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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Dienstag, 23. Dez. 2003 17:17 Titel: ARD |
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ARD-Tagesschau-Umfrage
Die Umfrage der ARD-Tagesschau über die Rechtschreibreform zum 1. August 2003 läuft noch. Haben Sie schon abgestimmt?
Sie war als Jahrhundertreform gedacht, die neue Rechtschreibregelung, doch auch fünf Jahre nach der Einführung ist die Meinung nicht nur unter Lehrern und Spachforschern geteilt. Nach welcher Rechtschreibung richten Sie sich??
Ich benutze die alte Schreibweise. 697
42.7%
Ich schreibe nach den neuen Regeln. 369
22.6%
Ganz unterschiedlich. Mal benutze ich die neue, mal die alte Schreibweise. 563
34.5%
http://www.tagesschau.de/umfrage/detail/0,1206,OID2102052_POL1_AUS1_MEL1,00.html
„Daß“ oder „dass“? - Fünf Jahre Rechtschreibreform
Als Jahrhundertreform gedacht, stiftet die Rechtschreibreform auch fünf Jahre nach ihrer Einführung noch Unruhe. Während der größte Teil der deutschen Medienlandschaft sich an die neuen Regeln hält, wechseln viele Verlage selbst innerhalb ihrer eigenen Programme zwischen alter und neuer Rechtschreibung.
Eine Umfrage der zwischenstaatlichen Kommission für die deutsche Rechtschreibung ergab zwar, dass in neu erscheinenden Büchern die Rechtschreibreform zu 70 bis 80 Prozent beherzigt würde. Allerdings sei dabei zu differenzieren: Während in Schul- und Jugendbüchern die neuen Regeln ausnahmslos Einzug gehalten hätten, sei dies bei Sachbüchern zu 70 bis 80 Prozent und in der Belletristik zu mehr als 50 Prozent der Fall.
Grass und Enzensberger von der alten Schule
Bei Romanen stellten die Verlage den Autoren frei, ob sie sich an die Rechtschreibreform halten oder nach den alten Regeln schreiben wollten. Die Schriftsteller Günter Grass und Hans Magnus Enzensberger bevorzugen beispielsweise die alten Regeln.
Gemischte Gefühle bei Sprachforschern
Die Bilanz von Sprachexperten nach fünf Jahren Rechtschreibreform fällt unterschiedlich aus. So hat sich die Reform nach Meinung des Vorsitzenden der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS), Prof. Rudolf Hoberg, „insgesamt sehr positiv entwickelt“.
Auch der Geschäftsführer der zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung, Klaus Heller, zeigte sich zufrieden mit der Entwicklung. Auch außerhalb von Schulen und Behörden sowie Medien gebe es „eine klare Tendenz hin zur neuen Rechtschreibung“, sagte er dem „Mannheimer Morgen“. Es sei höchstens noch Feinarbeit zu leisten, etwa bei der Groß- und Klein- sowie Getrennt- und Zusammenschreibung, sagte Heller.
Kritiker: Mehr Fehler als zuvor
Die Forschungsgruppe Deutsche Sprache in Berlin monierte dagegen, die deutsche Sprache habe die Reform nicht unbeschädigt überstanden. Anders als gedacht gebe es inzwischen mehr Fehler als vorher. Auch nach der Meinung des Initiators des schleswig-holsteinischen Volksbegehrens zum Stopp der Rechtschreibreform, des Verlegers Matthias Dräger, ist eine Vereinfachung der Rechtschreibung nicht erreicht worden. Mit zahlreichen neuen Ausnahmebestimmungen und Sonderregeln sei sie vielmehr verkompliziert worden. „Ohne den Gebrauch des Wörterbuches“ könne heute niemand mehr „korrekt“ schreiben.
Vor fünf Jahren billigte das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe die umstrittene Reform, die danach zum 1. August 1998 in Kraft trat. Ab August 2005 soll die Rechtschreibung verbindlich sein.
Stand: 02.08.2003
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Auch die ARD desinformiert ihre Zuschauer und Leser wie folgt:
„Vor fünf Jahren billigte das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe die umstrittene Reform, die danach zum 1. August 1998 in Kraft trat. Ab August 2005 soll die Rechtschreibung verbindlich sein.“
Das ist die Unwahrheit. Vgl. unsere Pressemitteilung vom 28. August 2003
„Gleichgeschaltete Presse verharmlost Rechtschreibreform“: www.vrs-ev.de/pm280803.php
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Samstag, 07. Aug. 2004 12:56 Titel: ARD-Umfrage |
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ARD-Umfrage
Rechtschreibreform
Nach der FAZ im Juli 2000 kehren nun auch die Verlage Springer und Spiegel - und damit ein großer Teil der deutschen Presselandschaft - zur alten Rechtschreibung zurück. Wie beurteilen Sie diesen Schritt?
Stand: 7. August 2004, 13.55 Uhr
Antwort
Dies ist ein richtiger Schritt 4613 = 62.7%
Das halte ich für falsch 2579 = 35.0%
Dazu habe ich keine Meinung / Das ist mir egal 170 = 2.3%
Stimmen gesamt 7362
Das Ergebnis dieser Umfrage ist nicht repräsentativ.
www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID3500216_NAVSPM1_REF1,00.html |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Samstag, 07. Aug. 2004 13:39 Titel: ARD SABINE CHRISTIANSEN |
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ARD SABINE CHRISTIANSEN
Aufstand gegen Rechtschreibreform - Chaos total?
Sonntag - 08.08.2004 - 21:45 Uhr – LIVE
„Die Rechtschreibreform ist eine nationale Katastrophe,“ wettert Literaturpapst Reich-Ranicki. Und viele Deutsche stimmen ihm zu. Sind wir total reformunwillig! Oder Reform unwillig? Nun üben SPIEGEL und Springer-Verlag den Aufstand: Sie kehren zur alten Rechtschreibung zurück und appellieren an andere Verlagshäuser, dasselbe zu tun. Doch Gruner + Jahr zum Beispiel, Europas größter Zeitschriftenverlag, will nicht mitziehen. Chaos ohne Ende? Wie reagiert jetzt die Politik? Die neue Rechtschreibung ist verbindlich beschlossen - für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Was sollen Lehrer, Schüler und Eltern jetzt tun? Werden teure Schulbücher eingestampft? Schreibt bald jeder, wie er will? Macht die orthografische Rolle rückwärts die Verwirrung total? Über diese und andere Fragen spricht SABINE CHRISTIANSEN am Sonntag mit ihren Gästen.
Jürgen Rüttgers
Stellv. CDU-Vorsitzender
„Die Rechtschreibreform war ein Fehlgriff. Ein Schritt zurück wäre in diesem Fall ein Schritt nach vorn.“
Doris Ahnen
Vors. Kultusminister-Konferenz, SPD
Claus Strunz
Chefredakteur Bild am Sonntag
„Die Rechtschreibreform ist keine Reform, sondern ein Rückschritt!“
Wolf Schneider
Journalist und Buchautor
Fritz von Bernuth
Geschäftsführer Cornelsen Verlagsgruppe
Karl Blüml
Vorsitzender der Rechtschreibkommission
„Eine Umstellung in der Orthographie dauert immer etwas Zeit. Aber eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung wird es nicht geben.“
www.sabine-christiansen.de/aktuelle_sendung.jsp |
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Plenz
Registriert seit: 23.06.2004 Beiträge: 14
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: Samstag, 07. Aug. 2004 13:54 Titel: Immer schön zurück mit dem Rad der Geschichte |
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Weg mit der Rechtschreibreform, zurück zu den 4-stelligen Postleitzahlen, und die D-Mark muss auch wieder her!
Um das zu erreichen, muss dann auch schon mal ein wenig polemisiert werden. Silikonbusen, Ochs und Esel, und "Alt-68er" ist sowieso immer ein wirksames Mittel, wenn einem keine Argumente mehr einfallen.
Ich werde mich jedenfalls bis an mein Lebensende weigern, einen kurzen Vokal mit einem dahintergehängten ß zu vergewaltigen. Basta.
Gruß und Kuss!
P. Lenz |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Sonntag, 08. Aug. 2004 12:49 Titel: Tagesschau.de-Forum |
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Rechtschreibreform
Pro und Contra im tagesschau.de-Forum
Die angekündigte Rückkehr einiger Presseorgane zur alten Rechtschreibung lässt auch unsere Leser nicht kalt. Im Forum wird das Thema von allen Seiten beleuchtet. Lesen Sie hier einige Auszüge aus den Forumsbeiträgen. [mehr]
Diskutieren Sie in unserem Forum!
www.tagesschau.de/
http://forum.tagesschau.de/forumdisplay.php?f=85 |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Sonntag, 08. Aug. 2004 17:33 Titel: Hat der Süddeutsche Verlag nachgezogen? |
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Hat der Süddeutsche Verlag nachgezogen?
In Ihren Berichten heißt es : „Nach der Ankündigung der Axel-Springer AG und des Spiegel-Verlags, wieder zur alten Rechtschreibung zurückzukehren, haben auch einige andere Medien wie etwa der Süddeutsche Verlag nachgezogen.“
Der „Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege“ (VRS) – Initiative gegen die Rechtschreibreform - meint, daß es sich vorerst wohl nur um eine Absichtserklärung handelt; denn sechster Gesellschafter beim Süddeutschen Verlag ist mit 18,75 % die Südwestdeutsche Medien Holding, Stuttgart. Zur Südwestdeutschen Medien Holding gehören über verschiedene Beteiligungskonstruktionen u.a. die „Stuttgarter Zeitung“, „Stuttgarter Nachrichten“, „Südwest Presse“, „Rheinpfalz“, „Märkische Oderzeitung“. Das könnte die Gesellschafterin sein, die Sonderwünsche hat. Womöglich will man die ss-Schreibung beibehalten.
Jedenfalls hat die Süddeutsche Zeitung im Bereich „Kultur“ ein neues SZ-Online-Rechtschreib-Forum eröffnet mit dem Titel: „Fass? Oder doch wieder: Faß? Und warum das alles? - Hü, Hott und wieder Hottehü - wir stehen vor der Reform der Rechtschreibreform. Muss das sein?“
Eine Reform der Rechtschreibreform ist jedenfalls etwas anderes als eine Rücknahme der Reform. Man scheint, plötzlich die Leser fragen zu wollen, deren Meinung vorher egal war.
Es gab schon einmal ein SZ-Rechtschreib-Forum mit dem Titel: „Das geschieht Ihnen ganz Rechtschreibung!“ Das war erst am 29. Januar 2004 eingerichtet worden, fiel aber wegen zu regen Besuchs in Ungnade und wurde am 14. Mai geschlossen.
Die Online-Redaktion hat mit der Redaktion der Papierausgabe der SZ nichts zu tun. Ich hatte auf Grund der Schließung des SZ-Rechtschreib-Forums am 14. Mai den Eindruck, daß in der Online-Redaktion mehr Reformbefürworter sitzen.
Interessant ist, daß am 6. August an einem Nachmittag genauso viel Seiten im Rechtschreib-Forum entstanden wie vorher in den dreieinhalb Monaten, als noch Moderatoren die Beiträge freischalteten. Erfahrungsgemäß wurde zensiert und zwar kräftig.
Neu ist nun:
a) Die Beiträge müssen nicht mehr freigeschaltet werden, sondern stehen sofort drin. Die Redaktion hat es plötzlich eilig zu erfahren, was die Leser denken.
b) Die Ändern-Taste funktioniert nun. Doch noch einiger Zeit heißt es: „Dieser Beitrag kann nicht mehr geändert werden, da die Editierzeit abgelaufen ist.“
Manfred Riebe, OStR i.R., Vorstandsmitglied des VRS
Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege
http://forum.tagesschau.de/showthread.php?t=2338
http://forum.tagesschau.de/showthread.php?postid=38954#poststop
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Anmerkungen:
Ulrich Brosinsky kündigte an, einen Beitrag in das Tagesschau-Forum hineinstellen zu wollen. Ich sagte zu, diese ebenfalls zu tun. Mein Beitrag wurde vom Moderator freigeschaltet.
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Sonntag, 08. Aug. 2004 18:39, insgesamt 1mal bearbeitet |
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Günter Schmickler
Registriert seit: 11.05.2003 Beiträge: 310 Wohnort: 53842 Troisdorf
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: Sonntag, 08. Aug. 2004 17:57 Titel: Hans-Ulrich Jörges im "Presseclub" |
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Diskussion im "Presseclub" der ARD am 8. August 2004
Heute mittag ( 8. August 2004) wurde das Problem „Rücknahme der Rechtschreibreform“ auch im „Presseclub“ der ARD diskutiert. Wie ich von vornherein befürchtet hatte , wurde die Debatte von Herrn Hans-Ulrich Jörges, derzeit Vize-Chefredakteur beim „Stern“, dominiert.
Ich habe Herrn Jörges noch aus der „Frühzeit“ der Rechtschreibreform in „guter“ Erinnerung.
Damals fiel er mir in einer Fernsehdebatte auf durch seine Feststellung, es sei „reiner Irrsinn“, in der Wendung „recht haben“ das Wort „recht“ klein zu schreiben. Damit hatte er in meinen Augen seine vollständige Inkompetenz in Fragen der Rechtschreibung unter Beweis gestellt.
Heute waren die Argumente des Herrn Jörges noch flacher, wenngleich er sie mit großem Eifer vortrug. Der neue Angriff auf die Rechtschreibreform gehe vornehmlich von den „Alten“ aus, die zum Umlernen zu faul seien. Zu den „Alten“ zählen in den Augen des „Jünglings“ H. U. Jörges vor allem die bekanntesten deutschen Schriftsteller. Politiker, die für die Rücknahme der Reform eintreten, betreiben nach seiner Meinung nichts als „Wahlkampf“.
Von Argumenten, welche den Inhalt der „Reform“ betreffen, kaum eine Spur. Ein geistiges Armutszeugnis sondergleichen!
Als ich noch in meinem Beruf tätig war, wurde auf „Führungsseminaren“ gelegentlich das Problem aufgegriffen, ob es für den „Erfolg“ überhaupt darauf ankomme, für was man eintrete, oder vielmehr darauf, wie man es „verkaufe“. Mit anderen Worten: Der redegewandte Schwätzer ist möglicherweise im Vorteil vor dem nachdenklichen, aber weniger schlagfertigen Sachkenner.
Manche Fehlentwicklungen in Politik und Wirtschaft sind, so glaube ich, auf diesen verhängnisvollen „Zeitgeisttrend“ zurückzuführen. Was unsere Rechtschreibung angeht, so gebe ich die Hoffnung nicht auf, daß schließlich doch die Vernunft über die Geschwätzigkeit obsiegt.
Günter Schmickler, Troisdorf |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Sonntag, 08. Aug. 2004 23:48 Titel: Die Blamage der KMK-Präsidentin „Ahnungslos“ |
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Die Blamage der KMK-Präsidentin „Ahnungslos“
ARD SABINE CHRISTIANSEN
Aufstand gegen Rechtschreibreform – Chaos total
8. August 2004, 21. 45 Uhr
Die Blamage der KMK-Präsidentin Doris Ahnen als Frau „Ahnungslos“
Gäste: Jürgen Rüttgers, Stellv. CDU-Vorsitzender, Doris Ahnen, Präsidentin der Kultusministerkonferenz (SPD), Claus Strunz, Chefredakteur Bild am Sonntag, Wolf Schneider, Journalist und Buchautor, Fritz von Bernuth, Geschäftsführer Cornelsen Verlagsgruppe, Karl Blüml, Vorsitzender der Rechtschreibkommission.
Sabine Christiansen wirkte etwas voreingenommen. Sie sprach von „rückwärts reformieren“, obwohl es um die Rücknahme der Reform geht. Sie behauptete, daß tonnenweise Bücher eingestampft werden müßten. Auch fiel sie den Reformkritikern häufig ins Wort. Ganz übel war der im Film eingeblendete Hans-Ulrich Jörges, stellvertretender Chefredakteur des stern, der dem Springer-Konzern und Spiegel unterstellte, sie wollten dem Land die Schreibweise diktieren. Und das, obwohl die Presse sich am 1. August 1999 gleichgeschaltet hatte, ohne die Leser zu fragen.
Ich werfe nur einige Schlaglichter auf die Hauptübeltäterin Doris Ahnen.
Doris Ahnen lächelte bei den Beiträgen der Reformkritiker meist süffisant, erwies sich aber als die geballte Inkompetenz und Ignoranz auf dem Gebiet der Rechtschreibreform und gab sich trotzdem oder gerade deswegen rechthaberisch. Es gebe in der KMK keine Mehrheitsentscheidung, die KMK müsse einstimmig entscheiden. Sie sei gegen eine Volksabstimmung.
Ahnen behauptete, es gebe kein Chaos (Das ist die Vogel-Strauß-Politik. Sie macht die Augen vor dem Chaos einfach zu.). Dann kam Ahnen mit Killerphrasen: Die Schüler kämen zu kurz. Ob es denn so schwer sei, daß wir Älteren noch umlernen müßten.
Im Publikum hatte man den Schüler Nicolai Mäurer und die Grundschullehrerin Regina Todt plaziert, die ihr sekundieren sollten. Immerhin stellte Mäurer fest, daß es in den Zeitungen mehr Fehler gebe. Regina Todt fand die neue Rechtschreibung „etwas leichter“. Sie sei ein „bißchen berechenbarer“. Aber eine Rückumstellung sei ein Chaos für die armen Kinder. Chefredakteur Strunz merkte an, daß diese beiden Aussagen aus dem Publikum falsch seien. Die Briefe an die Chefredakteure ergäben ein anderes Bild.
Ahnen behauptete, es seien nur 2 Prozent der Wörter durch die Reform betroffen, davon beträfen 95 Prozent die ss-Schreibung. Ahnen hat keine Ahnung. Sie wird wegen ihrer Unwissenheit auf schulischem Gebiet von Lehrern als „Frau Ahnungslos“ bezeichnet. Theodor Ickler in "Regelungsgewalt" (S. 217):
„Die Reform führt dazu, daß von den 115.000 Einträgen des Rechtschreibdudens etwa 12.000, also rund 10 %, durch Rotdruck als geänderte Schreibungen gekennzeichnet sind. Nur weniges davon betrifft neue Worttrennungen. Von den 12.500 Einträgen der amtlichen Liste (die naturgemäß prozentual weniger Zusammensetzungen enthält) sind 1.038 (= rund 8%) durch Asterisken als geändert markiert; darin sind überhaupt keine Worttrennungen enthalten. Aus trivialen statistischen Gründen ist der Prozentsatz geänderter Wörter (Wortformen, Tokens) in einem laufenden Text wesentlich geringer. Schätzungen besagen, daß etwa 0,5 bis 1,5 Prozent sich ändern. Das weithin übliche Herausrechnen der neuen ss-Schreibung ist nicht zu rechtfertigen, da gerade diese Änderung als besonders segensreich gepriesen wird.“
Ahnen sprach von einer „jahrzehntelangen Debatte“. Wolf Schneider klärte dies Ahnen-Märchen auf, indem er fragte, wo jemals Lehrer, Journalisten oder Schriftsteller gefragt worden seien.
Ahnen sprach von Fachleuten, die das Regelwerk erarbeitet hätten. Es waren leider keine Fachleute, sonst wäre nicht solch ein Murks herausgekommen. Die Fachleute Munske und Eisenberg waren in der Minderzahl und wurden überstimmt. Sie traten 1997/98 aus der Kommission aus. Wissenschaftliche Studien hätten ergeben, daß die Rechtschreibreform leichter sei. Die Auszubildenden, die Bewerbungen schrieben, hätten es nun leichter.
Ahnen lenkte mit deklamatorischem Leerlauf vom Thema ab, um zum eigentlichen Thema nichts sagen zu müssen. Die Sprache verändere sich laufend. Das wirkliche Problem sei doch: Wie vermitteln wir Sprache? Was geschehe in Zukunft mit der Sprache? Die KMK habe die Einrichtung eines Rates für deutsche Rechtschreibung beschlossen. Wenn man zur „alten“ Rechtschreibung zurückkehre, dann müsse man zum Duden von 1991 zurück. Aber es seien ja inzwischen 5.000 neue Wörter hinzugekommen (Daß man die neuen Duden weiterverwenden kann, weil alle neuen Wörter rot gekennzeichnet sind, wußte sie nicht).
Ahnen behauptete, die Reform sei 1998 in den Schulen eingeführt (Auch das stimmt nicht; denn die Reform wurde lange vor dem eigentlich vorgesehenen Termin am 1. August 1998 bereits im Schuljahr 1996/97 eingeführt).
Wolf Schneider gegen Schluß zu Ahnen gewandt: Laut Forsa-Umfrage lehnten 75 Prozent der Deutschen die Reform ab. Die Rechtschreibreform sei kaputt. Auf Grund der publizistischen Macht von FAZ, Springer und Spiegel sei sie erledigt. Sie müsse froh sein, wenn sie nur mit einem und nicht mit zwei blauen Augen davonkäme.
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Siehe auch: Kommentar Theodor Icklers zum SPIEGEL-Interview mit Doris Ahnen - www.vrs-ev.de/forum/viewtopic.php?p=2829#2829
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Dienstag, 23. Nov. 2004 15:28, insgesamt 1mal bearbeitet |
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Elke Philburn
Registriert seit: 03.12.2002 Beiträge: 246 Wohnort: Manchester UK
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: Dienstag, 31. Aug. 2004 10:38 Titel: Diskussion zu Sabine Christiansen |
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Christoph Kukulies
Sa. 07.08.2004 17:39 Titel: Sabine Christiansen - Sendung zur Rechtschreibreform
Siehe www.sabine-christiansen.de
Man kann nur hoffen, daß die Gegner gut aufgestellt sind.
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Klaus Eicheler
So. 08.08.2004 22:38 Titel: Sabine Christiansen
Stichworte zur Diskussion -- geordnet in der von mir wahrgenommenen Relevanz der Beiträge:
Wolf Schneider brachte es auf den Punkt: Die Reform ist de facto gescheitert; das Chaos ist durch die Reform entstanden, nicht durch den SPIEGEL/Springer-Beschluß; es gehe nun darum, ob die Kultusministerkonferenz mit einem oder zwei blauen Augen aus der Sache herauskommt.
Claus Strunz (Bild am Sonntag) erklärte die Gründe für die Rückkehr bei Springer: Die neue Rechtschreibung funktioniere einfach nicht, man hat es lang genug versucht; die Bevölkerung ist dagegen -- jetzt mußte gehandelt werden.
Jürgen Rüttgers (CDU), pragmatisch, forderte zunächst eine Aufhebung des Beschlusses, die Reform 2005 an den Schulen verbindlich einzuführen -- bevor das Kind endgültig in den Brunnen fällt. Die Mechanik, daß nur ein einstimmiger Beschluß der KMK eine Änderung stoppen könne -- das Veto von Frau Ahnen sei ja sicher -- muß aufgehoben werden.
Doris Ahnen wollte alles für die Kinder tun, die nun doch schon so lange die neue Rechtschreibung lernen. Außerdem gäbe es wichtigere Probleme.
Fritz von Bernuth (Cornelsen) rechnete Kosten vor, außerdem: Beschlossen sei beschlossen.
Karl Blüml berichtete aus der Geschichte der Änderungsnotwendigkeit der Rechtschreibung und führte als Beispiel Dänemark an, wo die -- sogar von allen unterstützte -- Reform dreißig Jahre bis zur Akzeptanz brauchte.
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Klaus Eicheler
So. 08.08.2004 22:43 Titel: Gefühlssache
... noch ein rein emotionaler Eindruck zu Herrn Blüml, den ich zum ersten Mal live erlebt habe: Wäre er Arzt, würde ich mich nicht von ihm operieren lassen. Aber er darf offensichtlich an meiner Sprache herumdoktern.
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Elke Philburn
Mo. 09.08.2004 00:58 Titel: Sabine Christiansen
Herr Blüml wirkte in der Tat eher defensiv, als ob er beinahe um Verständnis dafür bitten wolle, daß eine Änderung doch nunmal anders nicht möglich gewesen sei.
Frau Ahnen stellte die Frage, wie man denn einem Kind die Schreibung 'plazieren' vermitteln solle, wenn man andererseits 'Platz' schreibt. Ist es nicht normal, daß ein Kind viele Dinge, die es im täglichen Leben sieht, nicht versteht? Außerdem bleiben Kinder nicht im Kindesalter. Ihr Sprachverständnis wächst ständig. Irgendwelche Anpassungsversuche der Rechtschreibung an ein kindgerechtes Niveau erscheinen absurd. |
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Plenz
Registriert seit: 23.06.2004 Beiträge: 14
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: Dienstag, 31. Aug. 2004 13:33 Titel: Re: Diskussion zu Sabine Christiansen |
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Zitat: | Karl Blüml berichtete aus der Geschichte der Änderungsnotwendigkeit der Rechtschreibung und führte als Beispiel Dänemark an, wo die -- sogar von allen unterstützte -- Reform dreißig Jahre bis zur Akzeptanz brauchte. |
Genau so ist es. Niemand darf verlangen, dass die Rechtschreibreform allgemein akzeptiert wird, noch bevor der Letzte aufgehört hat, im Kopf Euro in DM umzurechnen. Alles braucht seine Zeit. |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Donnerstag, 02. Sep. 2004 11:37 Titel: Beratung der Politiker |
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Beratung der Politiker durch kompetente Sprachwissenschaftler nötig
Die Diskussion bei Sabine Christiansen war für die Diskussion des Themas typisch: Es war nur ein einziger Sprachwissenschaftler zugegen, und keinesfalls ein neutraler, denn Blüml gehört ja zu den Urhebern der Reform. Sprachwissenschaftlich erhielt er keinerlei Widerspruch, obwohl das wirklich ziemlich leicht gewesen wäre, denn Kompetenz strahlte Herr Blüml nun wirklich nicht aus. So klug die Argumentationen der Herren Strunz, Schneider und Rüttgers waren - es fehlte in der Diskussion jemand, der Herrn Blüml auf dessen eigenem Feld in die Pfanne gehauen hätte. Man denke nur an die linkische Erklärung, wie man „Sitzecke“ trennt! Der torkelte doch schon vor dem ersten Schlag!
Es ist jetzt m.E. sehr wichtig, daß die Politiker, bei denen leider die Entscheidung für die Schulen liegt, von kompetenten und überzeugenden Sprachwissenschaftlern beraten werden. Sie sind selbst mit der Beurteilung der Qualität der Reform überfordert, was im Falle von Kultusministern zwar blamabel ist, aber denen muß man das Thema sowieso aus der Hand nehmen.
Jetzt müssen die Politiker Wulff, Müller, Rüttgers usw. mit fundierten Informationen über die sprachwissenschaftliche Liederlichkeit der Reform versehen werden. Dann erst wird der Akt der Zeitungsredaktionen, die Reformschreibung abzulehnen, seriös untermauert und das Argument des Populismus, des Putschs und der Anarchie ad absurdum geführt und die Richtigkeit deren Handelns von kompetenter Seite bestätigt. Das wird den in der Materie nicht sattelfesten Politikern sehr helfen, auch andere Politiker zu überzeugen und schließlich doch die gewünschte Mehrheit oder Einstimmigkeit für die nötigen Entscheidungen zu bekommen.
Wer wäre für diese inhaltliche Unterstützung der reformkritischen Politiker besser prädestiniert als die Forschungsgruppe Deutsche Sprache
Beitrag geschrieben von Georg Mauser am 09.08.2004 um 19:37 Uhr
www.fds-sprachforschung.de/index.php?show=gaestebuch&start=10.1 |
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