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H. Richter
Registriert seit: 28.06.2004 Beiträge: 7 Wohnort: Immenreuth
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: Sonntag, 08. Aug. 2004 17:54 Titel: Rechtschreibreform - Ende eines Spuks |
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Rechtschreibreform - Ende eines Spuks
Die Entscheidung mehrerer Großverlage, dem mutigen Beispiel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu folgen und zur bewährten Rechtschreibung zurückzukehren, war überfällig. Länger war der Unfug nicht zu ertragen. Jahrelang haben die Verlage ein teures und überflüssiges Abenteuer – mit verheerenden Folgen – unterstützt und nun endlich begriffen, daß man gegen die Vernunft, gegen Logik und Verstand auf Dauer nicht bestehen kann. Das Urteil über die gescheiterte Rechtschreibreform ist vernichtend: Man spricht von Murks, Sprachverhunzung, Verlust des Nuancenreichtums, Willkür, Inkonsequenz, Zerstörung der deutschen Sprache, fehlender gesellschaftlicher Akzeptanz, und der saarländische Ministerpräsident Peter Müller nennt das Reformwerk gar „eine Mißgeburt“. Und das zu Recht! Arrogante Reformer reformierten die deutsche Sprache bis zur Unlesbarkeit und Unverständlichkeit – gegen den Einspruch prominenter Sprachwissenschaftler, gegen den geballten Protest der bedeutendsten Schriftsteller, gegen den Willen der Elternverbände und der Mehrheit der Bevölkerung.
Das eine muß man ja den Reformern wirklich lassen: Sie waren fleißig und brachten es auf vier „Nachbesserungen“. Den Verlagen verschafften sie Gewinne, dem schreibenden Volk bescherten sie ein ständig wachsendes Chaos, das nun sogar unseren Kultusministern zuviel wird, nachdem ihnen die Ministerpräsidenten die Kompetenz für das Kulturgut Sprache absprechen wollen. Ja, so kann’s gehen, wenn Hotelfachfrauen und Fußballfunktionäre Kultusminister werden.
In viele Zeitungen findet man die Überschrift „Deutschland droht das Rechtschreib-Chaos“, wobei beschönigt wird, daß wir längst mitten in einem unerträglichen Chaos stecken: In Schulen und Ämtern schreibt man anders als in Zeitungen, Wörterbücher widersprechen sich, Verlage schreiben nach unterschiedlichen Hausorthographien, die meisten Schriftsteller lassen in der bewährten bisherigen Schreibweise drucken, Sprachwissenschaftler lehnen die Rechtschreibreform ab, Juristen und zunehmend auch Politiker (endlich!) verlangen die Rücknahme der Reform.
Mitleid mit Schülern und Lehrern können sich die Verlage sparen; sie haben ohne Not und gegen besseres Wissen den Reformmurks übernommen, statt vor der Zerstörung der deutschen Sprache zu warnen. Sie tragen eine Mitschuld, daß Schüler und Lehrer kostbare Zeit mit dem Blättern in immer neuen Wörterbüchern und dem Heraussuchen immer neuer irrer Schreibweisen und Varianten verplempern. Schulen und Behörden wurde grammatischer Unsinn und Widerspruch aufgezwungen, die Verlage aber ließen sich freiwillig dafür einspannen, statt dagegen zu rebellieren, z. B. wenn man schreiben soll: Clip, Strip, Trip, Chip, aber Tipp. Kann man denn – ohne Kopfweh zu bekommen - schreiben: wehtun – aber Leid tun; heute früh – aber heute Morgen; von vornherein – aber im Nachhinein; von neuem – aber aufs Neue; nicht im mindesten – aber nicht im Geringsten; einige – aber Einzelne; die anderen – aber die Übrigen; hocherfreut (zusammen) – aber hoch gelehrt (getrennt); zusammenfügen (zusammen) – aber aneinander fügen (getrennt)? Wer soll sich denn einen derart inkonsequenten Quatsch merken? Eine Zumutung für die Einsicht und das Gedächtnis! Kein Wunder, dass nun mehr Fehler gemacht werden als früher. Lehrer müssen sich dafür schämen, diesen Unsinn den Schülern vermitteln zu müssen.
Hoffentlich nimmt dieser Schildbürgerstreich nun ein baldiges Ende – ohne Kompromisse, d.h. komplette Rücknahme des Reformschrotts und zurück zur bewährten Rechtschreibung!
Hans-J. Richter, Birkenweg 5, 95505 Immenreuth |
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tt030
Registriert seit: 08.08.2004 Beiträge: 2 Wohnort: Berlin
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: Sonntag, 08. Aug. 2004 23:46 Titel: |
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Volle Zustimmung. Jetzt den "demokratischen Charakter" eines verordneten Prozesses zu beschwören, ist ja wohl das Letzte. Schön liest sich auch immer die Mär vom so erfolgreichen Aufnehmen in den Deutschunterricht. Was bleibt einem weisungsabhängigen Deutschlehrer denn übrig? Als anderer Fachlehrer kann man sich ja den zivilen Ungehorsam im Unterricht noch leisten, aber spätestens bei den Zeugnisbeurteilungen und Abiturvorschlägen gibt es dann die Direktorenweisung.
Wenn man nun vom vorhersehbaren finanziellen Schaden redet, sollte man den gierig abgeschöpften Profit aus der Umsetzung des reformellen Mach(t)werkes im Auge haben, den namentlich die Schulbuchverlage kassierten. Es wäre schön und öffentlichkeitswirksam, wenn man da eine vielleicht auch finanzielle Verstrickung in die KMK hinein nachweisen könnte. _________________ "Im übrigen bin ich der Meinung, daß die Rechtschreibdeform beseitigt werden sollte!" |
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