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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Sonntag, 07. Nov. 2004 22:05 Titel: HÖRZU |
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HÖRZU Nr. 46 wieder normal
Die HÖRZU Nr. 46 ist tatsächlich in normaler Rechtschreibung. Mich wundert, daß nirgendwo in dem Blatt ein Hinweis darauf zu finden ist.
Die Zeitungen des Springer-Verlages sollten von kompetenter Seite mit einschlägigen Beiträgen versorgt werden.
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Ruth Salber-Buchmueller
07.11.2004 21.08 Ruth Salber-Buchmüller
Forum > Rechtschreibforum > Rat für deutsche Rechtschreibung
www.rechtschreibreform.de/php/einzelner_Datensatz.php?BeitragNr=27305
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Anmerkung:
In der Internetseite der HÖRZU ist noch der Neuschrieb zu sehen.
www.hoerzu.de/
Einschlägige Beiträge kann man hier hineinsetzen:
HÖRZU-Aktionen: Interaktiv
HÖRZU-Forum
http://www2.hoerzu.de/forum/
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Sonntag, 07. Nov. 2004 22:32 Titel: HÖRZU: Beschluß der Zeitungsverleger |
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HÖRZU: Beschluß der Zeitungsverleger
HÖRZU
Redaktion
Brieffach 41 10
20350 Hamburg
Verein für
deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege
Herrn Dipl.-Kfm. Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99
90571 Schwaig bei Nürnberg
Hamburg, 23. August 1999
Sehr geehrter Herr Riebe,
vielen Dank für Ihr Schreiben vom 17. August 1999 und Ihre kritischen Worte zum Leitartikel unseres Chefredakteurs Andreas Petzold in HÖRZU, Heft 32. (...)
Die Zeitungs- und Zeitschriftenverlage verdienen mit Sicherheit nicht an der Rechtschreibreform, im Gegenteil. Die Kosten für Mitarbeiterschulung und neue Textverarbeitungsprogramme sind gewaltig. Auch die Agenturen – Vorreiter bei der Übernahme der neuen Regeln – hatten keine finanziellen Motive:
„Wichtigstes Ziel war, die Rechtschreibung im Sinne der Kunden nicht nur einheitlich, sondern auch eindeutig festzulegen, Die Notwendigkeit der Eindeutigkeit ergibt sich vor allem daraus, dass die eingesetzten elektronischen Systeme bei der Nutzung von Schreibvarianten in ihren Suchfunktionen behindert würden. ... Ausschlaggebend für den Umsetzungsbeschluss war die Überlegung, dass die neuen Schreibweisen in naher Zukunft eine Selbstverständlichkeit sein werden, und dass die (Zeitungs-)Leser künftig in allen Bereichen des öffentlichen Lebens mit den neuen Regeln konfrontiert werden. Ein weiterer Punkt war, dass es nicht Aufgabe der Agenturen sein kann, die Reform zu steuern oder zu verhindern.“
(...) Die künstlerische Freiheit ist „uns“ – den einzelnen Redaktionen – nicht erlaubt, da ein Beschluß der Zeitungs- und Zeitschriftenverleger, sich der Reform anzuschließen, besteht.
Auch in unserer Redaktion gibt es Kolleginnen und Kollegen, die über die neue Rechtschreibung alles andere als glücklich sind, die jedoch nach dem Motto: „Gott gebe mir Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom andere zu unterscheiden“, nicht gegen Wände rennen werden.
Wer sich um die Pflege der deutschen Sprache sorgt, dem bleibt auch nach der Rechtschreibreform ein weites Betätigungsfeld: Zu nennen wären Sprachstörungen bei knapp einem Viertel der fünfjährigen Kinder aller sozialen Schichten, Unterrichtsausfall und Abbau von schulischen Förderstunden, Schließung von öffentlichen Bibliotheken und Goethe-Instituten im Ausland, die von der Wirtschaft beklagte zunehmende Unfähigkeit junger Menschen, sich schriftlich und mündlich auszudrücken, von ihrer Rechtschreibung – alt oder neu – ganz zu schweigen.
Mit freundlichen Grüßen
Sabine Lange
Redaktion HÖRZU
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Montag, 08. Nov. 2004 09:13, insgesamt 2mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Sonntag, 07. Nov. 2004 22:44 Titel: Wir maulen, aber wir machen mit |
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VIER JAHRE RECHTSCHREIBREFORM
Das totale Chaos
Titelbild: der Schiefe Turm von Pisa
HÖR ZU, Heft 35 vom 23.8.2002
Wir maulen, aber wir machen mit
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E D I T O R I A L
JÖRG WALBERER, CHEFREDAKTEUR
Liebe Leserin, lieber Leser
Klar, es ist alles gesagt, alles geschrieben. Dagegen, dafür, darüber, damit. Wir werden nichts mehr ändern. Im Prinzip hatten wir, die es betrifft, nie eine Chance, die Rechtschreibreform zu verhindern. Genauso wenig wie die Abgas-Sonderuntersuchung oder die Einführung der Sommerzeit. So funktioniert unsere Demokratie. Irgendjemand denkt sich etwas aus, und wenn er genügend Einfluss hat und genügend Chuzpe, wird es umgesetzt, auch wenn es noch so überflüssig ist. Wir maulen, aber wir machen mit. Wir zucken mit den Achseln und sagen uns, na ja, kann man nichts machen, das ist halt jetzt so. Sehen wir es doch mal realistisch: Die Schreibweisen-Apparatschiks mussten beschäftigt werden, die Buchverlage brauchten neue Themen, genauso wie Kulturpolitiker und Pädagogen. Es ist die reine Beschäftigungstherapie – und jetzt herrscht das Schreib-Chaos. Passt ja irgendwie auch ganz gut zum Bildungs- und Sprach-Chaos. Der Schiefe Turm von PISA mit eingebautem Babylon-Effekt. Jeder schreibt, wann er will, was er will, wie er will. Aber so schlimm ist es nicht. Vergessen wir die Reform. Wir werden uns daran gewöhnen. Es ist wie in einem Garten. Man kann die Blumen hier und dort ein bisschen zurechtstutzen – Hauptsache, der Garten blüht. Das schlimmere Übel ist das Unkraut. Die VERARMUNG DER SPRACHE, die vermeintliche Anreicherung mit Neuschöpfungen und die Verunreinigung durch Anglizismen. Plötzlich sind abgefahrene Wörter wie megageil angesagt, oder wir modifizieren unser Portfolio signifikant und reduzieren per Masterplan strategisch den Content. Das sind vielleicht Formsachen, aber sie beeinflussen den Inhalt – und der ist das Problem. Darüber müssen wir uns Gedanken machen. Denn das können wir selbst beeinflussen, ob gesagt oder geschrieben.
Ihr
Jörg Walberer
EDITORIAL. In: HÖRZU Heft 35 vom 23. August 2002, S. 3
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Anmerkungen:
Vom 1. Juli 1996 bis 2002 sind es nicht vier, sondern sechs Jahre.
HÖR ZU-Chefredakteur Jörg Walberer: „Die Schreibweisen-Apparatschiks mussten beschäftigt werden, die Buchverlage brauchten neue Themen, genauso wie Kulturpolitiker und Pädagogen. Es ist die reine Beschäftigungstherapie – und jetzt herrscht das Schreib-Chaos. Passt ja irgendwie auch ganz gut zum Bildungs- und Sprach-Chaos. Der Schiefe Turm von PISA mit eingebautem Babylon-Effekt. Jeder schreibt, wann er will, was er will, wie er will.“
Jörg Walberer zieht im Gegensatz zu den Feststellungen seiner beiden Journalisten Ira Panic und Uwe Clausen schicksalsergeben die Schlußfolgerung: „Wir werden nichts mehr ändern“, obwohl in den Wörterbüchern laufend ein Rückbau der Reform stattfindet. Wer ist „wir“? Die Presse hat noch nicht einmal sich selbst, geschweige denn die Öffentlichkeit, ausreichend informiert.
Wer das Geld hat, hat die Lobby. Wer die Lobby hat, hat die Macht!
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Montag, 08. Nov. 2004 09:14, insgesamt 2mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Sonntag, 07. Nov. 2004 22:59 Titel: Ein Quäntchen Katastrofe |
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Ein Quäntchen Katastrofe
Seit vier Jahren gelten die neuen Schreibregeln, ab 2005 sind sie verbindlich: Zur Halbzeit der umstrittenen Reform herrscht das totale Chaos
Seite 14-
Seit vier Jahren gelten die neuen Schreibregeln, ab 2005 sind sie verbindlich: Zur Halbzeit der umstrittenen Reform herrscht das totale Chaos
Nina ist zehn. Im Sommer 1998 wurde sie eingeschult – pünktlich zur Umstellung der deutschen Rechtschreibung. Ihr Bruder Nico geht mittlerweile schon in die achte Klasse und musste vor vier Jahren noch einmal neu lernen, wie richtiges Deutsch geschrieben wird. Auch seine Eltern haben sich nach erheblichen Anlaufschwierigkeiten mehr schlecht als recht eingerichtet mit den neuen Regeln: aus daß mach dass, aus Gemse Gämse („wie sieht das denn aus?“), aber bei dem Wort Flussschifffahrt streiken die beiden, so leid es ihnen tut. So Leid es ihnen heute aber tun müsste. Es sei denn, sie lesen die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Oder„Im Krebsgang“ von Günter Grass. Oder den Roman „Das blaue Kleid“ der Schriftstellerin Doris Dörrie, der in diesen Tagen erschien – komplett in alter Schreibweise.
An den neuen Regeln der deutschen Rechtschreibung scheiden sich nicht nur die Generationen, sondern immer noch die Geister. Eine repräsentative Umfrage im Auftrag von HÖRZU (siehe Kasten nächste Seite) bestätigt: Vier Jahre nach der offiziellen Umstellung und drei Jahre vor Ende der Übergangsfrist stecken wir mitten im Schreib-Chaos.
DER WIDERSTAND HÄLT AN
Die HÖRZU-Umfrage ergab: Die neuen Regeln werden im privaten Umfeld kaum, im Beruf nach Zunft und Laune, bei den Behörden und Ämtern nur mühsam angenommen. Die Mehrheit der Bevölkerung lehnt die Schreibreform grundsätzlich ab. Schon deshalb, weil nur die wenigsten wissen, wie sie denn nun Katastrophe, allein stehend, selbständig, Dekolleté, Maß und graue Eminenz schreiben müssen.
Seite 15
Und wie sollen sie den Jüngsten der Nation Regeln einbleuen, Entschuldigung: einbläuen, die sie selbst nicht kapieren?
Die zahlreichen Gegner der Reform triumphieren rückblickend und kriegen inmitten der Verwirrung erneut Aufwind. Ihr bekanntester Vertreter, Theodor Ickler, bestätigt: Der Kampf gegen das Neue geht weiter. „Die Reform ist undurchdacht. Der Widerstand hält unvermindert an.“ Heimlich werde längst zurückgerudert, sagt der Linguist aus Erlangen und erläutert seine Strategie: „ich decke auf, wie der Rückbau der Reform vorangeht. Wie in Wörterbüchern ständig Korrekturen vorgenommen werden. Die Welle des Zurücknehmens rollt. Bis zum 31. Juli 2005, wenn Behörden und Schulen die neuen Regeln verbindlich umsetzen sollen, bleibt nicht mehr viel von ihnen übrig.“ Ickler, der für seine Kritik an der Reform mit dem Deutschen Sprachpreis 2001 ausgezeichnet wurde, entdeckte Mängel vor allem bei den aktuellen Lehrmitteln. „Man sehe sich nur die Schulbücher an: Kein Text ist korrekt.“ Einziger Trost für verunsicherte Pädagogen, Eltern und Schüler: Bis zum Ende der Übergangsfrist werden Abweichungen von neuen Schreibweisen zwar korrigiert, aber nicht als Fehler gewertet. Erst ab 2005 wird’s verbindlich mit den neuen Regeln, und für jedes Fäßchen und jede Brennessel gibt es Punktabzug im Diktat. Obwohl bei Günter Grass weiterhin Fäßchen stehen wird.
DIE MEISTEN BLEIBEN BEIM ALTEN
Dieses Riesendurcheinander sorgt für Unmut bei den Betroffenen: Eine Allensbach-Studie vom April bestätigt die Ergebnisse von HÖRZU: 56 Prozent der Deutschen bezeichnen sich danach als Gegner der Rechtschreibreform, gerade mal 13 Prozent wollen sich das Ganze noch mal überlegen und vielleicht irgendwann auf neue Weise schreiben. Ob sie’s schon können, wurde bei Allensbach allerdings nicht abgefragt. Und gerade da tappen sogar die Umstellwilligen im Dunkeln oder dunkeln. Und sind daher gezwungen, im trüben beziehungsweise Trüben zu fischen.
HÖRZU wollte es genauer wissen und fragte gezielt nach bevorzugter Schreibweise von ausgewählten Begriffen. Das Ergebnis ist eindeutig: Die allermeisten schreiben nach den alten Regeln, also aufwendig statt aufwändig, Stengel statt Stängel, rauh statt rau, Greuel statt Gräuel, alleinerziehend statt allein erziehend, es tut mir leid, statt es tut mir Leid. Wenn Varianten erlaubt sind, wird die bewährte gewählt: nicht selbstständig, sondern – wie eh und je – selbständig. 29 Prozent der Befragten gaben an, sich nicht um die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung zu scheren. Weitere 29 Prozent bekannten sich zum Lust-und-Laune-Mix: ein bisschen Neu, ein bißchen alt.
Gegen das Schreibe-Hickhack sind auch die Printmedien nicht immun. Zwar haben im Dezember 1998 zeitgleich mit den elf deutschsprachigen Nachrichtenagenturen fast alle Zeitungen und Zeitschriften umgestellt, aber auch bei ihnen geriet Orthografie zur Geschmackssache. „Einige Redakteure schreiben weiterhin alles auseinander, was man auch zusammenziehen könnte“, klagt etwa Johann Mayr, Leiter der Nachrichtenaufnahme bei der „Süddeutschen Zeitung“. „Wir haben zwar eine Schlussredaktion, aber die kann nicht alles lesen. >>>
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„Die Welle des Zurücknehmens rollt. Bis 2005, wenn die Reform verbindlich umgesetzt werden soll, bleibt nicht mehr viel davon übrig“
PROF. THEODOR ICKLER
ojemine – nicht mal der Duden kann das amtliche Regelwerk leicht machen
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-Seite 16-
Man bräuchte ein Riesen-Korrektorat, um vollkommen einheitlich zu sein.“
Kollegen von anderen Blättern, darunter „Zeit“, „Neue Zürcher Zeitung“ und „Rheinischer Merkur“, teilen seine Klage – und das Problem einer redaktionsinternen Regelung, die bei etlichen Schreibweisen vom offiziellen Regelwerk abweicht. Nur die „FAZ“ ist fein raus: Mit großer Geste drehte die Zeitung für den klugen Kopf im August 2000 das Rad der Geschichte zurück, machte die Umstellung rückgängig und sich zum – recht einsamen – Gralshüter der alten Regeln. Mühsam bereinigt die Redaktion seither Agenturmeldungen und pflegt die Tradition. „Das soll auch so bleiben“, beteuert die „FAZ“-Redakteurin Monika Kunz. Und bekräftigt gleich noch mal: „Wir bleiben immer dabei.“
Ein Signal, das Nachahmer finden sollte – so hofft der Reformgegner Ickler. Hilfreich für die Kritiker wäre es, wenn eine große Zeitschrift zur bewährten Rechtschreibung zurückkehrte. Das würde auch die heimlichen Skeptiker unter den Kultusministern mobilisieren, die am liebsten alles wieder beim Alten hätten. Ironie der Geschichte übrigens: Die Zeitung „Die Woche“, die ihrem Image als „Moderne Wochenzeitung“ gerecht werden wollte und sich lange vor allen anderen zur Rechtschreibreform bekannte, ist im März dieses Jahres eingestellt worden.
MISSVERSTÄNDNISSE BESEITIGT
Auch in der reformfreundlichen Duden-Redaktion sind die Bedenken inzwischen angekommen. Chefredakteur Werner Scholze-Stubenrecht sagt: „Es ist unbestritten, dass viele Menschen erhebliche Probleme haben. Ich bin überrascht, dass die Diskussion so emotionalisiert war.“ Weniger überrascht wäre sein Vorgänger Günther Drosdowski gewesen. 1996, im Jahr des Reformbeschlusses, schrieb der damalige Duden-Chef einen erhellenden Brief an Ickler, den dieser erst nach Drosdowskis Tod öffentlich machte. „Über die unselige Rechtschreibreform noch Worte zu verlieren lohnt sich aus meiner Sicht fast nicht“, heißt es da. Und weiter: Mir erlegten Anweisungen der Kultusministerien und die Verlagsräson auf, daß ich die Reform mit trage, aber es ist nicht meine Reform Ich habe mich mit meinen Vorstellungen von einer vernünftigen Neuregelung nicht durchsetzen können, bin immer überstimmt worden.“
Zugegeben: Seither wurde nachgebessert, wurde allzu Missverständliches unauffällig revidiert. So darf man inzwischen wieder „wiedersehen“ schreiben, es sei denn, es handelt sich um einen Fall geheilter Blindheit. Uneinigkeit herrscht zwischen den in unterschiedlichem Turnus nachgebesserten Standardwerken Duden und „Wahrig“ (Bertelsmann), was die Verwirrung nährt. „Die Maß Bier darf nicht nur wie im Duden auch Mass geschrieben werden, sondern Bertelsmann lässt überhaupt nur noch diese Schreibweise zu“, benennt Ickler ein schlechtes Beispiel von vielen, „setzt also die süddeutsche Aussprache (kurzes „a“, d. Red.) als allein gültig voraus.“
Ira Panic und Uwe Clausen
HÖRZU, Heft 35 vom 23. August 2002, S. 14 ff.
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Sonntag, 07. Nov. 2004 23:22, insgesamt 1mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
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: Sonntag, 07. Nov. 2004 23:08 Titel: Umfrage |
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Umfrage: F&S Internet Infotainment GmbH befragt 500 18- bis 45jährige
UMFRAGE
WIE SCHREIBEN SIE FOLGENDE WÖRTER HEUTE?
Das wollte HÖRZU von den Bundesbürgern genauer wissen – und beauftragte die F & S internet Infotainment GmbH mit einer repräsentativen Online-Umfrage (500 Befragte zwischen 18 und 45 Jahren). Das Ergebnis ist eindeutig: Die Mehrheit der Befragten schreibt nach „individuellen Regeln“ – aber überwiegend in alter Schreibweise. Eher selten war der „typische“ ss-Fehler: Nur 19 Prozent vermuten, dass jetzt jedes ß durch ein doppeltes s ersetzt wird und schreiben Massband statt Maßband. Bei selbständig haben wir neuerdings die Qual der Wahl, was aber die meisten nicht kümmerte: Ganz selbständig entschieden sie sich für die nach der alten Regelung einzig korrekte Schreibweise, immerhin 39 Prozent suchten sich aber ebenso selbstständig die erst jetzt mögliche längere Variante aus. Bei den e-zu-ä-Neuerungen fiel die Entscheidung wieder eindeutig aus. Offenbar aus ästhetischen Gründen wählten die Befragten traditionell und blieben beim Stengel. Der jetzt einzig korrekte Stängel war ihnen wohl ein – unkorrekter – Greuel. Und wem es Leid tut, der bleibt lieber ganz klein. Verständlich, aber falsch.
selbständig
INSGESAMT: 61%
Männlich: 58%
Weiblich: 63%
18 bis 25: 57%
26 bis 35: 59%
36 bis 45: 65%
Ost: 57%
West: 62%
Maßband
INSGESAMT: 81%
Männlich: 80%
Weiblich: 82%
18 bis 25: 84%
26 bis 35: 82%
36 bis 45: 77%
Ost: 88%
West: 79%
aufwendig
INSGESAMT: 81%
Männlich: 79%
Weiblich: 82%
18 bis 25: 81%
26 bis 35: 82%
36 bis 45: 80%
Ost: 80%
West: 81%
selbstständig
INSGESAMT: 39%
Männlich: 42%
Weiblich: 37%
18 bis 25: 43%
26 bis 35: 41%
36 bis 45: 35%
Ost: 43%
West: 39%
Massband
INSGESAMT: 19%
Männlich: 20%
Weiblich: 18%
18 bis 25: 16%
26 bis 35: 18%
36 bis 45: 23%
Ost: 12%
West: 21%
aufwändig
INSGESAMT: 19%
Männlich: 21%
Weiblich: 18%
18 bis 25: 19%
26 bis 35: 18%
36 bis 45: 20%
Ost: 20%
West: 19%
HÖRZU, Heft 35 vom 23. August 2002, S. 16 f. |
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