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Peter Lüber
Registriert seit: 01.06.2004 Beiträge: 72
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: Donnerstag, 01. Jul. 2004 13:41 Titel: |
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Die Meinungen hierüber, woraus denn nun die Ligatur „ß“ bestehe, ob aus „s“ und „z“ oder aus Mittten- und Schluß-s zusammengesetzt, sind derart vielfältig, daß einem beinahe schwindlig werden könnte.
Ein Argument zu Gunsten von Max Bollwage: „sz“ wird im Ungarischen immer wie „ß“ gesprochen.
Peter Lüber |
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Wolfgang Scheuermann
Registriert seit: 30.06.2004 Beiträge: 6 Wohnort: Dilsberg
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: Donnerstag, 01. Jul. 2004 16:02 Titel: |
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| Reinhard Markner hat folgendes geschrieben: | | Die Betrachtungen von Tschichold und Bollwage sind nicht gleich tiefsinnig. |
Sehr geehrter Herr Markner!
Verzeihen Sie, aber das habe ich auch nicht behauptet. Ich wollte auch keineswegs bestreiten, daß Bollwage mit der für diese Dinge erreichbaren Sicherheit Tschichold weit hinter sich gelassen hat. Mit einiger Wahrscheinlichkeit hat er aber der Tschicholdchen Hypothese bedurft, um einen Anstoß dazu zu haben, seine eigene Sicht der Dinge zu entwickeln und eingehend zu begründen. Daher ist es doch auch angebracht, dem vor 30 Jahren verstorbenen Jan Tschichold weiter allen Respekt zu erweisen.
Ich wollte nur hervorheben, daß wir in dieser Frage der historischen Herleitungen nicht bedürfen, um die m.E. eindeutige Unterlegenheit der Heyseschen ss/ß-Regel hinreichend belegen zu können. |
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Wolfgang Scheuermann
Registriert seit: 30.06.2004 Beiträge: 6 Wohnort: Dilsberg
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: Donnerstag, 01. Jul. 2004 17:25 Titel: |
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| Plenz hat folgendes geschrieben: | | Deshalb meine Frage: sollte es Zufall sein, dass (nach der alten Rechtschreibung nur in der Wortmitte) das "ß" ausschließlich hinter langen Vokalen und das "ss" ausschließlich hinter kurzen Vokalen steht, oder ist es nicht doch die eigentliche Aufgabe des "ß", diesen Unterschied deutlich zu machen? |
Was für eine Frage! Sie wünschen eine Bestätigung für Ihre Ansicht, daß die Menschen, die mindestens ein Jahrhundert lang keinerlei Problem mit Schreibweisen wie "genußsüchtig" hatten, sich irgendwie haben täuschen lassen. Sie hätten ständig in der Versuchung gestanden, dieses Wort wie genuuuuußsüchtig auszusprechen, weil die "eigentliche" Bedeutung des ß doch darin bestünde, die Dehnung eines vorstehenden Vokals anzuzeigen!
Das ist schon einigermaßen hoffärtig*, in den Augen der deutschen Sprachgemeinschaft milliardenfach bewährte Schreibweisen in Zweifel zu ziehen, weil sie einer 1829 erfundenen Regel widersprechen, die nie viele Freunde gefunden hat. Und warum nicht? Weil sie unpraktisch und unheimlich fehlerträchtig ist. Weil sie dem Zeichen ß seinen wahrscheinlich wichtigsten Nutzen nimmt, und das um eines für einen des Hochdeutschen mächtigen Menschen völlig unnötigen "Nutzens" willen!
Sie sagen doch selbst, wir sollten den Bayern mal aus dem Spiel lassen, der seine Aussprache von "Spaß" nicht ändert, einerlei wie es geschrieben wird. Aber der Braunschweiger (z.B.) verliert sofort die Kontrolle über seine Aussprache, wenn er "Genuß" liest? Eine befremdliche Vorstellung - zumal sie unendlich oft widerlegt ist.
*Ergänzung am 2.7., 12 Uhr: Mit diesem etwas antiken Wort belege ich die Autoren der RSR, natürlich nicht einen der Diskutanden hier
Zuletzt bearbeitet von Wolfgang Scheuermann am Freitag, 02. Jul. 2004 11:11, insgesamt 1mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Donnerstag, 01. Jul. 2004 18:33 Titel: Zur Großschreibung des Eszett „ß“: SS oder SZ |
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Zur Großschreibung des Eszett „ß“: SS oder SZ
Herrn „Plenz“ alias Paul Lenz:
Zu 3.) Wie kommt es, daß viele (alle?) Architekten in ihren Zeichnungen das Wort MASZSTAB schreiben?
In der Duden-Regel R 187 heißt es: Nur wenn Mißverständnisse möglich sind, schreibt man SZ.
MASSE, aber: MASZE (wenn Masse und Maße verwechselt werden können). In Dokumenten kann bei Namen aus Gründen der Eindeutigkeit auch ß verwendet werden: HEINZ GROßE
Vgl. Duden, 20. Auflage, 1991
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Anmerkung:
In der viersprachigen Schweiz wird man zumindest amtlich MASSSTAB schreiben.
Siehe: „Die Schweizer Sonderorthographie“ - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=419
Anmerkung II:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Dienstag, 02. Aug. 2005 07:48, insgesamt 3mal bearbeitet |
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Peter Lüber
Registriert seit: 01.06.2004 Beiträge: 72
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: Donnerstag, 01. Jul. 2004 22:58 Titel: |
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Statt „MASZSTAB“ könnten die Architekten „Maßstab“ schreiben (in vergrößertem Maßstab).
Peter Lüber |
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Sigmar Salzburg
Registriert seit: 30.06.2004 Beiträge: 42
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: Freitag, 02. Jul. 2004 15:30 Titel: Deutsches Antiqua-ß eine Erfindung des 19. Jahrhunderts? |
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Eine kleine Korrektur zu meinem Beitrag v. 1.7.04: Gemeint war der Tomus Tertius von Praetorius „Syntagma Musicum “ (1619).
Dort findet man auch noch weitere Beispiele (Antiqua immer zweiteilig aus ineinandergeschobenem lang- und rund-s; Fraktur hier als Kursive dargestellt, ss immer 2mal lang-s):
Index II, S.249 (untereinander):
Groß Baßgeige
General Baß
Aus dem rechten Bass [Baſs] zusetzen
[Fraktur lang- und rund-s; selten]
Kann bißweilen mit einem Baß-Instrument …
S. 144
Wie der GeneralBaß
Bassus Continuus, oder Bassus pro Organo zu verstehn
…
Nun ist der GeneralBaß nicht umb etlicher nachlessigen oder verdrossenen Organisten willen / die ohne das vngern absetzen / sondern fürnemblich darumb erfunden worden; Daß ein Organist /ob er gleich…
Das Antiqua-ß unterscheidet sich nicht von den älteren italienischen Drucken (dort seltener und nicht endständig) und auch nicht von den deutschen ab 1800. |
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Wolfgang Scheuermann
Registriert seit: 30.06.2004 Beiträge: 6 Wohnort: Dilsberg
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: Montag, 05. Jul. 2004 13:43 Titel: Re: Deutsches Antiqua-ß eine Erfindung des 19. Jahrhunderts? |
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| Sigmar Salzburg hat folgendes geschrieben: |
Tomus Tertius von Praetorius „Syntagma Musicum “ (1619):
Groß Baßgeige
General Baß
...
Kann bißweilen mit einem Baß-Instrument …
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Ich bin Ihnen für diese Beispiele sehr dankbar, sehr geehrter Herr Salzburg, zeigen sie doch in aller Deutlichkeit, daß den Vermutungen von Herrn Lenz, das Eszett habe irgendwie eine inhärente Urbedeutung, nach der der vorstehende Vokal lang zu sprechen sei, die Grundlage fehlt.
(Somit fehlt die Basis für die Rechtschreibreform in diesem, ihrem quantitativ bedeutendsten, Punkt.)
Es ist, so finde ich, in der Tat hoffärtig, sich so über die Sprache erheben zu wollen.
(Interessant ist auch das "bißweilen" - völlig einheitlich wurde der Einsatz des Eszett wohl erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts - deshalb schrieb ich, daß es seit mindestens 100 Jahren mit dem Eszett in der deutschen Sprachgemeinschaft keine Probleme mehr gegeben habe.) |
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Peter Schwenzer
Registriert seit: 01.09.2003 Beiträge: 56 Wohnort: Madrid
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: Dienstag, 13. Jul. 2004 01:28 Titel: Re: Irrtum |
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[quote="Plenz"] | Manfred Riebe hat folgendes geschrieben: | | [...] schrieb nicht ich, sondern [...] |
BedauerliIch frage Sie deshalb noch einmal: welche Regel bestimmt, dass man "küssen" mit ss schreibt? Und warum sollte man für "Kuss" nicht die selbe Regel anwenden, sondern für "Kuß" eine weitere Zusatzregel einsetzen?
Küssen mit ss, weil das ß zwischen kurzem Vokal und einem weiteren Vokal ss wird - das lernt man in der 5. Klasse, würde ich sagen. Kuß mit ß, weil nichts mehr kommt.
Sie benutzen ein wirklich mühsames Argument.
Ich hatte noch nie Probleme mit der ß-Schreibung, NOCH NIE, und solch alberne Argumentationsweise führt nur dazu, daß man in deutschland auf keinen grúnen Zweig mehr kommt. |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Sonntag, 18. Jul. 2004 17:43 Titel: Fehlerträchtigkeit der ss-Regel ein Grund für ihre Abschaffu |
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Fehlerträchtigkeit der ss-Regel ein Grund für ihre Abschaffung
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Änderungen sind gut, aber nicht genug
Immer wieder wird das „ss“ gehandelt als mögliche sanfte Alternative zur „radikalen“ Umkehr:
Gegen die Beibehaltung der Regel „ss statt ß nach kurzem Vokal“ spricht auch und vor allem folgendes:
Würde man die übrigen Regeln bis auf die ss-Regel zurücknehmen, müßten die EDV-Korrekturprogramme neu gestaltet werden, was wiederum Arbeit und Kosten verursacht.
Kehrt man jedoch ohne Abstriche zur bewährten Rechtschreibung zurück, kann man auf bereits vorhandene Korrekturprogramme und archivierte Texte zurückgreifen.
Es entstehen so gut wie keine Kosten.
Nicht zuletzt ist es gerade die ss-Regel, welche die meisten Fehler verursacht und durch schlechtere Lesbarkeit das Fehlerkarussell antreibt (schlechte optische Unterscheidbarkeit von dass und das, „Schreib wie du sprichst“ funktioniert nicht). Es könnte bei vielen Leuten der Eindruck entstehen, die Reform habe sich durchgesetzt. Doch das ist schon oft genug gesagt worden.
Als Pädagogin bin ich mir sicher, daß auch die Lehrer entdecken würden, wie schwierig die ss-Schreibung ist (und sie nicht lieben werden), wenn nur genug Zeit ins Land gegangen ist. Dazu genügen offenbar sieben Jahre nicht.
Das Herzstück einer Reform zu übernehmen heißt, die Reform zu akzeptieren. Wenn auch nicht jedem einleuchtet, daß die ss-Regel ihre Tücken hat: Allein die Fehlerhaftigkeit müßte als Beweggrund für die Abschaffung genügen.
In diesem Fall ist Kompromißlosigkeit angebracht: ein bißchen „tot“ geht nicht.
Karin Pfeiffer-Stolz
Stolz Verlags GmbH
Schneidhausener Weg 52
52355 Düren
info@stolzverlag.de
www.stolzverlag.de
18.07.2004 07:59 Rechtschreibforum > Strategie
www.rechtschreibreform.de/php/einzelner_Datensatz.php?BeitragNr=24248
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Dienstag, 27. Jul. 2004 21:01, insgesamt 1mal bearbeitet |
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Peter Schwenzer
Registriert seit: 01.09.2003 Beiträge: 56 Wohnort: Madrid
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: Montag, 19. Jul. 2004 00:05 Titel: Die Kostenfrage ist ein Totschlagargument |
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In Deutschland gilt immer als Totschlagargument der Kostenfrage irgendwelcher Reformen, Denkmalrestaurationen, Wiederaufbauprojekte usw. Im Falle der Rechtschreibreform bedeutet eine Rückkehr zur traditionellen Rechtschreibung zwar auch Kosten, aber die haben ja wohl die verantwortungslosen Politiker und Wörterbuchverleger selber zu verantworten. Man sollte auch bei diesem Argument an die Vorzüge der Kulturerhaltung (und dazu gehört ja auch die Sprachpflege) denken. Im übrigen kann man im Falle der Rechtschreibung - wie das schon im Vorbeitrag gesagt wird - auf alte Medien wie Korrekturprogramme und Wörterbücher zurückgreifen, denn sicher haben die meisten leute immer noch die alten Duden aus der Zeit vor der Reform.
Das ist genauso wie beim Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses. Die Wiederherstellung des historischen Zentrums, das vor allem durch die kommunistische Diktatur unter Ulbricht zerstört wurde, aus reinem Haß gegen das Kaiserreich und gegen Preußen, ist sicher mehr wert als die vergleichsweise lächerlichen Kosten dafür, die zudem noch zu einem Großteil privat finanziert werden können.
Bei der von Verlagen und Politikern verzapften Rechtschreibreform können doch die Verleger selbst dafür die Kosten tragen, sie haben doch zusammen mit der Kommission tatkräftig zu dem Schlamassel beigetragen, das jetzt herrscht.
Kosten werden auch angeführt, wenn es um Demokratie geht. Wahlen sind teuer, also weniger Demokratie zur Kosteneinsparung, indem die Wahlperioden immer länger werden. Keine Volksentscheide, sie sind zu teuer und lohnen sich bei einem unmündigen Volk nicht, das kein Recht auf Mitbestimmung bei ernsten Fragen hat.
Sicher kosten Truppeneinsätze in Afghanistan mehr als die ganze Reform. Da sagt man aber nichts zu.
Zuletzt bearbeitet von Peter Schwenzer am Montag, 19. Jul. 2004 09:23, insgesamt 1mal bearbeitet |
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Klaus Eicheler
Registriert seit: 06.06.2004 Beiträge: 18 Wohnort: München
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: Montag, 19. Jul. 2004 01:34 Titel: Kosten? |
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Kosten, Kosten, Kosten ...
Immer wieder tauchen imaginäre Kosten als Argument gegen die Rücknahme der Reform auf, wie sie bei deren Einführung nie genannt wurden. Was ist dran an diesen Kosten?
Was kostet es den Staat?
Wenn eine Rücknahme der Reform einen sofortigen Austausch aller Schulbücher verlangen würde, ergäben sich hohe Kosten für die Neuanschaffung von Lehrmitteln. Aber das ist keine Voraussetzung der Rücknahme -- auch bis heute sind Schulbücher in bewährter Rechtschreibung, dank der Übergangsfrist, in Gebrauch. Warum auch nicht eine mindestens genauso sanfte Rückkehr?
Die Kosten, um Lehrer zu schulen, dürften sich in Anbetracht der wenigen Lehrer, die von der ersten Klasse an in Neuschreibung unterrichtet wurden, zu vernachlässigen sein. Da ich Gerhard Schröders Meinung, Lehrer seien „faule Säcke“, nicht teile, meine ich, daß die bewährte Rechtschreibung durchaus präsent ist (zumal die Lehrer sie privat anwenden).
Andere Behörden dürften ebenfalls keine Kosten haben -- die gemächliche Rückkehr trifft sich dann mit der gemächlichen Reformierung (auch heute sind z. B. Briefe des Nachlaßgerichts in München in bewährter Rechtschreibung verfaßt).
Was kostet es die Privatwirtschaft?
Zunächst: Das ist eigentlich nicht Sache dieser Diskussion. Wer glaubt, auf Basis der aktuellen Rechtslage Geschäfte machen zu können, soll dies tun. Wenn sich die Geschäfte nicht so entwickeln, wie erwartet -- dann „haben sich die Herren eben verkalkuliert“ (Zehetmair). Ich bin sicher, daß genügend mit neuen Lehrmitteln verdient wurde, und bitte: Warum nicht bei einer Rückkehr in gleicher Weise? Ich glaube auch nicht, daß ein Verlag die Druckvorlagen in vorauseilendem Gehorsam vernichtet hat. So sehr verkalkuliert sich kein Verlag. Auch beim Duden gibt es noch die 20. Auflage.
Ich halte das Gejammer um die Kosten für eine Form der gekränkten Eitelkeit jener Verleger, die einst zu den ersten Voranstürmern einer Reform gehören wollten, die sich nun als Schrott herausstellt. Natürlich ist es peinlich, von der Höhe des Avantgardisten in die Tiefe des Schildbürgers zu stürzen. Aber die gesamte Öffentlichkeit für die Milderung der eigenen Befindlichkeitsstörung heranzuziehen -- das geht zu weit. |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Dienstag, 27. Jul. 2004 20:57 Titel: Drei gleiche Buchstaben hintereinander sind kalter Kaffee |
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Drei gleiche Buchstaben hintereinander
Eine Besonderheit der deutschen Orthographie sind zusammengesetzte Wörter, an deren Fuge mehr als zwei gleiche Buchstaben aufeinanderstoßen.
Treffen durch Zusammensetzung drei gleiche Konsonanten aufeinander, so werden nur dann alle drei geschrieben, wenn auf sie ein weiterer Konsonant folgt: Balletttruppe, Betttruhe, Fetttropfen, Sauerstoffflasche.
Folgt jedoch ein Vokal, so fällt einer der drei Konsonanten aus: Brennessel, Rolladen, Schiffahrt, stillegen. Bei Worttrennung an dieser Stelle taucht der fallengelassene Konsonant wieder auf: Brenn-nessel, Roll-laden, Schiff-fahrt, still-legen.
Die Schreibweise mit Doppel-s im Auslaut hatte man längst abgeschafft. Schluß oder Schloß, und man schrieb und schreibt Schlußsatz oder Schloßstraße, so daß die Wortgrenze klar erkennbar war. Jetzt soll man Schlusssatz oder Schlossstraße schreiben.
Bei drei gleichen aufeinanderfolgenden Vokalen schrieb man in der klassischen Rechtschreibung in Substantiven mit Bindestrich: Kaffee-Ersatz. Nach der Reform von 1996 werden in Zusammensetzungen immer alle Buchstaben geschrieben, ganz gleich, ob es sich um Vokale oder um Konsonanten handelt oder ob der Dreiergruppe ein Vokal oder ein Konsonant folgt, also Kaffeeersatz. Es steht — wie schon vor der Reform — dem Schreiber aber frei, unübersichtliche Zusammensetzungen mit Bindestrich zu gliedern: Kaffee-Ersatz.
Darauf macht Ralph Babel aus Taunusstein aufmerksam.
http://faql.de/rechtschreibung.html#eszett
Warum soll man nun plötzlich wieder drei Vokale oder drei Konsonaten, z.B. drei „sss“, schreiben, wo ein Buchstabe auch genügt, z.B. das Eszett? Warum wird uns dieser längst abgeschaffte kalte Kaffee nun wieder mit der Reform teuer verkauft?
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Samstag, 26. Jan. 2008 20:12, insgesamt 2mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Montag, 09. Aug. 2004 19:10 Titel: Regeln für die s/ss/ß-Schreibung |
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Regeln für die s/ss/ß-Schreibung I
Liebe Rechtschreiber,
man kann's mit dem „ß“ auch anders machen:
Wenn das Problem „ß“ oder „ss“ ist, dann schreibt man immer „ß“, es sei denn, der /s/-Laut (= stimmloses /s/) steht zwischen zwei Selbstlauten und der vorausgehende Selbstlaut ist kurz.
Für „ss“ müssen also beide Bedingungen erfüllt sein: intervokalisch u n d nach kurzem Vokal! (Zusammengesetzte Wörter, z. B. „Meßeisen“, „Schlußandacht“, werden natürlich ihren Teilen entsprechend geschrieben.)
Die Verschriftung des stimmlosen /s/ in Wörtern wie „das“, „des Kind(e)s“, „Hindernis“, „Autos“, „hast“ und „Gans“, „las“, „blies“ folgen anderen Systemen; aber auch die zeigen, wie gut die bewährte Rechtschreibung durchdacht war. Das kann man von den Reformversuchen leider nicht sagen.
Zum „ß“ in der Schweiz, auf dessen Weglassung immer wieder hingewiesen wird: Deutschsprachige Bücher, die in der Schweiz für den Weltmarkt produziert wurden, benutzen sehr schön diesen 30. Buchstaben des deutschen Alphabets! Nur im regionalen Gebrauch geht's da ohne „ß“ (wie übrigens in manchem ausländischen Deutschunterricht auch). Der Nachteil ist hier natürlich, daß normalerweise die Verdoppelung eines Buchstabens, der für einen Mitlaut steht, immer Kürze des vorausgehenden Selbstlauts anzeigt und auch Auswirkung auf die Silbentrennung am Ende einer Zeile hat („Masse“ [zweideutig!], „Grü–sse“?, „Grüs-se?“ [was übrigens auch zeigt, daß die Silbierung gar nicht so eindeutig ist, wie es leichtsinnige Reformer annehmen: ich spreche z. B. „pla-zieren“ und nicht „plat-zieren“; und bei „Zucker“ trenne ich meiner Aussprache nach „Zuk-ker“ und nicht „Zu-cker“, genau wie ich auch bei „Nummer“ zwischen den beiden „m“ die Silbengrenze habe und nicht davor]).
Mit guten Wünschen aus den USA
Horst Ludwig
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Anmerkung:
Zu den Schweizern, denen die ss-Schreibung nicht gefällt, gehört der Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg. Muschg kommt seinen eigenen Worten zufolge „orthographisch betrachtet aus dem Busch“ - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=199
Anmerkung II:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.
23.01.2007: Nach Hinweis von Horst Ludwig inhaltliche Fehler korrigiert: Statt „lang“ mußte es „kurz“ heißen!
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Dienstag, 23. Jan. 2007 08:30, insgesamt 4mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Montag, 09. Aug. 2004 19:16 Titel: Regeln für die s/ss/ß-Schreibung II |
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Regeln für die s/ss/ß-Schreibung II
Liebe Rechtschreiber,
meine relativ einfache Erklärung zur „ß“- und „ss“-Schreibung greift schon: jedoch eben nur, wenn man weiß, daß das, „ß“ oder „ss“, das Problem ist! (Diphthonge gelten immer als lange Vokale. Die Einzellaute gehören nicht verschiedenen Silben an.)
Zur Verschriftung des stimmlosen /s/-Lautes überhaupt — und darauf spielen Sie an, wenn Sie nach weiteren Regeln suchen — gehört mehr Einsicht in das Verschriftungssystem: ich deutete darauf in meinem nächsten Absatz hin. Wir haben noch mehr stimmlose /s/ als die, die durch „ß“ oder „ss“ wiedergegeben werden. Und danach fragen Sie.
Diese weiteren stimmlosen /s/, meine ich, lassen sich in zwei Gruppen teilen.
Beispiele für die erste sind „mies“, „Los“, „los“, „Gans“, „las“, „blies“. Die Wortformen hier stehen mit anderen des gleichen Wortes zusammen, bei denen wir ein stimmhaftes /s/ (den Anfangslaut von „sagen“, phonetische Umschrift [z]) haben („mieser“, „Lose“, „lösen“, „Gänse“, „lesen“, „blasen“). Wir sprechen hier von „morphophonemischem Wechsel“, und das meint verschiedene Lautung desselben „gemeinten“ Lautes in wortgeschichtlich zusammengehörenden Wortformen (meist Auslautverhärtung [„weise“, „weis“], manchmal „Verners Gesetz“ [„Hannover“ mit f-Aussprache, „Hannoveraner“ mit w-Aussprache]! Mann, ich hoffe, mein früherer Deutschlehrer liest diesen Beitrag!) Steht der stimmlose /s/-Laut in morphophonemischem Wechsel mit dem stimmhaften, schreibt man ihn „s“. (Die Reformer wollen aus dem Grunde der „etymologischen Zusammengehörigkeit“ — ein an sich sinnvolles Prinzip — „behände“ statt „behende“ haben. Nur: wer benutzt dieses Wort denn überhaupt? Mir jedenfalls mußte es erklärt werden, und seitdem gebrauche ich es nur, wenn ich über diesen Sonderfall in der Verschriftung rede. Manche machen damit auch Witze; so kürzlich der Bremer Staatschef bei seiner diplomatischen Antwort auf die Frage nach seiner Haltung zur Rechtschreibreform.)
Beispiele für die zweite Gruppe sind „des Kind(e)s“, „Autos“, „Hindernis“, „hast“, „das“, „bis“, „aus“, bei denen der stimmlose /s/-Laut oder die Lautgruppe, zu der er gehört, für rein grammatischen Inhalt steht (gebundenes Morphem: Lautzeichen für Genitiv, Plural, Substantiv [zu „hindern“], „du“-Form, Neutrum und unterordnendes Bindewort [Relativpronomen!], Verhältniswort und unterordnendes Bindewort, Verhältniswort). Englisch „that“ zeigt, daß wir fürs gesprochene *das* eigentlich keine Unterscheidung zwischen „das“ und „daß“ brauchten; aber in der Sprachgeschichte sieht man oft, daß sich die Sprache Dubletten zur Unterscheidung nutzbar macht: z. B. engl. „skirt“ und „shirt“. Mich stört die Sonderschreibung der Konjunktion „daß“ nicht, zumal hier eben nicht Neutrum angezeigt wird; Nebensätze haben kein Geschlecht, und deshalb unterscheiden wir zwischen „daß“ und „das“. Diese Unterscheidung rückgängig zu machen, würde nur die Lesegewohnheiten stören. Zur richtigen Schreibung verlangt sie allerdings die Unterscheidung zwischen Neutrum-Ausrichtung und Satz-Ausrichtung.
Die Geschichte des Wortes spielt bei diesen drei Gruppen wohl keine Rolle: in allen drei finden wir Beispiele, wo das stimmlose /s/ auf germanisch /t/ zurückgeht, in der ersten Gruppe („ß“, „ss“) wohl ausschließlich, vgl. engl. „greet“, „shot“, in der zweiten Gruppe gemischt, engl. „lot“ (ich kenne aber kein weiteres Beispiel), und sonst „house“, „louse“, in der dritten Gruppe haben wir engl. „that“, „what“, „out“, aber auch „hast“.
Soweit mein Wochenendwort zur Verschriftung des stimmlosen /s/-Lautes im Deutschen. Natürlich braucht nicht jeder Schüler diese Prinzipien zu verstehen. Aber deren Lehrer sollten schon wissen, was hier eigentlich vorliegt, damit sie vor den Schülern nicht bloß mit den Schultern zucken. So schwer, daß sie wie manche Kultusminister vor dem alten Tor stehen und halt draußenbleiben müßten, ist das nun wieder auch nicht.
Mit schönen Grüßen
Ihr Horst Ludwig |
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Krino Hoogestraat
Registriert seit: 09.08.2004 Beiträge: 25 Wohnort: 26723 Emden (Ostfriesland)
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: Dienstag, 10. Aug. 2004 23:38 Titel: Neue ss-ß-Regel ist nicht einfacher! |
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Neue ss-ß-Regel ist nicht einfacher!
Auch RR-Gegner neigen bisweilen dazu, die reformierte ss-ß-Regel milde zu tolerieren, weil sie in sich stimmig sei.
Tatsache ist, wer nach Traditionsschreibung die betreffenden Wörter beherrscht, kann sie auch "neu" schreiben.
Regel: Bisheriges ß wird nach kurzem Vokal zu ss.
Einfach, oder? *)
Aber halt: Hatte man nicht die Reform erfunden, um denen zu helfen, die mit den "alten" Regeln eben nicht zurechtkamen? Was nützt mir eine scheinbar einfache Regel, wenn sie auf eine andere Regel zurückgreift, die ich nicht begreife? Die Regel soll ja dem helfen, der sich in der Rechtschreibung noch nicht auskennt.
Also müssen wir unsere Regeln formulieren, ohne daß die eine sich auf die andere bezieht. Es geht um die Frage:
Wie schreibe ich im Deutschen den stimmlosen s-Laut? Bekanntlich haben wir die Wahl zwischen s, ss und ß.
ALTE REGEL: Wie schreibe ich im Deutschen den stimmlosen s-Laut?
@ nach einem Konsonanten schreibe s. Gilt ohne Ausnahme. Beispiele: Hals, Durst, kannst.
@ In der Konstellation "Kurzvokal / s-Laut / Vokal" schreibe ss. Gilt ohne Ausnahme. Beispiele: Masse, Schüssel, fokussieren, kolossal.
@ In der Konstellation "Langvokal oder Diphthong / s-Laut / Vokal" schreibe ß. Gilt ohne Ausnahme. Beispiele: draußen, Grüße, fleißig, Straße.
@ In allen anderen Fällen schreibe s oder ß. Welches von beiden richtig ist, mußt du wissen oder lernen. Beispiele: Mus vs. Fuß; das vs. Faß; hast vs. haßt, Mist vs. vermißt.
NEUE REGEL: Wie schreibe ich im Deutschen den stimmlosen s-Laut?
@ nach einem Konsonanten schreibe s. Gilt ohne Ausnahme. Beispiele: Hals, Durst, kannst.
@ In der Konstellation "Kurzvokal / s-Laut / Vokal" schreibe ss. Gilt ohne Ausnahme. Beispiele: Masse, Schüssel, fokussieren, kolossal.
@ In der Konstellation "Langvokal oder Diphthong / s-Laut / Vokal" schreibe ß. Gilt ohne Ausnahme. Beispiele: draußen, Grüße, fleißig, Straße.
@ Nach einem Kurzvokal, falls kein weiterer Vokal folgt, schreibe s oder ss. Welches von beiden richtig ist, mußt du wissen oder lernen. Beispiele: das vs. Fass; hast vs. hasst, Mist vs. vermisst.
@ Nach einem Langvokal oder Diphthong, falls kein weiterer Vokal folgt, schreibe s oder ß. Welches von beiden richtig ist, mußt du wissen oder lernen. Beispiel: Mus vs. Fuß; Grieß vs. mies; Maus vs. Strauß, schießt vs. liest.
Die grünen Regeln gelten gleichermaßen in der Traditionsschreibung und in der Reformschreibung. Unterschiede zwischen alt und neu gibt es nur bei den roten Regeln.
Wer sagte da noch gleich, die neue Regel sei kürzer und vereinfache das Schreiben?
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Eine Erleichterung bringt die neue Regel in der Tat, aber nicht eine für das Schreiben, sondern für die richtige Aussprache - also nur für Leute, denen das Deutsche nicht Muttersprache ist. Nach der nach wie vor gültigen Regel, daß im Deutschen eine Konsonantenverdoppelung in der Schrift anzeigt, daß der vorhergehende Vokal kurz zu sprechen ist, weiß der Ausländer sogleich, wie er Wörter wie "muss, Hass, schoss" auszusprechen hat. In "alter" Schreibung könnte er vielleicht "muß" analog zu "Gruß", "Haß" analog zu "Fraß" und "er schoß" analog zu "der Schoß" sprechen.
Ob aber die Reformstrategen diese Aussprachehilfe wirklich im Sinn hatten? Nach dem Gesamteindruck, den das Regelwerk hinterläßt, haben seine Urheber so wenig Ahnung von Grammatik und von der delikaten Wechselwirkung zwischen Sprache und Schrift, daß ihnen dieser ausländerfreundliche Effekt wahrscheinlich eher unterlaufen ist, als daß er beabsichtigt gewesen wäre.
*) Selbst diese - ansonsten nutzlose - Einfachheit trifft natürlich nur für Leute zu, die in der "Hochsprache" zuhause sind und jederzeit wissen, ob ein bestimmter Vokal lang oder kurz ist, und daß ein Diphthong hier zu den Langvokalen zählt. Die meisten Leute - nicht nur Dialektsprecher - und insbesondere Schulkinder(!) - sind damit überfordert! _________________ Krino Hoogestraat • Graf-Enno-Straße 3 • 26723 Emden (Ostfriesland)
Zuletzt bearbeitet von Krino Hoogestraat am Dienstag, 17. Aug. 2004 22:21, insgesamt 5mal bearbeitet |
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