. In seiner Verteidigungslinie bekannte sich Rosenberg zur Idee des Nationalsozialismus – nur hätten Hitler und seine Anhänger die wahre (und gute) Idee des Nationalsozialismus verfälscht. Wörtlich erklärte er: „Dies war nicht die Durchführung des Nationalsozialismus (...), sondern ein schmählicher Mißbrauch, eine auch von mir zutiefst verurteilte Entartung.“ (zitiert nach Dr. Bernd Kleinhans)

Dieselbe strategisch nicht ungeschickte Entschuldigung der mangelhaften Praxisumsetzung, mit der gewisse Personenkreise die „Entartungen“ des Sozialismus und Kommunismus beschönigen, wird neuerdings auch auf die sogenannte Rechtschreibreform angewandt. Diese erscheint vielen ihrer Jünger nach wie vor eine historische Notwendigkeit auf dem Weg zum von oben angeordneten Befreiungsschlag der Deutschsprechenden aus „unerträglichen“ orthographischen Zwickmühlen. Und deshalb sei die Rechtschreibreform von 1996 grundsätzlich ein Schritt in die „richtige Richtung“ gewesen. Den jetzigen, mehr traurig als heiter stimmenden Zustand unserer nach dem Dauerbeschuß durch „befreiungsorthographische“ Angriffe verwahrlosten Schriftsprache bedauert man allerdings einmütig. Verteidiger der Reform sehen jedoch die Ursache dafür an der mangelhaften Umsetzung und – vor allem an der „Uneinsichtigkeit“ der Kritiker und der rückumgestellten Presse.

Daß die jetzige „Trümmerorthographie“ das zwingende Ergebnis einer grundfalschen These – weil in unauflöslichem Widerspruch zu evolutionären Vorgaben stehend – sein könnte, darauf kommen die Gesellschaftsbeglücker nicht. Aber was soll man bezüglich einer banalen Rechtschreibung schon von Geistern erwarten, die nicht einmal das Menschenverachtende am Antlitz des Kollektivismus erkennen können.

Stolz: Entschuldigungen der Gesellschaftsveränderer #38660 - 19/04/2005 18:12
Kultur >> Rechtschreibung - die deutscheste aller Dampfschif(f)fahrten
Rechtschreibforum der Süddeutschen Zeitung
______________________________________

Claudia Ludwig, Karin Pfeiffer[-Stolz]: Der große »Blöff«. Die neue deutsche Rechtschreibung: einfach unlernbar. Düren: Stolz-Verlag, August 2005, 96 Seiten, ISBN: 3-89778-244-8
http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=897
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Ulrich Brosinsky



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Beitrag: Donnerstag, 30. März. 2006 03:05    Titel: Zerfall der Schriftsprache - Ziel erreicht Antworten mit Zitat

Die Kapitulation

Kultusminister verabschieden sich von der einheitlichen deutschen Rechtschreibung

Von Martin Müller-Mertens



Hatten sich vor allem die bundesdeutschen Kultuspolitiker in den vergangenen gut zehn Jahren immer kompromißlos gezeigt, wenn es um die Durchsetzung der neuen "Rechtschreibung" ging, so scheinen sie nun vor der Kraft des Faktischen zu kapitulieren. Künftig, so machte es die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave, deutlich, gehe es im Prinzip gar nicht mehr den Anspruch einer gemeinsamen schriftlichen Hochsprache.


Anlaß war die Übergabe des auf absehbare Zeit letzten Änderungskataloges vom Rat für deutsche Rechtschreibung. Dieser soll Ende der Woche von der KMK beschlossen werden. Vermutlich ohne größere Abänderungen, wie Erdsiek-Rave unter Verweis auf die laufenden Diskussionen vermutete. Damit werde die bisherige Diskussion zunächst ein Ende haben. Der Rechtschreibrat wird künftig die Sprachentwicklung begleiten und, Stück für Stück, Anpassungen vornehmen. Die Zeiten der großflächigen Anpassungen der 1996 eingeführten und 2004 erstmals durchgreifend modifizierten "Rechtschreibung" ist zunächst vorbei.

Konzentriert hat sich der Rat, dem Vertreter Deutschlands, Österreichs, der Schweiz, Liechtensteins, Süd-Tirols und Belgiens angehörten, vor allem auf die Punkte Getrennt- und Zusammenschreibung, Groß- und Kleinschreibung, Zeichensetzung, sowie Worttrennung und Zeilenende. Beim ersten Punkt wird "der den Traditionen des Deutschen entsprechenden Tendenz zur Zusammenschreibung Rechnung getragen". Sprich: künftig ist wohl in den meisten Fällen beides möglich. Die Änderungsvorschläge bei der Groß- und Kleinschreibung "werden auf das systematisch Nötige bschränkt und beschreiben den existierenden Gebrauch präziser". In der Zeichensetzung sind etwa Kommata, die vor selbständigen, etwa mit "und" verbundenen Sätzen nicht mehr zuläßig. Infinitivgruppen - dort bestätigte der Rat ausdrücklich - können weiterhin abgetrennt werden. In der Worttrennung empfiehlt der Rat lediglich, eine Abtrennung von Einzelvokalen grundsätzlich auszuschließen. Die Details der dann beschlossenen Vorschläge sollen voraussichtlich Ende der Woche veröffentlicht werden.

Dem Chef des Rechtschreibrates, Hans Zehetmair, geht das alles vermutlich nicht weit genug. Es sei ein Kompromiß, bei denen es 50 Abstimmungen nach teilweise harten Diskussionen gegeben habe. Die Empfehlungen verbesserten die jetzige Situation. Die Frage, ob die veränderte neue "Rechtschreibung" besser sei, als vor 1996, "hat sich mir nicht gestellt". Er machte sichtlich fröhliche Miene zum bösen Spiel.

Erdsiek-Rave zu Folge ging es nicht um den Stein der Weisen, sondern um einen "gewissen deutschen Rechtschreibfrieden". Man habe vielleicht in der Vergangenheit den Fehler gemacht, die Reform zu sehr zu politisieren. Den Eindruck zu erwecken, es werde nun jedem vorgeschrieben, welche Regeln er zu befolgen hat. Das solle in Zukunft nicht mehr geschehen. Die neuen Regeln gelten für die Schule, wo sie nach einer Übergangszeit verbindlich sind, und für die Ämter. An die Medien apelliere man, die Regeln zu übernehmen. Im übrigen bedeute "Rechtschreibfrieden" eine friedliches Nebeneinander von verschiedenen Schreibweisen, die auf Dauer - vielleicht im Rahmen einer Generation - schon zusammenwachsen werden. Heißt: jeder kann zu Papier bringen, was er für richtig hält.

Das klang einstmals ganz anders. Mit dem der Zeit eigenen moralischen Impetus war die Rechtschreibung in den 70er Jahren Angriffspunkt einer ganzen Generation von Bildungsreformern, die aus dem Sumpf des Antiautoritären kamen. Jenen, deren Totalitarismus gegenüber allem, was nicht antiautorität sein wollte, teilweise hysterische Formen annahm. Damals ging es etwa um die vollständige Kleinschreibung, es war die Geburtsstunde solcher Sprachblüten wie des Binnen-I. Was 1996 eingeführt wurde, ist die späte Welle dieses auf den Höhen bildungspolitischer Szenediskussionen ausgetragenen Sturmes. Daß sie sich des unerbittlichen Mittels der schulischen Sanktionsmöglichkeit bediente, ist aussagekräftig genug.

Die Reform hat nichts gebracht, außer Schaden. Deutsch lernt sich nicht leichter, nur verkehrter. Die Schriftsprache ist auseinandergefallen. Nicht nur in zwei Lager, die man zusammenfügen könnte. Sondern, durch die unzähligen kleinen und großen Anpaßungen, in einen Strauß von Hausrechtschreibungen, die wohl tatsächlich in frühestens einer Generation wieder ein Ganzes bilden. Den ganzen Quatsch zurückzunehmen und zu den Regeln von vor 1996 zurückzukehren, verträgt offenbar die Staatsräson nicht - und angesichts drohender Schadenersatzklagen der Buchverlage wohl auch keine Kassenlage. Also schreibt jeder, wie er will.

Die Lobbyistenverbände jubeln derweil. Zehetmaier hat sie aufgelistet: GEW, Schulbuchverlage, Goethe-Institut, Elternverband, Lehrer sowieso. Das ist keine Begründung für die "Reform", sondern lediglich eine Aufzählung ihrer organisierten Einpeitscher, denen das "Kindeswohl" zumeist als Argument für die Eigeninteressen diente. Sie haben, betrachtet man den Zerfall der Schriftsprache, ihr eigentliches Ziel wohl zunächst einmal erreicht.

Berliner Umschau
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