Hilfe Zurück zur Hauptseite
Hilfe Beiträge der letzten 14 Tage zeigen
Hilfe Hilfe
Suchen Suchen
Benutzerliste Benutzerliste
Benutzergruppen Benutzergruppen
Profil Profil
Einloggen Einloggen
Registrieren Registrieren

Der Rat für deutsche Rechtschreibung (KMK)
Gehe zu Seite 1, 2, 3, 4, 5, 6  Weiter
 
Neuen Beitrag schreiben   Auf Beitrag antworten    VRS Foren-Übersicht -> Staat und Sprache
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Donnerstag, 15. Jul. 2004 15:30    Titel: Der Rat für deutsche Rechtschreibung (KMK) Antworten mit Zitat

Rechtschreibreform

Neu gegründeter Rat soll Zeichen setzen

Machen wir einen Punkt, müssen die Kultusminister gedacht haben, überlassen wir den Streit den Spezialisten. Ein neu gegründeter „Rat für deutsche Rechtschreibung“ soll von nun das Gerangel um die Regeln regeln.

Enorm, diese Reform: Die Kultusministerkonferenz (KMK) tagt, die Lehrer revoltieren, die Schriftsteller schmollen, der Bürger vertraut weiterhin aufs Sprachgefühl oder im Notfall dem Duden. Die KMK will jetzt einen Punkt machen hinter das quälende Hin und Her im Regelstreit und einen „Rat für deutsche Rechtschreibung“ einsetzen.

Das Gremium solle künftig die Aufgaben der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung übernehmen und in fünf Jahren einen erneuten Bericht über den Stand der Rechtschreibung vorlegen, so die KMK-Präsidentin und rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) am Freitag in Mainz. Der Rat, der auch die Kritiker der Rechtschreibreform mit einbinde, solle in Zusammenarbeit mit Österreich und der Schweiz bis zum Jahresende konkret ausgestaltet werden.

Die KMK beschloss auf ihrer Plenarsitzung in Mainz außerdem den vierten Bericht zur Rechtschreibreform. Demnach tritt die Reform zum 1. August 2005 definitiv in Kraft. Der Bericht enthalte aber zusätzliche Varianten insbesondere bei der Getrennt- und Zusammenschreibung sowie Groß- und Kleinschreibung, erklärte Ahnen. Alle bisherigen Schreibweisen gelten allerdings auch weiterhin, Schulbücher könnten weiter benutzt werden.

Ins Beschlusspaket der Minister gehören auch Regelungen für Bildungsziele für Kindertageseinrichtungen sowie die Förderung von Ganztagseinrichtungen, eine bessere Zusammenarbeit zwischen Schulen und Jugendhilfe sowie eine Förderung der Schulsozialarbeit. Deutschlands schlechtes Abschneiden bei der Pisa-Studie war der Kommission die Gründung eines bundesweit tätigen „Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen“ wert. Bildungsstandards weiter zu entwickeln und Evaluationen an Schulen stehen auf dem Programm der neu geschaffenen Institution.

SPIEGEL ONLINE - 04. Juni 2004, 14:47
www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,302717,00.html


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Freitag, 15. Okt. 2004 20:25, insgesamt 1mal bearbeitet
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Webseite dieses Benutzers besuchen
Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Samstag, 07. Aug. 2004 21:11    Titel: Rat für Rechtschreibung: bald erste Ergebnisse Antworten mit Zitat

<b>Laut Schavan legt Rat für Rechtschreibung bald erste Ergebnisse vor</b>

Hamburg (dpa) - In der Debatte um die Rechtschreibung erwartet die baden-württembergische Kultusministerin Annette Schavan bald klärende Vorschläge eines Expertengremiums. Der Rat für deutsche Rechtschreibung, den die Kultusministerkonferenz im Juni beschlossen hatte, solle bereits im September erste Ergebnisse vorlegen, sagte Schavan der «Welt am Sonntag». Der Rat soll die bisher maßgebliche <b>Zwischenstaatliche Kommission ersetzen, deren Mitglieder fast ausschließlich Initiatoren und Befürworter der Reform waren</b>.

07.08.2004 20:56 MEZ

www.nordbayern.de/dpa_catch1.asp?kat=8053&man=4#Laut
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Webseite dieses Benutzers besuchen
Rolf Genzmann



Registriert seit: 04.09.2003
Beiträge: 8

Beitrag: Mittwoch, 11. Aug. 2004 19:23    Titel: Überflüssiges Antworten mit Zitat

„Überflüssig wie ein Sonnenstudio in der Wüste“, das scheinen langsam ein paar „Reformer“
zu begreifen. Große Hoffnungen setzt indes die originale Kommission auf ihre Nachfolgekommission, einen „Sprachrat“, zu gut sowjetisch auf den Deutschen Sprachsowjet.
Die Kosten darf wie immer der Steuerzahler tragen.
Aus geheimen Quellen wurde bekannt:
Nach dem Scheitern des Sonnenstudios plant man nun einen Eißschrank im Nordpol daselbst.

Heißes müsse ja weiter mit ß geschrieben werden, jetzt also entsprechend auch Eiß mit ß, wegen des Eißes und die Eiße, - wie ja auch bei Aß, wegen des Aßes, was nun endlich seine zielführende Variante erhalten soll.
Bis 2005 gelte aber noch Ass wegen Asses, obwohl manche ewiggestrigen Skatspieler nur As sagen und lesen können. Bei dem Alter dieser Leute zeichne sich die biologische Lösung ab.
Mehrere Mitglieder des noch zu gründenden Deutschen Sprachsowjets widersprachen bereits diesem neuen Regelplan, denn Ass sei österreichisch Abzess, eine Eiterbeule, und daran wolle man feßthalten.
Feßthalten entspreche dem neuesten Stand der Sprachforschung, eben wie Eißschrank, welche Schreibungen ferner in den Grundschulen weithin angemessen seien und die Fehlerquote noch einmal senken werden.
Obwohl schon jetzt in der Grundschule dank der „Reform“ so gut wie keine Fehler mehr gemacht werden, begrüßte die Sprecherin der KMK die neuerlichen Reformgedanken. Sie kenne keine bessere Rechtschreibung als die „reformierte“ und nehme demnächst sogar selbst an einem Kurs teil, um sie kennenzulernen.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Donnerstag, 12. Aug. 2004 14:53    Titel: Zum Deutschen Kultur- und Sprach-Sowjet Antworten mit Zitat

Zum Deutschen Kultur- und Sprach-Sowjet
Räteherrschaft nach kommunistischem Muster?


Der Ausdruck „Deutscher Sprach-Sowjet“ ist insofern interessant, als das Zentralkomitee der SED auch DDR-Reformer in die Rechtschreibkommissionen entsandte usw.

Mit der Räteherrschaft nach DDR-Muster (ZK der SED, KMK, Rechtschreibkommission, Beirat, Rat für deutsche Rechtschreibung) muß Schluß gemacht werden. Die Kultusministerkonferenz (KMK) war und ist nicht befugt, Rechtschreibkommissionen oder –räte (-sowjets) zu bilden und über deren Besetzung zu entscheiden. Dadurch entstehen ohne öffentliches Ausschreibungsverfahren infolge von Vetternwirtschaft und Ämterpatronage nur Flaschenzüge, bei denen eine Flasche die andere nach sich zieht, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für sonst arbeitslose nichtqualifizierte Personen mit dem richtigen Parteibuch.

Der Reformzug begann erst zu rollen, nachdem das reformbetreibende staatlich finanzierte Institut für deutsche Sprache (IDS), Mannheim, nach der Wiedervereinigung Anfang 1992 als Arbeitbeschaffungsmaßnahme 21 Mitarbeiter der Forschungsgruppe Orthographie der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin (Orthographie-Sowjet) einstellte. Leiter dieser Forschungsgruppe Orthographie war der Reformer Professor Dieter Nerius, Universität Rostock, der kürzlich in Bayern 2 seine Märchen verkünden durfte. Seinen Mitarbeiter aus der DDR-Forschungsgruppe Orthographie, Dr. Klaus Heller, machte man zum Geschäftsführer der „Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung“ (= Rechtschreib-Sowjet I) und damit den Bock zu Gärtner. Dennoch darf Heller auch im Bayerischen Fernsehen seine Märchen auf Steuerzahlerkosten verbreiten.

Am 26. März 1998 erging der Beschluß des Deutschen Bundestags: „Die Sprache gehört dem Volk!“ Darin wurde den Kultusministern nahegelegt, den genannten „Beirat mit Schriftstellern, Journalisten und anderen“ zu bilden.

Der „Beirat für deutsche Rechtschreibung“ (Rechtschreib-Sowjet II) wurde aber von den Kultusministern mit ihren Lobbyisten besetzt, - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=159 -, ein Rat von „Sesselfurzern“ und Abnickern, der nichts getan hat, wie das PEN-Zentrum feststellte - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=354 -.

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung und der VRS, die als einzige Reformgegner vom Bundesverfassungsgericht angehört wurden, wurden trotz Reklamation nicht beteiligt.

Nun will die KMK einen Rechtschreib-Sowjet III einrichten, den Rat für deutsche Rechtschreibung.

Nach Meinung herausragender Politiker, wie z.B. Bundeskanzler a.D. Helmut Schmidt, gehört die KMK aufgelöst. Wenn man schon von einer Verschlankung des Staates spricht, dann könnte man hier beginnen, Personalkosten einzusparen. Wozu haben wir eine Kulturhoheit der Länder?

„Es ist nie zu spät, Natur-, Kultur- und Sprachzerstörung, Entdemokratisierung, Korruption und Steuerverschwendung zu stoppen!“ (VRS)
_________________________________________________

Anmerkungen:

Siehe auch Dr. jur. Johannes Wasmuth zur Sozialistischen Räteherrschaft - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=3942#3942 -.
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Montag, 01. Aug. 2005 06:10, insgesamt 2mal bearbeitet
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Webseite dieses Benutzers besuchen
Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Freitag, 15. Okt. 2004 19:56    Titel: Real existierende Räteherrschaft Antworten mit Zitat

Die real existierende Räteherrschaft
______________________________________________

Hintergrundinformation zur Pressekonferenz der KMK vom 15. 10. 2004
Was ist vom Rat für deutsche Rechtschreibung zu erwarten?

Nach dem Internationalen Arbeitskreis, der Zwischenstaatlichen Kommission und dem Beirat für deutsche Rechtschreibung ist der „Rat“ nun das vierte Gremium, das sich mit demselben Gegenstand befaßt: der Durchsetzung einer Rechtschreibreform gegen den Willen der Bevölkerung und fast aller Schriftsteller und Intellektuellen. Die Ministerpräsidenten und Kultusminister versprechen dem widerspenstigen Volk, daß dieses Gremium die Steine des Anstoßes beseitigen und eine allseits akzeptierbare Lösung der von ihnen selbst verursachten Krise finden werde. Was berechtigt zu solcher Erwartung?

„Als Mitglieder von deutscher Seite schlägt das KMK-Präsidium vor:

Institut für deutsche Sprache (2 Sitze)
Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung (2 Sitze)
Duden-Verlag (1 Sitz)
Wissen Media Verlag/Bertelsmann-Wörterbuch (1 Sitz)
Gesellschaft für deutsche Sprache (1 Sitz)
Union der deutschen Akademien der Wissenschaften (1 Sitz)
Börsenverein des deutschen Buchhandels (1 Sitz)
VdS Bildungsmedien (1 Sitz)
Deutscher Journalistenverband/Deutsche Journalistenunion (1 Sitz)
Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen (1 Sitz)
Bundesverband deutscher Zeitungsverleger (BDZV) (1 Sitz)
Verband deutscher Zeitschriftenverleger e.V. (1 Sitz)
PEN-Zentrum Deutschland (1 Sitz)
Fachverband Deutsch im Deutschen Germanistenverband (1 Sitz)
Symposium Deutschdidaktik (1 Sitz)
Lehrerinnen- und Lehrerverbände in DGB und DBB (1 Sitz)“

(Quelle: http://www.kmk.org 27.9.2004)

Hier ist zum Vergleich die Besetzung des bisherigen „Beirats“:

P.E.N.-Zentrum Bundesrepublik Deutschland
Verband deutscher Schriftsteller in der IG Medien
Deutscher Journalistenverband
Bundesverband deutscher Zeitungsverleger e.V.
Verband deutscher Zeitschriftenverleger e.V.
Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen
Börsenverein des Deutschen Buchhandels
VdS Bildungsmedien e.V.
Bundeselternrat
Deutscher Gewerkschaftsbund - Lehrerorganisationen
Deutscher Beamtenbund - Lehrerorganisationen
Deutsches Institut für Normung
Dudenredaktion
Bertelsmann-Lexikonverlag
Wahrig-Wörterbuchredaktion
Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren e.V.

Der neue „Rat“ besteht, wie man sieht, im wesentlichen aus denselben Mitgliedern wie der bisherige „Beirat“ bzw. die Zwischenstaatliche Kommission. Ausgeschieden sind einige Vertreter, die auch bisher schon als mehr oder weniger stumme Gäste dabeisaßen wie das Deutsche Institut für Normung oder der Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren e.V. Den Bundeselternrat rechnet der VdS Bildungsmedien (d. h. der Verband der Schulbuchverleger) ohnehin zu seiner „Verbändeallianz“, vgl. meinen Beitrag „Die Schulbuchverleger und die Rechtschreibreform“. Wahrig ist inzwischen eine Bertelsmann-Marke, so daß auf Renate Wahrig-Burfeind verzichtet werden kann.

Der „Beirat“, der nach den Wünschen der Zwischenstaatlichen Kommission zusammengestellt war, ist im Laufe der Jahre nur zweimal zu Arbeitssitzungen zusammengetreten, um den dritten und vierten Bericht durchzuwinken; einige Mitglieder sind gar nicht erst erschienen oder haben nur schriftliche Stellungnahmen eingereicht, die aber von dem Gremium nicht berücksichtigt wurden. Es gab – nach persönlicher Auskunft mehrerer Mitglieder – auch durchaus Streit, aber in der abschließenden Stellungnahme zu den Berichten ist davon keine Spur mehr zu entdecken.

Seinen Sitz hat der Rat am Institut für deutsche Sprache in Mannheim, dem bisherigen Zentrum der Reformpropaganda. Er hat die Aufgabe, die Durchsetzung der Rechtschreibreform zu begleiten, und zwar so, wie sie von der Kultusministerkonferenz beschlossen ist. Dabei darf er auch kritische Bemerkungen äußern, die jedoch nichts am eigentlichen Auftrag ändern werden. Eine Rücknahme der Reform kommt ausdrücklich nicht in Betracht. Der Inhalt der im Fünf-Jahres-Rhythmus zu erstellenden Berichte ist also vollständig vorhersagbar.

Wer könnte bereit sein, in einem solchen Gremium mitzuwirken?

Den Kern bilden selbstverständlich die Schulbuch- und Wörterbuchverlage, also die wirtschaftlich an der weiteren Durchsetzung der Reform besonders Interessierten. Sie beherrschten schon den bisherigen „Beirat“, was andere Mitglieder in ängstlich-vertraulichen Mitteilungen beklagten.

Die Schulbuchverleger werden übrigens wiederum durch Michael Banse (Klett Leipzig) vertreten sein, der schon im bisherigen Beirat für deutsche Rechtschreibung saß, vgl. den Jahresbericht des VdS-Vorsitzenden von 2001: „Unser Verband wurde Ende 2000 in den Beirat zur Zwischenstaatlichen Kommission berufen, Herr Banse vertritt dort unsere Interessen und wacht darüber, dass uns allen nichts Unangenehmes passiert.“

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung wird mit zwei Sitzen geködert. Zwei Sitze bekommt aber auch das Institut für deutsche Sprache (IDS). Akademie und IDS vertreten offenbar die Sprachwissenschaft. Das IDS hat sich auf Betreiben seines damaligen Direktors Gerhard Stickel jahrelang als Speerspitze der Reform betätigt. Die Akademie kann sich ihrer Alibirolle schwer verweigern, weil sie ihr Pulver allzu früh verschossen hat; sie bot auf Betreiben ihres damals neuen Mitglieds Peter Eisenberg (Duden- und Schulbuchautor und zeitweise Mitglied der Zwischenstaatlichen Kommission) ungefragt einen Kompromiß an, als dies noch gar nicht nötig war. Während die großen Zeitungen des Springer-Verlags, die FAZ, die Schweizer Monatsblätter und andere Publikationen längst die beste Lösung, also die schlichte Rückkehr, vorführen, preist die Akademie immer noch ihre „zweitbeste“ an, einen derart faulen Kompromiß, daß die Zwischenstaatliche Kommission mit Recht jede Diskussion darüber ablehnte. Doch selbst wenn die Akademie ihre zaghafte Kritik vortragen sollte, wird sie durch das IDS sofort neutralisiert.

Die Gesellschaft für deutsche Sprache, von ihrem despotischen Vorstand auf Reformkurs getrimmt, könnte durch ihren Vorsitzenden Hoberg vertreten werden, der bereits in der Zwischenstaatlichen Kommission saß. Vielleicht wird aber gerade deshalb die Geschäftsführerin Eichhoff-Cyrus seine Stelle einnehmen.

Kritische Alibistimmen sind für die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften und für das PEN-Zentrum Deutschland vorgesehen. Die Akademien haben sich bereits geschlossen für eine Rücknahme der Reform eingesetzt, werden aber problemlos überstimmt werden und brauchen an den Scheinverhandlungen eigentlich gar nicht erst teilzunehmen. Für das PEN-Zentrum gilt dasselbe; es hat sich in einer Resolution gegen die Rechtschreibreform ausgesprochen, zuvor im „Beirat“ allerdings die Entscheidungen der schlagkräftigen Mehrheit mitgetragen.

Die Lehrerverbände im DGB könnten weiterhin durch Reinhard Mayer vertreten werden, über dessen private Geschäfte mit der Rechtschreibreform ich in meinem Buch „Rechtschreibreform in der Sackgasse“ berichtet habe. Den Beamtenbund vertritt weiterhin Ludwig Eckinger, der im Beirat saß und seine Übereinstimmung mit den Kultusministern oft genug zu Protokoll gegeben hat. Vom harmlosen, weitgehend unbekannten „Symposium Deutschdidaktik“, das seine gleichmütige Hinnahme der Rechtschreibreform erst kürzlich bestätigte (vgl. FAZ vom 12.10.2004), sind Einwände so wenig zu erwarten wie von den Lehrern im Germanistenverband (nur diese sind eingeladen, nicht die Hochschulgermanisten).

Die Regierungen der Schweiz und Österreichs werden dafür sorgen, daß ihre Vertreter, wie schon bisher, keine Schwierigkeiten machen. Wahrscheinlich sind ihre bisherigen Mitglieder aus der Zwischenstaatlichen Kommission wieder dabei – fast alle waren als Dudenautoren bzw. im Rahmen des Österreichischen Wörterbuchs auch im Wörterbuchgeschäft tätig.

Wirkliche Reformgegner sind im „Rat“ nicht vertreten, und dessen Auftrag, wie von KMK-Präsidentin Ahnen formuliert („auf der Grundlage des orthografischen Regelwerks“), läßt den simplen Rückkehrgedanken auch gar nicht zu.

Der Zwischenstaatlichen Kommission war von den Politikern eine unerfüllbare Aufgabe zugewiesen worden: „Die Zwischenstaatliche Kommission, die im Zuge der Neuregelung eingerichtet wurde, sollte im Grunde die Funktion übernehmen, die zuvor von der Dudenredaktion wahrgenommen wurde.“ (Beschlußvorlage der KMK für die Amtschefskommission vom 14.1.2004). Die Aufgabe der Dudenredaktion besteht bekanntlich in erster Linie darin, Wörterbücher zu machen. Der „Rat“ soll nun die Zwischenstaatliche Kommission ablösen und ersetzen, also wohl ebenfalls die Rolle der Dudenredaktion ausfüllen. Daß ein 36köpfiges ehrenamtlich tätiges Gremium, das ganz überwiegend aus lexikographischen Laien besteht, die deutschsprachige Welt mit einem brauchbaren Wörterbuch versehen könnte, ist eine abenteuerliche Vorstellung.

Der „Rat“ wird also genau das tun, was die KMK anstrebt: alle fünf Jahre über die „problemlose“ Durchsetzung und phänomenale Akzeptanz der Reformschreibung berichten.

15.10.2004 Theodor Ickler

www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?FriOct1513:30:14CEST2004
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Webseite dieses Benutzers besuchen
Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Samstag, 16. Okt. 2004 11:45    Titel: Das Propaganda-Sprachrohr „Mannheimer Morgen“ Antworten mit Zitat

Das Propaganda-Sprachrohr „Mannheimer Morgen“
_____________________________________________

Kein teurer Rat


Von Thomas Groß

Guter Rat ist teuer, heißt es. Dass indessen die Kultusministerkonferenz (KMK) einen hohen Preis für den von ihr beschlossenen „Rat für deutsche Rechtschreibung“ wird bezahlen müssen, steht nicht zu erwarten. Denn größeren Änderungsbedarf am Reformwerk wird dieser kaum finden. Das ist schon deshalb ausgeschlossen, weil die KMK vorgibt, in welchen Bereichen der Rat „gegebenenfalls“ Änderungen vorschlagen kann: Neben der Zeichensetzung wird vor allem die Getrennt- und Zusammenschreibung genannt, die tatsächlich in der Schreibpraxis die größten Probleme bereitet. Hier hat zuletzt auch schon die bei Reformkritikern so unbeliebte Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung angesetzt. Was sollte der Rat anderes tun, als allenfalls weiteren Feinschliff vorzuschlagen?

Wenn das Gremium wenig Bedarf für weitere Überarbeitungen ermittelt, dann belegt dies aber nicht nur, dass seine Einrichtung ein Zugeständnis an die Reformkritiker ist, das wenig kostet. Es zeigt auch, dass das Thema Rechtschreibreform von manchen viel zu hoch gehängt wurde. Ziemlich abwegig erscheint es, jetzt noch die Zusammensetzung des Rates zu kritisieren, in dem angeblich die Befürworter der Reform die eindeutige Mehrheit stellen. Die neue Rechtschreibung wird seit sechs Jahren unterrichtet; ihre verbindliche Einführung im kommenden Sommer ist auch deshalb kürzlich noch einmal bestätigt worden. Für eine Reform der Reform oder gar ein Zurück ist es schon lange zu spät.

Mannheimer Morgen vom 16. Oktober 2004
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Webseite dieses Benutzers besuchen
Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Samstag, 16. Okt. 2004 14:30    Titel: Politische Alibiveranstaltung Antworten mit Zitat

Politische Alibiveranstaltung
_______________________

Ohne die Minister
Kommentar

Heike Schmoll

Die Kultusminister halten an der Rechtschreibreform fest. Eine Rücknahme wird es nicht mehr geben. Die ist erwartet, aber auch befürchtet worden. Es hängt nun alles davon ab, wie der künftige „Rat für deutsche Rechtschreibung“ besetzt wird. Die Zwischenstaatliche Kommission jedenfalls wird kein weiteres Unheil anrichten, aber kann der „Rat“ ein verkorkstes Regelwerk so bearbeiten, daß auch die Schreiber, deren Beruf daran hängt, es mehrheitlich akzeptieren? Es gibt jedenfalls allen Anlaß zu der Vermutung, daß die Kultusminister den Rat „so“ konzipieren werden, daß sie ein für allemal die Verantwortung für die weitere Entwicklung der Reform los sind. So werden möglicherweise nur Institutionen für den „Rat“ nominiert, die ihre Kandidaten selbst auswählen müssen. Darüber hinaus müßte er mit einer Entscheidungsbefugnis möglichst nach dem Einstimmigkeitsprinzip ausgestattet sein. Vor allem aber darf es keine festgelegte Arbeitsgrundlage geben. Sollte der Rat nicht befugt sein, einzelne Regeln zu ändern, zu streichen oder gar die ganze Reform für mißlungen zu erklären, bleibt er eine politische Alibiveranstaltung.

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 5. Juni 2004
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Webseite dieses Benutzers besuchen
Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Montag, 18. Okt. 2004 15:50    Titel: Erlaubt ist, was verordnet ist Antworten mit Zitat

Rechtschreibreform
Erlaubt ist, was verordnet ist
Die KMK beharrt auf der Rechtschreibreform: mehr oder weniger. Man wird weiter über die Reform verhandeln müssen, das Wort sollten aber jetzt die Praktiker haben.

Von Jeanne Rubner

Das Spiel ist aus. Dass die erklärten Gegner der Rechtschreibreform es verloren haben, ist seit spätestens einer Woche klar. In Berlin verweigerten die Ministerpräsidenten dem Niedersachsen Christian Wulff die Gefolgschaft. Der hatte im Sommer versucht, die Reform zu kippen, und blieb als einsamer Kämpfer zurück. Gestern haben die Kultusminister den „Rat für Rechtschreibung“ beschlossen, der endlich Frieden im erbitterten Streit stiften soll.

Befürworter und Kritiker sollen sich zusammensetzen und bis August 2005 – dann soll die neue Schreibweise verbindlich sein – die als besonders ärgerlich empfundenen neuen Regeln entschärfen. Im wesentlichen sind das, so weit ist man sich einig, die Getrennt- und Großschreibung sowie die Schreibweise von Fremdwörtern; die Doppel-s-Regel sowie die Trennung von s und t sind weniger umstritten.

Keine paritätische Besetzung

Wer aber auf einen paritätisch besetzten Rat gehofft hatte, wird enttäuscht sein. Zumindest unter den 18 avisierten Ratsmitgliedern aus Deutschland (von den jeweils neun aus Österreich und der Schweiz kann man erwarten, dass sie der Reform prinzipiell zugeneigt sind) werden die Kritiker in der absoluten Minderheit sein.

Da ist zum einen die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung als Gegenspielerin des reformfreudigen Mannheimer Instituts für Deutsche Sprache. Sie soll zwei Sitze erhalten, moniert aber Größe und Zusammensetzung des Gremiums und hat noch nicht entschieden, ob sie mitmachen will. Eher reformkritisch dürfte auch der Schriftstellerverband PEN sein.

Ihnen gegenüber sitzen Schul- und Wörterbuchverleger, die die neuen Regeln weitgehend akzeptiert haben, ebenso Lehrergewerkschaften, die auf Schüler verweisen, denen man eine weitere Umstellung nicht zumuten will. Fast alle Institutionen waren bereits in der „Zwischenstaatlichen Kommission“ vertreten, welche die Reform vorangetrieben hat, oder aber in deren Beirat.

Das muss nicht zwangsläufig heißen, dass der neue Rat für Rechtschreibung nur das Marionettengremium einer Kultusministerkonferenz sein wird, die nichts anderes im Sinn hat, als ihr Gesicht zu wahren. Dem früheren Beirat hatten die Kultusminister keine starke Rolle zugedacht, er kam nur dreimal zusammen. Gegenüber der Kommission, die rein sprachwissenschaftlich argumentierte und an die Absolutheit von Regeln glaubte, konnten sich die Sprachpraktiker – Zeitungsverleger, Journalisten oder Lehrer etwa – nicht behaupten.

Jetzt aber sitzen Menschen im Rat, die täglich mit geschriebener Sprache umgehen, und man wird auf sie hören müssen. Es war ja weniger die Reform als die Absurdität mancher starrer Regeln (verspricht der „viel versprechende Politiker“ viel oder kann man viel von ihm erwarten?), die die schreibende Bevölkerung nicht einsehen wollte.

Fronten im Rechtschreibkrieg

Die Fronten des Rechtschreibkriegs können nicht mehr zwischen Befürworter und Gegnern einer längst beschlossenen und sicher teilweise auch politisch entschiedenen Reform verlaufen, sondern allenfalls zwischen Theoretikern und Praktikern.

Aus ist also nur das alte Spiel. Man wird weiter über die Reform verhandeln müssen, das Wort sollten aber jetzt die Praktiker haben. Die neuen Regeln wird man in mühseliger Detailarbeit zu durchforsten und Ungereimtheiten auszumerzen haben. Regeln dürfen nicht so kompliziert sein, dass selbst ein Deutschlehrer sie nicht mehr durchschaut.

Mit Sicherheit kann am Ende der reformierten Reform nicht wieder ein vermeintlich logisches Regelwerk stehen, es werden vielmehr auch Varianten zugelassen sein müssen – übrigens ganz im Sinne des Dudens, der bisher die deutsche Sprache gleichsam verwaltete und neue Schreibweisen gewissermaßen evolutionär aufnahm.

Ob es sich letztlich gelohnt hat, Jahre lang verbittert darüber zu streiten, ob man „dass“ oder „daß“ schreibt oder „st“ trennen darf, ist allerdings eine ganz andere Frage.

Jeanne.Rubner@sueddeutsche.de
kultur-online@sueddeutsche.de
Süddeutsche Zeitung vom 15.10.2004 - Kultur
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Webseite dieses Benutzers besuchen
Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Montag, 18. Okt. 2004 21:49    Titel: Alibigremium Antworten mit Zitat

Alibigremium
____________

Ohne Gegner


Heike Schmoll

Die Einheitlichkeit der deutschen Sprache wird auch der neue Rat für deutsche Rechtschreibung nicht mehr herstellen. Es wird bei zwei Schreibweisen bleiben, allen Beteuerungen der Kultusminister zum Trotz. Denn die Arbeitsgrundlage des Rates ist die Reform, eine Rücknahme kommt für ihn nicht in Betracht. Wieso unter dieser Bedingung die deutschen Akademien der Wissenschaften und das PEN-Zentrum Deutschland, die sich beide für eine Rücknahme der Reform eingesetzt haben, überhaupt im Rat mitarbeiten, bleibt ihr Geheimnis. Sie werden jedenfalls leicht von einer Mehrheit unter Wortführung der Schulbuchverlage überstimmt werden, die ein handfestes Interesse an der Beibehaltung der Reform haben. Wirkliche Reformgegner sind im Rat nicht vertreten, vielmehr handelt es sich um dieselben Akteure, die bisher schon im Beirat die Vorschläge der Zwischenstaatlichen Kommission abgenickt haben. Daß der Rat im Unterschied zum Beirat selbständig entscheiden darf und es den Kultusministern nicht mehr möglich ist, sich über seine Vorschläge hinwegzusetzen, ändert nichts daran, daß es sich um ein Alibigremium handelt.

Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 242 vom 16. Oktober 2004, S. 10
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Webseite dieses Benutzers besuchen
Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Dienstag, 19. Okt. 2004 08:31    Titel: Die Kritiker sind in der Minderheit. Antworten mit Zitat

Zunehmende Verwirrung
Die Kultusfunktionäre schlagen zurück: Vergangene Woche wurde die Gründung des Rats für Rechtschreibung beschlossen. Die Kritiker sind in der Minderheit.

CHRISTOPH SCHMITZ

Es war kein schöner Tag für den Christdemokraten Bernd Busemann, 52, Kultusminister von Niedersachsen. Im saarländischen Mettlach hagelte es am Freitag vergangener Woche Kritik und Vorwürfe von allen Seiten, selbst von den eigenen Parteifreunden. Zwei Stunden lang knöpften sich die Kultusminister der Republik den Kollegen vor.

„Eine ruppige Aussprache“ sei das gewesen, räumte der Gescholtene später selbst ein -- alle gegen einen. „Der war im Plenum total isoliert“, bilanzierte die NRW-Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft (SPD). Der Grund für die Klassenkeile: Niedersachsen hatte vor zwei Wochen mit Fanfarenstößen des Ministerpräsidenten Christian Wulff den Austritt aus der Kultusministerkonferenz (KMK) beschlossen.

So sehr verbissen sich die Kollegen in den unglücklichen Busemann, dass für ein weiteres zentrales Thema des Treffens, den neu zu gründenden „Rat für deutsche Rechtschreibung“, am Ende gerade mal 20 Minuten Zeit blieben.

Die Gründung des Rats hatte die KMK in der vorigen Woche beschlossen. Er soll die umstrittene Rechtschreibreform, die vom 1. August 2005 an in Kraft tritt, von den schlimmsten Auswüchsen bei Getrennt- und Zusammenschreibung, Trennung, Zeichensetzung und Fremdwörtern befreien.

Dabei hätte eine intensivere Befassung mit dem Thema dringend Not getan. Denn nach einer Allensbach-Umfrage befürworten nur noch 11 Prozent der Bevölkerung die Rechtschreibreform, 60 Prozent sind dagegen, 29 Prozent unentschieden.

Seit wichtige Verlage sich entschlossen hätten, zur alten Lehre zurückzukehren, so ermittelten die Demoskopen, sei die Stimmung gekippt: „Viele Menschen haben für sich einen ähnlichen Beschluss gefasst.“ Im April hatten noch 30 Prozent der Bevölkerung angegeben, dass sie die reformierte Schreibweise benutzen. Inzwischen sank deren Zahl auf 19 Prozent.

Auch eine zweite Hiobsbotschaft ließen die Kultusfunktionäre an sich abperlen: Eine Vergleichsstudie des Pädagogikprofessors Harald Marx von der Universität Leipzig ergab, dass die Rechtschreibreform das Erlernen der Orthografie nicht einfacher macht, sondern erschwert.

Unbeeindruckt zeigten sich die KMK-Mitglieder auch von den im „Frankfurter Appell“ zusammengeschlossenen Autoren wie Günter Grass, Elfriede Jelinek, Martin Walser, Ulla Hahn oder Hans Magnus Enzensberger. Die plädieren dafür, „nach acht Jahren zunehmender Verirrung das Experiment Rechtschreibung“ zu beenden.

Insbesondere Busemann und der saarländische Wissenschaftsminister Jürgen Schreier (CDU) waren mit großen Absichten in Mettlach angereist. „Wir werden mit dem neuen Rat eine Art Académie française haben“, frohlockte Schreier vor Tagungsbeginn -- und auch Busemann machte sich Mut: „Der Rat ist die letzte Chance, um substanziell etwas zu verändern.“

Doch nach der Schelte, die ihm seine Kollegen verpasst hatten, war der Mumm dahin. Der Rechtschreibrat bleibt wohl eher eine Alibiveranstaltung, die Kultusminister scheinen sich nicht mehr bewegen zu wollen, und die Zeit drängt. Völlig unklar ist vor allem, wie das Gremium innerhalb von nur neun Monaten umfassende Änderungen in das Reformwerk einarbeiten will. „Das muss er halt in einem Parforceritt leisten“, riet KMK-Präsidentin Doris Ahnen lakonisch.

Zwar ist von der „Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung“ über Lehrer-, Schriftsteller- und Zeitungsverlegerverbände bis hin zu Buchverlagen beträchtlicher Sachverstand in dem Rat vertreten - von der breit angekündigten Pluralität aber keine Spur. Nur wenige der 16 Verbände und Akademien lehnen die Reform ab, mindestens 5 stimmen ihr zu. Die restlichen sind wegen ihrer internen Zerstrittenheit weitgehend paralysiert.

„Aus den besten Absichten ist ein mieses Ergebnis geworden“, kritisiert etwa der Linguist Konrad Ehlich von der Universität München den gesamten Reformprozess. Nun müsse der Rat „an einem sinnvollen Rückbau“ arbeiten.

Nur steht die Hochschulabteilung des Germanistenverbandes, die für die klassische Schreibweise plädiert, gar nicht auf der Liste für den Rat, sondern lediglich der gegnerische Deutschlehrerzweig. Immerhin hat der Verbandschef der Hochschulgermanisten, Thomas Anz, den Deutschpädagogen Fritz Tangermann für den Rat nominiert, der „für fundamentale Einschränkungen“ zumindest in Teilen des Reformwerks kämpfen will.

„Vollständig vorhersehbar“ sei der Inhalt der Berichte, die der Rat erstellen werde, urteilt auch der Erlanger Sprachwissenschaftler und leidenschaftliche Gegner der Reform, Theodor Ickler. Auch jetzt sei dem Rat offenbar vor allem daran gelegen, „die wirtschaftlichen Interessen der Schul- und Wörterbuchverlage zu wahren“.

Kritiker der Reform wollen sich dennoch wappnen. So erwägt der Verband deutscher Zeitungsverleger, den Springer-Vorstand Mathias Döpfner, einen engagierten Verfechter der alten Rechtschreibung, für den Rat zu nominieren. Und als Vorsitzender der Runde ist immerhin Hans Zehetmair (CSU) im Gespräch.

Auf ihm ruhen nun die Hoffnungen der Gegner. Der frühere bayerische Kultusminister, der die Neuerungen einst befürwortete, hat inzwischen das Lager gewechselt und kürzlich seinem einstigen Chef Edmund Stoiber geballte Klagen vorgetragen: Die fachlichen Instanzen führten „manches sehr eigendynamisch - um nicht zu sagen selbstherrlich - aus“. Sein Fazit: „Wir hätten die Reform nicht machen sollen.“

DER SPIEGEL Nr. 43 vom 18. Oktober 2004, S. 50
_________________________________________
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Webseite dieses Benutzers besuchen
Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Dienstag, 19. Okt. 2004 22:15    Titel: FAZ und Springer-Verlag wieder mit ins Boot? Antworten mit Zitat

FAZ und Springer-Verlag wieder mit ins Boot?
_____________________________________________

Stoiber wirbt für Zusammenarbeit bei Rechtschreibreform


München (ddp). Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) fordert die Befürworter und Gegner der umstrittenen Rechtschreibreform zur Zusammenarbeit im künftigen Rat für Deutsche Rechtschreibung auf. Stoiber betonte am Dienstag in München, in dem Rat sollten vor allem auch bedeutende Schriftsteller und große Verlage vertreten sein. Er fügte hinzu: «Auch die Verlage, die zu der alten Rechtschreibung zurückgekehrt sind, sollten wieder mit ins Boot. Wir wollen, dass die Kinder in den Zeitungen dieselbe Rechtschreibung lesen, die sie in der Schule lernen.»

Kultusministerin Monika Hohlmeier (CSU) verwies darauf, dass viele Fachleute «Korrekturbedarf» etwa bei sinnentstellenden Neuregelungen der Getrennt- und Zusammenschreibung sehen. Dagegen gebe es «viele Teile der neuen Rechtschreibung wie die Schreibweise von dass und dass, die allgemein akzeptiert werden und deshalb auch beibehalten werden sollen». Hohlmeier fügte hinzu: «Und der Eindeutschung international akzeptierter Fremdworte haftet in Zeiten der Globalisierung doch eine gewisse Provinzialität an.»

Yahoo! Nachrichten - Dienstag 19. Oktober 2004, 14:53 Uhr
http://de.news.yahoo.com/041019/336/4987j.html
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Webseite dieses Benutzers besuchen
Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Dienstag, 19. Okt. 2004 22:21    Titel: „Selbstgleichschaltung im Sinne der KMK“ Antworten mit Zitat

„Selbstgleichschaltung im Sinne der KMK“
______________________________________

Das hatten wir schon.


Das hatten wir schon.
Bei Schreier war es der „Strang“, bei Stoiber ist es das „Boot“. Gemeint ist jedesmal die reuige Rückkehr der abweichlerischen Zeitungen und Verlage zur reformierten Schreibung, die Selbstgleichschaltung im Sinne der KMK. Dabei wäre es so einfach: Bringt den Kindern in der Schule die normale Rechtschreibung bei!
_____________
Col des Pauvres

margel

19.10.2004 22:34 Rechtschreibforum > Nachrichtenbrett
www.rechtschreibreform.de/php/einzelner_Datensatz.php?BeitragNr=26993
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Webseite dieses Benutzers besuchen
Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Freitag, 22. Okt. 2004 15:17    Titel: Elfriede Jelinek ruft zum Boykott auf Antworten mit Zitat

Elfriede Jelinek ruft zum Boykott auf
________________________________

Wir sind keine Mitmacher

Literaturnobelpreisträgerin Elfried Jelinek: Boykottiert den Rat für Rechtschreibung

FRANKFURT, 21. Oktober 2004. In einem Brief an ihre Kollegen von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ruft die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek zum Boykott des geplanten Rates für deutsche Rechtschreibung auf. Das Gremium soll im Auftrag der Kultusministerkonferenz die gröbsten Unstimmigkeiten der Reform beseitigen. Zwei der 36 Ratsmitglieder kommen aus der Akademie, die einen eigenen Entwurf zur Rechtschreibreform vorgelegt hat und derzeit ihre Herbsttagung abhält. Wir dokumentieren den Brief. (igl.)

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

wie zu hören und zu lesen ist, wollen die deutschen Unterrichtsminister uns einbinden. Sie wollen die Kritiker der Rechtschreibreform, also uns, oder doch jedenfalls die allermeisten von uns, einwickeln, indem sie uns Sitz und Stimme geben. Gleich zwei sogar der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, weil die so freundlich gewesen ist, einen Kompromißvorschlag auszuarbeiten. Wobei der Vorschlag selbst die Minister überhaupt nicht interessiert hat, bloß das Zuvorkommen, das darin lag, ihn zu unterbreiten.

Der Herr Blüml soll also abtreten, unser Wiener Stadtschulhofrat, der seine Reform, die ihren Namen nicht verdient, mit der These verteidigte, daß Rechtschreibung nichts mit Sprache zu tun habe. Abtreten soll die im zwischen den Staaten liegenden Niemandsland dieser orthographielosen Sprache wirkende Kommission, der er vorstand. Und an die Stelle der Zwischenstaatlichen Kommission soll ein neues Gremium treten, ein Rat für deutsche Rechtschreibung.

Das ist alles so sinnlos wie der Vorgang, um den es geht. Die deutsche Sprache hatte keine Rechtschreibreform nötig, schon gar nicht diese vollständig mißratene, und sie braucht auch keine Schriftsprachkammer, die den Kultuswarten der Länderregierungen unverbindliche Vorschläge zur behutsamen Anpassung des von seinen Autoren (hier tatsächlich getrennt zu schreiben:) so genannten amtlichen Regelwerks an die grammatische Realität macht. Und wir können, wir dürfen uns an dieser bürokratischen Anmaßung nicht beteiligen, weil die Einladung an uns nur dazu dient, uns und unsere Vereinigungen zu kompromittieren. Wir, jedenfalls die allermeisten von uns, sind keine Mitmacher dieser Reform. Wir sind nicht irgendwelchen Autoritäten, die uns etwas „vorschreiben” wollen, hörig, und wir sind auch nicht auf Kompromißsuche. Zweitbeste Lösungen sind nicht unsere Sache, weil wir Perfektionisten der Sprache sind.

Deshalb möchte ich Sie bitten, das Angebot der Minister auszuschlagen.

Mit freundlichen Grüßen
Elfriede Jelinek

[igl. = Hubert Spiegel]

Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 247 vom 22. Oktober 2004, S. 1


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Samstag, 23. Okt. 2004 07:45, insgesamt 1mal bearbeitet
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Webseite dieses Benutzers besuchen
Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Samstag, 23. Okt. 2004 07:35    Titel: Die Deutsche Akademie boykottiert den Sprachrat Antworten mit Zitat

Die Deutsche Akademie boykottiert den Sprachrat
„Ungeeignet und unzulänglich“ / Bedingungen / Nach dem Aufruf der Literaturnobelpreisträgerin

igl. FRANKFURT, 22. Oktober. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung will die ihr angebotenen Sitze im geplanten Rat für deutsche Rechtschreibung nicht annehmen. Damit folgt die Akademie, die zur Zeit ihre Herbsttagung in Darmstadt abhält, dem Aufruf der Schriftstellerin Elfriede Jelinek, der in dieser Zeitung am Donnerstag dokumentiert wurde. Die Literaturnobelpreisträgerin dieses Jahres und Büchnerpreisträgerin des Jahres 1998 lehnt die Reform als überflüssig und mißlungen ab und forderte ihre Kollegen auf, die Mitarbeit am verunglückten Reformwerk prinzipiell zu verweigern: Schriftsteller und Publizisten seien „keine Mitmacher dieser Reform“. Obwohl die Akademie, die selbst einen Reformentwurf vorgelegt hat, eher zu einer Kompromißlösung neigt, waren die Befürchtungen, als Feigenblatt der Reformer mißbraucht zu werden, offenbar so groß, daß man die Einladung jetzt ausschlug. Allerdings will die Akademie ihre Absage nicht als Abkehr von ihrer bisherigen konstruktiven Haltung verstanden wissen. Grundsätzlich, sagte Akademiepräsident Klaus Reichert, sei man weiterhin bereit, Vertreter in ein Gremium zu entsenden, das für die künftige Einheitlichkeit und Stimmigkeit der deutschen Rechtschreibung zu sorgen hätte. Allerdings hält die Akademie den Rat in seiner geplanten Form für ungeeignet und die Arbeitsbedingungen für „unzulänglich“. Deshalb wird die Kultusministerkonferenz aufgefordert, grundlegende Änderungen an der Ratskonzeption vorzunehmen. Reichert nannte verschiedene Bedingungen, die erfüllt sein müßten, bevor die Akademie ihre Weigerung zurücknimmt.

Zunächst einmal verlangt die Akademie die Verkleinerung des Rates von bisher 36 auf nicht mehr als sechs Sitze. Der Länderproporz sah bislang vor, daß Deutschland achtzehn Vertreter, Österreich und die Schweiz je zwei Vertreter entsenden sollten. Außerdem bezweifelt die Akademie, daß der Rat mit ausreichender Entscheidungsbefugnis ausgestattet werden soll. Es wird befürchtet, daß sich die Möglichkeiten des Rates im Vorschlagsrecht erschöpfen könnten. Die Auswahl der Ratsmitglieder dürfe nicht von vornherein die Mehrheit der Reformbefürworter garantieren.

Die Regeln der Rechtschreibung sollen künftig wieder wie vor der Reform dem Sprachgebrauch folgen und nicht der staatlichen Kultusbürokratie gehorchen. Auch geht der Akademie der Auftrag des Rates nicht weit genug. Während der Rat nach dem Willen der Kultusminister „die Rechtschreibung auf der Grundlage des orthographischen Regelwerks (Regeln und Wörterverzeichnis von 1996) im unerläßlichen Umfang“ weiterentwickeln soll, besteht die Akademie darauf, daß die Unstimmigkeiten und Mängel der Reform zurückgenommen werden müssen. Nach Ansicht Reicherts sei dies nur durch eine „neuzuschaffende nichtstaatliche Instanz möglich. Die Akademie sei bereit, an der Bildung einer solchen Institution mitzuarbeiten.

[igl. = Hubert Spiegel]

Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 248 vom 23. Oktober 2004, S. 1
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Webseite dieses Benutzers besuchen
Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Samstag, 23. Okt. 2004 07:44    Titel: Der Rat ist eine Alibiveranstaltung Antworten mit Zitat

Der Rat ist eine Alibiveranstaltung
______________________________

Begründete Ablehnung


oll. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung - in der bisherigen Rechtschreibdiskussion nicht immer durch enorme Geradlinigkeit aufgefallen, weil sie selbst einen wenig überzeugenden Kompromißvorschlag vorlegte - hat recht: Echte Reformkritiker haben in diesem Rat für deutsche Rechtschreibung, den die Kultusministerkonferenz als angeblich faires Forum zur Auseinandersetzung mit den Kritikern ersonnen hat, keine Chance. Sie können nur überstimmt werden. Der Rat ist und bleibt eine Alibiveranstaltung, mit oder ohne Kritiker. Denn um Sachfragen geht es ohnehin nicht, allenfalls um politische Gesichtswahrung. Berechtigt ist auch der Einwand, daß der Rat Entscheidungsbefugnis besitzen muß. Das gilt auch dann, wenn die Kultusminister seine Vorschläge nur nach Rücksprache ändern können. Wer sich lange mit der Rechtschreibreform befaßt hat, muß zu dem Schluß kommen, daß ein vernünftiger Kompromiß auf der Grundlage dieser verunglückten Ansammlung nicht geregelter Schreibweisen ausgeschlossen ist. Nach der Absage der Akademie wird die Kultusministerkonferenz nicht mehr behaupten können, im Einverständnis mit den Kritikern zu einem Ergebnis gekommen zu sein.

[oll. = Heike Schmoll]

Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 248 vom 23. Oktober 2004
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Webseite dieses Benutzers besuchen
Beiträge vom vorherigen Thema anzeigen:   
Neuen Beitrag schreiben   Auf Beitrag antworten    VRS Foren-Übersicht -> Staat und Sprache Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Gehe zu Seite 1, 2, 3, 4, 5, 6  Weiter
Seite 1 von 6

 
Gehe zu:  







Powered by phpBB © 2001, 2002 phpBB Group