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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Freitag, 18. Jun. 2004 20:30 Titel: Zur Phonetik |
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Sprechen/Erfassen des Gesprochenen
Sprechen
Phonetik und Intonation (Satzmelodie)
Auch diese Punkte waren wohl bei der RSR nicht bedacht. Es scheint aus Sicht eines Didaktikers vordergründig einfacher zu sein, beim Erlernen der deutschen Schriftsprache sich mit weniger Varianz „herumschlagen“ zu müssen. Aber: Wie erklären die Lehrkräfte ihren Schülern, daß sie beim Lesen/Vorlesen den Bedeutungsunterschied einer Fügung bzw. eines Wortes durch Sprechpause bzw. keine Sprechpause klarmachen müssen (wohl verdient/wohlverdient, viel versprechend/vielversprechend ...), obwohl im (vorzulesenden) Text nur „wohl verdient“ bzw. „viel versprechend“ steht? Dürfte sehr, sehr spannend werden.
Des weiteren hat man wohl nicht bedacht, dass bspw. auch die „Komma-Liberalisierung“ Einfluss auf die Satzmelodie hat. Das heißt, der Entfall von Kommata an für einen Zuhörer für das Erfassen des Satzes wichtigen Stellen lässt eine für das Verständnis wichtige Zuordnung der Satzglieder nicht mehr zu. Wie vermittelt man aber dem Schüler, dass er an entsprechender Stelle durch die Kunst der Satzmelodie einen Text durch prononciertes Sprechen lebendig und verständlich macht? Ein dies bisher anzeigendes Komma weist darauf nun nicht mehr hin. Auch dies zu vermitteln dürfte sehr, sehr spannend werden. Aber möglicherweise muß sich darüber erst das Lehrpersonal der weiterführenden Schulen Gedanken machen, das wohl dann wiederum darüber klagen wird, daß die Schüler immer schlechter werden.
16.6.2004, Maria Glaser
www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?WedJun1609:25:38CEST2004 |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Freitag, 18. Jun. 2004 21:52 Titel: Getrenntschreibung und Betonung |
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Getrenntschreibung und Betonung
Die andere Sprachwelt der Reformer!
Unter dem Titel: „Für die Schüler wird es leichter“ erschien im Januar im Rheinischen Merkur ein Interview mit Prof. Augst, auf das hin ich folgenden Leserbrief an die Zeitung geschrieben habe, der in verkürzter Form zum Abdruck gekommen ist:
„Wer schreibend zwischen einem frisch gebackenen Brötchen und einem frischgebackenen Ehepaar nicht mehr unterscheiden kann und darf, der wird bald dahin kommen, sich über alle Zusammenschreibungen hinwegzusetzen“. Und: Daß die Rechtschreibreform-Kommission mit diesem „Gebot der Auseinanderschreibung einen sprachlichen Eingriff vollzogen hat, der sich achtlos über Sinn- wie über Betonungsunterschiede hinwegsetzt“, das stellen die Präsidenten der deutschen wissenschaftlichen und Kunstakademien in ihrem Offenen Brief an die Kultusminister der beteiligten Länder vom letzten November fest und dürfen annehmen, mit diesem anschaulichen Beispiel für alle plausibel gesprochen zu haben.
In einem Interview (Rhein. Merkur v. 29.1.04) mit dem langjährigen Vorsitzenden der Kommission, Prof. Augst, konnte man folgende Antwort auf die Frage lesen, ob „ die Reform den Lernenden nützt“: „Ja...Da gibt es viele Beispiele. Der ‚frisch gebackene’ Ehemann und das ‚frisch gebackene’ Brot. Der metaphorische Gebrauch eines Wortes muß sich doch nicht darin ausdrücken, daß ich es deshalb zusammenschreibe. In der gesprochenen Sprache hört sich das völlig gleich an.“ Der Autor wird in dem Interview als der „Vordenker der neuen Rechtschreibung“ vorgestellt. Aber man möchte fragen, ob er in einer anderen Sprachwelt lebt und ob er selbst die Auswirkungen seiner neuen Regeln noch nicht erfaßt hat.
Seine Beispiele lassen dies vermuten. Anders gesagt: sie sind irreführend. Sowohl das „frisch gebacken“ als auch das unselig abgetrennte „wohl“, von dem Augst in dem Interview fälschlich sagt, daß seit Luthers Zeiten „wohl getan“ „immer auseinander geschrieben worden“ sei, erwecken nämlich den Eindruck, als sei die Getrenntschreibung nun die große, das Lernen erleichternde Lösung vieler Rechtschreibprobleme.
Ein Blick in den Duden zeigt aber, daß die Anwendung der neuen Regel der Sprachwirklichkeit gar nicht gerecht werden kann. Denn diese zwingt offensichtlich zu einer Fülle von Ausnahmen, die das Sprachbild in vielen Wortgruppen nunmehr erheblich komplizieren.
Als Beispiel sei die Wortgruppe mit „wohl“ genannt:
Wohltun wird in der neuen Rechtschreibung zu wohl tun, aber wohltuend bleibt als eigenes Wort erhalten,
wohlüberlegt wird wohl überlegt, aber wohlverstanden bleibt,
wohlbestallt bleibt erhalten, wohl behütet ist nun getrennt,
und alles dies, wohlgemerkt(!), nach den neuen, das Lernen angeblich „erleichternden“ Regeln! Ob der Schreibtisch dabei wohlgeordnet oder wohl geordnet ist, muß man gar nicht fragen, denn es kann schreibend nicht mehr unterschieden werden (alles Duden, 22.Aufl., 2000, S.1080f).
Das Gleiche gilt auch für die nicht ganz unernste Frage: Was ist der Unterschied zwischen einem vielversprechenden Kanzler und einem viel versprechenden Kanzler? Zugespitzt könnte man antworten: Beides schließt einander aus! Aber: Die neue Rechtschreibung hindert einen daran, dies zu schreiben!
In (fast) all diesen Fällen wird der Unterschied auch in der Betonung deutlich. Und ein kleiner Test bestätigt einem, daß dies auch Schüler „im Gefühl“ haben, das man ihnen in Zukunft austreiben müßte, um ihnen statt eines relativ leichten ein praktisch unlernbares Vokabular anzubieten. Die Beispiele lassen sich durch viele andere Wortkomposita-Gruppen ergänzen.“
Nachtrag: Die KMK hat nun mitgeteilt (Beschluß vom 4. 6. 2004), daß „bei Verbindungen aus Einzelwort und adjektivisch gebrauchtem Partizip neben der Getrenntschreibung die Zusammenschreibung möglich (ist), wenn die Verbindung der beiden Wörter als Einheit aufgefaßt werden soll.“ Die Öffentlichkeit hat’s noch gar nicht kapiert, welche Bankrotterklärung dies bedeutet! Wohl dem, der sein Sprachgefühl bewahrt und seinen alten Duden nicht „entsorgt“ hat! Und welcher Lehrer wird jetzt noch die Regel lehren wollen und sie seinen Schülern zumuten! Darin allerdings liegt wirklich eine Zumutung!
16.6.2004, Dr. Odilo Gudorf
www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?WedJun1613:33:28CEST2004 |
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