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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Freitag, 27. Aug. 2004 12:54 Titel: Zum 40-Prozent-weniger-Fehler-Märchen |
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Desinformation: „Die Schüler machen weniger Rechtschreibfehler.“
reinholdkarl: Re: Bisher habe ich die SZ der FAZ vorgezogen... #22779 - 08.08.2004 13:55 (Rechtschreib-Forum der Süddeutschen Zeitung): „Die Schulen, die gehalten sind, die neue Rechtschreibung zu praktizieren, haben nämlich gegenteilige Erfahrungen gemacht: Die Schüler machen weniger Rechtschreibfehler.“
Hier sieht man, wie die Desinformationskampagnen der Kultusbürokraten gewirkt haben. Wegen ihrer Mängel hat die Reform ein Ansteigen der Zahl der Rechtschreibfehler zur Folge, wie Studiendirektoren der Initiative „Wir Lehrer gegen die Rechtschreibreform“ durch Aufsatzkorrekturen zweifelsfrei feststellten.
Ein Auszug aus den Fehlerstatistiken der bundesweiten Initiative „Wir Lehrer gegen die Rechtschreibreform“ ist enthalten in der Broschüre des VRS: Unser Kampf gegen die Rechtschreibreform, Nürnberg 1998, S. 10 ff.
Vgl. auch Marx, Prof. Dr. Harald: Rechtschreibleistung vor und nach der Rechtschreibreform: Was ändert sich bei Grundschulkindern? In: Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, Göttingen: Hogrefe-Verlag, 31/1999, S. 180-189. Marx stellt einen signifikanten Fehleranstieg bei der neuen ß/ss-Schreibung fest.
Das prominenteste Opfer der Lügenpropaganda der Kultusbürokraten ist der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber. Vgl. Das 40-Prozent-weniger-Fehler-Märchen - Irreführung Stoibers mit Mogeldiktat - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=415 -. Noch heute wird die Presse durch die Kultusministerien desinformiert.
Systematische Rechtschreib-Tests
Systematische Rechtschreib-Tests ergaben, daß Schulabgänger doppelt so viele Rechtschreibfehler machen wie vor 30 Jahren. Was sind die Ursachen dafür?
www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=626
Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Mittwoch, 12. Okt. 2005 13:18, insgesamt 2mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Freitag, 27. Aug. 2004 13:01 Titel: Rechtschreibleistungen von Grundschülern |
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Professor Harald Marx in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ über die Rechtschreibleistungen von Grundschülern
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Die Kinder schreiben jetzt schlechter
Prof. Dr. Harald Marx untersucht die Rechtschreibleistungen von Grundschülern
Die österreichische Bildungsministerin, das brandenburgische Bildungsministerium, die Düsseldorfer Staatskanzlei, der Rechtschreibreformer Gerhard Augst und andere mehr behaupten zwar das Gegenteil: Die Rechtschreibleistungen in den Schulen hätten sich durch die Reform verbessert.
Doch wo sind die „Untersuchungen“, auf die sie sich berufen? Gibt es sie überhaupt? - Der womöglich einzige, der tatsächlich Untersuchungen angestellt hat, ist der Leipziger Erziehungswissenschaftler Harald Marx.
„Rechtschreibung wurde erschwert“
Schriftsprachforscher Prof. Harald Marx: Negative Effekte durch Studien in Grundschulen belegt
350000 Abc-Schützen, die heute in Niedersachsen eingeschult werden, sollen auch die neue Rechtschreibung erlernen, über die erneut heftig gestritten wird. Der Sprachschriftforscher an der Universität Leipzig, Prof. Dr. Harald Marx, hat in Vergleichsstudien die Rechtschreibleistung von Grundschülern vor und nach der Rechtschreibreform untersucht und kam zu interessanten Ergebnissen. Die Fragen stellte Waltraud Messmann.
Zu welchen Ergebnissen sind Sie in Ihren Untersuchungen gekommen?
Marx:
Die Untersuchung bezog sich auf die ß-Schreibung, die ja eine der deutlichen Veränderungen im Rahmen der Rechtschreibreform war und ist. Dafür habe ich für diesen Bereich die Leistungen von Grundschülern 1996, also kurz vor der Reform, und 1998, eineinhalb Jahre nach Einführung der neuen Rechtschreibung, verglichen. Ich wollte überprüfen, ob die Annahme der Reformer richtig ist, dass die Rechtschreibleistung durch die Neuerungen erleichtert wird. Doch genau das Gegenteil war der Fall: Sie wurde nicht erleichtert, sondern erschwert. Es wurden also noch mehr Fehler gemacht. Im Jahr 2001 habe ich die Untersuchung dann auch auf Wunsch der Rechtschreibreformer wiederholt. Dabei zeigte sich, dass die Kinder die ß-Wörter jetzt zwar wieder genauso gut oder genauso schlecht wie vor der Reform schrieben, doch die Neigung zur Übergeneralisierung, die sich bereits 1998 angedeutet hatte, war jetzt gestiegen. Das heißt, Wörter, die in der S-Laut-Schreibung von der Rechtschreibreform nicht betroffen waren, wurden jetzt häufiger als vor der Reform falsch geschrieben. Vergleichsstudien aus den Jahren 2003 und 2004 sind noch nicht ganz ausgewertet, doch scheint sich dieser negative Effekt noch verstärkt zu haben.
Wie erklären Sie sich das?
Marx:
Der Übergeneralisierungseffekt ist psychologisch damit zu erklären, dass bei dieser Rechtschreibreform, anders als bei der ersten, die veränderten Schreibungen zunächst eigentlich nur der Duden kannte oder die Rechtschreibreformer selbst. Die, die sie hätten kommunizieren müssen, Journalisten, Autoren und andere Vielschreiber, kannten sie nicht und haben sich oft auch nicht die Mühe gemacht, sie nachzuschlagen. Das hat auch damit zu tun, dass viele die Reform, jedenfalls in der Form, wie sie vollzogen wurde, nicht wirklich gut fanden. Dieser viel schreibende und viel gelesene Personenkreis produziert jetzt Eigenschreibungen, die entweder weiter den Regeln der alten Rechtschreibung folgen, irgendwo zwischen alter und neuer Rechtschreibung liegen, oder sie schöpfen neue Kreationen. Diese Vielfalt von Schreibungen führt lernpsychologisch betrachtet dazu, dass die einzelnen Abspeicherungen von Schreibmustern bei den Bürgern viel länger dauern, als es vorher der Fall war.
Wie muss ich mir das genau vorstellen?
Marx:
Ich erkläre das immer wieder gerne mit der Einführung der Postleitzahlen. Sie war eine Hundertprozentumstellung. Das bedeutet, ab einem bestimmten Zeitpunkt gab es keine alten Postleitzahlen mehr. Das hat am Anfang auch Proteste gegeben, aber die Umstellung ist nachher nahtlos erfolgt: Weil man das Alte nicht mehr benutzen durfte, musste man es vergessen. Lern- und gedächtnispsychologisch ist genau das das Problem bei der neuen Rechtschreibung: Es bleibt vieles, wie es war, und nur einiges verändert sich. Weil aber auch die Medien nur teilweise umgestellt haben, die FAZ zum Beispiel überhaupt nicht, bestand auch aus der Sicht der erwachsenen Bundesbürger und kritischer Lehrer nicht wirklich ein hundertprozentiger Zwang zur Umstellung. Die Neuerungen wurden deshalb auch schulisch nicht adäquat eingeführt. Dadurch hat sich jetzt ein Nebeneinander verschiedener Schreibungen etabliert.
Das bedeutet aus lernpsychologischer Sicht?
Marx:
Lernpsychologisch betrachtet, legen wir im Gedächtnis die Spuren ab, die wir lesen. Sehen wir ein „daß“ mit ß, dann merken wir uns, dass es „d-a-ß“ gibt. Wenn wir dann „dass“ nach der neuen Rechtschreibung mit Doppel-„s“ sehen, legen wir es in unserem Gedächtnis mehr oder weniger gleichrangig ab. Wir erinnern dann, dass es eine grafisch verschriftlichte Folge „daß“ und „dass“ gibt. Je nachdem, wie wir gerade gestimmt sind, wählen wir die eine oder die andere aus. Es gibt seit der Reform fast keine Examensarbeit meiner Lehramts- und Magisterstudenten, in der das „ss“ oder „ß“ nicht wenigstens einmal falsch geschrieben ist.
Wurden denn diese Überlegungen bei der Entwicklung und Umsetzung der Reform gar nicht berücksichtigt? Die Reformer wollten doch die Rechtschreibung vor allem leichter erlernbar machen.
Marx:
Nein, nein. Da waren Pädagogen beteiligt und Sprachwissenschaftler. Die lernpsychologische Komponente, das habe ich den Reformern auch immer wieder gesagt, ist einfach zu kurz gekommen. Sie haben nicht bedacht, wie Menschen lesen und schreiben lernen. Deshalb habe ich als Schriftsprachforscher schon damals eine Gegenhypothese aufgestellt, die sich dann auch bestätigt hat: dass es nämlich zu einer sich ausbreitenden Verwirrung kommt. Wir müssen uns davon verabschieden zu glauben, dass die Reform eine Erleichterung gebracht hat. Diese Erkenntnis wird auch in der Rückkehr verschiedener großer Zeitungen und Magazine zur alten Rechtschreibung deutlich.
Die beispielsweise die Kultusministerkonferenz ja heftig kritisiert.
Marx:
Also mich ärgert es schon, wenn die Kultusminister sagen, das jetzt an den Schulen besser rechtgeschrieben wird. Denn das ist ja nur Meinungsmache und beruht nicht auf empirischen Tatsachen.
Sind Sie denn jetzt für eine konsequente Übernahme der neuen Rechtschreibung ab Oktober 2005, um dem offenbar schädlichen Nebeneinander endlich ein Ende zu setzen?
Marx:
Nein. Ich habe schon 1999 vorgeschlagen, den Termin 2005 für die Verbindlichkeit der Reform in jedem Fall auszusetzen. Jetzt würde ich dafür plädieren, dass man es zunächst bei der Gültigkeit von Alt und Neu belässt, langfristig aber die Empirie und die Zeit entscheiden lässt, welche der Schreibungen sich häufiger durchsetzt. Man könnte dann, sagen wir mal in 15 Jahren, eine größere empirische Überprüfung machen und dann das, was häufiger vorkommt, in den Vordergrund rücken. In der Ausgabe X des Dudens oder anderer Werke dieser Art würden die weniger gebräuchlichen Schriftformen, egal ob alte oder neue Rechtschreibung, dann nur noch als geschichtliche Zwischenformen, Antikformen oder Ausnahmen auftauchen.
Das wäre denn statt eines künstlichen Reformwerks eine natürliche Auslese?
Marx:
Ja, ein natürlicher Ausleseprozess, denn über Regeln lässt sich das eben nicht steuern. Auch wenn das nach wie vor viele Pädagogen meinen. Das Lernen vollzieht sich nicht nach den Regeln der Sprachwissenschaftler, sondern läuft auf der Ebene der Wahrnehmung des Einzelnen ab.
Wird dann aber nicht die jüngere Generation benachteiligt, die an den Schulen ja die neue Rechtschreibung lernt?
Marx:
Das ist eine Frage der Texte, die die Kinder lesen. Wenn sie permanent nur mit neuen Texten konfrontiert werden, dann lernen sie die neue Rechtschreibung. Aber sogar in den Lehrerkommentaren in den Schulheften meiner Kinder finde ich immer wieder Wörter in der alten Rechtschreibung. Auch sind nach wie vor allein schon aus Geldmangel nicht alle eingesetzten Schulbücher auf die neue Schreibung umgestellt. Das heißt, in der Stringenz, wie jetzt behauptet, wurden die Schüler auch bisher nicht in der neuen Rechtschreibung unterrichtet.
Kommt in der Langsamkeit der Umstellung auf die neuen Schreibweisen nicht auch die negative Haltung vieler gegenüber der Reform zum Ausdruck?
Marx:
Statt die Rechtschreibreform offiziell zu verkünden, wäre es wesentlich sinnvoller gewesen, man hätte, wie in der Vergangenheit schon geschehen, die Änderungsvorschläge als Alternativen zu der bisherigen Schreibweise in einen neuen Duden eingearbeitet. Dann hätte man schauen können, wie sie angenommen werden. Die Rechtschreibreformer haben es ja schon im Vorfeld versäumt, wenigstens einen Ausgangszustand festzuhalten. Denn auch vor der Rechtschreibreform hat man ja nicht alles richtig geschrieben. Aber insgesamt sind die Rechtschreibleistungen heute schlechter als beispielsweise noch vor zwanzig Jahren.
Führen Sie das auch auf die Reform zurück?
Marx:
Das kann man eben nicht. Es gibt viele Gründe. So ist die Bedeutung der Rechtschreibleistung in den Lehrplänen an den Schulen zurückgefahren worden. Wir wissen, dass heute ein Drittklässler ungefähr so gut rechtschreiben kann wie ein Zweitklässler vor zwanzig Jahren. Wir haben eine Verzögerung von einem Jahr, je nach Schultyp auch von zwei Jahren.
Ist nicht auch zu erwarten, dass sich die geschriebene Sprache durch SMS und E-Mail und die dort üblichen Kurzbotschaften weiter erheblich verändern wird?
Marx:
Das ist sicher eine Erschwernis, dass sich diese Entwicklung zeitgleich mit der Rechtschreibreform vollzieht. In dieser nennen wir es Subkultur wird beispielsweise auf die üblichen Standards eines Briefes verzichtet. Die Anzahl von Fehlschreibungen ist in der Tat gerade in SMS und E-Mails ganz erheblich. Noch viel schlimmer ist das übrigens beim „Chatten“, das noch mehr Sonderformen, wie beispielsweise„ be-8“ statt „beachten“ produziert. Bei rechtschreibunsicheren Personen wird damit der Prozess des Erwerbs der neuen Rechtschreibung noch zusätzlich verzögert. Auf rechtschreibsichere Personen hat diese Art von Fehlschreibungen aber überhaupt keinen Einfluss.
Sie sehen nicht die Gefahr, dass sich die Schriftform dieser Subkultur irgendwann zur Norm entwickelt?
Marx:
Solange die Empfänger alle diese Botschaften anerkennen, wird sich diese Schreibweise ausbreiten. Doch sie ist immer nur einer Gruppe von Gleichaltrigen und Gleichgesinnten vorbehalten. Wenn nicht auch die Zeitungen anfangen, so zu schreiben, dann wäre dies meines Erachtens nach nicht das Problem.
Neue Osnabrücker Zeitung vom 21. August 2004 |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Freitag, 27. Aug. 2004 13:07 Titel: Jose Kraus über das Ansteigen der Fehlerzahlen |
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Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes
über das Ansteigen der Fehlerzahlen infolge der Rechtschreibreform
Laut PISA-Studie liegen die Deutschen im internationalen Vergleich im hinteren Feld. Die Kultusminister richteten schon früher mit der Ganzwortmethode und der Mengenlehre großen Schaden an. Nun schädigt auch noch die Rechtschreibreform das Lese- und Textverständnis.
„Einer, der den nationalen Ländervergleich der Pisa-Studie genau unter die Lupe genommen hat, ist Josef Kraus, Oberstudiendirektor und Präsident des Deutschen Lehrerverbandes. [...] Josef Kraus, der das Montgelas-Gymnasium in Vilsbiburg (Landkreis Landshut) leitet, ist Lehrer für Deutsch und Sport und außerdem Diplom-Psychologe. [...] 'Die Rechtschreibreform hat das ihre dazugetan, um schulische Leistungen zu senken.' Untersuchungen zeigten, dass in einigen wenigen Bereichen die Fehlerquote im Rechtschreiben zwar sank, dafür aber insgesamt eine wesentlich höhere Anzahl von Fehlern hinzukam. [...]“
(Peter Baier: Lehrerverbands-Präsident Josef Kraus über PISA. Mit mehr Deutschunterricht zum Erfolg. In: Bayernkurier, Jahrgang 53, Ausgabe Nr. 27, 4. Juli 2002)
In sehr guten Aufsätzen widerlegt Josef Kraus die Scheinargumente der Reformer und die Märchen der „viel versprechenden“ Kultusminister über die „Rechtschreibreform“. Vgl. www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=294
Anmerkung:
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Krino Hoogestraat
Registriert seit: 09.08.2004 Beiträge: 25 Wohnort: 26723 Emden (Ostfriesland)
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: Montag, 06. Sep. 2004 14:27 Titel: Mehr Fehler durch Schreibreform |
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Studie: Mehr Fehler durch Schreibreform
Die neue Rechtschreibung führt nach einer neuen Studie in der Grundschule zu mehr Fehlern im Diktat.
Der Leipziger Sprachforscher Harald Marx wertete einem Bericht der "Bild"-Zeitung zufolge zwischen 1996 und 2004 Diktate von 1200 sächsischen und niedersächsischen Grundschülern aus. Drittklässler hätten dabei 2004 bis zu 13 Prozent mehr Fehler gemacht als 1996; bei Viertklässlern seien es 22 Prozent gewesen.
Die Fehlerquote sei besonders hoch bei der Entscheidung, ob sich ein Wort mit s, ss oder ß schreibe.
ARD Videotext 6.9.2004 Tafel 507 _________________ Krino Hoogestraat • Graf-Enno-Straße 3 • 26723 Emden (Ostfriesland) |
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Elke Philburn
Registriert seit: 03.12.2002 Beiträge: 246 Wohnort: Manchester UK
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: Dienstag, 07. Sep. 2004 17:59 Titel: Mehr Fehler nach der Rechtschreibreform |
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<b>Mehr Fehler nach der Rechtschreibreform
Lernpsychologe stellt Studie vor</b>
Vom 07.09.2004
LEIPZIG (dpa) Nach Einführung der Rechtschreibreform hat sich nach einer Langzeitstudie des Leipziger Lernpsychologen Harald Marx die Zahl der Fehler in Schülerdiktaten erheblich erhöht. Die bisher unveröffentlichte Studie ergab bis zu 22 Prozent mehr Fehler, sagte Marx der "Bild"-Zeitung. Damit widersprach er dem Argument der Reformbefürworter, die Schüler würden nach der Reform besser schreiben. Der Forscher warf der Kultusminister-Konferenz Meinungsmache vor, die nicht auf Fakten beruhe.
Der Wissenschaftler von der Leipziger Universität hatte 1996, also unmittelbar vor Einführung der Reform, sowie 1998, 2001 und 2004 die Diktate von insgesamt 1200 Schülern aus Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Niedersachsen ausgewertet. Als Schwerpunkt wählte er die Schreibung von "ß","ss" und "s". Dabei stellte er 2004 in den dritten Klassen bis zu 13 Prozent mehr Fehler als 1996 fest. Schüler der vierten Klassen machten bis zu 22 Prozent mehr Fehler.
"Die Schüler übertragen das Gelernte auf Wörter, die gar nicht von der Reform betroffen sind", sagte Marx der dpa. Wissenschaftler nennen dies Übergeneralisierung. Eigentlich sei die Unterscheidung zwischen "ß", "ss" und "s" ganz leicht. "Das Ergebnis zeigt aber, dass wir beim Lernen zu verallgemeinern suchen. So kommt es dann zu falscher Schreibung von Wörtern wie Fuß oder Schoß. Ähnlich verhält es sich mit anderen neuen Regeln."
"Reformen wie die jüngste führen lerntheoretisch ins Chaos", sagte Marx. Allerdings sei auch eine Umkehr nicht denkbar, sie würde das Chaos nur verstärken und zu noch mehr Verunsicherung führen. <b>
<a href="http://www.wiesbadener-kurier.de/politik/objekt.php3?artikel_id=1602292">Quelle</a></b>
<i>Anmerkung:
Es ist nicht nachvollziehbar, warum Marx die Ansicht vertritt, eine Rückkehr sei nicht denkbar. Es müßte doch auch Marx klar sein, daß jedes weitere Herumbasteln und Flickschustern die bislang beobachteten Probleme verschärft.</i> |
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Norbert Schäbler
Registriert seit: 01.05.2003 Beiträge: 9 Wohnort: Hösbach
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: Dienstag, 07. Sep. 2004 19:06 Titel: Harald Marx als Gast beim VRS in Aschaffenburg |
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Das Konzept von Harald Marx (vom 03.09.00)
Anläßlich der Jahrestagung des VRS am 01.10.00 in Aschaffenburg trat Harald Marx (Professor für Pädagogische Psychologie, Uni Bielefeld bzw. Leipzig/seit 1.10.1999) als einer von vier Gastrednern auf. Daneben referierten Stefan Hinrichs (Professor für Pädagogik, Uni Siegen), Wolfgang Wrase (Lektor, München) und Wolfgang Illauer (Studiendirekter an einem Humanistischen Gymnasium in Augsburg).
Im folgenden zitiere ich aus dem Konzept von Harald Marx, das den Teilnehmern der Versammlung an die Hand gegeben wurde. Es trägt den Vermerk „011 MarxBielefeld.html“; umfaßt 3 Seiten; trägt das Datum „03.09.00, 18:12“.
Es ist gehalten in altbewährter Rechtschreibung.
Allerdings stellte Harald Marx in Aschaffenburg seine Erkenntnisse via Overhead-Projektor in neuer Rechtschreibung vor. Meines Wissens publiziert der Wissenschaftler seine Erkenntnisse generell in Heysescher Schreibung. .
Motive für dieses Verhalten konnten auf der Sitzung vom 01.10.00 nicht geklärt werden, doch immerhin wurde die Diskrepanz zwischen den Untersuchungsergebnissen und dem Verhalten des Wissenschaftlers bei seinen Publikationen zum kurzfristigen Gesprächsgegenstand.
Der Text:
Rechtschreibleistung vor und nach der Rechtschreibreform: Was ändert sich bei Grundschulkindern?
(Harald Marx)
Mit der Rechtschreibreform ist das Ziel verbunden, das Rechtschreibsystem der deutschen Sprache benutzerfreundlicher, logischer und leichter erlernbar zu machen. Eine der grundlegenden Änderungen betrifft die s-Laut-Schreibung. Während bislang die Schreibungen der Buchstaben s, ss oder ß für den s-Laut (/s/) größtenteils wortspezifisch waren, gibt es jetzt zumindest eindeutigere Vorschriften (vgl. Duden, 1996)
„Nach betontem Kurzvokal wird (sofern die Grundform ein ss enthält) immer ss und nach Langvokal immer ein ß geschrieben.“
Auf dem Weg vom phonetischen Schreiben zum orthographischen bereitet gerade die Dehnung und Dopplung von Konsonanten, mit denen die Länge oder Kürze eines Vokals visualisiert wird, eines der Hauptprobleme der Rechtschreibung. Deshalb kommt der Neuerung in der s-Laut-Schreibung eine besondere Bedeutung zu. Denn die verschiedenen Verschriftungen (ss,ß) eines Phonems (/s/) erscheinen sehr gut dazu geeignet, die für viele Kinder akustisch nur schwer zu treffende Unterscheidung von Lang- und Kurzvokal durch Visualisierung zu unterstützen und somit zu erleichtern. So kann etwa mit Hilfe eines Schaubildes (s. Vierfelderschaubild im Vortrag) die Eindeutigkeit in der Zuordnung von Kurz- und Langvokal zu den zwei unterschiedlichen Schreibweisen des gleichen s-Lautes wechselseitig dazu genutzt werden, Grundschulkindern zunächst das Prinzip der Konsonantenverdopplung bei betontem Kurzvokal zu vermitteln. Danach gilt es mit Hilfe der Visualisierung die Prinzipien von Dehnung und Schärfung zu üben und somit über die vorgegebene Schreibung in den neuen Schulbüchern die korrekte Lesung von Lang- und Kurzvokal gerade auf der Wortebene zu steuern.
Annahmen
Berücksichtigt man die Schwere und die Auswirkungen des Fehlerbereichs der s-Laut-Schreibungen und stellt diesen die angedeuteten spezifischen Lerngelegenheiten als didaktische Hilfen beiseite, so müßten sich eigentlich die Rechtschreibleistungen bei konsequenter Anwendung der Reform gerade im Bereich der s-Schreibungen bereits kurzfristig verbessern. Darüber hinaus müßten sich längerfristig im Bereich der Wortschreibungen mit Dopplung und Dehnung ebenfalls Verbesserungen einstellen. Soweit die erwünschten Effekte der Rechtschreibreform.
Aber andere, unerwünschte Effekte sind durchaus ebenfalls in Betracht zu ziehen. Zumindest in qualitativer Hinsicht ist gerade bei den s-Schreibungen auch eine Zunahme von unterschiedlichen Schreibweisen, Übergeneralisierungen oder auch inkonsistenten Realisierungen von Schreibungen denkbar (s. Leselernmodell nach Adams im Vortrag).
Denn nach wie vor ist nahezu alles Schriftmaterial, das die Kinder außerhalb des schulischen Settings zu sehen und zu lesen bekommen, nach den alten Rechtschreibregeln verfaßt, so daß es in Abhängigkeit von der Nutzung außerschulischen Schriftmaterials zu Konfusionen bzw. zur Ausbildung gleichrangiger Assoziationen von Graphem-Phonemkorrespondenzen (vgl. Adams 1993; Marx, 1997, Perfetti, 1992) kommen dürfte. Insofern sollten diese Probleme eher bei den besseren Rechtschreiber/innen und Viellesern als bei den schwächeren Lesern bzw. Kindern, die wenig lesen, auftreten (vgl. die eigenen Ausländerbefunde als Gruppe der weniger deutsch Texte lesenden Kinder im Vortrag). Außerdem gilt es zu beachten, daß alle Kinder, die vor dem Stichtag der Einführung der neuen Rechtschreibung eingeschult wurden, zunächst nach den alten Rechtschreibregeln unterrichtet worden sind.
Methode
Zur Überprüfung dieser Annahmen wurden zur Schuljahresmitte des Schuljahres 1997/1998 111 Zweit, 111 Dritt- und 107 Viertkläßler, die (auf Empfehlung der Kultusministerien nach Unterzeichnung der „Gemeinsamen Erklärung zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung“ in Wien) seit Beginn des Schuljahres 1996/97 bereits nach den neuen Rechtschreibregeln unterrichtet werden, mit einem neuen Rechtschreibtest (Knuspels Schreibaufgaben, Marx, in Vorb.) untersucht. Deren Ergebnisse wurden denen von 110 Zweit-, 110 Dritt- und 98 Viertkläßlern gegenübergestellt, die genau zwei Jahre vorher mit dem gleichen Verfahren getestet worden waren. Ausgewertet wurden die Schreibungen getrennt für 34 Wörter ohne und 10 Wörter mit s-Laut, wobei sich bei fünf s-Laut-Wörtern reformbedingt die Schreibweise verändert hat.
Ausgewählte Ergebnisse
Es zeigt sich, daß die älteren Klassenstufen der 98iger Stichproben die von der Rechtschreibreform nicht betroffenen Wörter nicht besser schreiben können als diejenigen der 96iger Stichproben. Deutlich wird aber auch, daß die Rechtschreibreform wirkt.
Allerdings ist das Ergebnis bezüglich der s-Laut-Schreibung genau entgegengesetzt der erwünschten Richtung. Zum einen machen die Kinder aller Klassenstufen bei den von der Reform betroffenen s-Laut-Wörtern signifikant mehr Fehler, zum anderen übergeneralisieren sie, indem sie offensichtlich die neuen Schreibweisen auch bei den s-Laut Wörtern anwenden, die nicht von der Reform betroffen sind. Diese Befunde gelten mit Ausnahme der Übergeneralisierungen sowohl für deutsche Kinder als auch für Ausländer- und Aussiedlerkinder. Letztere schreiben zwar in allen drei Klassenstufen signifikant weniger Wörter richtig als deutsche Kinder, sie produzieren aber keine Übergeneralisierungen.
Diskussion
Insgesamt bestätigen sich nicht die erwünschten, sondern die unerwünschten Reformwirkungen. Es gibt nach anderthalb Jahren Unterricht nach neuer Rechtschreibung (noch?) keinen allgemeinen Erleichterungseffekt. Die Rechtschreibleistungen zwischen den Klassenstufen vor und nach der Rechtschreibreform unterscheiden sich nämlich nicht in den reformunkritischen Wörtern. Aber es gibt Unterschiede bei den von der Reform betroffenen s-Laut-Wörtern. Diese fallen jedoch zuungunsten der Rechtschreibreform aus. D.h., die reformkritischen s-Laut-Wörter werden nach der Reform nicht seltener, sondern häufiger falsch geschrieben. Zusätzlich gibt es noch ein weiteres Problem. Offensichtlich führen die reformbedingten Andersschreibungen beim ß und ss auch bei s-Laut-Wörtern, die nicht von der Reform betroffen sind, zu unzulässigen Verallgemeinerungen bzw. Unsicherheiten und somit zu einer höheren Fehlerquote.
Schlußfolgerungen
Die Ergebnisse lassen wenigstens drei Handlungsmöglichkeiten zu:
1. Gegner wie Befürworter tauschen weiterhin Meinungen aus, geben Ratschläge für weitere Reformen oder benutzen diese Befunde in unkritischer Weise, z.B. als Argument für eine Abschaffung der Reform.
2. Die Reform wird von allen ernst genommen. Damit einher geht eine aktive Suche und effektive Nutzung von neuen Vermittlungsmöglichkeiten (wie z.B. das Vierfelderschaubild), statt einer halbherzigen Kurzschulung.
3. Die Reform läutet eine Liberalisierung der Rechtschreibbewertung ein. Es werden auf Dauer Alternativschreibungen (alte und neue Rechtschreibung) zugelassen, die Rechtschreibung verliert ihre Bedeutung als Ausleseinstrument für Schule und Beruf.
Prognose
Angesichts der ständigen Konfrontation mit zwei Schreibweisen, nämlich der alten im alten Buchbestand und der neuen in Schule bzw. seit 1. August 1999 in den Printmedien, ist zumindest bei den reformbedingten Veränderungen auf längere Sicht eher mit einer Verschlechterung der Rechtschreibung, vor allem aber auch mit unzulässigen Generalisierungen von Schreibweisen und Gewohnheitsbildungen bei Jung und Alt zu rechnen. Wenn hiergegen nicht ernsthaft durch gezielte didaktische Maßnahmen für Jung und Alt entgegengesteuert wird, wird wohl die dritte genannte Möglichkeit eintreten.
Ergänzende Grafik
Finden Sie unter:
http://www.rechtschreibreform.com/Seiten2/Wissenschaft/012MarxBielefeldGrafik.html
Literaturbezug
Marx, H.(1999). Rechtschreibleistung vor und nach der Rechtschreibreform: Was ändert sich bei Grundschulkindern? Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und pädagogische Psychologie, 31(4), S. 180-189, Verlag Hogrefe, Göttingen, Tel. 0551 49609-0
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Dienstag, 07. Sep. 2004 23:02 Titel: Mehr Fehler wegen Schlechtschreibreform |
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Neue Studie beweist
Schüler machen mehr Fehler wegen Schlechtschreibreform
Von TOBIAS LOBE
Leipzig – Das werden die Befürworter der Schlechtschreibreform gar nicht gerne hören. Jetzt ist es wissenschaftlich erwiesen: Deutschlands Schüler machen in Diktaten immer mehr Fehler!
Der Leipziger Schriftsprachforscher Harald Marx hat von 1996 bis 2004 rund 1200 Schüler von der zweiten bis zur vierten Klasse in ganz Deutschland getestet. Das alarmierende Ergebnis: Seit Einführung der neuen Regeln stieg die Zahl der Fehler um bis zu 22 Prozent!
Der Professor lässt das Argument der Reformanhänger, unsere Schüler würden jetzt besser schreiben, nicht gelten: „Das genaue Gegenteil ist der Fall. Die Rechtschreibung wurde nicht erleichtert, sondern erschwert.“
Doris Ahnen (SPD), Präsidentin der Kultusministerkonferenz, behauptete dagegen noch vor vier Wochen: Die Reform habe den Schülern die Rechtschreibung erleichtert.
Marx: „Mich ärgert, dass die Kultusminister sagen, an den Schulen würde besser geschrieben. Das ist Meinungsmache, die nicht auf empirischen Fakten beruht.“
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie:
· In der 2. Klasse blieb die Zahl der Fehler seit 1996 in etwa gleich. Grund: Die Schüler lernen erst noch die Regeln.
· In der 3. Klasse nahm die Fehlerhäufigkeit bis 2004 um 13 Prozent zu.
· In der 4. Klasse werden bereits 22 Prozent mehr Fehler gemacht als vor acht Jahren.
Die Verunsicherung ist nach der Studie des Leipziger Wissenschaftlers schon so groß, dass Schüler immer mehr Wörter falsch schreiben, bei denen sich die Schreibung gar nicht geändert hat.
Die schlimmsten Fehler der Schüler
Dehnungs-E fehlt: vil statt viel, Spigel statt Spiegel
Konsonanten nicht verdoppelt: schnupern statt schnuppern, dopelt statt doppelt
Probleme mit S, SS und ß: Strasse statt Straße, blos oder bloss statt bloß
F und V verwechselt: fielleicht statt vielleicht, vallen statt fallen
D und T verwechselt: tod statt tot, Vader statt Vater
Schwierigkeiten mit Q: kwer statt quer, Kwalle statt Qualle
B und P verwechselt: Plätter statt Blätter, barken statt parken
Bild.T-Online.de vom 5. September 2004
www.bild.t-online.de/BTO/news/2004/09/06/schlechtschreibreform__studie/schlechtschreibreform__studie__schueler.html
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Anmerkung:
Ins Wasser fällt ein Stein ... Norbert Schäbler erinnert an die VRS-Jahresversammlung am 1. Oktober 2000 in Aschaffenburg. Prominente Podiumsteilnehmer hatten kurzfristig abgesagt, um die Veranstaltung zu boykottieren. Ein freundlicher Zeitgenosse hatte die Parole ausgegeben: „Niemand fährt nach Aschaffenburg!“ Sie versäumten etwas; denn auf dem Podium war Harald Marx, und Dankwart Guratzsch von der WELT berichtete. ... Seitdem zitieren wir auch Harald Marx. ... Die Initiative „Wir gegen die Rechtschreibreform“ hatte schon zuvor auf die Marxschen Untersuchungen mit einer Pressemitteilung und dann auch auf ihrer Internetseite aufmerksam gemacht: www.rechtschreibreform.com/PDF/UniBielefeldMarx.pdf -, aber ohne nennenswerten Erfolg. Das Thema war nicht erwünscht.
Meine Stränge „Das 40-Prozent-weniger-Fehler-Märchen“und „Zur ss-Regelung, dem Silikonbusen der Rechtschreibreform“, in denen ich Harald Marx zitiere, wurden mit dem jeweiligen Rechtschreib- Forum der Süddeutschen Zeitung zwar immer wieder gelöscht, aber Harald Marx wurde dennoch von aufmerksamen Journalisten registriert. Siehe oben das Interview der Neuen Osnabrücker Zeitung vom 21. August 2004.
Tobias Lobe von BILD fragte beim VRS nach Harald Marx und erhielt die nötigen Auskünfte. Erst durch den BILD-Bericht wurde dpa aufmerksam und begann, die Marx-Aussagen in das von der dpa gewünschte Licht zu rücken: Eine Umkehr sei nicht denkbar. ...
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Mittwoch, 08. Sep. 2004 08:59, insgesamt 8mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Dienstag, 07. Sep. 2004 23:14 Titel: Schüler machen jetzt mehr Fehler |
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Schüler machen jetzt mehr Fehler
Studie zur Schreibreform
LEIPZIG (dpa). - Nach der Einführung der Rechtschreibreform hat sich nach einer neuen Langzeitstudie die Zahl der Fehler in Schülerdiktaten erheblich erhöht.
Die bisher unveröffentlichte Studie ergab bis zu 22 Prozent mehr Fehler, sagte der Leipziger Lernpsychologe Harald Marx. Damit widersprach er dem Argument der Reformbefürworter, die Schüler würden nach der Reform besser schreiben. Der Forscher warf der Kultusminister-Konferenz Meinungsmache vor, die nicht auf Fakten beruhe. Marx: „Die Reform war das Geld nicht wert. Man hätte Veränderungen in den Duden aufnehmen können.“
Künftig sollte man nach Ansicht des Lernpsychologen auf größere Veränderungen der Rechtschreibung verzichten. „Die Alternative wäre freilich ein völlig neues Schriftsystem. Aber das wird wohl keiner wollen“, sagte Marx. „Reformen wie die jüngste führen lerntheoretisch ins Chaos.“ Allerdings sei ' auch eine Umkehr nicht denkbar, sie würde zu noch mehr Verunsicherung führen. Marx schlug vor, bei Groß- und Klein- sowie Getrennt- und Zusammenschreibung je zwei Varianten gelten zu lassen und den Abschlusstermin für die Reform 2005 zu streichen.
Nürnberger Zeitung Nr. 207 vom 7. September 2004, S. 4 |
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Manfred Riebe
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: Mittwoch, 08. Sep. 2004 12:10 Titel: Sauriersterben |
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Sauriersterben
Die Argumente, mit denen sich die Rechtschreibreform verteidigen läßt, erinnern immer mehr an Dinosaurier: Sie sterben aus. Nur zwei haben die Debatte der letzten Jahre überlebt. Da ist zum einen der Verweis auf die Kosten, die eine Rücknahme verursachen würde, als ob wir es uns nicht mehr leisten könnten, einmal gemachte Fehler zu beheben. Aber können wir es uns leisten, unsere Fehler nicht zu korrigieren? Während hier alles auf die technischen Details der Rückführung ankommt, war das zweite verbliebene Argument der Reformer bislang von größerem Gewicht. Es führt die Schüler ins Feld, denen die neuen Regeln das Erlernen der Rechtschreibung angeblich leichter machen soll. Zweifel an dieser Behauptung waren nicht erlaubt. Was Schülern leichtfällt und was nicht, bestimmen die Kultusministerien. Basta!
Soweit die bürokratische Theorie. Jetzt zur schulischen Praxis: Einer Langzeituntersuchung des Leipziger Lernpsychologen Harald Marx zufolge, hat sich die Zahl der Fehler in Schülerdiktaten nach Einführung der Rechtschreibreform erheblich erhöht. Marx hat in den Jahren 1996, also unmittelbar vor Einführung der Reform, sowie 1998, 2001 und 2004 die Diktate von insgesamt 1200 Schülern aus Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Niedersachsen ausgewertet und besonders die Schreibung von „ß“, „ss“ und „s“ beobachtet. Dabei stellte er fest, daß die Fehlerquote 2004 in den dritten Klassen bis zu 13 Prozent höher lag als 1996. Schüler der vierten Klassen machten sogar bis zu 22 Prozent mehr Fehler. Marx führt dies unter anderem darauf zurück, daß die Schüler das Gelernte auf Wörter übertragen, die von der Reform gar nicht betroffen sind. Das führt dazu, daß zum Beispiel „Ergebniss“ geschrieben wird und nicht „Ergebnis“, weil die Schüler dazu neigen, Regeln zu verallgemeinern und auch dort anzuwenden, wo sie fehl am Platz sind.
Viele Lehrer haben in den letzten Jahren von dieser Folge der Reform berichtet, stießen aber auf taube Ohren in den Ministerien. Die Untersuchung von Marx widerlegt die Behauptung der Reformbefürworter, die Schüler würden nach der Reform besser schreiben. Ihr Verfasser wirft der Kultusminister-Konferenz sogar die Verbreitung von falschen Informationen vor: Das Erlernen der Rechtschreibung in den Schulen, so Marx, sei durch die Reform nicht erleichtert, sondern erschwert worden.
Wieder ein Dinosaurier weniger. Aber vermutlich werden die Reformer ihn ausstopfen und noch lange auf ihren Jahrmärkten zur Schau stellen.
Hubert Spiegel
Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 208 vom 7. September 2004, S. 33 |
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Manfred Riebe
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: Freitag, 10. Sep. 2004 22:24 Titel: Fehlerverminderung um 90 Prozent |
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Fehlerverminderung um 90 Prozent
Lohnt sich der Aufwand? Versprochen ist eine enorme Erleichterung des Schreibens und insbesondere des Schreibenlernens. Obwohl sich – abgesehen von der ss-Schreibung – vielleicht nur 0,05 % der Wortschreibungen eines normalen Textes ändern, soll die Neuregelung bei Schülern eine Fehlerverminderung um 30, 40, 50 oder sogar – wie der damalige KMK-Vorsitzende Wernstedt im Sommer 1997 einmal sagte – 90 Prozent bringen. Das ist schon aus arithmetischen Gründen unmöglich, es sei denn, die Reform nähme sich genau der statistisch ermittelten häufigsten Fehlschreibungen an und erklärte sie nunmehr für korrekt. Davon kann natürlich keine Rede sein.
(Ickler, Theodor: REGELUNGSGEWALT. Hintergründe der Rechtschreibreform. St. Goar: Leibniz Verlag, 2001, S. 8)
Siehe: Der niedersächsische Kultusminister Rolf Wernstedt - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=187
Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Mittwoch, 12. Okt. 2005 13:20, insgesamt 1mal bearbeitet |
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Elke Philburn
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: Samstag, 11. Sep. 2004 01:27 Titel: Lesenswert |
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| <a href="http://www.fds-sprachforschung.de/index.php?show=news&id=93">Reinhard Markner zur Studie von Harald Marx</a> |
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