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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Freitag, 27. Aug. 2004 17:17 Titel: Die hessische Kultusministerin Karin Wolff |
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Desinformation der hessischen Kultusministerin
durch Ministerialrat Christoph Stillemunkes
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Herzlich Willkommen auf www.hessen.de
Ja zur Rechtschreibreform
Gute Gründe für die Reform,
gute Gründe gegen ein Zurück
www.hessen.de/stk/
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Hessische Landesregierung
Ein Ja zur Rechtschreibreform
. Vorwort von Kultusministerin Karin Wolff
. 10 gute Gründe für die Rechtschreibreform
. 10 gute Beispiele, die zeigen, dass die Reform logisch ist
. 10 gute Gründe, warum es kein Zurück geben kann
Vorwort
Wir haben ein Herz für die deutsche Sprache. Und weil wir dieses haben, muss Deutsch auch richtig geschrieben werden. Wer Fehler in der Rechtschreibung begeht, fällt unangenehm auf. Wenn Bildungsdefizite karikiert werden, werden diese häufig an Rechtschreibfehlern festgemacht. Mangelnde Kenntnisse der deutschen Rechtschreibung, besonders bei Auszubildenden, sorgen immer wieder für Diskussionen.
Diese Diskussionen erreichten aber bisher nie das Ausmaß, mit dem in diesem Sommer die Debatte um die Rechtschreibreform neuerlich vom Zaune gebrochen wurde. Klar ist: Man muss die Rechtschreibreform nicht lieben! Sie ist zweifellos eine Reform, mit der sich die Rechtschreibregeln einfacher und besser erlernen lassen als bisher. Und daher bietet sie die Chance, die Aufregung um die Rechtschreibdefizite der Schülerinnen und Schüler verstummen zu lassen.
Die Debatte um die neue Rechtschreibung, die von einigen Chefredakteuren angezettelt wurde, schürt Verunsicherung und Unklarheit, die auf dem Rücken und auf Kosten junger Leute ausgetragen wird. Hier geht es nicht darum, dass etwas Bewährtes noch besser wird. Um Inhalte geht es nicht. Es geht vielmehr um die Machtfrage, wer in diesem Land Politik gestaltet. Hessen setzt diesem Chaos politische Verlässlichkeit und inhaltliche Information entgegen. Politik heute so und morgen anders ist mit uns nicht zu machen. Nicht Zeitungsüberschriften bestimmen die Inhalte einer guten Politik, sondern die Richtigkeit des Inhalts muss die Orientierungsgröße für die Politik sein.
Die neue Rechtschreibung ist weder ein Buch mit sieben Siegeln, noch bedeutet sie den Untergang unserer Sprache. Polemik ist daher überflüssig. Vielmehr sind wir unseren Schülerinnen und Schülern eine sachliche Argumentation schuldig.
Wir informieren Sie über die Inhalte der Rechtschreibreform!
Karin Wolff
Hessische Kultusministerin
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Auf den folgenden Seiten:
10 gute Gründe für die Rechtschreibreform
10 gute Gründe für die Rechtschreibreform
1. Einfachheit der Rechtschreibung
2. Alte Rechtschreibung – viele Ausnahmen untergraben die Regeln
3. Neue Rechtschreibung – bessere Erlernbarkeit und Handhabbarkeit
4. Das Stammprinzip wird gefestigt
5. Neue s-Schreibung
6. Keine Streichung beim Zusammentreffen von drei Konsonanten
7. Getrenntschreibung wird geregelt
8. Großschreibung von Substantiven wird gestärkt
9. Kleinschreibung bei festen Verbindungen von Adjektiv und Substantiv wird festgelegt
10. Trennung nach Sprechsilben
1. Einfachheit der Rechtschreibung
Konrad Duden, der Vater des Duden, forderte schon 1902, auf die Einheit der deutschen Rechtschreibung in allen deutschsprachigen Ländern müsse nun auch die Einfachheit folgen. Diese blieb allerdings für die folgenden Jahrzehnte eine Utopie. Im Gegenteil: Das Regelwerk der deutschen Rechtschreibung wurde zusehends undurchdringlicher.
2. Alte Rechtschreibung – viele Ausnahmen untergraben die Regeln
Das bekannte Sprichwort „Ausnahmen bestätigen die Regel“ gilt vielleicht im Leben, nicht aber bei der Rechtschreibung. Zahlreiche Ausnahmen, Einzelfallregelungen und sich widersprechende Festlegungen machten die Rechtschreibung unübersichtlich und kompliziert. Resultat waren Probleme im Rechtschreibunterricht und schlechte Kenntnisse der Regeln nicht nur bei Schülerinnen und Schülern, sondern auch bei versierten Schreiberinnen und Schreibern.
3. Neue Rechtschreibung – bessere Erlernbarkeit und Handhabbarkeit
Die neue Rechtschreibung stärkt Prinzipien und Grundregeln, vermeidet Ausnahmen und baut Überregulierungen ab. Die richtige Schreibweise kann von einer Regel abgeleitet werden. Die neuen Regeln sind daher einfacher zu vermitteln und leichter zu lernen. Dies zeigt die Broschüre Rechtschreibung gut erklärt des Hessischen Kultusministeriums. www.kultusministerium.hessen.de (Presse/Publikationen – Broschüren).
4. Das Stammprinzip wird gefestigt
In der deutschen Rechtschreibung gilt grundsätzlich das Stammprinzip. Das bedeutet, dass sich die Schreibung eines Wortes nach seinem Stamm richtet, also dem Wort, von dem es sich ableitet. Der Stamm des Wortes länglich ist lang. Verstöße gegen dieses Prinzip sind in der neuen Rechtschreibung beseitigt. Das Wort Stengel (alte Rechtschreibung) hat seinen Wortstamm in Stange und wird daher jetzt Stängel geschrieben. Ebenso verhält es sich bei überschwänglich (früher: überschwenglich) und Überschwang.
5. Neue s-Schreibung
Für das stimmlose s steht nach kurzem betontem Vokal ss, also Amboss (statt früher Amboß; nass statt naß). Das führt zu einheitlichen Schreibweisen - Fluss schreibt sich wie Flüsse -, wo früher Abweichungen gelernt werden mussten. Gemäß dem Stammprinzip bleiben auch hier die Schreibweisen gleich, z.B. küssen – sie küsst – er wurde geküsst ( früher: sie küßt, er wurde geküßt).
6. Keine Streichung beim Zusammentreffen von drei Konsonanten
Bis 1991 wurden für den Fall des Zusammentreffens dreier Konsonanten insgesamt zehn Regeln entwickelt, was in solch verschiedenen Schreibungen wie Ballettänzer, Balletttruppe und Ballettheater gipfelte. Jetzt werden bei allen Versionen alle drei Konsonanten geschrieben (Balletttänzer, Balletttruppe und Balletttheater).
7. Getrenntschreibung wird geregelt
Verbindungen aus Substantiv und Verb (Rad fahren) sowie steigerbarem Adjektiv und Verb (übel nehmen) werden nach den neuen Regeln immer getrennt geschrieben. Bei der Kombination zweier Verben hing die Schreibweise bisher von den verschiedenen Bedeutungen dieser Kombination ab. „Er ist auf dem Stuhl sitzen geblieben“ aber: „Er ist in der Schule sitzengeblieben“. Im Widerspruch dazu wurden aber auch Worte zusammengeschrieben, ohne dass ein neuer Begriff entstanden war (spazierengehen); in anderen Fällen wurde trotz übertragener Bedeutung getrennt geschrieben (baden gehen). Die neuen Regeln verlangen jetzt in allen Fällen die Getrenntschreibung.
8. Großschreibung von Substantiven wird gestärkt
So werden jetzt alle Tageszeiten nach gestern, heute und morgen (gestern Nacht, heute Morgen) und Substantivierungen (der Einzelne, als Erster, im Dunkeln) konsequent großgeschrieben. Zugleich wird die Schreibweise bei feststehenden Ausdrücken vereinheitlicht (früher: mit Bezug auf, aber in bezug auf; jetzt: mit Bezug auf, in Bezug auf).
9. Kleinschreibung bei festen Verbindungen von Adjektiv und Substantiv wird festgelegt
Bei Verbindungen von Adjektiven und Substantiven, die keine Eigennamen sind, wird das Adjektiv jetzt immer klein geschrieben, also: schwarzes Brett, schwarze Liste, goldener Schnitt und goldene Hochzeit. Bisher hieß es: Schwarzes Brett aber schwarze Liste, Goldener Schnitt aber goldene Hochzeit.
10. Trennung nach Sprechsilben
Mehrsilbige Wörter werden jetzt so getrennt, wie es sich beim Sprechen ergibt. Das frühere Verbot der Trennung von st gilt nicht mehr (Wes-te, Kas-ten) und es kann auch ein einzelner Vokal am Wortanfang abgetrennt werden (A-der, I-gel).
Auf der folgenden Seite:
10 gute Beispiele, die zeigen, dass die Reform logisch ist
alte Rechtschreibung neue Rechtschreibung
1. der Fluß – die Flüsse der Fluss – die Flüsse
2. ich muß – wir müssen ich muss – wir müssen
3. Stange – Stengel Stange – Stängel
4. Überschwang – überschwenglich Überschwang – überschwänglich
5. Schiffahrt Schifffahrt
Schifffracht Schifffracht
6. radfahren Rad fahren
Auto fahren Auto fahren
7. ein Sprung ins Dunkle ein Sprung ins Dunkle
etwas im dunkeln lassen etwas im Dunkeln lassen
8. spazierengehen spazieren gehen
bummeln gehen bummeln gehen
9. rein halten rein halten
sauberhalten sauber halten
10. Platz - plazieren Platz – platzieren
Auf den folgenden Seiten:
10 gute Gründe, warum es kein Zurück geben kann
1. Die alte Rechtschreibung hat sich nicht bewährt
2. Die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung wurde gründlich vorbereitet
3. Die Rechtschreibreform war von Zustimmung begleitet
4. Die Neuregelung der Rechtschreibung ist pädagogisch sinnvoll
5. Die Rechtschreibreform wurde deutschlandweit angenommen und ist in den
deutschsprachigen Nachbarländern akzeptiert
6. Die Einführung der Rechtschreibreform verursachte keine Probleme an
den deutschen Schulen
7. Rücknahme der Rechtschreibreform bedeutet Verunsicherung
8. Die Rechtschreibreform hat die deutsche Sprache nicht verändert
9. Hohe Kosten durch Rückkehr zur alten Rechtschreibung
10. Die Rückkehr zur alten Rechtschreibung würde die Unfähigkeit Deutschlands zu
Reformen bestätigen
1. Die alte Rechtschreibung hat sich nicht bewährt
Es kann keine Rede davon sein, dass die alte Rechtschreibung „funktioniert“ hätte. Auch geübten Schreibern unterliefen immer wieder zahlreiche Fehler, weil der Dschungel der alten Regeln undurchdringlich war und verwirrte. Allein im 20. Jahrhundert gab es mehrere Anläufe zu einer Reform, stets getragen von Germanisten, Hochschullehrern und Schullehrkräften.
2. Die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung wurde gründlich vorbereitet
Die Regeln der neuen Rechtschreibung sind keine beliebigen Erfindungen der Bürokratie oder Politik. Sie sind vielmehr von Sachverständigen in nationalen Kommissionen der deutschsprachigen Länder und in einem gemeinsamen Internationalen Arbeitskreis vorbereitet worden und somit wissenschaftlich begründet und abgesichert.
3. Die Rechtschreibreform war von Zustimmung begleitet
Die Kultusministerkonferenz hat dafür gesorgt, dass die unterschiedlichen Interessen in die Diskussion um die Rechtschreibreform einbezogen werden. Die Neuregelung wurde breit erörtert und einem mündlichen und schriftlichen Anhörverfahren unterzogen, bevor sie beschlossen wurde. In einem Beirat waren Zeitungsverleger, Schriftsteller, Nachrichtenagenturen etc. an den jüngsten Beratungen beteiligt.
4. Die Neuregelung der Rechtschreibung ist pädagogisch sinnvoll
Lehrer- und Elternverbände haben die Neuregelung der Rechtschreibung begrüßt. Die Praxis bestätigt diese Haltung. Nach der Einführung an den Schulen haben Lehrkräfte bei Befragungen, Untersuchungen und Erhebungen in verschiedenen Ländern jeweils mit überwältigender Mehrheit erklärt, dass die neuen Regeln leichter zu erlernen und besser zu vermitteln sind. Die schulischen Erfahrungen mit der Rechtschreibreform sind also eindeutig positiv.
5. Die Rechtschreibreform wurde deutschlandweit angenommen und ist in den
deutschsprachigen Nachbarländern akzeptiert
Im Jahr 1999 stellten die deutschen Behörden, die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen und die deutschsprachigen Presseorgane ihre Rechtschreibung um. Zwei Jahre später erschienen bereits 75% aller Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt in der neuen Rechtschreibung. Auch in den anderen beteiligten Ländern - besonders Österreich, der Schweiz und Liechtenstein - wurde die Rechtschreibreform problemlos eingeführt. Die Rückkehr zur alten Rechtschreibung war dort bis zum Aufflammen der Diskussion in Deutschland kein Thema. Die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung wurde mit diesen Partnern verabredet; zu seinem international gegebenen Wort muss man stehen.
6. Die Einführung der Rechtschreibreform verursachte keine Probleme an
den deutschen Schulen
Rund 12,5 Millionen Schülerinnen und Schüler lernen seit 1998 (die meisten haben sogar schon 1997 damit begonnen) nach dem neuen Regelwerk der deutschen Rechtschreibung. Rückmeldungen aus den Schulen lassen keinerlei Probleme erkennen. Im Gegenteil: Die neuen Regeln erleichtern das Lernen, denn jede Ausnahmebestimmung schwächt die Beherrschung der Grundregel.
7. Rücknahme der Rechtschreibreform bedeutet Verunsicherung
Eine Rücknahme der Rechtschreibreform würde zu einer tiefen Verunsicherung führen. Besonders bei Schülerinnen und Schülern könnte der Eindruck entstehen, dass es „sowieso egal“ ist, wie man schreibt. Aber: Wer falsch schreibt, macht Fehler, die sich nicht nur auf die Note im Fach Deutsch auswirken. Auch alle anderen, die Wert darauf legen „richtig“ zu schreiben, würden die Festsetzung von Rechtschreibregeln als etwas Beliebiges empfinden.
8. Die Rechtschreibreform hat die deutsche Sprache nicht verändert
Der Vorwurf, dass die Rechtschreibreform die deutsche Sprache verändert habe, ist abwegig. Rechtschreibung und Sprache sind zwei Seiten einer Medaille. Rechtschreibung ist nicht der Motor von Sprache, sondern betrifft nur ihre konventionelle und veränderbare schriftliche Umsetzung. Andere Schreibkonventionen ändern nicht die Sprache. Ebenfalls falsch ist, dass
die vermehrte Getrenntschreibung zu einer Wortvernichtung führe. Aufgegeben wird lediglich die grafische Kennzeichnung einer Bedeutungsdifferenz (sitzen bleiben – sitzenbleiben). Da im Prinzip nur Ausnahmen und Ausnahmeregeln abgebaut wurden, ist das Änderungsvolumen gering. Es umfasst ca. 2% aller Worte: Kein Grund also, den Untergang der deutschen Sprache herbeizureden.
9. Hohe Kosten durch Rückkehr zur alten Rechtschreibung
Allein durch den Neudruck und die Neuausgabe von Schulbüchern entstünden hohe Kosten. Die Schulbuchverlage rechnen damit, dass eine Rücknahme der Reform mit bis zu 250 Millionen Euro bei ihnen zu Buche schlagen würde. Hinzu kämen die Kosten, die den Schulen durch den Kauf neuer Bücher entständen. Eine Ausgabe, die in den Zeiten leerer Kassen und gravierender Einsparmaßnahmen nicht vertreten werden kann.
10. Die Rückkehr zur alten Rechtschreibung würde die Unfähigkeit Deutschlands zu
Reformen bestätigen
Die Rechtschreibreform ist gemessen an dem Reformbedarf, der in unserem Land besteht, eine kleine Reform, die viel weniger als alle anderen in das Leben der Bürgerinnen und Bürger eingreift. Die Rücknahme der Rechtschreibreform würde einmal mehr die Unfähigkeit Deutschlands zu Reformen bestätigen.
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Dialog
Sagen Sie uns Ihre Meinung
Wir freuen uns, wenn Sie uns Ihre Meinung, Anregung oder Kritik mitteilen.
Hessische Staatskanzlei
Georg-August-Zinn-Straße 1
65183 Wiesbaden
Tel. 0611/ 32-0
E-Mail: info@stk.hessen.de
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Rechtschreibung gut erklärt
erhältlich bei:
Hessisches Landesinstitut für Pädagogik
Zentrales Publikationsmanagement
Walter-Hallstein-Straße 3
65197 Wiesbaden
Fax: 0611 / 8803 - 340
E-Mail: order@help-zpm.de
http://www.help-zpm.de
Preis: 4 Euro zzgl. Versandkosten
zur Online Version
www.hessisches-kultusministerium.de/downloads/Rechtschreibung%20gut%20erkl%E4rt.pdf
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Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Freitag, 15. Okt. 2004 09:16, insgesamt 1mal bearbeitet |
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Krino Hoogestraat
Registriert seit: 09.08.2004 Beiträge: 25 Wohnort: 26723 Emden (Ostfriesland)
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: Freitag, 27. Aug. 2004 21:31 Titel: Re: Die hessische Kultusministerin Karin Wolff |
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Replik an die Staatskanzlei (10 gute Gründe für die Rechtschreibreform).
(per Email)
Sehr geehrte Damen und Herren!
Zunächst ist zu begrüßen, daß endlich versucht wird, die tatsächlichen Vorteile der neuen Rechtschreibung herauszustellen, anstatt immer nur die vermeintlich schlimmen Folgen einer Rückkehr zur Traditionsschreibung zu beschwören (Verwirrung, mangelnde Verläßlichkeit, Kosten).
Zu jedem Ihrer 10 Punkte wäre einiges zu sagen; ich beschränke mich hier auf
Punkt 5: Neue s-Schreibung. Zitat:
"Für das stimmlose s steht nach kurzem betontem Vokal ss, also Amboss (statt früher Amboß; nass statt naß). Das führt zu einheitlichen Schreibweisen - Fluss schreibt sich wie Flüsse -, wo früher Abweichungen gelernt werden mussten. Gemäß dem Stammprinzip bleiben auch hier die Schreibweisen gleich, z.B. küssen - sie küsst - er wurde geküsst (früher: sie küßt, er wurde geküßt)."
Wenn das eine stringente Regel sein soll, dann muß man ab sofort Buss statt Bus, biss statt bis, ess statt es, (immer) dass statt das, wass statt was schreiben.
Zur Einheitlichkeit: Fluss schreibt sich wie Flüsse - aber anders als fließen, obwohl "Fluss" von fließen kommt. Also nach wie vor keine Einheitlichkeit.
Für gebildete Schreiber ist die neue s-Schreibung problemlos umzusetzen. Aber wo ist der Vorteil? Ich könnte auch eine Regel aus dem Hut zaubern, nach der lange Umlaute als ae-oe-ue zu schreiben sind. Also: Kaese, aber hässlich; boese, aber göttlich; Fueße, aber küssen. Völlig logisch - aber Blödsinn.
Es fällt auf, daß Falsch-Schreibungen wie Grüsse, Fussball, Strasse, ausserdem, weiss u. a. seit der Reform auf dem Vormarsch sind.
Die Hauptregel der alten s-Schreibung ist konkurrenzlos einfach: zwei s nur dann, wenn zwischen beiden getrennt werden darf. Unterstützend dazu: Doppel-s am Schluß bringt Verdruß. Siehe auch die hervorragenden Erläuterungen von Wolfgang Scheuermann.
Solche Regeln sind nicht hoch-wissenschaftlich, aber dafür praxistauglich. Glauben Sie im Ernst, daß viele Leute über Lang- und Kurzvokale Bescheid wissen? Mußten sie bisher auch nicht - aber seit der Reform müssen sie es, oder sie schreiben "falsch".
Zu guter Letzt: Die alte Regel verhindert zuverlässig die unschöne sss-Kette, wie in Schlussstrich oder Missstand. Der Vorschlag, es hier mit einem Bindestrich zu versuchen (Schluss-Strich), erinnert mich an die Empfehlung, beim Essen von Suppe mit Stäbchen einen Strohhalm zu Hilfe zu nehmen.
Fazit: Ich warte noch immer auf eine schlüssige Darstellung der Vorteile, die die neue s-Schreibung bringt.
Mit freundlichen Grüßen
Krino Hoogestraat _________________ Krino Hoogestraat • Graf-Enno-Straße 3 • 26723 Emden (Ostfriesland) |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Freitag, 10. Sep. 2004 14:00 Titel: Gehässige Töne |
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Gehässige Töne
Aus den Worten vieler Kritiker der Rechtschreibreform spricht Verachtung
Von Kultusministerin Karin Wolff
Die Rechtschreibdebatte hat die Diskussionskultur in unserem Land verändert. Mit welchen Gefühlen werden manche der Kombattanten in wenigen Wochen wohl in den Spiegel schauen, wenn sie ihren Worten mit etwas Abstand wieder begegnen? Aus den Äußerungen so manchen Reformgegners spricht Hass oder Verachtung. Hoffentlich gibt der eine oder andere bald zu, dass seine Wortwahl maßlos war.
Natürlich ist die Rechtschreibung als Teil unserer Sprachkultur von großer Bedeutung, das streitet niemand ab. Trotzdem dürfen wir sie nicht mit dem Gesamten eines gebildeten Menschen verwechseln. Vor allem leben die Kombattanten aller verbalen Waffengattungen unseren Kindern und Jugendlichen nichts von der Schönheit der Sprache, von ihren unzähligen Möglichkeiten vor. Nein, es ist die Rede von „staatlich verordneter Legasthenie“, die Kultusministerkonferenz wird als skrupellose Mafia beziehungsweise „Cosa Nostra“, als „Kreis von Legasthenikern, der es zu Ministerämtern gebracht hat“, diffamiert.
Da wird von hochmögenden Chefredakteuren der Vorwurf des Totalitarismus gegen politisch Verantwortliche erhoben, gleichsam der Verdacht, NSDAP- und SED-Schergen meuchelten im Gewand des neuen Staates die Sprache! Als reichte das noch nicht, bringt eine Karikatur die Rechtschreibreform mit Osama bin Laden in Verbindung. Scheinbar harmlos mutet dagegen die Mitteilung eines ehemaligen Ministers an, er ginge lieber ins Gefängnis, statt in neuer Rechtschreibung Texte zu verfassen. Dass er damit viele verhöhnt, die der Meinungsfreiheit wegen in anderen Systemen tatsächlich verhaftet wurden, bemerken wohl nur sensible Naturen.
Auch aus Wissenschaft und Kultur waren oft ähnlich gehässige Töne zu hören. Dichter und Schriftsteller haben zu allen Zeiten die Spielräume des sprachlich und orthografisch Möglichen gedehnt. Ihre sprachlichen Regelverletzungen gehören zu dem, was der Mensch dulden muss. Doch auch für literarisch Schaffende gilt das Grundgesetz: Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Und wie halten wir es neuerdings mit der Teilung der Gewalten im Staate? Journalisten und Verlage sollen eine Wächterfunktion ausüben. Natürlich dürfen und müssen Zeitungen auch Partei ergreifen. Doch Partei sein sollen sie nicht. Trotzdem machen sich einige Blätter jetzt zu politisch Handelnden, ja Agitierenden. Wie glaubwürdig sind sie, wenn sie anderweitig zu Recht darauf bestehen, es habe Gewaltenteilung zu herrschen?
Es hilft nur eines: eine Weile schweigen, nachdenken, sich besinnen auf Maß und Ziel. Wir haben viel aufs Spiel zu setzen.
Die Autorin ist CDU-Politikerin und Kultusministerin von Hessen.
http://makeashorterlink.com/?Z17F25719
Der Tagesspiegel, Berlin, vom 20. August 2004
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Anmerkungen:
Karin Wolff meint, Angriff auf der emotionalen Ebene sei die beste Verteidigung und die beste Möglichkeit, einer Sachdebatte auszuweichen.
Aber wer austeilt wie die Kultusminister, muß auch einstecken können. Die Kultusbürokratie arbeitete von Anfang an mit Killerphrasen, um die Reformkritiker zu diskreditieren. Auch die Schriftsteller mußten von den Reformern und Kultusministern viel Schelte ertragen. Da ist es kein Wunder, daß ihnen einmal der Kragen platzt. Wie man in den Wald hineinruft so schallt es heraus. Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil.
Auch hier ist Karin Wolff nicht zimperlich und greift auch noch die Medien an. Dabei mißt sie mit zweierlei Maß: Daß Parteien und die Medien nach dem Volksentscheid in Schleswig-Holstein am 27. September 1998 ihre Macht zugunsten der Rechtschreibreform und gegen das Volk ausübten, kritisiert sie nicht. Sie sieht den Splitter in den Augen der anderen, aber nicht den Balken im eigenen Auge. |
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Rolf Genzmann
Registriert seit: 04.09.2003 Beiträge: 8
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: Freitag, 10. Sep. 2004 22:31 Titel: Fernsehn |
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Die Sendung mit Hans Krieger fand ich extrem beschissen, typisch Fernsehn, Verblödungsliste und Leutebescheißanstalt. Sie erinnerte mich an eine Sendung mit Karaschewski 1972. Abgesprochen war eine Zweierdiskussion, doch im Studio saßen dann unter anderm mehrere Kultusminister und so rund vierzig „Eltern“.
Karaschewski war der einzige wirklich bedeutende Rechendidaktiker, den Deutschland je hatte. Er kämpfte damals gegen sie sogenannte „Mengenlehre“, wie sie von einem internationalen Club von Schreibern und Abschreibern extra für Grundschulen erfunden worden war. Diese „Eltern“ trampelten dann auch immer mit den Füßen und machten Buh, wenn Karaschewski einen Satz sagte.
Sein angekündigter „Gegner“, ein Herr Dienes, war überhaupt nicht erschienen. Angeblich hatte er einen dringenden Termin in Brasilien, um dort die „Mengenlehre“ einzuführen.
Unter den KM war eine Hanna Renate Laurien, die, offenbar vom Wein beflügelt, mit Charm ein paar wenigstens ordentlich gebaute Sätze sprechen konnte. - Ja, damals hatte die CDU noch Persönlichkeiten.
Indes, wo soll heute in Hessen ordentliches Personal auch herkommen bei einer CDU, die schwarze Gelder in der Schweiz oder Liechtenstein parkte und dann getarnt als jüdische Vermächtnisse zurückfließen ließ.
Kaum verständliches Gestottere voller Lügen, in unsympathischster Weise in die Verblödungskiste gesetzt.
Ein Mann, der wirklich etwas zu sagen hat, Hans Krieger, kommt kaum zu Wort und wird zuletzt auch noch ausgebuht, ähnlich wie vor dreißig Jahren Karaschewski.
Man sollte das Fernsehn kündigen, die Rundfunkgebühren nicht mehr zahlen.
Im übrigen danke ich Herrn Riebe für die hervorragenden Kommentare zu der Verblödungssendung. |
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Elke Philburn
Registriert seit: 03.12.2002 Beiträge: 246 Wohnort: Manchester UK
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: Freitag, 10. Sep. 2004 22:55 Titel: Hessischer Rundfunk - Stadtgespräch |
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| Schon die Aufstellung der Diskutanten in dieser Sendung war unausgewogen - zwei Reformbefürworter gegen einen Refomkritiker. Herr Krieger war großartig, kann man nur sagen, und das, obwohl der Moderator ihn mehrmals unnötig unterbracht. Ähnlich fiel mir das auf bei dem Herrn, der die Reform als Oktroi bezeichnete und mitten im Satz unterbrochen wurde - von wegen, man könne ihm nicht mehr folgen. Ich frage mich, wie gering man die intellektuellen Fähigkeiten des Publikums einschätzt, einem wohlgeformen, wenn auch komplexen Satz angeblich nicht mehr folgen zu können. Auch die Forschungsergebnisse von Prof. Marx wurden völlig unberechtigt von Frau Löffler als "Umfrage" und "populistisch" abgetan. Nicht nur hier hätte Herr Krieger Rückenstärkung durch einen weiteren Reformgegner brauchen können. Man stelle sich einmal vor, die Relationen wären umgekehrt gewesen und Karin Wolff hätte sich gegen zwei Reformkritiker durchsetzen müssen. Der Dame wäre vermutlich das Grinsen vergangen. |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Samstag, 11. Sep. 2004 00:24 Titel: Kultusministerin betreibt Desinformation und Volksverdummung |
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Kultusministerin betreibt Desinformation und Volksverdummung
Der Bericht über die Meinungs- und Stimmungsmache des Hessischen Fernsehens
Kultusministerin Karin Wolff betreibt Propaganda, Desinformation und Volksverdummung und betrachtet Rechtschreibreform als Machtkampf - steht hier: www.vrs-ev.de/forum/viewtopic.php?p=2135#2135 |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Samstag, 11. Sep. 2004 17:20 Titel: Zehn faule Gründe für die Rechtschreibreform |
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Zehn faule Gründe für die Rechtschreibreform
Die hessische Landesregierung hat am 19. August „Zehn gute Gründe für die Rechtschreibreform“ veröffentlicht. Die DEUTSCHE SPRACHWELT erklärt und begründet, daß es sich statt dessen um „Zehn faule Gründe für die Rechtschreibreform“ handelt.
Folgende zehn Argumente nennt die hessische Landesregierung, die im folgenden widerlegt werden:
1. Einfachheit der Rechtschreibung
2. Alte Rechtschreibung viele Ausnahmen untergraben die Regeln
3. Neue Rechtschreibung bessere Erlernbarkeit und Handhabbarkeit
4. Das Stammprinzip wird gefestigt
5. Neue s-Schreibung
6. Keine Streichung beim Zusammentreffen von drei Konsonanten
7. Getrenntschreibung wird geregelt
8. Großschreibung von Substantiven wird gestärkt
9. Kleinschreibung bei festen Verbindungen von Adjektiv und Substantiv wird festgelegt
10. Trennung nach Sprechsilben
zu 1. Einfachheit der Rechtschreibung
Die hessische Landesregierung behauptet: „Konrad Duden, der Vater des Duden, forderte schon 1902, auf die Einheit der deutschen Rechtschreibung in allen deutschsprachigen Ländern müsse nun auch die Einfachheit folgen. Diese blieb allerdings für die folgenden Jahrzehnte eine Utopie. Im Gegenteil: Das Regelwerk der deutschen Rechtschreibung wurde zusehends undurchdringlicher.“
Die DEUTSCHE SPRACHWELT stellt klar:
Die hessische Landesregierung behauptet zwar, die Rechtschreibreform führe zur Einfachheit der Rechtschreibung, beweist diese Behauptung jedoch nicht. Statt dessen beruft man sich auf Konrad Duden. Dieser würde aber sein Haupt mit Grausen wenden, wenn er sähe, wie die Rechtschreibkommission die Einheit der Rechtschreibung zerstört hat. Wenn die Einfachheit der Einheit folgen soll, dann müssen wir jetzt zuerst wieder die Einheit herstellen, die die Rechtschreibreform ja zerstört hat. Das bedeutet, auf die mißlungene Reform zu verzichten. Zur Einfachheit hat die Reform mit ihren zahlreichen Ausnahmeregeln nicht geführt.
zu 2. Alte Rechtschreibung viele Ausnahmen untergraben die Regeln
Die hessische Landesregierung behauptet: „Das bekannte Sprichwort ‚Ausnahmen bestätigen die Regeln’ gilt vielleicht im Leben, nicht aber bei der Rechtschreibung. Zahlreiche Ausnahmen, Einzelfallregelungen und sich widersprechende Festlegungen machten die Rechtschreibung unübersichtlich und kompliziert. Resultat waren Probleme im Rechtschreibunterricht und schlechte Kenntnisse der Regeln nicht nur bei Schülerinnen und Schülern, sondern auch bei versierten Schreiberinnen und Schreibern.“
Die DEUTSCHE SPRACHWELT stellt klar:
Niemand behauptet, daß die klassische Rechtschreibung vollkommen war. Eine lebendige Sprache kann nicht bis in letzte Einzelheiten verregelt werden, da sonst ihre Entwicklungsfähigkeit beschränkt wird. Die Rechtschreibreformer haben diese Verregelung versucht und sich in ihrer Hybris zum Machthaber über die Sprache aufgeschwungen und sind mit Pauken und Trompeten gescheitert. Ihr Handeln erinnert an den Turmbau zu Babel, der bekanntlich die Sprachverwirrung zur Folge hatte. Die Reformer sind deswegen gescheitert, weil sie sich in ihrer Verregelungswut letztlich selbst in eine Unzahl von Ausnahmeregeln flüchten mußten. Darum muß heute öfter im Wörterbuch nachgeschlagen werden als früher.
zu 3. Neue Rechtschreibung bessere Erlernbarkeit und Handhabbarkeit
Die hessische Landesregierung behauptet: „Die neue Rechtschreibung stärkt Prinzipien und Grundregeln, vermeidet Ausnahmen und baut Überregulierungen ab. Die richtige Schreibweise kann von einer Regel abgeleitet werden. Die neuen Regeln sind daher einfacher zu vermitteln und leichter zu lernen. Dies zeigt die Broschüre Rechtschreibung gut erklärt des Hessischen Kultusministeriums. www.kultusministerium.hessen.de (Presse/Publikationen Broschüren).“
Die DEUTSCHE SPRACHWELT stellt klar:
Daß die Rechtschreibreform Ausnahmen vermeidet und Überregulierungen abbaut, ist falsch. Professor Veith aus Mainz untersuchte die Neuregelung, die ohne Wörterliste über 90 Seiten DIN A 4 umfaßt. Er zählte weit über 1.000 Reformregeln. So ist zum Beispiel bei der Groß- und Kleinschreibung die Zahl der Regeln von 82 auf 96 gestiegen! Untersuchungen haben belegt, daß die Zahl der Rechtschreibfehler gestiegen ist, nachdem die Reform an den Schulen eingeführt worden war. So ist die Unterscheidung zwischen das/dass noch schwieriger als sie zwischen das/daß war. „Das Werk ist so unübersichtlich, daß sogar seine Urheber es kaum noch überschauen“ (Theodor Ickler).
zu 4. Das Stammprinzip wird gefestigt
Die hessische Landesregierung behauptet: „In der deutschen Rechtschreibung gilt grundsätzlich das Stammprinzip. Das bedeutet, dass sich die Schreibung eines Wortes nach seinem Stamm richtet, also dem Wort, von dem es sich ableitet. Der Stamm des Wortes länglich ist lang. Verstöße gegen dieses Prinzip sind in der neuen Rechtschreibung beseitigt. Das Wort Stengel (alte Rechtschreibung) hat seinen Wortstamm in Stange und wird daher jetzt Stängel geschrieben. Ebenso verhält es sich bei überschwänglich (früher: überschwenglich) und Überschwang.“
Die DEUTSCHE SPRACHWELT stellt klar:
Das Stammprinzip wird in der Rechtschreibreform willkürlich und falsch angewandt. So müßte man eigentlich Ältern (von alt), dänken (von Gedanke), hätzen (von Hatz), sätzen (von Satz) schreiben. „Schneuzen“ kommt nicht von Schnauze, also ist „schnäuzen“ falsch. „Verbleuen“ kommt nicht von blau, also ist „verbläuen“ falsch. „Belemmert“ kommt nicht von Lamm, also ist „belämmert“ falsch. Außerdem widerspricht das Stammprinzip der Reformer dem Merkspruch „Schreib, wie du sprichst“. Niemand sagt aufwändig, Stängel, überschwänglich.
zu 5. Neue s-Schreibung
Die hessische Landesregierung behauptet: „Für das stimmlose s steht nach kurzem betontem Vokal ss, also Amboss (statt früher Amboß; nass statt naß). Das führt zu einheitlichen Schreibweisen - Fluss schreibt sich wie Flüsse -, wo früher Abweichungen gelernt werden mussten. Gemäß dem Stammprinzip bleiben auch hier die Schreibweisen gleich, z.B. küssen sie küsst er wurde geküsst ( früher: sie küßt, er wurde geküßt).“
Die DEUTSCHE SPRACHWELT stellt klar:
Die Regel „Für das stimmlose s steht nach kurzem betontem Vokal ss“ ist äußerst fehlerträchtig, weil sie von zahlreichen Ausnahmeregeln unterstützt werden muß, damit niemand Buss, Bisstum, wass oder Misst schreibt. Das Stammprinzip gilt nicht konsequent, denn sonst müßte es schiessen (von Schuss) und fliessen (von Fluss) heißen.
zu 6. Keine Streichung beim Zusammentreffen von drei Konsonanten Die hessische Landesregierung behauptet: „Bis 1991 wurden für den Fall des Zusammentreffens dreier Konsonanten insgesamt zehn Regeln entwickelt, was in solch verschiedenen Schreibungen wie Ballettänzer, Balletttruppe und Ballettheater gipfelte. Jetzt werden bei allen Versionen alle drei Konsonanten geschrieben (Balletttänzer, Balletttruppe und Balletttheater).“
Die DEUTSCHE SPRACHWELT stellt klar:
Die Schreibweise dreier Konsonanten (Brennnessel, Schussserie, Flussschifffahrt) ist äußert lesefeindlich und führt zu stotterndem Lesen. Das ist kein Fortschritt. Jacob Grimm nannte die Schreibung von drei gleichen Buchstaben „pedantisch“. Außerdem ist die Dreierschreibung nicht konsequent, denn es müßte demnach auch Mitttag und dennnoch heißen.
zu 7. Getrenntschreibung wird geregelt
Die hessische Landesregierung behauptet: „Verbindungen aus Substantiv und Verb (Rad fahren) sowie steigerbarem Adjektiv und Verb (übel nehmen) werden nach den neuen Regeln immer getrennt geschrieben. Bei der Kombination zweier Verben hing die Schreibweise bisher von den verschiedenen Bedeutungen dieser Kombination ab. ’Er ist auf dem Stuhl sitzen geblieben', aber: ’Er ist in der Schule sitzengeblieben'. Im Widerspruch dazu wurden aber auch Worte zusammengeschrieben, ohne dass ein neuer Begriff entstanden war (spazierengehen); in anderen Fällen wurde trotz übertragener Bedeutung getrennt geschrieben (baden gehen). Die neuen Regeln verlangen jetzt in allen Fällen die Getrenntschreibung.“
Die DEUTSCHE SPRACHWELT stellt klar:
Die Regeln zur Getrennt- und Zusammenschreibung gehören zu den undurchsichtigsten der Reform. Warum heißt es jetzt im Duden freistehend, aber frei lebend, halbrund, aber halb tot? Warum ist vorderhand erlaubt, aber unterderhand verboten? Mit der vermehrten Getrenntschreibung stellen sich die Reformer der Sprachentwicklung entgegen, die in den letzten Jahrzehnten zu verstärkter Zusammenschreibung neigte.
zu 8. Großschreibung von Substantiven wird gestärkt
Die hessische Landesregierung behauptet: „So werden jetzt alle Tageszeiten nach gestern, heute und morgen (gestern Nacht, heute Morgen) und Substantivierungen (der Einzelne, als Erster, im Dunkeln) konsequent großgeschrieben. Zugleich wird die Schreibweise bei feststehenden Ausdrücken vereinheitlicht (früher: mit Bezug auf, aber in bezug auf; jetzt: mit Bezug auf, in Bezug auf).“
Die DEUTSCHE SPRACHWELT stellt klar:
Die von der Reform verordnete Schreibweise heute Morgen ist grammatisch falsch, weil Morgen in diesem Fall kein Substantiv ist. Die antiquierte vermehrte Großschreibung im Text behindert außerdem den Lesefluß, weil sie Unwichtiges hervorhebt.
zu: 9. Kleinschreibung bei festen Verbindungen von Adjektiv und Substantiv wird festgelegt
Die hessische Landesregierung behauptet: „Bei Verbindungen von Adjektiven und Substantiven, die keine Eigennamen sind, wird das Adjektiv jetzt immer klein geschrieben, also: schwarzes Brett, schwarze Liste, goldener Schnitt und goldene Hochzeit. Bisher hieß es: Schwarzes Brett aber schwarze Liste, Goldener Schnitt aber goldene Hochzeit.
Die DEUTSCHE SPRACHWELT stellt klar:
Das ist falsch, denn nach der Rechtschreibreform wird das Adjektiv keineswegs immer klein geschrieben. So heißt es heiliger Krieg, aber Heiliger Vater, goldener Schnitt, aber Goldenes Kalb. Die im Juni von den Kultusministern beschlossene Reform der Reform sieht zudem die Wiederzulassung von Gelber Karte und Kleiner Anfrage vor, man muß lediglich behaupten, man verwende den Ausdruck fachsprachlich.
zu 10. Trennung nach Sprechsilben:
Die hessische Landesregierung behauptet: „Mehrsilbige Wörter werden jetzt so getrennt, wie es sich beim Sprechen ergibt. Das frühere Verbot der Trennung von st gilt nicht mehr (Wes-te, Kas-ten) und es kann auch ein einzelner Vokal am Wortanfang abgetrennt werden (A-der, I-gel).“
Die DEUTSCHE SPRACHWELT stellt klar:
Es gehört schon Mut dazu, die absurden und leseunfreundlichen Trennmöglichkeiten Seei-gel, Schlaga-der, Volli-diot, alla-bendlich, Uro-ma, Grippee-pidemie zu preisen. Die Landesregierung liegt außerdem falsch. Mehrsilbige Wörter werden nach der Reform oft nicht so getrennt, wie man spricht: vol-lenden, Tee-nager, Obst-ruktion, Ext-rakt und so weiter.
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DEUTSCHE SPRACHWELT - 20. August 2004
www.deutsche-sprachwelt.de/nachrichten/neues_detail.php?id=116
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Schriftleitung: Thomas Paulwitz
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Montag, 13. Sep. 2004 20:30 Titel: Schamlose Propaganda |
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Schamlose Propaganda aus dem Hause Wolff
Die hat’s nötig!
Ministerin Wolff gibt auf der Internetseite ihres Ministeriums „10 Gründe für die Rechtschreibreform“. Dabei verteidigt sie jedoch, mit den üblichen Tricks, die Regelung von 1996, also eine völlig veraltete Orthographie. Die Änderungen seit Juni 2004 hat sie offenbar überhaupt nicht mitbekommen.
Alles, was man dort an verlogener Propaganda lesen muß, ist so unverschämt und menschenverachtend, daß man wehmütig an die Monarchie zurückdenkt, die niemals so mit ihren Untertanen umgesprungen ist.
13.9.2004 Theodor Ickler
www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?MonSep1318:16:08CEST2004 |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Freitag, 15. Okt. 2004 08:36 Titel: Biographie Karin Wolff |
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Biographie Karin Wolff
Staatsministerin
CDU, Wahlkreis: 50 - Darmstadt-Stadt II
Anschrift:
Luisenplatz 10
65185 Wiesbaden
Telefon: 0611/3 68-0
Fax: 0611/3 68-20 13
E-Mail: poststelle@hkm.hessen.de
www.kultusministerium.hessen.de/
Geburtsdatum: 23.02.1959
Geburtsort: Darmstadt
Konfession: evangelisch
Familienstand: ledig
Lebenslauf:
1977 Abitur
1977 bis 1984 Studium an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz und an der Philipps-Universität in Marburg (Geschichte, evangelische Theologie, daneben Philosophie und Ethnologie)
1984 erstes Staatsexamen Geschichte, evangelische Theologie an der Universität Mainz
1984/86 Referendariat an der Edith-Stein-Schule in Darmstadt für das Lehramt an Gymnasien. Zweites Staatsexamen.
1986 bis 1995 Studienrätin an der Edith-Stein-Schule Darmstadt
Seit 1976 Mitglied der CDU
1979/85 Landesvorsitzende der Jungen Union, seit 1981 stv. Landesvorsitzende
Seit 1980 Mitglied des CDU-Kreisvorstands Darmstadt, seit 1996 Mitglied des Landesvorstandes. Seit 1992 Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau (EKHN), seit 1996 Landesvorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) der CDU Hessen, seit 1995 Mitglied im Bundesvorstand des Evangelischen Arbeitskreises (EAK)
1986/99 Kirchenvorstand, Dekanatssynode.
Von 1989 bis 1999 und von 2001 bis 2003 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung in Darmstadt,1989–1993 Vorsitzende des Schulausschusses in Darmstadt, von 1993 bis 1999 Vorsitzende der CDU-Stadtverordnetenfraktion in Darmstadt
Seit 5. April 1995 Mitglied des Hessischen Landtags
Seit 7. April 1999 Hessische Kultusministerin
Seit 1992 Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau
2003 Präsidentin der Kultusministerkonferenz
Seit April 2003 Stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Hessen
Karin Wolff: Argula von Grumbach und ihre reformatorischen Flugschriften (bisher nicht publizierte Dissertation). www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/15590.html
www.kultusministerium.hessen.de/...
www.hessischer-landtag.de/inhalt.cfm?seite=biografie&id=113
www.bundesrat.de/
www.blbs.de/archiv/vzeitschrift/2004/2004-pdf/2004-05-Interv.pdf |
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